Protest gegen die Männer-Fußball-WM

Antinationale Demo in Weilheim

Die Männer-Fußball-WM steht erneut vor der Tür. Während sich die erdrückende Mehrheit der Menschen in Deutschland auf dieses Groß-Event freut, regt sich in der oberbayerischen Provinz Widerstand gegen die zu erwartende Verschärfung sexistischer und rassistischer Zustände und die gesteigerte Beliebtheit, mit der sich Menschen während der WM verschiedenen nationalen Kollektiven zuordnen.

 

Am 11. Juni beginnt die Männerfußballweltmeisterschaft. In den folgenden Wochen wird der eigentlich unpolitische Mannschaftssport „Fußball“ in weiten Teilen der Welt allgegenwärtig. In der BRD werden auch 2010 wieder Millionen Menschen begeistert und völlig hemmungslos die Fahne der BRD schwenken. Doch inmitten dem und gegen den nationalistischen Sumpf der bürgerlichen Gesellschaft regt sich Widerstand: Für den 12.06 mobilisiert ein Bündnis diverser linksradikaler Zusammenhänge zu einer antinationalen Demonstration unter dem Motto „Deutschland? Platzverweis!-Gegen Fanmeile, Volksparty und Mackerscheiße“ in Weilheim (in Oberbayern). Ziel des „Deutschland? Platzverweis!“ Bündnisses ist es, mit der Demonstration eine Kritik an der Männerfußballweltmeisterschaft, den daran gekoppelten Nationalismus und der patriarchalen Kultur des modernen Mannschaftssports auf die Straße zu tragen. Neben dem Bündnisaufruf haben bis jetzt zwei Gruppen eigene Aufrufe zur Demonstration im Juni verfasst. Diese sind auf dem Mobilisierungsblog, www.platzverweis.tk , einsehbar. Im Folgenden wird der Bündnisaufruf dokumentiert:

 

Bald ist es wieder so weit: Der Alltag der kommenden Wochen wird durch ein eigentlich banales Sportereignis geprägt sein, und wie 2006 werden schwarz-rot-goldene Fanmeilen die harmloseste Zumutung der WM darstellen.
Wenn die Deutschen, wie auch andere Nationen, sich feiern, wird Rassismus zur Normalität. Eindrucksvoll zu sehen war das schon zur WM 2006, als Dönerbuden und Pizzerien auch vom „ganz normalen Fußball-Partyvolk“ gestürmt wurden. Wo der deutsche Mob grölend sein „Deutsch-Sein“ abfeiert und zur Aggressivität gegenüber Allem „volksfremdem“ neigt, ist eine strukturelle Nähe zu den Pogromen von Mölln, Solingen, Hoyerswerda usw. kaum von der Hand zu weisen. Die verbreitete These vom guten Patriotismus auf der einen und schlechtem Nationalismus auf der anderen Seite, ist bürgerliche Propaganda. Der positive Bezug auf die „eigene“ Nation ist immer ein Akt des Ausschlusses Anderer, ob er sich durch Hervorhebung vermeintlich ganz besonderer, eigener Kulturleistungen oder der Sprache legitimiert, oder durch eine rassistisch begründete Volkszugehörigkeit, die andere „Rassen“ als „volksfremd“ und Minderwertig ablehnt. Die moderne Stadionkultur ist zusätzlich durchdrungen von Sexismus. Eine Kultur, die Werte wie Ehre, Ruhm, Stärke und Männlichkeit affirmiert, muss zur Zielscheibe emanzipatorischer Kritik werden. Auch die diesjährige WM wird nicht ohne rassistische Ausschreitungen und einem unertragbaren Männerkult über die Bühne gehen. Dies sind nur einige der Probleme, die letztlich in der Mitte der Gesellschaft verankert sind und für die die WM nur einen Verstärker und eine Ausdrucksplattform darstellt.

 

Mit der „Deutschland? — Platzverweis!“ Kampagne wollen wir ein Zeichen setzen gegen die Zumutungen des bürgerlichen Alltags, insbesondere während der WM! Wir rufen auf zur: Antinationalen Demonstration
am 12.06.2010 in Weilheim
um 14.00 Uhr, Bahnhof

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joa, zeit dass mal fundierte kritik an der WM geübt wird. wer derartige nationale inszenierungen als unpolitisch ansieht und meint 'es ist doch nur fußball' scheint wenig verstanden zu haben. ich kann nur empfehlen hinzugehen, alleine schon wegen dem gegenaufruf! ;>