Do. 6.Mai, Lausanne: Anti-Repressions-Kundgebung

Rassemblement anti-répression du 6 mai à Lausanne

Kleiner Bericht von der Anti-Repressions-Kundgebung vom 6.Mai in Lausanne.

Gestern fand in Lausanne eine Kundgebung statt gegen die Morde und die steigende Repression des "demokratischsten Landes der Welt". Fassen wir den Kontext kurz zusammen...

 

Am 11.März 2010 zündete der Gefangene Skander Vogt im Knast von Bochuz (VD) seine Matratze an als Protest gegen die Haftbedingungen, die Bullen liessen ihn in seiner Zelle verrecken (siehe https://ch.indymedia.org/fr/2010/05/75476.shtml); am 17.März 2010 wurde der Nigerianer Alex Uzuwulu in Zürich von den Bullen ermordet wegen seinem Widerstand gegen eine Zwangsausschaffung (siehe https://ch.indymedia.org/de/2010/04/74759.shtml); am 11.April 2010 wurde der junge Umüt auf grausame Weise von den Waadtländer Bullen ermordet: auf der zwischen Lausanne und Genf abgeriegelten Autobahn schossen die Bullen auf ihn als Antwort auf einen Diebstahl eines Luxusautos, der "Dieb" (denn wir wissen wo sie sind, die wahren Diebe!) wurde schlichtweg exekutiert, niemand im geklauten Auto war bewaffnet (siehe https://ch.indymedia.org/fr/2010/05/75440.shtml). Zudem wurden unsere anarchistischen Genossen Silvia, Costa und Billy verhaftet (siehe https://ch.indymedia.org/de/2010/04/75358.shtml) und die revolutionären 1.Mai-Umzüge waren mehr oder weniger überall in der Schweiz mit gewaltiger Repression konfrontiert. Gründe um wütend zu sein gibt es also freilich genug!

 

Um Flexibilität zu zeigen, wurden zwei Zeiten angekündigt, 18 Uhr und 19 Uhr, doch schliesslich waren schon ziemlich viele Leute um 17.45 Uhr da. Der Place St-François war schliesslich gut gefüllt, die genaue Anzahl ist schwierig einzuschätzen, dürfte sich jedoch irgendwo zwischen 100 und 2'000'000 Menschen bewegen. Scheinbar wollten die Bullen auf Nummer sicher gehen: sie begannen schon am Nachmittag, die ganze Innenstadt zu blockieren, womit sie eine furchtbare Blockadeeffizienz bewiesen, eine Effizienz, die wir selbst wohl nie erreicht hätten! Am Anfang war alles ziemlich ruhig, eine nette Menschenmenge, die Punk und Hip-Hop hörte und diverse alkoholische Getränke zu sich nahm. Verschiedene Transparente veranschaulichten die Wut auf die Bullen und die Behörden und etliche Flugblätter, die über die Situation informierten, wurden verteilt. Gegen 20 Uhr entschied eine kleine Gruppe anscheinend eher jüngerer Leute, ihre Wut auf konkrete Art und Weise zu zeigen: sie liefen das kleine Gässchen neben dem Starbucks hinauf und griffen, unter den Rufen "Bullen, Schweine, Mörder", diese mit schrecklichen Waffen - Büchsen und Flaschen - an, wobei sie noch die Scheibe einer Werbeagentur zertrümmerten. Daraufhin begannen die "Beschützer der Demokratie", den Platz zu umzingeln, bis die Demokratie auf einige Quadratmeter reduziert war. Alle Ausgänge waren blockiert und nur Minderjährige, Alte und Geschäftsmänner hatten ein Durchgangsrecht, nicht aber böse aussehende Leute, genausowenig wie AusländerInnen. Nette kleine Demokratielektion: als ob wir nicht wüssten, dass einige gleicher sind als andere! Nach einigen Diskussionen wurden die Leute zum Preis einer Durchsuchung durchgelassen.

 

Allerdings schien eine Handvoll junger Leute der Falle gar nicht entkommen zu wollen. Schaut man die Medienfotos an, sieht man sie lächelnd auf der Strasse sitzen, umzingelt von einer Masse von Kastenwagen, Robocops und zwei Wasserwerfern. Trotz dieses beindruckenden Dispositivs sahen sie überhaupt nicht beeindruckt aus. Wahrscheinlich waren sie sich der strategischen Sinnlosigkeit einer Konfrontation nicht weniger bewusst als die "Alten", nur war es ihnen scheissegal. Die Medien beschwörten natürlich sofort den "autonomen" Geist (oder gar den "autonomistischen" für einige, die scheinbar die Subtilitäten politischer Theorien nicht ganz verstanden haben), um die Mini-Riot zu erklären. Wie auch immer man es nennen mag, die Feststellung drängt sich auf, dass die junge Generation die Sündenbockrolle nicht mehr spielen mag, die ihr vom Spektakel zugewiesen wird, um seine Verwüstungen vergessen zu machen. Und einzig und allein die Angst vor der Wut des Volkes reichte gestern den Bullen, um die ganze Innenstadt zu blockieren und eine sicher ziemlich beträchtliche Anzahl an Überstunden zu schieben. Ein Journalist des Courriers (siehe https://ch.indymedia.org/fr/2010/05/75543.shtml) versucht in einem Leitartikel, diese Wut als Teil des Spektakels zu präsentieren. Vielleicht sollte er Debord nochmal lesen: diese Wut hat zum Ziel, der spektakulären Gesellschaft zu schaden, sie ist nicht im geringsten übertrieben.

Es wurden 71 Personen kontrolliert, davon 15 minderjährig, 67 wurden wegen diversen Delikten angezeigt.

Bürgerliche Medien:
http://www.20min.ch/ro/news/vaud/story/La-peur-de-la-manif-paralyse-tout-le-centre-19458589
http://www.24heures.ch/vaud-regions/actu/centaine-manifestants-bloque-centre-ville-2010-05-06
http://www.24heures.ch/vaud-regions/actu/intervention-police-permis-eviter-dommages-affirme-2010-05-07
http://www.lematin.ch/actu/suisse/colere-skander-271998