Wien: Vergangenheit und Gegenwart der Opernballdemo in Wien

Eat the Rich

Am 23. Februar findet der Wiener Opernball mit Gegendemo statt. Dazu erschien kürzlich ein sehr lesenswerter Artikel, gefunden in der Februar-Ausgabe der "REVOLTE" in Wien. Alle Ausgaben der REVOLTE finden sich im Internet: revolte.blackblogs.org

 

Vergangenheit und Gegenwart der Opernballdemo in Wien

 

Lange ist es her seitdem zum letzten Mal eine Demonstration gegen den Wiener Opernball stattgefunden hat. Zum letzten Mal im Jahr 2004, abgesehen von nicht wirklich erwähnenswerten Kundgebungen mit zum Teil weniger als 10 Personen in den Jahren zwischen 2004 und 2017. Für 2017 hat die Kommunistische Jugend Österreich (KJÖ) wieder eine Demonstration angekündigt, um zu parteipolitischen Zwecken eine Leiche zu reanimieren.

 

Die erste Opernballdemo fand 1987 statt. Zu dieser Zeit gab es im bayerischen Wackersdorf große Demonstrationen gegen die geplante Wiederaufbereitungsanlage für atomare Brennstoffe, auf denen es immer wieder zu Auseinandersetzungen mit den Bullen kam. 1987 besuchte der damalige bayerische Ministerpräsidenten Franz Josef Strauß den Wiener Opernball. Aus diesem Grund wurde die erste Opernballdemo von der Grünen Alternative organisiert. Am besagten 26. Februar 1987 kam es gegen 22 Uhr zur Eskalation. Es flogen Flaschen, Eier und anderes Gerät auf die Bullen. Teile der Grünen distanzierten sich sofort von der Gewalt. Damit war vorerst Schluss mit der parteipolitischen Einflussnahme.

 

In den folgenden Jahren wurde die Demo gegen den Opernball ein Fixpunkt für die autonome Bewegung, um die Auseinandersetzung mit Staat und Kapital auf die Straße zu tragen, denn schließlich war der Opernball ein Prestigeobjekt der besitzenden Klasse in Österreich. Hier traf sich alles vom Medienmogul über den Politiker bis zu den wichtigsten Unternehmern des Landes, inklusive hochrangiger ausländischer Besuch aus Adel und Geld.

 

Ab 1987 kam es jährlich zu gewalttätigen Auseinandersetzungen. 1988 wurde die Demo von den Behörden untersagt. Bereits am Vormittag sperrten einige Leute die Ringstraße mit einer Eisenkette ab, blockierten den Verkehr und machten auf die Demo aufmerksam. Am Abend eskalierte dann die Situation, nachdem ein Bullenauto in die Menschenmenge raste. In den Jahren 1989 und 1990 fanden die Demos unter dem Motto 'Eat the rich' statt und standen im Zeichen der Häuserkämpfe speziell im Zusammenhang mit der Besetzung in der Aegidigasse, die im Sommer 1988 geräumt worden war. Im Zuge der Auseinandersetzungen im Jahr 1989 schoben einige DemonstrantInnen den Mercedes eines Ballgastes gegen die Absperrungen. 1990 gab es stundenlange Scharmützel mit den Cops rund um die Operngasse, nachdem kurz zuvor einige Faschisten versucht hatten die Demo mit Leuchtmunition, Messern und Schlagstöcken anzugreifen. Auf der Wienzeile wurden währenddessen die Schaufenster einer Billafiliale eingeschlagen und anschließend das Geschäft geplündert. Im Jahr 1991 fand der Opernball gar nicht erst statt – er wurde wegen des Golfkriegs abgesagt. Die Demo gab es trotzdem und richtete sich gegen den Krieg. Sie wurde in ihrer Gesamtheit gekesselt, sonst gab es keine weiteren Zwischenfälle. Während dieser ersten Jahre wurden immer wieder jede Menge Leute auf den Opernballdemos verhaftet und mitunter bis zu einigen Monaten Untersuchungshaft verknackt. In den 1990ern ebbte die Beteiligung an den Demos langsam ab und Konfrontationen mit der Polizei es auch keine größeren mehr.

 

Im Jahr 2000 kam es zu einer Wiederbelebung der Opernballdemo. Drei Wochen vorher war die blau-schwarze Regierung angelobt worden. Rund 15.000 Menschen gingen auf die Straße. Es kam zu kleineren Scharmützeln. 2001 wurden mehrere Banken, Polizeiautos und Geschäfte entglast, Barrikaden gebaut, die teilweise angezündet wurden und Krähenfüße gegen die Cops eingesetzt. In den frühen Morgenstunden nach der Demo überfielen die Bullen das Ernst-Kirchweger-Haus (EKH) in Favoriten, wobei sie unter anderem einen Teil des Inventars der Tatblatt Redaktion zerstörten. In den darauf folgenden Jahren wurden die Demos von antiimperialistischen Gruppen organisiert und richteten sich vor allem gegen den erneuten Krieg im Irak. Die Demos in den Jahren 2002, 2003 und 2004 waren zwar deutlich ruhiger, dennoch kam es zu den üblichen kleineren Auseinandersetzungen, minimale Brandstiftungen und eingeschlagenen Scheiben.

 

Anhand dieser Chronik sehen wir, dass die Opernballdemo keinen einheitlichen Charakter hatte. Dennoch war sie aber immer auch ein Kristallisationspunkt für den Angriff und eine Möglichkeit, die Konfrontation mit der Staatsgewalt zu erproben. Die Opernballdemo in ihrem Ursprung, als autonomes Projekt der Straße, hat zum heutigen Zeitpunkt ihre reale Basis verloren. Dass eine KJÖ versucht, sich die Opernballdemo unter den Nagel zu reißen, scheint in diesem Kontext zwar absurd, aber nicht unbedingt unlogisch. Denn auch in der Vergangenheit wurde die Opernballdemo in unterschiedliche Richtungen instrumentalisiert.

 

Trotz allem denken wir, dass es bei jeder Gelegenheit gut ist die Konfrontation mit den Bullen zu suchen. Ob das die Opernballdemo 2017 garantieren kann, ist mehr als fraglich. Genau so fraglich, ob es zur Zeit das Potenzial gibt, wieder jene Dynamiken zu entfesseln, die die Opernballdemo in den letzten drei Jahrzehnten punktuell immer wieder angenommen hat. Über Sinn und Unsinn solcher 'Events', die einmal im Jahr stattfinden, lässt sich streiten. Grundsätzlich halten wir es für viel wichtiger an einer Kontinuität zu arbeiten, anstatt alte Leichen auszugraben. Denn die soziale Revolte kann nicht an fixe Events 1-2 mal im Jahr gebunden werden, sondern steht jeden einzelnen Tag auf dem Spiel.

 

Doch wir wollen hier weder Voraussagen treffen, noch irgendwelche großartigen Vorschläge, denn die Geschichte der Opernballdemo zeigt uns ohnehin, was zu tun ist. Es liegt an uns selbst die Initiative zu ergreifen und den Sprung in die Konfrontation zu wagen. Egal ob am 23. Februar oder an jedem anderen Tag im Jahr!

 

In diesem Sinne: Auf dass es wieder so schön eskaliert wie früher, ohne Parteien und andere Autoritäten gegen den Wiener Opernball!

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Ich bin jetzt kein Kommunist, aber ich gehe GANZ SICHER zur Opernballdemo.

 

Mir fallen hier jetzt einfach 1000te Gründe ein - warum es eine breite Bewegung braucht.

Vielleicht ist dir entgangen, dass der Opernball inzwischen eine militärisch geschützte Veranstaltung ist.

 

Zu bezüglich "Konfrontation" ist rein die Abhaltung einer Opernballdemo eine "Provokation" für die Herrschenden.

Stürmt das Buffet!

Was wurde eigentlich aus der Opernballdemo?


Vor 20 Jahren wurden Verteilungskämpfe in Wien noch auf der Straße sichtbar: Unter dem Motto „Eat the rich“ fanden alljährlich Demos gegen den Opernball statt. In den letzten Monaten wird so heftig über Verteilungsfragen diskutiert wie schon lange nicht, aber eine Anti-Opernball-Demo gab es nicht. Was ist aus der Wiener Tradition geworden?

Die erste Opernballdemo fand 1987 statt und wurde von der damaligen „Grünen Alternativen Partei“ angemeldet. Der Besuch des bayrischen Ministerpräsidenten Franz-Josef Strauß war der Auslöser für den Unmut, hatte er doch die brutale Repression beim Widerstand gegen die atomare Wiederaufbereitungsanlage in Wackersdorf zu verantworten. Neben unzähligen Verletzten und Verhafteten erstickten 1986 zwei Menschen am Tränengas der bayrischen Polizisten. Schon die erste Opernballdemo endete mit Tumulten, von einer nahe gelegenen Baustelle flogen Sand und Baumaterialien auf die abkommandierten Gendarmen und Polizisten.

Der Mythos der Opernballdemo entstand jedoch erst nach der heftigen Eskalation bei der Demonstration am 2.2.1989. Ein halbes Jahr nach der Räumung des besetzten Wohn- und Kulturprojekts in der Wiener Aegidigasse war die Wut und das Bedürfnis zurückzuschlagen bei den BesetzerInnen groß. So entstanden Demolosungen wie „Oper räumen“, „Bringt Bagger mit!“ die sich direkt auf den Kampf um die Häuser im 6. Bezirk bezogen. Damals rissen Polizisten mit einem Bagger ein riesiges Loch in die Außenmauer, stürmten ins Haus und verprügelten alle BesetzerInnen.

Als im Jänner 1989, drei Wochen vor dem Ball, in der Südstadt ein Bagger gestohlen wurde, spekulierten Medien und Polizei tatsächlich mit Tätern aus dem Hausbesetzermilieu. Die Vorstellung von mit einem Bagger bewaffneten AnarchistInnen wurde ernst genommen, gab es doch damals mehrere Sprengstoffanschläge auf die am Abriss der Aegidigasse beteiligte Baufirma. Zudem war die ganze Stadt mit aggressiven, klassenkämpferischen Parolen gepflastert. Nicht nur das legendäre „Eat the Rich“-Plakat mobilisierte zur Oper: U-Bahn-Stationen (Burggasse, Stadtpark, u.a.) wurden mit 20m langen Slogans wie „Schluss mit dem faulen Frieden – Klassenkrieg!“ geschmückt, in den Wiener Banlieus (Rennweg, Donaustadt, Großfeldsiedlung, u.a.) wurden ebenfalls Demotermine und Parolen gesprüht.

Am Abend der Demo wurden in der halben Stadt mehrere Hydranten geöffnet, um für Verwirrung zu sorgen. Als der Demo-Masse bei einer Absperrung bei der Operngasse der Weg abgeschnitten wurde, entstanden dann jene TV-Aufnahmen, die zum Gründungsmythos der Opernballdemo wurden: zerschlagene Gehwegplatten und Blumenkisten, ausgerissene Verkehrsschilder, Feuerwerk und am Ende gar ein enteigneter Mercedes eines Ballgastes wurden gegen die Beamten eingesetzt, die sich mit Wasser aus Feuerwehrschläuchen und Knüppelschlägen heftig wehrten. Bei diesen Aktionen standen die meisten organisierten Linken eher daneben. Es waren Jugendliche aus den Hochhausblocks der Vorstadt, die die Gunst der Stunde nutzten, um ihren angestauten Klassenhass zu artikulieren.

Das Spektakel war ein voller Erfolg. Zwar wurde als Rache ein Jahr später die gesamte Demonstration sofort von prügelnden Polizisten attackiert, aber Politik und Polizei kennen seither den Preis einer Räumung. Davon profitierte das Ernst-Kirchweger-Haus sowohl bei der Besetzung 1990 als auch beim Eigentümerwechsel 2005. Im Jahr 1991 wurde der Opernball überhaupt abgesagt.

Nach einer Funkstille in den Neunzigern kam es im Jahr 2000 zu einer gelungenen Wiederbelebung der Opernballdemonstration: 20.000 Menschen gingen drei Wochen nach Angelobung der blau-schwarzen Regierung auf die Strasse. Es kam zu kleineren Scharmützeln.

2001, am Ende der Bewegung gegen Blau-Schwarz entlud sich noch einmal die Enttäuschung darüber, mit monatelangen friedlichen Donnerstagsdemos nichts erreicht zu haben. Mehrere Banken, Polizeiautos und Geschäfte (Schwarzenbergplatz, Getreidemarkt, Mariahilferstrasse,…) wurden entglast, mit teilweise brennende Barrikaden und dem Einsatz von Krähenfüssen wurde die prügelnde Polizei etwas gebremst.

In den Jahren darauf übernahmen Gruppen aus dem antiimperialistischen Milieu die Organisation der Demos, um sie zu Aufmärschen gegen den Irak-Krieg umzufunktionieren, die daraufhin friedlich blieben und immer schlechter besucht wurden. Der Niedergang der Demo ging mit der Vereinnahmung des Balls durch Baumeister Lugners Werbeaktionen für sein Shopping-Center einher. Um der Bedeutung dieser Tanzveranstaltung willen versprechen Boulevardzeitungen zwar jedes Jahr aufs Neue schlimme Ausschreitungen, sicherlich vermissen aber viele Ballgäste in Wahrheit die Demo, ist es doch ein besonders dekadentes Erlebnis, sich bei Champagner und Musik zu amüsieren, während rund um die Oper die uniformierten gegen die aufsässigen Prolos kämpfen.

Bezeichnenderweise war die klare Symbolik Arm versus Reich und der militante Mythos zu abschreckend für die Teilnahme von Parteien und reformistischen Gruppen. Vereinnahmungsversuche oder etwa ein paralleler Attac-Kongress in einem ÖGB-Heim weit weg vom Zentrum unter dem Motto „Ein anderer Opernball ist möglich“ blieben bislang aus. Damit bleibt die Demo eine unbeschriebene Projektionsfläche und eine Variante, die jederzeit wieder belebt werden kann, sobald sich genügend Menschen finden, die beim Run aufs Buffet der Reichen eine kleine Schlägerei mit deren Schergen willentlich in Kauf nehmen.

 

http://www.malmoe.org/artikel/widersprechen/1655

Was vergessen wurde: zu den Demos 88-90 wurde auch massivst von seiten der IGARA (Initiative gegen Ausländerfeindlichkeit, Rassismus und Antisemitismus) mobilisiert. Auch die MLPÖ rief zum Protest auf und unterstützte in Gegensatz zu der KPÖ, den Grünen und einigen Trotzkisten gerade die militanten Aktionen.

BUNDESHEER verlegt SPEZIALEINHEITEN nach WIEN

 

ned alle soldaten sind mörder

 

anlässlich der OPERnBALL DEMO werden SPEZIALEINHEITEN des BUNDESHEERs nach WIEN verlegt

 

ich krieg da kracha

 

https://www.youtube.com/watch?v=Yv5U0A10hrI

noch fehlen die gefangenen.

 

noch nie waren wir so viele.

noch nie waren wir so stark.

 

KOMMT ALLE ZUR OPERnBALL DEMO 2017

https://www.youtube.com/watch?v=u_p6wwh2HHM

 

WIR WERDEN DEN OPERnBALL STÜRMEN

 

forza WORLD-REVOLUTION

 

OPERnBALL DEMO 2018 - 8 Februar - 17 Uhr - WIEN REUMANNPLATZ

 

https://www.youtube.com/watch?v=foF5j4jMTI8

FÜR ALLE

 

https://www.youtube.com/watch?v=Es3Vsfzdr14

 

keine GNADE und kein MITLEID

 

https://www.youtube.com/watch?v=0QNtCb1j_Ao