Staatssekretär Andrej Holm-Bereits mit 17 "großes Interesse" an Stasi-Karriere

Erstveröffentlicht: 
05.01.2017

Der Berliner Staatssekretär Andrej Holm (Linke) hat sich offenbar schon als Jugendlicher sehr intensiv auf eine Karriere als Stasi-Offizier vorbereitet. Das geht aus seiner Stasi-Akte hervor, die dem rbb jetzt vollständig vorliegt.

Von Thorsten Gabriel

 

Die Stasi-Unterlagenbehörde hat weitere Dokumente aus der Kaderakte des umstrittenen Berliner Bau-Staatssekretärs Andrej Holm (Linke) freigegeben. Das Dokumentenpaket umfasst knapp 200 Seiten - Teile daraus waren bereits länger bekannt.

 

Noch als Jugendlicher entschied sich Holm demnach für eine hauptamtliche Laufbahn bei der DDR-Staatssicherheit und begann dort seine Ausbildung. Dass er während dieser Zeit bereits hauptamtlich in Stasi-Diensten stand, sei ihm vor zehn Jahren nicht klar gewesen, als er gegenüber seinem Arbeitgeber, der Humboldt-Uni, eine hauptamtliche Tätigkeit verneinte, beteuerte Holm zuletzt. "Ich hab das ja nicht wissentlich gemacht", erklärte der Stadtsoziologe.

 

FDJ-Bewerberkollektiv als Vorbereitung auf Stasi-Karriere

 

Die nun freigegeben Unterlagen ergeben zwar keinen neuen Sachstand, zeichnen aber noch einmal ein feineres Bild vom Werdegang des jungen Andrej Holm. So befand er sich etwa bereits mit 17 Jahren in einem "FDJ-Bewerberkollektiv", das ihn auf seine spätere Staatssicherheitslaufbahn vorbereiten sollte. In der Akte ist dazu vermerkt, dass er "kontinuierlich großes Interesse" gezeigt und sich "mit den außerordentlich hohen Anforderungen an einen Tschekisten vertraut" gemacht habe.

An anderer Stelle wird auch deutlich, wie konkret die Staatssicherheit Holm für seine künftige Tätigkeit vorbereitet hatte. Wie bekannt, sollte er in Leipzig Journalistik studieren. In den Bewerbungsunterlagen für die Leipziger Universität gibt der junge Holm allerdings nicht seine Ausbildung bei der Stasi an, sondern erklärt, beim Ministerium des Innern als Wachpolizist beschäftigt zu sein.

 

"Holm wurde legendiert"

 

Für Christian Booß vom "Bürgerkommitee 15. Januar", das sich der Aufarbeitung der DDR- und Stasigeschichte verschrieben hat, ist das kein ungewöhnlicher Vorgang: "Die Stasi hat ja Leute an die ganz normalen Hochschulen geschickt, aber sie hat es vermieden, dass sie da als Stasi-Leute identifizierbar sind. Insofern wurden die dann als Mitarbeiter des Ministeriums des Inneren oder der Zollverwaltung ausgegeben - wie man sagt: legendiert."

All das widerlegt zwar nicht Holms Beteuerungen, sich seiner hauptamtlichen Tätigkeit nicht bewusst gewesen zu sein, doch Booß sagt auch: Die bestehenden Zweifel daran würden durch die neuen Dokumente nicht ausgeräumt, sondern: "Die Zahl der Fragezeichen wird immer länger und verdichtet sich letzten Endes zu der Frage: Hat er gelogen oder einen Total-Blackout gehabt? Beides keine guten Eigenschaften für einen Staatssekretär."

 

Partei will Prüfungsergebnis abwarten

 

Die mitregierende Linke will sich zur neuen Aktenlage vorerst nicht äußern. Stadtentwicklungssenatorin Katrin Lompscher, die Holm ins Amt holte, will weiterhin erst einmal das Prüfungsergebnis der Humboldt-Universität abwarten.

Holm selbst hat noch bis Montag Zeit, sich zu erklären. Bis dahin muss er der Humboldt-Universität Auskunft zu seiner Stasi-Vergangenheit geben.  

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längst geht es doch in Wiirklichkeit nicht mehr um die Stasi Vergangenheit von Andrej Holm,sondern darum das hier versucht wird jemanden aus seinem Amt zu drängen der einigen Herschaften hier,wegen seiner Linken Vergangenheit,und letztendlich unhaltbaren Vorwürfen ein Dorn im Auge ist.

Ich teile diese Einschätzung. Andrej Holm hat in seinen Veröffentlichungen aufgezeigt, dass das Menschrecht auf Wohnen in diesem System weder von der Regierung noch von den Kommunen geschützt wird, Wohnraum vielmehr zur Ware und damit zum Spekulationsobjekt geworden ist. Für die Immobilienspekulanten könnte Andrej Holm in der Regierungsverantwortung in Berlin zum Störfaktor werden. Die moralische Entrüstung über seine Ausbildung und Mitarbeit bei der Staatssicherheit ist zwiespältig. Ich kann die Wut aller, die unter diesen Repressionen gelitten haben und deren Leben dadurch zerstört wurde, sehr gut verstehen. Aber Andrej Holm ist für mich das falsche Zielobjekt für diese Empörung. Wir sollten uns allen eine Chance geben und ihn daran messen, ob es ihm gelingen kann in Berlin spürbar mehr bezahlbaren Wohnraum zu schaffen und wie transparent er die Ursachen für das mögliche Misslingen dieses Projektes aufzeigen wird.