Antifaschistische Kampfsport-Gala

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Dann veranstalte doch ne antifaschistische Kampfsportgala in Deutschland. Wer hindert dich daran?

Auch wenn die Idee oder so ein Post nicht neu ist, so ist doch das Problem nichtes Neues. Reflexartiges "Mackergekreische" oder anderes inhaltsloses Rumgefasel zu oft die Antwort. Fakt ist, dass der sportliche Aspekt, auch und gerade in der politischen Auseinandersetzung auf der Straße, sträflich vernachlässigt wird in der bundesdeutschen Linken. Natürlich gibt es Einiges an Einzelpersonen und auch Gruppen, die dieses schon lange praktizieren, aber als (notwendigen) Bestandteil eines Selbstverständnisses fehlt es komplett. Wie schon hier geschrieben wurde: Angriff-ohne Kampf?

Mein Einwurf hier gilt der (west)deutschen Situation, ich vergesse dabei nicht, dass in Ländern wie Russland oder Griechenland und vielen mehr der Kampf gegen Rechts fast immer lebensgefährlich sein oder werden kann:

Es bleibt ein Widerspruch, dem man sich als aktionsorientierteR Antifa stellen muss: Humanismus und Gewaltausübung

Gewalt gegen Menschen birgt die Gefahr, dauerhafte schwere Schädigungen hervorzurufen, ob man das will, bleibt jedeR selbst überlassen. Ich bin der Ansicht, dass man immer das "mildeste verfügbare Mittel" wählen sollte, um physische Angriffe durchzuführen oder abzuwehren. Das Ziel sollte die Beendigung physischer Bedrohung sein, nicht das Zusammentreten und Fertigmachen von bereits kampfunfähigen Personen. Das wäre in der Tat das blinde Abreagieren von Hass und Wut. Beide Gefühle sind menschlich, sollten aber reflektiert werden. Warum bin ich wütend und worauf?

Macht man diese Reflexion nicht mit, läuft man Gefahr, Gewalt als Fetisch, als Selbstzweck zu stilisieren. Man fühlt sich stark, sich Schwachen überlegen. Physische Überlegenheit kann dazu verleiten, immer mehr soziale Situationen durch Gewalt doer Bedrohung zu "lösen". Ich halte Gewalt für ein gerechtfertigtes Mittel, das aber immer hinterfragt werden sollte.

Denn für FaschistInnen ist Gewalt immer legitim, ein "Recht des Stärkeren", der alles "Schwache" dominieren, im schlimmsten Fall vernichten darf. Neonazis haben keine Gewaltdiskussion, sie setzen sie in Fantasie und Realität immer ein.

Ich persönlich habe Bauchschmerzen dabei, Aggressionen zu trainieren und reflexhaft zu kanalisieren (u.a. ein Effekt von Kampfsporttraining), ich möchte mich nicht GenossInnen prügeln und diese verletzen. Leute, die damit kein Problem haben, will ich aber auch nicht davon abhalten, wenn sie das alles reflektieren. Aber Antifa darf nicht zu einer weiteren "Gang" werden, die "ihr Revier" verteidigt, ohne eine solidarische Perspektive auch gegenüber Schwachen und Kampfunwilligen. Da muss einfach ein Konsens zwischen Gruppierungen unterschiedlicher Mittel existieren, solange man sich im Ziel - der Abwehr faschistischer Tendenzen - einig ist.

Den eingangs erwähnten Widerspruch muss man aushalten und ausbalancieren, nicht einseit in hilflosen Pazifismus oder Gewaltfetisch auflösen wollen.

Antifa heißt trotz allem Angriff!

Sowas gibt es auch in Deutschland. Hamburg und Berlin sind mir bekannt. 

Ich praktiziere mein leben lang bereits Kampfsport. Angefangen mit Judo im alter von 6 Jahren, später dann Boxen, danach Muay Thai und mittlerweile habe ich mich für MMA (Mixed MArtial Arts) begeistern können. Habe ich jetzt einen Gewalt-Fetisch? 

Ich trainiere sowohl in linken zusammenhängen als auch in stink normalen gyms. In linken zusammenhängen trainiere ich am liebsten, da die wahrscheinlichkeit auf trottelige Menschen zu treffen etwas geringer ist.

Um mal ein paar dinge klar zu stellen: beim Kampfsport geht es nicht darum ein seinen gegenüber ernsthaft und schwer zu verletzen! es geht darum schneller und cleverer zu sein und ihn dadurch im besten fall kampfunfähig zu machen. Beide sportlerinnen die gegeneinander antreten sind in der regel gut trainiert (d.h. mindestens(!) 3 mal die woche hartes training über mehrere jahre). sodass ernsthafte verletzungen eigentlich ausgeschlossen sind. ein untrainierter mensch würde kaum die ersten 20 sekunden überstehen. es gehört ein hohes maß an selbsdiszilplinierung dazu um nur einE ordentlichE KampfsportlerIn zu werden. Vielen ist der aufwand natürlich zu groß. mal abgesehen davon das eine an sich selbst gerichtete disziplinäre haltung nicht so ganz zu dem hedonismus passt, der von vielen bürgerlichen linken praktiziert wird.(aber immer laut schreien wenn das handy im rausch abgerippt wird...)

Im mainstream hat der kampfsport natürlich ein macker-image, aber es geht auch darum geld zu machen! jedoch merken die meisten "mackerInnen" recht schnell, dass man mit agression nicht weit kommt. wer emotionen im kampf zulässt hat immer den nachteil, denn es beeinflußt die konzentration. Im kampfsport lernt man nicht das man der stärkste und unbesiegbar ist. im gegenteil, man lernt seine eigenen grenzen kennen, diese zu überschreiten und die grenzen der anderen zu respektieren! wer jetzt immer noch "macker" schreit, obwohl diese person wahrscheinlich nie ernsthaft sport betrieben hat geschweige denn mal ein kampfsporttraining besucht hat, dem ist nicht zu helfen. Ich werde weiterhin meinen sport ausüben, weiterhin selbstbewußt durch die straße gehen, weiterhin hart trainieren und weiterhin für "euch" die mich als macker beschimpfen den veranstaltungsschutz machen.

Ich werte den vorwurf des mackertums an kampfsportlerinnen als ausdruck von klassismus. Kampfsport bleibt ein sport des prekariats, alle andere können nämlich die bullen rufen!

Nun denn, rotsport frei!

Bester Kommentar zu dem Thema, viel mehr gibt es dazu eigentlich nicht zu sagen. Vielleicht noch, dass das Ziel einer jeden echten Kampfkunst die Gewaltlosigkeit ist. Und mit "Mackertum" hat echter Kampfsport und echte Kampfkunst nichts zu tun. Es geht um einen Respekt gegenüber den Anderen und beim Training sind alle gleichermaßen willkommen - egal welche körperlichen Voraussetzungen mitgebracht werden. Props auch für den Selbstdisziplin-gegen-Hedonismus-Bash.

Selbstdisziplin ist die nächste Sache. Natürlich brauchen auch wir als Linke Disziplin und Ordnung, um Ziele zu erreichen, ABER Selbstdisziplinierung als ungebrochen positiv darzustellen, blendet aus, dass Selbst- und Fremddisziplinierung eben auch im Prozess der Entstehung der kapitalistischen Klassengesellschaft eine wichtige Rolle gespielt hat, um aus unbotmäßigem Lumpenproletariat selbstdisziplinierte ArbeiterInnen zu machen, die im Idealfall auch "stolz" auf ihre Disziplin waren. Dabei vergaßen und vergessen manche, dass Arbeit eben nicht "adelt", sondern Zwang und Ausbeutung verkörpern (zumindest im Kapitalismus). Wer das Hohelied der Selbstoptimierung singt, stimmt damit in den Chor des neoliberalen Kapitalismus ein, der uns tagtäglich fordert, unsere eigenen Grenzen zu überwinden, besser, schneller und härter zu werden. Im bürgerlichen Leistungs- und Breitensport ist das ebenfalls die Maxime.

Ihr meintet, in linken MMA-Zusammenhängen wären alle willkommen, egal wie "hart" oder "stark" sie seien. Das mag stimmen, aber sich selbst gnadenlos abzuhärten, tötet in einem auch ein Stück weit die Fähigkeit, mit sich selbst außerhalb patriarchaler Geschlechts- oder Körperbilder zufrieden zu sein. Ich kenne das von mir selbst aus dem Kraftsport. Ich bin immer mit mir unzufrieden und das ist ein Effekt, mit dem ich leben muss, wenn ich diesen Sport ausübe.

Ich finde, man sollte den Hedonismus, bei aller gerechten Kritik an seiner reinen Form, nicht vollständig verwerfen. Auch mal nicht zu trainieren, mal einen Tag mit völlig sinnfreiem Müßiggang zu verbringen, bringt mir manchmal mehr als die Selbstdisziplinierung, die Arbeit am Selbst.

Nochmal: Es bringt auch in der Diskussion um Selbstdisziplin vs. Hedonismus nichts, das eine abzufeiern und das andere zu verdammen. Man muss die Widersprüche aushalten und beides pflegen, denn eine emanzipatorische Perspektive braucht Härte im Kampf, aber auch Weichheit in der Solidarität und Mitgefühl. Wohin die Gnadenlosigkeit gegen sich und andere, nur um des Ziels willen, ohne Ablehnung bestimmter, überharter Mittel, führt, haben wir Linke in unserer Geschichte leider schon zu oft erlebt...

interessant finde ich ja, dass hier echt viele sich direkt gegen Mackerfovürfe verteidigen, ohne, dass ich einen konkreten Anlass dazu erkennen kann. Das wirkt auf mich wie vorauseilender gehorsam und ist mindestens so schädlich wie pauschalisierende Verurteilungen jeglichen Kampfsports als Mackertum.

Schön wäre doch folgendes: Eine selbstreflektierte Kampfsportszene, die anerkennt, dass Mackervorwürfe nciht per se unfug sind und reflektierte Feminist*Innen, die Mackervorwürfe an konkreten Vorfällen fest machen statt pauschalisierend Kampfsport als solchen zu verurteilen.

Dazu braucht es weniger vorauseilende Verteidigungen und weniger pauschalisierende Vorwürfe und vor allem weniger implizites hin und her schieben der verantwortung dafür, wer da jetzt den ersten Schritt gehen müsste. Was es bräuchte sind Menschen, die sich der Auseinandersetzung mit Mackertum stellen und ganz konkret ausprobieren, wie Kampfsport aussehen kann, der mit Mackerscheiße nichts zu tun haben will auf der einen Seite und Menschen die bereit sind ihre Kritik konkret und spezifisch zu artikulieren ohne zu pauschalisieren. Beides hängt ausschließlich davon ab, dass Menschen das einfach machen. Im besten Fall kann man sich dann auch noch im solidarischen Streit gegenseitig ergänzen

Der 2. oder 3. Post war bereits ein: Ihhh..alles Macker ...außer Vati! Darauf wird sich offensichtlich bezogen.

anstatt das recht des stärkeren zu propagieren muß mehr selbstverteidigung geübt und direkte aktion gegen nazis praktiziert werden. es hilft wenig im einzelkampf "mann gegen mann" "stark" zu sein, wenn horden von rechten hools alles plattrennen können und nazis nicht vor hinterlistigem mord und totschlag zurückschrecken. das darf nicht unsere theorie und praxis sein und werden. es ist an der zeit sich vom alten straßenkampf und klassischen hooliganmethoden zu verabschieden. so wird wenig gewonnen. und die macker möchte ich nicht auf meiner seite haben. stattdessen ist es wichtig und wertvoll auch "kleine" (kleingemachte) und "schwache" (schwachgemachte) sprich doppelt unterdrückte und in unserer eigenen gesellschaft unter uns geringgeschätzte menschen stark zu machen und allen diskriminierten einfache methoden und praktiken von selbstbehauptung, empowerment und selbstverteidigung beizubringen.

in diesem sinne, für die waffen der kritik, für die kritik der waffen, alles ist - in den richtigen händen - eine waffe!

werdet selbst zu waffen der revolution. zeigt dem braunen mob wos langeht