Das Neonazis als Angestellte bei Securityfirmen arbeiten, auch in sensiblen Tätigkeitsbereichen, ist weder überraschend, noch neu. Zu Dokumentationszwecken wollen wir jedoch die folgenden Beobachtungen darstellen. So treten Neonazis von „Die Rechte“ und „MAGIDA“ immer wieder als Ordner bei Fußballspielen und anderen Veranstaltungen in Magdeburg in Erscheinung. Der Geschäftsführer und stellvertretender Kreisvorsitzender der NPD wird als Sicherheitsmitarbeiter in der Ausländerbehörde der Landeshauptstadt eingesetzt.
In den meisten Sicherheitsunternehmen in Ostdeutschland finden sich Überschneidungen zur Neonazi- und Hooliganszene. Die in diesen Sphären verbreitete Gewaltaffinität und Kampfsportbegeisterung bringt eine gewisse Erfahrung in der körperlichen Auseinandersetzung und Durchsetzungsfähigkeit mit sich, was eine gute Grundlage für den Job als Sicherheitsmitarbeiter ist. Vorteilhaft für Arbeiter*innen ist auch, dass eine Beschäftigung im Sicherheitsgewerbe ohne abgeschlossene Berufsausbildung möglich ist. Bei wachsendem Personalbedarf schauen Sicherheitsfirmen bei der Auswahl des Personals entweder nicht so genau hin oder diese Unternehmen werden gleich selbst von Personen mit Kontakten in die Rechte Szene betrieben. In den meisten Fällen handelt es sich bei den Jobs im Sicherheitsgewerbe um prekäre Beschäftigungsverhältnisse auf Mindestlohnbasis.
Auch bei Sicherheitsfirmen in Magdeburg gibt es offensichtlich ein fehlendes Problembewusstsein bei Neonaziaktivitäten der eingesetzten Mitarbeiter. Seit letztem Jahr wird auch hier eine größere Anzahl von Flüchtlingen untergebracht, die Flüchtlingsheime von privaten Sicherheitsunternehmen bewacht. Es gibt zwar innerhalb der Unterkünfte bislang keine Übergriffe die es in die Medien schaffen, aber Flüchtlinge berichten immer wieder von Repressalien und Schikane. Auch der Aufstieg des 1. FC Magdeburg in die 3. Fußballbundesliga und die damit verbundenen höheren Zuschauer*innenzahlen sorgen ebenfalls für einen höheren Bedarf an temporär verfügbaren Ordner*innen.
Bei fast jedem Heimspiel des 1. FCM sind Neonazis als Ordner im Stadion zu sehen. So war Neonazi und „Die Rechte“-Aktivist Steven Gabelmann am 30.04.2016 beim Spiel des 1. FCM gegen SG Sonnenhof Großaspach als Ordner an der Personenschleuse für die Durchsuchung der Zuschauer zuständig. Am 14.05.2016 wurden beim letzten Ligaspiel der abgelaufenen Saison des FCM gegen die Würzburger Kickers die „Die Rechte“-Mitglieder Maik Range und Martin Schock als Ordner im Innenraum gesichtet. Regelmäßig als Ordner im Stadion ist auch Jan Dornemann, der auch als Ordnungskraft in der Arbeitsagentur Magdeburg eingesetzt wird.
Ebenfalls für den FCM eingesetzt werden verschiedene MAGIDA-Teilnehmer u.a. MAGIDA-Organisator Dennis Rosner oder Andreas Opitz. MAGIDA-Hauptakteur und Neonazi Matthias Fischer kontrolliert ebenso wie der einschlägig bekannte Faschist David Hohndorf regelmässig Karten an den Blockzugängen oder bewacht die Zwischentore. Aber auch andere gewalterfahrene Nazi-Hools wie Frank Hoffmann und Fabian Neubert sollen dafür sorgen, dass ihre Kameraden, die das Spiel als Zuschauer besuchen, nicht über die Stränge schlagen.
Für die Sicherheit im Stadion des 1. FCM sorgt das Sicherheitsunternehmen „Mekka Security“ und die von ihr beauftragten Subunternehmen. Diese fielen schon in der Vergangenheit negativ durch den Einsatz von Neonazis für Ordnertätigkeiten auf. Die Zusammenarbeit mit anderen, teilweise auch offen neonazistisch geprägten Securityfirmen wie „Safemen“ und anderen rechten Subunternehmern scheint gängige Praxis.
Dass Nazi-Hools als Sicherheitskräfte eingesetzt werden, um Ausschreitungen anderer (Nazi-)Hools zu verhindern ist schon kurios. Noch besser die Redewendung „den Bock zum Gärtner machen“ verkörpert aber der Geschäftsführer, stellvertretender Kreisvorsitzender der NPD sowie Kassenprüfer des Partei-Landesverbands, Andreas Krause. Er wird von seinem Sicherheitsunternehmen „Condor Sicherheit“ als Ordnungskraft bei der Ausländerbehörde Magdeburg eingesetzt.
Es ist wenig wahrscheinlich, dass sich an dem grundsätzlichen Problem - Neonazis bei Security-Unternehmen - in absehbarer Zeit etwas ändern wird. Oft sind Personen, die in der Vergangenheit Teil der Neonaziszene waren oder über freundschaftliche oder geschäftliche Verhältnisse zu dieser verfügen, fester Bestandteil der Securityfirmen.
Gerade öffentliche Institutionen haben eine gewisse Sorgfaltspflicht. So sollten offen als Nazis bekannte Personen nicht in der Ausländerbehörde oder dem Bürgerbüro nach „dem Rechten“ sehen. Auch sollten die Sicherheitsbeauftragten des 1.FC Magdeburg bei der Auftragsvergabe mehr Fingerspitzengefühl an den Tag legen und speziell auch „Mekka Security“ seine Mitarbeiter*innen gewissenhaft auf eine mögliche menschenfeindliche Gesinnung überprüfen.
Kein Sicherheitsdienst ohne Nazis
Ihr werdet, vor allem im Osten, kaum einen Sicherheitsdienst ohne die üblichen Pappnasen mit Thor Steinar Bauchtasche, Schlüsselanhänger, etc... finden.
Ist einfach so. Arbeite seit mehreren Jahren (zZ. parallel zum Studium) in einem Sicherheitsdienst, die Branche ist überlaufen mit reaktionärem Kroppzeug. Leider.
Umso
wichtiger, hier die Nasen zu outen.
Vice-Artikel über Pokalspiel
Bei Vice gab es einen Artikel über die Vorkommnisse beim Pokalspiel des 1. FCM gegen Eintracht Frankfurt: In Magdeburg standen die Hooligans neben der Security