Eine Kleine Anfrage im Berliner Abgeordnetenhaus zur Militär und Rüstungsforschung zeigt, dass die Humboldt-Uni bis auf die Charité kaum mit den deutschen Militärs kooperiert. Die Ausnahme: Die Kultur-, Sozial- und Bildungswissenschaftliche Fakultät (KSBF) unter der Sowi-Professorin und Dekanin Julia von Blumenthal.
Kleine Anfrage von den Grünen
Die grüne Abgeordnete Anja Schillhaneck hat sich beim Berliner Senat für Wissenschaft und Forschung mittels einer Kleinen Anfrage darüber informiert, wie es mit der Kooperation von Militär und Hochschulen in Berlin bei der Rüstungs- und Militärforschung aussieht. Wer sich jetzt wundert, das eine olivgrüne Regierungspartei solche Anfragen stellt, sei beruhigt: Die Anfrage ist absolut neutral gehalten und könnte auch von der FDP genutzt werden, um weitere Potentiale der Drittmittelakquise auszuloten. Trotzdem ist der Inhalt interessant.
Zivilklausel nutzlos
Die erste Erkenntnis, für die bereits ein grober Blick ausreicht, ist leider: Zivilklauseln sind viel zu leicht zu unterlaufen. Zivilklauseln sind Absätze in den Uni-Verfassungen, in denen drin steht, dass sie keine Militärforschung machen dürfen. In Berlin hat die Technische Universität so etwas, bundesweit sind u.a. Tübingen, Bremen und Rostock mit im Club. Egal wohin man guckt: An allen diesen Unis gibt es Militärforschung. Auch an der TU, wie die lange Liste an Projekten in der Antwort des Senates zeigt.
Militär-Kooperation an der Charité
An der Humboldt-Uni findet sich auf der Liste der Militär-Kooperationen vor allem die Charité. Dürfte wenig überraschen, schließlich hat es Tradition an der Charité, jeden Dreck mitzumachen. Darüber hinaus hat es ein Krankenhaus natürlich besonders leicht, dem linksliberalen Bildungsbürger*innentum einzureden, dass das Entwickeln von neuen Heilungsmethoden ja gar nichts schlechtes sein könne. Was dabei untergeht, ist, dass das Interesse des Militärs na klar darin besteht, ihre teuer ausgebildeten und aufwendig trainierten Kämpfer*innen möglichst wieder schnell gefechtsverwendungsfähig zu machen und selbstverständlich eine primär militärische Angelegenheit ist.
Zusammenarbeit auch an der „emanzipatorischen“ ASH
Überraschend ist eher, dass auch die sich selbst als „emanzipatorisch“ verstehende Alice-Salomon-Hochschule (ASH) auf der Payroll der deutschen Militärs steht. Laut der Antwort des Senates besteht ein „unbefristeter Kooperationsvertrag zwischen der ASH Berlin und der Bundeswehr“. Zum finanziellen Volumen finden sich keine Angaben, allerdings den Hinweis, dass
es sich um den „Studiengang Gesundheits- und Pflegemanagement „ und um „ Module für Studenten - akademische Qualifikation für Soldat_innen“ handele.
Auch auf der Gehaltsliste: Die KSBF
Die zweite Überraschung ist, dass bis auf die Charité der Rest der Humboldt-Uni angeblich kaum mit dem Militärs kooperiert. Angesichts der vielen technischen Institute in Adlerhof überrascht das. Überraschend ist auch wer statt dessen die laut dem Dokument einzige Kooperation mit dem deutschen Militärs hat: Es ist die Kultur-, Sozial- und Bildungswissenschaftliche Fakultät unter der Sowi-Professorin Julia von Blumenthal als Dekanin. Auf Seite 13 des Dokuments findet sich der Hinweis auf eine „Kooperationsvereinbarung mit dem Bundesministerium für Verteidigung“ und der Fakultät. Was Inhalt der Kooperation ist, geht leider nicht aus dem Schreiben hervor. Allerdings findet sich der Hinweis, dass das Kriegsministerium dafür 23.889 Euro überweist.
Ausbeutung weltweit absichern
Die Humboldt-Uni schreibt in ihrer Verfassung, das die HU „mit ihrer Forschung und Lehre zum Erhalt und zur Verbesserung der menschlichen Lebens- und Umweltbedingungen bei“ (tragen solle). „In diesem Sinne setzt sie sich im Bewusstsein ihrer Verantwortung gegenüber der Gesellschaft und der Umwelt mit den Voraussetzungen und möglichen Folgen einer Nutzung ihrer Forschungsergebnisse; insbesondere für die Erhaltung des Friedens, der natürlichen Lebensgrundlagen und für eine diskriminierungsfreie, nachhaltige Entwicklung aller Menschen auseinander.“ Wie das in Kooperation mit einem Militär, bei dem das Töten anderer Menschen zum Berufsbild gehört, und das demnächst in höchstem politischem Auftrage wieder weltweit kapitalistische Ausbeutung gewaltsam absichern soll, funktionieren kann, dürfte Dekanin Blumenthals düsteres Geheimnis bleiben.
Adbusting-Aktion am Bundeswehr-Laden:
http://maqui.blogsport.eu/2016/08/23/b-adbusting-am-bundeswehrladen/
Herrschaftskritische Argumente gegen das Militär:
http://maqui.blogsport.eu/2015/11/03/herrschaftskritisch-gegen-staat-und-militaer/
Die Kleine Anfrage von Anja Schillhaneck (Grüne) im Original:
http://www.anja-schillhaneck.de/wp-content/uploads/2017/02/s18-10310.pdf
Dazu lesenswert
https://linksunten.indymedia.org/de/node/102873
Da fehlen aber einige Namen
Also da fehlen wohl einige Forschungsprojekte,z.B. an der FU in der Psychotherapieforschung bei der Professorin Knaevelsrud. Diese forscht ebenfalls mit dem Militär und Militärgeldern. Hier sollen Soldaten wieder schnell fit für den Auslandseinsatz gemacht werden.