Die seit 10. April in der südfghanischen Provinz Helmand vom nationalen Sicherheitsdienst NDS gefangen gehaltenen Mitarbeiter der italienischen Hilfsorganisation Emergency wurden am heutigen Nachmittag frei gelassen. Das Ende ihrer Gefangenschaft stellt einen wichtigen Wendepunkt in der bedenklichen Affäre dar, die eine Woche lang Italien und Afghanistan die Gemüter unzähliger Bürger beider Länder erhitzte. Die genauen Umstände der Freilassung sind noch unklar, das Gewicht der Reaktion der Unterstützer und der Nutznießer der Hilfeleistungen der Organisation ist jedoch als die alles Entscheidende Triebfeder anzusehen, ganz gleich, ob sich nun das Außenministerium den Erfolg auf die Fahnen schreibt.
Die zweifellos zwielichtige Affäre ist von einer gebührenden Aufklärung weit entfernt. Einerseits ist die Lage der afghanischen Mitarbeiter der NGO ungeklärt. Andererseits bleiben die Umstände ungeklärt, unter denen der Waffenfund erfolgte, bei dem die Sanitäter in Gefangenschaft genommen wurden, der Grund und die Voraussetzungen der Beteiligung von Isaf-Kräften an der Operation und der Rahmen, in dem die Rechte der Drei für die gesamte Dauer ihrer Gefangenschaft nicht beachtet wurden ungeklärt. Transparent und gut nachvollziehbar ist allein das Vorgehen der NGO gewesen, die mit zwei spektakulären Initiativen - einer Unterschriftensammlung, an der sich Hunderttausende beteiligten und eine innerhalb von vier Tagen organisierte Großkundgebung in Rom - und mit unzähligen, so klaren wie konkreten Stellungnahmen und Argumenten der ungemein trüben Situation in Afghanistan, dem in vielfacher Hinsicht fragwürdigen Vorgehen der italienischen Regierung und deutlichen Distanzierungen von mehreren Politikern, darunter einige, die Kraft ihres Amtes den Gefangenen des afghanischen Geheimdienstes gegenüber vielmehr in der Pflicht standen.
Der Schauplatz des höchstwahrscheinlich inszenierten Waffenfundes, das Krankenhaus in Laskar Gah, ist seit Freitag endgültig geschlossen. Diese Folge der zwielichtigen und während ihrer gesamten Dauer mit Falschmeldungen förmlich gespickten Aktion aus dem Hause Saleh ist die schwerste. Von Anfang an wurde von Organisationsgründer Gino Strada und etlichen kompetenten Beobachter der Affäre die Schließung des Krankenhaus als wahres Motiv vermutet. Die Mitglieder der Organisation bestehen darauf, jeden zu behandeln, der medizinische Hilfe benötigt, was gegebenenfalls auch beinhaltet, dass sie bereit sind, Taliban zu behandeln. Mit gleicher Konsrquenz besteht die Organisation darauf, die Tatsachen, die der Krieg hervorbringt, über die sie im Zuge ihrer Tätigkeit Kenntnis erlangen öffentlich zu machen. Die Organisation ist die einzige, die es vermochte, in der Region mit dichter Talibanpräsenz zu verbleiben. Mit der Schließung des Krankenhauses in Laskar Gah wiurde just im Vorfeld einer in wenigen Wochen geplanten schweren Offensive im nahe gelegen Kandahar die Anwesenheit der einzigen unparteiischen Zeugen in der gesamten Region beendet. Die Tochter Gino Stradas Cecilia, die auch Vorsitzende der NGO ist, teilte mit, dass sie die Situation gemeinsam mit ihren frei gelassenen Mitstreitern gründlich evaluieren werden.
Mit weiterer zweifelhafter Berichterstattung über die weiteren Entwicklungen ist genau so zu rechnen wie mit einer stringenten und konkreten Aufarbeitung seitens der italienischen Hilfsorganisation. Die engeren Mitstreiter, die Angehörigen und mehrere Hunderttausend Unterstützer in Ganz Italuen freuen sich zunächst über die materielle Herauslösung der Freidensmediziner aus einer überaus heiklen und bedrohlichen Falle. kritische Beobachter bleiben weiter gespannt.
Ein Beitrag uber die wichtigsten Aspekte der Ereignisse in der vergangenen Woche ist unter folgenden urls abrufbar: hier berichtet:
http://linksunten.indymedia.org/de/node/19097
NGO-Mitarbeiter vorerst in der italienischen Botschaft
Die aus den Händen des afghanischen Sicherheitsdienstes NDS gelösten italienischen Sanitäter sind frei gegeben, aber nocht nicht mit endgültiger Sicherheit auch wirklich frei gelassen. Sie befinden sich zurzeit in der italienischen Botschaft in Kabul.
Müssen die Friedensärzte raus aus Afghanistan?
Agenturmeldungen zufolge sollen die drei Emergency-Sanitäter umgehend - Lähmung des europäischen Flugverkehrs hin oder her - mit einem Sonderflug nach Italien gebracht werden. Eine Agentur berichtet, dass geheimdienstliche Quellen zufolge die Möglichkeit besteht, dass das Verlassen des Landes eine Bedingung Afghanistans sein könnte. Demnach würden sie von rechtswidrig gekaperten und gefangen gehalten des Landes verwiesene Personen. Die selben geheimdienstlichen Quellen sollen angedeutet haben, dass die Freilassung erfolgt sei, als die afghanischen Ermittler feststellten, dass keine "aussagekräftigen Bestätigungen" des Anfangsverdachts gesammelt werden konnten.
(Siehe u.a.: http://www.libero-news.it/regioneespanso.jsp?id=393138 )
Falle aufklären, dann weiter machen
Meldungen aus libero-news
Afghanistan - Strada: Mitarbeiter vollkommen unschuldig 18:30 Uhr Mailand, 18. April (Adnkronos) - "Unsere Fachkräfte sind vollkommen unschuldig". Gino Strada, Gründer von Emergency hält sich nicht zurück, um seine nach acht Tagen Gewahrsam zu verteidigen. "Sie sind absolut unschuldig, Opfer einer Konspiration", betont er. "Wenn sie nach Personen suchen, die Straftaten begangen haben, müssen sie woanders suchen". Der Emergency-Gründer präzisiert, dass gegen die drei Fachkräfte "nie Vorwürfe erhoben wurden" (rechtlich wirksam formulierte, d.Ü.) und dass sie jetzt also freie Bürger sind. Nach dem er ihre Stimmen gehört hat ist er nun sicher, dass sie an ihre Arbeit zurück kehren werden. "Ich habe nie gesagt, dass ich das Krankenhaus in Afghanistan verlassen will. Ich weiß, dass es die einzige Möglichkeit auf Behandlung für tausende Menschen ist". "Jetzt", so Strada abschließend, "werden wir prüfen, was zu tun ist, um zu verstehen, was passiert ist".
http://www.libero-news.it/regioneespanso.jsp?id=393196
Afghanistan - Strada: gegen uns eine Falle mit vielen Schattenzonen 18:30 Uhr Mailand, 18. April (Adnkronos) - Die Befreiung der drei Mitarbeiter vn Emergency bremst nicht die Polemiken über ihre Verhaftung und über die Motive die momentan zum Halt für das vom italienischen Verein betriebene Krankenhaus. "Vor acht Tagen wurde Emergency auf gewaltsame weise angegriffen" erklärt der Gründer Gino Strada. "Ein Abgriff, der durch Falschbeschuldigungen und infame Schmähungen unserer Arbeit auch in Italien stattgefunden hat. Wir haben tagelang gearbeitet um diese Verleumfung zu Fall zu bringen". Eine Angelegenheit, in der es "entschiedene schattenbereiche gibt", präzisiert Strada. Dem Emergency-Gründer zufolge "ist nicht klar, warum die Verhaftungen erfolgt sind, warum die Falle gelegt wurde und besonders ist nicht klar, wer sie ausgeheckt oder befohlen hat". Eine Aktion die, das ist der Verdacht, vorsätzlich geplant war. Der Flug eines der Mitarbeiter "soll auf Bitten der Koalition" gestrichen worden sein. "Sollte dies Bestätigung finden, würde es heißen, dass jemand es verfügt hat - und das wären nicht nur irgendwelche Afghanen". Für den Emergency-Gründer hat es den "Versuch, auch über die Presse die Organisation zu diskreditieren" gegeben. Jetzt wünscht sich Strada aber nur, die befreiten Mitarbeiter in seine Arme zu schließen. "Der Sieg hat immer viele Väter, die Niederlage ist ein Waisenkind". Ich glaube, dass das nicht allein die Frucht der italienischen Diplomatie gewesen ist", sagte er abschließend
http://www.libero-news.it/regioneespanso.jsp?id=393191 In der Botschaft, Feierstimmung, der Botschafter reichte den
Zusatzdetails:
Von den Afghanischen Gefangenen weiß man nichts, hat Emergency angemerkt. Die von Emergency aktivierten Anwälte kämpfen darum, ihnen endlich helfen zu können.
Feierstimmung in der italienischen Botschaft. Der Botschafter reicht den Freigelassenen Champagner.
1 Bild der sichtbar gezeichneten Glücklichen
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Willkommen zurück!
http://it.peacereporter.net/upload/2/27/270/2707/27076.jpg
Endlich frei. Interview mi Cecilia Strada.
18.04.2010
von Benedetta Guerriero
Nach acht Tagen der Gefangenschaft wurden die drei Mitareiter der von Gino Strada gegründeten NGO frei gelassen
Matteo, Marco und Matteo sind endlich frei. "In diesen Tagen ist Emergency Opfer eines brutalen Angriffs in Afghanistan gewesen und reilweise auch seitens unseres Landes. Wir haben ohne Unterlass gearbeitet, um diese lächerliche Inszenierung zu Fall zu bringen". So Gino Strada, Gründer von Emergency, auf der Pressekonferenz nach der Befreiung der drei Mitarbeiter. Peacereporter hat Cecilia Strada, die Vorsitzende von Emergency interviewt.
Wie ist die jetzige rechtliche Lage der drei Mitarbeiter?
Sie sind drei freie Menschen. Es wurde gegen sie keinerlei Anklage erhoben. Wenn sie sich dazu entscheiden werden, werden sie als freie Männer nach Italien kehren.
Warum ist so viel Zeit für ihre Freilassung nötig gewesen, wenn gegen Garatti, Dell'Aira und Pagani keine rechtlich wirksam formulierte Anschuldigung formunliert wurde?
Eine woche ist zuviel, wie auch eine einzige Stunde zuviel ist, wenn es keine klaren Vorwürfe gibt. Ich kann mir immer noch nicht erklären, wie das Alles möglich sein konnte. Als ich heute mit Marco gesprochen habe, haben mich einige seiner Worte beeindruckt. Marco hat mir gesagt, dass er mindestens zwei oder drei Tage braucht, um sich von dieser ganzen Geschichte und vom Schreck zu erholen.
Welches Schicksal für das afghanische Personal?
Wir wissen, dass sie in Kabul sind. Es handelt sich um mindestens sechs Personen, es könnten aber auch neun sein. Auch ihnen gegenüber wurde keinerlei formgerechte Anschuldigung erheoben. Unsere Anwälte arbeiten, um sie frei zu bekommen. Auch für sie gilt, bis zum Nachweis des Gegenteils die Unschuldsvermutung. Das Wichtige ist jetzt zu verstehen, ob sie festgenommen oder verhaftet sind. Es ist alles noch sehr vage.
http://it.peacereporter.net/articolo/21443/Finalmente+liberi
'Ein Emergency-T-Shirt für den Minister Frattini'
18.04.2010
Von Gabriele Battaglia
Im Laufe der Pressekonferenz hat Gino Strada die außerordentliche Konpaktheit des Emergency-Teams gelobt
"Wir haben erfahren, dass sie frei waren, als sie auf dem Weg zur italienischen Botschaft waren, also gegen 15:30. Jetzt geht es ihnen gut, sie sind glücklich, sie bedanken sich für die große Mobilisierung und wir werden zusammen entscheiden, was zu tun ist". Gino Strada hält so den Augenblick der Befreiung der drei Emergency-Mitarbeiter Marco Garatti, Matteo Dell'Aira und Matteo Pagani fest, auf der in der mailandischen Niederlassung der Organisation gehaltenen Pressekonferenz. Er bedankt sich bei allen italienischen und afghanischen Bürgern, die ihre Solidarität gezeigt haben, bei der UNO und beim Emergency-Team, das 'eine außerordentliche Kompaktheit" gezeigt hat. Eine Danksagung geht auch an die italienichen Regierung.
"Ich werde dem Minister Frattini ein T-shirt schicken, wenn schon darum gebeten hat. Ich sage das ohne Ironie". Wusste der italienische Geheimdienst schon im Vorfeld vom Einfall in das Krankenhaus von Emergency? "Ich werde das sagen, was der Minister über unsere Mitarbeiter sagte: Ich bete darum, dass sie von Nichts wussten. "Jetzt sind noch sechs afghanische Mitarbeiter in Gefangenschaft, wir wissen nicht einmal, ob es nur sechs sind, wir kümmern uns auf jeden Fall um den rechtlichen Beistand".
Wieviel Arbeit, in Afghanistan. "Es gibt noch zu viele Schattenbereiche. Wir hoffen, dass wir bald den Betrieb im Krankenhaus von Laskar Gah wieder aufnehmen können, das in jenem Territorium unverzichtbar ist". "Gegenüber Marco, Matteo und Matteo wurde keinerlei rechtliche Anschuldigung erhoben, ein gewisses Informationwesen hat jedoch die wahnhaften Fan´tasien des Sprechers des Gouverneurs von Laskar Gah für Anschuldigungen verkauft". In Folge dessen muss man bezüglich der Verlautbarungen über einen Vorschlag der Regierung, die Mitarbeiter in Italien vor Gericht zu stellen "fragen, wer diese These formuliert hat, weil gegen sie keine Anschuldigung vorliegt". Eine Schattenseite, von der Strada erzählt ist ein Hintergrund: "Marco Garatti sollte am selben Tag des einfalls in das Krankenhaus mit einem Flug aus Laskar Gah nach Kabul zurück. Wir haben erfahren, dass sein Flug auf Betreiben der Koalition gestrichen wurde. Wenn das zutreffen sollte, wäre ihr Kidnapping von jemanden geplant gewesen, der nicht nur afghanisch war"
http://it.peacereporter.net/articolo/21444/%27Una+maglietta+di+Emergency+al+ministro+Frattini%27
Schmutzige Medien und böswillige Politiker
Am Abend veröffentlichte der Direktor der online-Ausgabe der Tageszeitung La Repubblica Vittorio Zucconi folgenden Beitrag in seinem Blog:
Schwarze Gewässer und rotes Blut
Wie viele, von Ministern und Politikmachenden, die durch Einwerfen von Unterstellungen über die Arbeit in den an den schlimmsten Orten der welt eröffneten Krankenhäusern Strada und seine Arbeit hassen verpasste schöne Gelegenheiten, den Mund zu halten, um sich in den Letzten Tagen peinliche Auftritte zu ersparen. Aber sich entschuldigen, jetzt, nein, oder? Den absoluten Rekord des Gespötts ist der jenen Luttwaks, den in Italien niemand mehr - und das seit geraumer Zeit - ernst nimmt, unsere heimischen TV-Sender aber für einen großen Experten verkaufen, weil man sich durch ihn den Dolmetscher sparen kann und er ganz gut Italienisch spricht. Die humanitären Organisationen enden damit, dass sie jene Kriege anfachen, die sie behaupten, verhindern zu wollen und um jene Verletzten zu verursachen, die sie hinterher einsammeln hat dieser sensationell unverschämte Lümmel versucht zu behaupten. Jene söldnerorganisationen wie die kriminelle Blackwater, die Milliarden scheffeln, in dem sie für einen Sold, der zehn Mal höher ist, als der miltärische, die schmutzige und obskure Arbeit verrichten gehen, die sich die Militärs weigern, auszuführen, das sind Wohlfahrtsdamen der San Vincenzo oder Rotkreuzschwesterchen, nicht wahr?
Originaltext: http://zucconi.blogautore.repubblica.it/2010/04/18/acque-nere-sangue-rosso/
Tatsächlich hat die mediale Verarbeitung der Affäre spektakuläre Beispiele für hochgradig unlautere meinungsbildende Arbeit und höchst zweifelhaftes Politikergebaren geliefert. Hunderttausende haben das Spektakel entsetzt, verärgert und voller Verachtung verfolgt, was an der Produktion der italienischen Blogger in den vergangen Tagen ganz eindeutig abzulesen war. Unter den unzähligen, die in Italien in diesen Stunden in ihren Blogs die Freilassung der Emergency-Mitarbeiter kommentieren und feiern, veröffentlichte einer zum Ausdruck seines Spotts und seiner Genugtuung über die Freilassung etwa die hier einsehbare Grafik : http://rododentro.blogspot.com/2010/04/dito.html