Worum geht es bei der Auseinandersetzung um die Rigaer?

Die Demonstration vom 9.7.2016 war  von der Teilnehmerzahl her durchaus eine beeindruckende Manifestation. Ich würde mich ebenfalls auf eine Anzahl von 4-5000 Teilnehmer festlegen, zumindest in einigen Phasen der Demo. Was man allerdings leider ebenfalls feststellen konnte, Teile der Linken und anhängende Szene waren weitestgehend unter sich. Dann gab es noch einen Anteil von Mitläufern aus dem Partymilieu dieser Gegend, die sogenannte Normalbevölkerung konnte man allerdings mit der Lupe suchen.

 

Und so konnte es auch nicht verwundern, dass im Bereich Warschauer Straße/Warschauer Brücke Polizeieinheiten wie ein warmes Messer durch die Butter, in dem Fall durch die Demonstration gingen und bei der Gelegenheit diverse Festnahmen durchführten.  Irgendwie schien es als wenn der Polizeiapparat vor solch einer Zusammensetzung der Demonstration und den im Vorfeld und auch aus der Demonstration heraus verbreiteten Inhalten, nicht allzu viel Respekt bzw. Sorgen hätte, dass dadurch breitere Teile der Bevölkerung angesprochen werden könnten. Die Großmäuligkeit von Innensenat und Polizeiapparat im Nachgang deutet ebenfalls in diese Richtung.

Die beliebteste Parole war ja der Ruf „Bullenschweine raus aus der Rigaer“, dieser wurde sehr häufig und mit starker Verbreitung in der gesamten Demonstration skandiert. Das konnten auf Grund der Ereignisse sicher auch viele Menschen nachvollziehen, die jetzt nicht unbedingt der „Szene“ angehören. Allerdings musste man den Eindruck gewinnen, dass Parolen bzgl. der gesamten Miet- bzw. Wohnproblematik oder sogar der kapitalistischen Verhältnisse, welche diese bedingen, eher mager vertreten waren.

Dass stattdessen für Hausbesetzungen plädiert wurde, wird die „Normal“-Familien nicht unbedingt zu Begeisterungsstürmen hinreißen. Und Liedzeilen in denen es heißt „Deutschland verrecke“ oder „Deutschland muss sterben, damit wir leben können“ sind zumindest fragwürdig in ihrer politischen Aussage, mir schwirren allerdings noch ganz andere Begriffe für solche Parolen durch den Kopf.

In jedem Fall würde ich das Parolenmässig mal so einordnen, nicht unbedingt geeignet um eine Ausweitung von berechtigten Positionen in Miet- und Wohnungsfragen in der Bevölkerung zu bewirken.

 

ABER WILL MAN DAS ÜBERHAUPT ?

Mir ist manchmal nicht wirklich klar, wie man die Haltung in Hausbesetzerkreisen so bewerten soll. Freiräume sollen erkämpft und erhalten werden, ja gut, aber wozu sollen diese dienen. Zum Feiern, oder geht es um mehr, soll es eine Basis sein für eine aufmüpfige Bevölkerung, die sich gegen Ausbeutung und Unterdrückung zur Wehr setzt oder will man sich doch lieber szenemäßig abschotten.

Darf es denn Sozialismus als Ziel sein, oder ist das in dem, was sich hier als Linke begreift, schon zu verrufen und verpönt.

Gegen Kapitalismus, klar, aber diverse äußerst rechte und religiöse Elemente greifen den Kapitalismus ja ebenfalls an. Allerdings greifen sie oftmals genau die positiven Faktoren des Kapitalismus an, welche die Gesellschaft in ihrer Entwicklung weiter gebracht haben.

„Bullenschweine raus aus der Rigaer“. Und dann, was haben wir den Menschen außerhalb der Szene als Ziele anzubieten. Was wollen wir erreichen, wie und mit wem.

Es gibt durchaus Kreise innerhalb der herrschenden Klasse, welche gut damit leben können, wenn Hausbesetzungen stattfinden. Dass ist ihnen lieber als wenn es hier zu tatsächlichen Massenkämpfen kommt, vielleicht nicht gerade Henkel aber andere schon. Das ist wie man jetzt und auch schon in der Vergangenheit sehen konnte, aber auch keine Garantie. Wer tatsächlich etwas in Richtung gesellschaftlichen Fortschritt verändern will, wird nicht umhin kommen aus seiner gemütlichen linken Nische auf die „Rest“-Bevölkerung zuzugehen. Der Polizeiapparat und seine politischen Befehlsgeber beobachten sehr genau, wie weit die Linke in die Bevölkerung wirkt, und wird sein taktisches und strategisches Handeln daran ausrichten.

Leider ist es den kritischen und fortschrittlichen Kräften bisher nicht gelungen, die inzwischen doch recht stark gewordene Unzufriedenheit in Teilen der Bevölkerung auch aufzunehmen und zu bündeln. Obwohl es doch gerade in den Miet- und Wohnungsfragen ein erhebliches Potential an Unzufriedenheit bis hin zur Wut gibt.

 

WARUM GELINGT DAS NICHT

Die vertanen Chancen der Demo vom 9.7. aber auch das Agieren im Vorfeld sind bestimmt ein kleiner Teil der Erklärung. Aber Fehler in dieser Hinsicht wurden offensichtlich in der Linken insgesamt gemacht. Ist es nicht notwendig die Probleme so zu thematisieren, dass sich wirklich möglichst breite Bevölkerungskreise darin auch wiederfinden.

Vorgehensweisen der Hausbesetzer in der Hamburger Hafenstrasse aber auch von Antifaschisten in Göttingen in früheren Jahren zum Beispiel waren ja durchaus geeignet, breitere Teile der Bevölkerung anzusprechen. Dies hat durchaus an verschiedenen Stellen auch einen Schutz für diese Genossen bedeutet, ohne dass ich jetzt hier eine Glorifizierung der damaligen Bewegungen vornehmen möchte.

Das Legen der Demo von 16:00 Uhr auf 20:00 Uhr halte ich auch im Nachhinein für einen Fehler, eine starke und geschlossene Demonstration zu einer „vernünftigen“ Tageszeit und mit dem Schwerpunkt auf politische Aussagen, hätte unter Umständen wirkungsvoller und weniger Verlustreich sein können. Dies und eine entsprechende Propaganda im Vorfeld hätte zumindest die Möglichkeit für Menschen außerhalb der Szene eröffnet, sich daran zu beteiligen.

Aber es gibt ja auch nichts, was man nicht noch besser machen könnte.

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Uhrzeit war gut. Hätte ruhig noch 1 stunde später losgehen können. Eine weitere Demo für 16 uhr wurde organisiert. https://linksunten.indymedia.org/de/node/184834

Wären nach Berlin gefahren bei einem früheren Termin.

So haben wir es lieber bleiben lassen, da wir aus anderen Gründen nicht übernachten wollten.

Da wurde auf die Uhrzeit als fragliches Symbol gesetzt, statt auf eine größere Mobilisierung.

 

Ein etwas metropolenchauvinistischer Inselblick.

In Eisenach oder Offenbach würde niemand auf solche Ideen kommen.

Also nächste bundesweite Demo bidde auch zu einer sinnvollen Uhrzeit für bundesweit.

 

Ansonsten richtige Fragen!

Rigaer94 ist überall!

die Uhrzeit (21.00) war absolut richtig. Im Unterschied zu Eisenach und Offenbach finden in Berlin jeden Samstag mehre Demos statt, und das schon seit Jahren. Deswegen gibt es auch eine Demomüdigkeit in Berlin. So konnte man den ganzen Samstag was unternehmen und abends für die gute Sache auf die Straße gehen. Aus taktischen gründen worde der Demostart auch nach hinter verlegt. Mit "metropolenchauinistischem Inselblick" hatte das überhaupt nichts zu tun.

 

In anderen Ländern ist es zum Teil völlig normal das die Demos um 21.00 Uhr oder 20.00 beginnen. Was ich mir öfters wünsche so wie es Samstag war das man sagt, ab dann startet die Kundgebung mit Redebeiträgen und dann startet die Demo.

Deine Argumentation beschreibt es genau: Demomüdigkeit in Berlin, tagsüber lieber was unternehmen, abends noch was erleben!

Und taktisch ist völlig egal wann die Demo ist.

EZB Frankfurt war morgens um 6, G8 Rostock und Hamburg 2112 Samstagmittags.

Die Uhrzeit macht doch keinen Krawall oder gibt irgendwelche Vorteile.

Aber klar in Berlin gehen die Uhren anders.

bietet die Dunkelheit Vorteile. Oder kannst du im Dunkeln sehen?

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Danke für die treffende Analyse, insbesondere für die seit langem überfällige Feststellung, dass antideutsche Parolen die linksautonome Szene in der Mehrheitsbevölkerung massiv herunterziehen.

Ohne die Solidarität der Bevölkerung, die ohnehin schon nichtmal mehr für die Unterstützung eines Streiks reicht (siehe die letzten GDL-Streiks, die Streikenden wurden gar mit Terroristen gleichgestellt bzw. gefordert, Lokführer nach Auschwitz zu schicken!), können noch so viele Bonzenkarren brennen und Nobelschuppen entglast werden, aber es wird sich nichts ändern.

Wir als linksalternative bis linksradikale Szene müssen uns dringend Gedanken machen, wie wir unsere Ziele den BürgerInnen näherbringen können. Und wie wir diesen Raubtierkapitalismus zumindest wieder in Richtung Sozialdemokratie drehen können - von offenem Sozialismus will ich bei der aktuellen politischen Lage nichtmal träumen.

Die andere Alternative zum demokratischen Prozess wäre eine Revolution, aber dafür sind zum Einen die Bewaffnungsverhältnisse zwischen System und Revolutionären viel zu ungleich (erst gestern gingen Planspiele rum, die Bundeswehr "im Terrorfall" zur Unterstützung der Polizei im Inland einzusetzen, und davon dass es kaum noch Waffen gibt will ich gar nicht erst anfangen) und zum Anderen sind die Verhältnisse, auch der Schwachen der Bevölkerung, noch zu gut um eine breite revolutionäre Masse aufzustellen.

Auch ein wichtiges Detail, das Du erwähnt hast: die politischen Befehlsgeber der Bullen. Die Bullen sind der Teil, den wir sehen, den wir mit Steinen beschmeißen. In meinen Augen trifft das blöderweise die falschen. Auch wenn wir noch so viele Bullen klatschen oder ins Krankenhaus befördern, werden die politisch Verantwortlichen (insbesondere Henkel, aber auch die Einsatzleiter) nie persönlich für den Missbrauch an ihren Untergebenen verantwortlich gemacht.

Auch wenn wir das System nicht mögen, steht es in unserer Pflicht, das System auch mit seinen eigenen Waffen zu bekämpfen. Das heißt nicht nur, dass wir uns überlegen sollten, den Politikern mit Demos direkt vor den Parlamenten, den Wahlkreisbüros und auf Veranstaltungen zu zeigen "Wir sind hier, und wir sind mit Euch nicht einverstanden!", sondern auch, zur Wahl zu gehen und unsere Bekannten und Familien überzeugen müssen, links zu wählen. Es gibt nicht nur die SPD (die, solange sie Tom Schreiber in ihren Reihen duldet, nicht wählbar ist), sondern auch die LINKE, die MLPD, die Piraten (die zumindest in Berlin einen recht guten Job gemacht haben, was es das Aufdecken des Filzes und der Korruption angeht), die PARTEI...

Wir sind eine starke Macht, und wir müssen diese auch zeigen und nutzen!

HENKEL BEI DER WAHL ABSTRAFEN! KEINE MACHT DER SCHWARZEN PEST!

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was is den dass alles für ne reformistische scheiße, ihr glaubt durch wahlen etwas ändern zu können, was mit euch los?

 

sicher, wählen wird durch rechts wie afd leider wichtig, aber alles andere was ihr erzählt, ist sorry aber, absoluter bullshit!

 

die analyse ist falsch und was ihr daraus folgert kann dadurch nicht richtig sein!

 

wenn die mehrheit in faschistische richtung geht, ist die minderheit das was über bleibt und kein herankriechen an bürgerliches "volk"!

 

sorry ihr müsst tiefer in gesellschaftskritik hinein, daraus werdet ihr ableiten können, dass es gerade für linksradikale positionen scheiße läuft, dass wird aber nicht besser in dem man, wichtige und richtige positionen aufgibt, dafür gibt es beispiele genug, wenn ich schon spd höre, als ob nen tom du lauch da das größe problem wär, nein es ist die solzial demokratie an sich, die is soweit weg von radikal humanistischen, anarchistischen, kommunistischen, herrschafts ablehnenden, emanzipatorischen positionen entfernt, sorry das geht gar nich!

Ich würde stark bezweifeln, dass die Mehrheit in Richtung Faschismus tendiert. Die AfD implodiert doch gerade selber und sinkt in den Umfragen mehr und mehr.

Der Großteil der AfD-Kader ist in die Partei, weil es da Pöstchen und fett Kohle (siehe Meuthen, dem 17k im Monat nicht reichen) zu verteilen gibt - und der Großteil der Wähler hatte schlicht und einfach die Fresse dick von dem Desaster, das die Systemparteien abliefern (Postengeschacher, Korruption, goldener Handschlag etc).

Und die Anarchie/Herrschaftsablehnung, die Du im letzten Satz erwähnst, hat zwei grundlegende Probleme: 1) funktioniert sie nicht auf einer Skala größer als ein Hausprojekt, solange die Ungerechtigkeit und Ungleichheit nicht komplett eingeebnet ist (was nicht passieren wird, erst recht nicht global!) und 2) ist sie nicht massenkompatibel und damit durchsetzbar.

IMHO sollten wir die Anarchie als Utopie und als Vorbild betrachten und die Gesellschaft danach ausrichten - aber eine 1:1 Umsetzung wird aufgrund der globalen Sachzwänge nicht möglich sein. Und es wird sowieso nicht mehr zu unseren Lebzeiten passieren. 7 Milliarden Menschen lassen sich leider nicht von heute auf morgen in ein neues System "umprogrammieren".

(Die einzige Version, die eine Anarchie ermöglicht, wäre eine Replikatortechnologie wie in Star Trek, da sie Ungleichheit eliminiert. Ich bin gespannt auf den Fortschritt der 3D-Drucktechnik in den nächsten 50 Jahren!)

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nein nicht die mehrheit tendiert zum faschismus, gebe ich dir recht, aber was in europa abgeht is erschreckend!

 

aber was du da schreibst ist eben so erschreckend, emanzipation ist in keiner zeile deines textes zu lesen, sorry so wird das sicher nichts ;-)

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Wenn man sich die Länder in Europa anguckt, die nach rechts gedriftet sind, ist die Ursache schnell klar: sich selbst als "links" bezeichnende Parteien haben sämtliche linken Ideen und ihr Wählerklientel verraten (so auch die SPD in Deutschland unter Schröder mit Hartz IV!). Leider leichte Beute für Faschisten aller Art.

Und Emanzipation wovon? Von aktuellen politischen/globalen Sachzwängen? Ja, das gestehe ich ein. Ich bin mehr Realist als Utopist - ich finde, dass Veränderungen Zeit brauchen. Wohin überhastete Veränderungen führen, hat man beim Ausstieg Deutschlands aus der Schwerindustrie und abertausenden arbeitslosen BergarbeiterInnen gesehen.

Die Gefahr dabei ist natürlich, dass bei einer zu geringen Veränderungsgeschwindigkeit äußere Zwänge überholen, wie z.B. die Lage der Schutzsuchenden - da wurde nur behäbigst etwas getan, bis auf einmal binnen Monaten hunderttausende Menschen hier Schutz gesucht haben und nicht einmal annähernd genug Ressourcen vorhanden waren.

Ich mag nicht behaupten, meine Lösung wäre "die beste" oder "unfehlbar" - ich bin der Meinung, wir alle sollten an der Entscheidung über unsere Zukunft gleichberechtigt teilhaben und im Konsens entscheiden. Deswegen ist es wichtig, dass wir gerade im so vielschichtigen linken Spektrum endlich wieder anfangen, gegenseitig unsere Positionen zu akzeptieren und nach guter alter Plenumstradition zu einer Position kommen, die von möglichst vielen Beteiligten getragen wird.

(Nenn mich ruhig einen gspinnerten Demokraten, aber ich glaube an die Macht des Plenums und der Diskussion ;))

No borders, no nations, die Parole "Deutschland muss sterben damit wir leben können" ist absolut richtig, und wer das nicht abstrahieren kann und sich hier irgendwie ein abgebranntes Pommern vorstellt, dem wird man auch Gesellschaftsanalyse nicht näherbringen können.

 

Das Folgende soll jetzt kein Autoritätsargument sein, finde das viel eher amüsant. Wenn sich die Deutschen mal mit den Leuten befassen würden, auf die sie so stolz sind...

 

Gut deutsch sein heißt sich entdeutschen.

Friedrich Wilhelm Nietzsche

 

Und vielleicht wirft man noch einen Blick in Zeiten, bevor uns der Deutsche Nationalstaat aufgezwungen wurde:

 

Der Charakter des deutschen Volkes besteht darin, daß es keinen Nationalcharakter besitzt.

Gotthold Ephraim Lessing

 

Deutschland ist nichts, aber jeder einzelne Deutsche ist viel, und doch bilden sich letztere gerade das Umgekehrte ein. Verpflanzt und zerstreut wie die Juden in alle Welt müssen die Deutschen werden, um die Masse des Guten ganz und zum Heile aller Nationen zu entwickeln, das in ihnen liegt.

Johann Wolfgang von Goethe

 

Und dann gibts da noch Humboldt, Kafka, Schiller, die das alle ähnlich sahen.

 

Das sollen nur Gedankenanstöße sein, kein Angriff auf dich, aber ich Frage mich ob das nicht auch einer der grundlegenden Ausgangspunkte unserer Arbeit sein kann. Es geht mir hier nicht darum, dass irgendwelche Menschen das in der Vergangenheit gesagt haben, es vertreten auch genug Menschen in der Gegenwart diese Positionen. Nein, es geht darum, dass "antideutsche" Parolen, die sich gegen ein bestimmtes Deutschtum richten, selbst unter "Linken" als verblödete, nicht mal diskussionswürdige, linksautonome Witzposition abgetan wird, obwohl man mit dieser Position den Menschen, die nach Meinung der Allgemeinheit "deutsches Kulturgut" sind, eigentlich ziemlich Nahe steht. 

 

Noch ein Nachtrag:

 

Warum denke ich, dass sowas überhaupt relevant ist?

 

Menschen sind leider faktenresistent, die beste Forschungsarbeit oder die gewaltigste Gesellschaftskritik aller Zeiten, hilft alles nichts wenn das "so ein Linker" geschrieben hat. Es muss beim ideologischen Überbau angesetzt werden, und wer kann Durchschnittsdeutsche mehr zum reflektieren animieren, als jemand, von dem ihnen praktisch seit der Kindheit eingeredet wird, dass er großes deutsches Kulturgut produziert hat? 

Ich tu mich persönlich sowieso schwer, die oft fundamentalistischen Positionen so einiger AntiDes irgendwie mit links unter einen Hut (Alu oder nicht - egal) bringen zu können. Ich weiß aber auch nicht, was wir gegen diese Zerfaserung vom Widerstand (gegenseitiges Distanzieren oder Gegeneinanderarbeiten zwischen AntiDe, AntiImp, "schwarzer Block klassisch", hoffnungsfroh krawallgebürsteten Parteijugenden, die als "zu bürgerlich" nicht ernst genommen werden) machen können. Das sage ich jetzt aus Münchner Perspektive, wo wir im Gegensatz zu BLN momentan eher Luxusprobleme mit derzeit pausierender Pegida, II. Weg & Co und unserem kgl.bairischen USK haben, weniger mit Sympathie oder Antipathie zwischen Antifa im weitesten Sinne und Bürgis im weitesten Sinne. Ich glaube (gefühlt), daß in MUC immer noch ein guterTeil der Bürgis zumindest eine gewisse Sympathie dafür hat, wenn die Nazis hier dank aller aktiver antifaschistischer Strömungen NIE unwidersprochen rumlaufen können....

.

Du kennst die neueste Lage noch nicht - die Pegidioten marschieren wieder. Nächsten Montag 1900 /o\

Bin mal gespannt wieviele Leute kommen. Waren das nicht ganz zu Beginn 20.000 Gegendemonstranten? Zum Schluss vor 8 Wochen waren's grad mal 200 - lächerlich wenn man sich ansieht dass die Hälfte der 200 Bürgis sind und gefühlt nur n Viertel der gesamten linksorientierten Szene den Arsch hochkriegt.

Auch bei uns ist das mit der Selbstzerfetzung doch schon lange ein Problem.

Ich hatte, was die Münchner Pegidisten betrifft, eigentlich schon gleich mit letztem Montag (11. Juli) gerechnet, irgendwie müssen sich auch die erst mal neu sortieren (sind, soweit ich mitbekomme, ähnlich zerstritten wie die Dresdener - Bachmann, Festerling & Co).... Schaumermal, wer wieviel mobilisieren kann :-)

 

Mit je Halb/Halb Bürgis und Antifa/linksorientiert im weitesten Sinne kann ich gut leben, solange nicht irgendwelche (links)bürgerlichen Correctnessverliebte meinen, sich wegen irgendwelcher Kleinigkeiten medienwirksam distanzieren zu müssen (vgl. Münchner "Linke", die bei G7 orgamäßig mehr oder weniger ausgestiegen sind, weil sich die Camporganisatoren nicht supersuperausdrücklich und eidesstattlich tausendfach von möglicher Militanz distanzieren wollten).

Ich denke, was die Höhepunkte von Zusammenspiel Bürgis und Antifa betrifft, gerne zurück an den ersten Versuch der Pegidisten, am Platz der Opfer einen Kranz abzuwerfen oder an den Versuch, von der Münchner Freiheit aus zu laufen, den drei Reihen sitzende Antifa (USK setzt Helme auf und kackt mit den Fingern.....) und gleich dahinter dann schnell GANZ viele Bürgis (USK beschließt, keine schlechte Presse zu wollen und macht lieber doch nix)...

Bei einem gut gemischten "Chaos" aus Antifa und Bürgis traut sich das USK noch nicht, wirklich massiv reinzugehen, und das ist gut so.

reden reden reden solltest mit vielen menschen und büchern. dann hättest du ein bischen mehr verstanden von den konflikten:

 

  • es gibt mieter*innen versammlung mit den projekten und anwohner*innen
  • es soll der cg bau verhindert werden
  • es geht um den permanten ausnahmezustand
  • verdrängung und zwangsräumung
  • nordkiez als antifa kiez

um nur einiges anzureißen, hier mal n ganz gute erklärung zu einer mob-action:

 

https://linksunten.indymedia.org/en/node/182939

Aus unser Sicht war die Demo ein super Erfolg! Sie war entschlossen, wild, gross und hat für unheimlich viel Wirbel und Aufmerksamkeit georgt! Die Feuer drumherum waren fett! Die Aussagen der Presse war klar gegen uns gerichtet, aber das tut dem Erfolg keinen Abbruch! Je heftiger sie über uns schreiben und berichten, desto sicherer können wir uns unseres Erfolges am Ende sein! Das "DEmoverbot" von der Henkel-Tasse hat dem ganzen noch das Sahnehäubchen aufgestetzt.

 

Wir dürfen jetzt nur nicht nachlassen und die Schraube zurückdrehen! Bereitet euch auf den 16.7. und die M99-Demo vor! Vergesst nicht die nächtlichen Freudenfeuer und die Scherben die Glück bringen!

 

Wir vermissen etwas Statements aus der Rigaer selbst. Wo bleibt "Tag 18-20" - Briefe aus der belagerten Rigaer Straße" Und lasst euch nicht verwirren, bei der Hafenstrasse (wir waren dabei) war es damals nicht anders bis zum Detail das alles RAF-Sympathisanten sind!

 

Nicht nachlassen, Rigaer durchsetzen! Laßt uns auf unsere eigene Kraft vertrauen!

den Hafen mit R94 zu vergleichen. Der Hafen hat verhandelt und hatte Bündnissarbeit betrieben.

Statements aus der Rigaer wären toll und wichtig, aber bitte inhaltsvolleres als Tagebucheinträge oder Dallasscheiß.

Und politischen Erfolg an der Zunahme der Repression zu messen ist nun wirklich schon oft gescheitert.

Es geht nicht nur um Sachschaden, sondern um Verbreiterung und Zuspitzung.

wie du es schreibst. Der Hafen hat sich damals die Ausgangslage zur Verhandlung erkämpft. Wäre damals nicht gekämpft worden (Internationale Barrikadentage), würde es die Häuser heute nicht mehr geben.

 

gruß aus Hamburg

Wir waren damals beim Hafen wesentlich hefitger drauf und haben auf das ganze Bürgerlager und ihre Presse geschissen! Bündnissarbeit gab es im wesentich nur unter uns. Und die Nähe zur RAF waren keine hohlen Worte sondern das war sehr real! Nur der völlig kompromisslose Widerstand, der entschlossende Kampf um  Befreiung hat letzten Endes den Erfolg gebracht!

 

Was viel gebracht damals war unser Tag X (wie heute) und Radio Hafenstrasse!

 

Die Riager ist auf dem richtigen Weg, weiter so!

Die Bullen labern, dass die Personenkontrollen aufhören und die Zäune verschwunden seien. Stimmt das?

berlin.de/polizei/polizeimeldungen/pressemitteilung.497014.php

Kannst du deine "Artikel" nicht als Kommentar schreiben, wie jeder andere hier auch? Oder schreibe den Kram von mir aus auch auf Facebook... auf solche Spam-Artikel können wir verzichten.

Ich finde die Diskussion, die sich hier entwickelt hat, doch schon interessant... vor allem, weil wirklich unterschiedliche Standpunkte zu sehen sind. Hat was von ner guten alten Plenumsdiskussion.

Der ganze Artikel (der eher als Kommentar unter einen anderen gehört hätte) ist eher nicht so toll. Das mehr an der Revolution und weniger an Abwehrkämpfen gearbeitet werden sollte, ist ja eine gern wiederholte Floskel, der alle gerne zustimmen. Nur leider fällt Vielen beim tatsächlichen aktiv werden dann auf, dass es oft erst mal gilt schlimmeres abzuwehren als die große Revolution zu starten. Die Demo im speziellen war eine der Reaktionen auf einen Angriff auf die Linke, als solche. Sie war also Teil des quasi wichtigsten Abwehrkampfes überhaupt, den um Selbsterhalt. Dies, obwohl es hier natürlich in erster Linie um ein Symbol und natürlich nicht wirklich um die "Schaltzentrale der Autonomen" ging. Eine Szene, die es nicht hinbekommt in solchen Fällen Stärke und eine gewissene Geschloßenheit zu präsentieren verliert jede Glaubwürdigkeit und nimmt auch nach innen hin Schaden. Ob es bei dieser speziellen Demo also überhaupt um das vermitteln von Parolen zu Mietfragen gehen mußte ist mehr als fraglich. Das es im Nordkiez durchaus solidarische Menschen gibt ignorierst du einfach. Im hinteren Teil der Demo waren im übrigen auch diverse "normale" Leute. Dazu gehört leider auch "Party-Publikum" aka Hipster. Du solltest mal aufwachen und feststellen, dass nur ein kleiner Teil der Bevölkerung noch klassisch in der Fabrik arbeitet und das dann als Habitus nach Außen trägt.

Gleichzeitig beschwerst du dich über antinationalistische Inhalte auf der Demo. Du willst dies zwar nicht ganz explizit machen, aber wir wissen doch beide, dass es dir darum geht. Du hast mit deinem Nationalismus schon in diversen unsinnigen Kommentaren genervt. Ich finde es gut, dass du als orthodoxer, autoritärer Linker trotzdem gekommen bist um deine Solidarität zu zeigen. Aber du solltest dich auf einer mehrheitlich anarchistisch und libertär-kommunistisch geprägten Demonstration nicht über entsprechende Demogesänge wundern.

 

Im Übrigen waren Hausbesetzungen vor nicht so langer Zeit fast ein Massenphänomen. Ein Massenphänomen, das die Besitzverhältnisse direkt in Frage gestellt hätte. Eine Gesellschaft, die dies tut hat schon einen großen Schritt getan. Wenn du glaubst, dass das System dies einfach tolerieren kann (oder es getan hätte), dann hast du keine Ahnung von Kapitalismus oder seiner staatlichen Verwaltung. Das System ist eben mehr als eine herrschende Klasse.

Insgesamt schmeißt du in deiner "Analyse" extrem viel durcheinander und wenn du mit mehr Leuten gesprochen hättest, hättest du festgestellt, dass es für vieles auch einfach pragmatische Gründe gab. Das soll nicht bedeuteten, dass es nicht Sachen besser zu machen gäbe und dafür auch Kritik notwendig ist. Das Finde ich auch. Dieser Artikel hat dazu allerdings keinen Beitrag geleistet.

jeder ist für mich interessant auf die eine oder andere Art und Weise. Es sind aber so viele, das ich nicht auf die einzelnen eingehen kann. Obwohl, wie der eine oder andere ja weiss,  ich ganz gerne solche Sachen in den Kommentarspalten auch ausdiskutiere.

Was mir allerdings aufgefallen ist, niemand traut sich so wirklich an die Frage ran, welches Ziel wir anstreben sollten, mit wem sich die Linke möglichst verbinden sollte um ein eventuelles strategisches Ziel auch zu erreichen.

Leider stösst mir solche Sprachlosigkeit in diesen Fragen immer wieder auf. Sollten darauf wirklich keine Antworten innerhalb der hiesigen Linken vorhanden sein, so wäre dies allerdings ein Armutszeugnis.