Die Identitäre Bewegung ist eine Nazikleingruppe, die vor allem bei Facebook aktiv ist. Nun werden sie am 17. Juni ihre erste Demonstration in Berlin veranstalten, sie wird als europaweites Event angekündigt. In Österreich ist die IB der relevante rechte Akteur auf der Straße. In Deutschland ist die IB weitgehend marginal und arbeitet eng mit der AfD zusammen.
Lambda statt Hakenkreuz
Die IB
orientiert sich in ihrer Außendarstellung an alten rechten
Vorbildern wie dem Nationalsozialismus. Sie haben sich ein eigenes
Hakenkreuz entwickelt und zwar ein gelbes Lambda. Im HJ-Style gehen
sie gemeinsam mit großen Fahnen wandern oder versuchen
Theatervorstellungen zu sprengen.
Sie hängen einer völkischen
Ideologie an und nennen diese „Ethnopluralismus“. In ihren Videos
und Texten sprechen sie von einem drohenden Weltuntergang. Sie haben
offensichtlich ein Problem damit, dass Sexismus und Rassismus nicht
mehr selbstverständlich sind und glauben in ihrem wahnhaften Denken
das sei nun der Weltuntergang.
Normalerweise bildet sich nach der
Pubertät eine eigene Persönlichkeit, eine Identität aus. Bei
Menschen mit schwacher Persönlichkeit ist diese Identitätssuche
aber nach der Pubertät häufig noch nicht abgeschlossen. Sie
flüchten sich aufgrund einer einer fehlenden, individuellen
Persönlichkeit in abstrakte Identitäten wie Volk oder Geschlecht um
sich stark zu fühlen. Die Identitäre Bewegung hat diese
Identitätssuche von charakterschwachen Menschen zu ihrem Programm
gemacht. Dabei müssen die Rechten konsequent ausblenden, dass
die Welt nicht so einfach einzuteilen ist in einsortierbare
Identitäten.
Den Mangel an Verständnis für die komplexen
Zusammenhänge in der Welt bemänteln sie mit groß klingenden
Worten: Zukunft, Wald, Jugend, Boden, Phalanx, Heimat,
Leuchtfeuer.
Die jungen Männer der IB kämpfen gegen den „großen
Austausch“. Was sie genau damit meinen, bleibt unklar. Es wäre
sicherlich schön ein paar Nazis umzutauschen oder auszutauschen. Es
sind aber derzeit keine Gegenden bekannt, die diese Nazis
entgegennehmen würden.
Insgesamt sehnen sie sich
offenbar nach einer mythischen Vorzeit und verlangen nach einer neuen
„Reconquista“, sie wollen also offenbar zurück ins Mittelalter.
Am Lagerfeuer fühlen sie sich ganz romantisch wie HJ-Jungs.
Gleichzeitig benutzen sie nicht Höhlenmalereien sondern das
amerikanische Facebook als wichtigstes Kommunikationsmittel.
Ihre Utopie bleibt also etwas dubios, aber ihr daraus folgendes Programm ist klar: Ausgrenzung. Sie wenden sich gegen die Emanzipation von Frauen* und betreiben einen ekelhaften Rassimus. Die IB ist deswegen besonders bei jungen Männern beliebt. Sie wollen sich mit ihrem Rassismus und Sexismus über andere Menschen erheben, weil sie aufgrund ihrere schwachen Persönlichkeit sonst Angst haben keine Anerkennung zu finden. Es wäre für diese jungen Männer allerdings zielführender sich einen Freundeskreis aufzubauen oder eine Therapie zu machen, als mit Fantasiefahnen herumzuwandern und davon Fotos zu machen. Es wird sie bei ihrer Suche nach einer eigenen Indentität und Persönlichkeit nicht sonderlich weiterführen.
Ich habe eine Fahne
In Berlin-Brandenburg gibt es ca.
40 Anhänger dieser kleinen Nazisekte. Eine öffentlich beworbene
Veranstaltung haben sie in zwei Jahren ihres Bestehens bisher nicht
zustande gebracht.
Unter ihrem Chef Jannick Brämer haben sie im
letzten Jahr ihre Aktivitäten in Berlin verstärkt. Zum einen
bereiten sie sich auf gewaltsame Aktionen vor und machen
Kampfsportübungen. Zum anderen versuchen sie Veranstaltungen von der
SPD zu sprengen oder greifen Parteibüros von den Grünen an. Stolz
berichten sie von jeder Aktion danach bei Facebook. Außerdem machen
sie mit Unterstützung aus ganz Deutschland heimliche
Kundgebungen.
Bei Kundgebungen verkleiden sich die jungen Männer
manchmal als Islamisten. Auch dies ist psychologisch gut zu erklären.
Sie wollen einerseits ihre Angst vor dem Fremden dadurch beherrschbar
machen, dass sie sich selbst als das Fremde inszenieren. Andererseits
haben sie auch eine große Faszination vor diesen anderen
ultrakonservativen jungen Männern, die ebenfalls sexistisch und
krass gewaltbereit eine Gesellschaft nach einer mythischen Vorzeit
gestalten wollen.
Ein weiteres Aktionsmittel der IB ist die
Fahne. Eine große IB-Fahne verkündet einerseits eine Zugehörigkeit
nach außen und verköpert als klassisches Phallus-Symbol männliche
Stärke. Auch dies ist äußerst attraktiv für junge Männer mit
schwacher Persönlichkeit.
Den Fahnenträgerpreis für die meisten
Demos mit der größten Fahne gebührt in Berlin Dietmar Gröper
(nicht mehr ganz so junger Mann).
Die IB Berlin-Brandenburg hatte
übrigens eine märkische Offensive verkündet, dort war besonders
Karsten Verber präsent. Diese bestand darin z.B. nach Schönwalde
oder in den Spreewald zu fahren und dort mit vielen Fahnen gewichtig
Eindruck vor 90 rassistischen Rentner*innen zu machen. Die IB
arbeitet eng mit den Resten der rassistischen Mobilisierung
zusammen, wie z.B. in Rathenow als eine SPD-Veranstaltung gestört
wurde. Viel dabei waren sie auch bei Bärgida, dem kümmerlichen
rechten Haufen, dem es montags immer mal wieder gelingt mehr als 50
Idioten für einen Miniaufmarsch zusammenzukratzen.
Die SA der AfD
Deutschlandweit
gibt es viele Belege für eine Zusammenarbeit der IB mit der AfD. So
auch in Berlin. Der Chef der IB
in Berlin Jannick Brämer ist gleichzeitig Schatzmeister bei der
Jungen Alternativen und ist AfD-Kandidat für die BVV in
Charlottenburg.
Die IB will quasi die SA der AfD werden mit
Überfällen auf politische Gegner (wie zuletzt gegen die Amadeu
Antonio Stiftung oder die SPD), mit Kampfsportübungen und einer
klandestinen Organisierung. Davon sind die jungen Männer allerdings
noch etwas entfernt. Es ist interessant, dass die AfD-Funktionäre
und ihre rechten Freunde ganz offen Attacken gegen konkurrierende
Parteien durchführen. Die persönlichen Verbindungen vor allem der
Jungen Alternativen zur Identitären Bewegung sind äußerst eng, die
Ideologie ungefähr deckungsgleich.
Nun wollen sie also eine Demonstration machen. Dabei kriegen sie Unterstützung aus Wien und der dortige IB-Chef Martin Sellner wird auch in Berlin reden. Die Berliner Demonstration ist Teil einer europaweiten Demonstrationsreihe der IB in Paris, Wien und Berlin. In Wien waren 400 Rechte auf der Demonstration, die allerdings blockiert werden konnte. Abends machten die IB einen unangemeldeten Aufmarsch mit 150 Leuten und wurden dabei von der Polizei behütet. Die Mobilisierung in den sozialen Netzwerken zur Demonstration in Berlin, ist bisher deutlich kleiner als in Wien. Sie haben dabei 400 Teilnehmer*innen in Berlin angemeldet, es ist aber eher mit 80-200 Rechten zu rechnen.
Interessant ist folgender Punkt in
ihren internen Auflagen: „Mitglieder extremistischer Parteien und Organisationen sind unerwünscht und werden von der Demonstration ausgeschlossen.“
Das ist insofern bizarr, weil sie offensichtlich eine
rechtsextremistische Organisation sind und so sogar vom
Verfassungsschutz eingeschätzt werden. Sie müssten sich also selbst von
ihrer eigenen Demonstration ausschließen.
Der
IB-Aufmarsch findet am 17. Juni statt. Die IB knüpft dabei an das
beliebte Denken der rassistischen Mobilisierung an, dass die BRD eine
Diktatur ist und gewaltsam gestürzt werden muss.
Gegen den Aufmarsch der Identitären Bewegung werden Gegenproteste organisiert. Sie starten um 17 Uhr am Strausberger Platz. Wir sollten der Nazisekte bei ihrer ersten öffentlich beworbenen Aktion entschlossen entgegentreten. Emanzipation statt Identität!
Idis
sind viel zu soft um als Nazis durchzugehen.
Sieht man immer wieder, Neue-Rechte-Weichspüler ohne Kampfkraft, ohne Schutz von HoGeSa und Co. kriegen die bloss die Hucke voll, ganz eifach
Sagte
der Romper Stomper Obernazi...
Kampfsport
Das Kampfsport-Foto ist ja mal reichlich lächerlich - wäre das ein echter Angreifer, der wackere Ellbogenhaken-Verteiler könnte schon längst seinem arischen Blut dabei zusehen, wie es im Boden versickert...
Vielleicht sind die Übungen mancher „IB“-Spinner lächerlich,
aber viele Linke denken erst gar nicht daran, Kampfsport zu machen. Viel zu mackerhaft blabla. Wenn wir nicht langsam anfangen, eine fitte linke Vernetzung (die auch sportlich mithalten kann) aufzubauen, dann könnten linke Strukturen tatsächlich mancherorts demnächst ernsthafte Probleme mit den „IB“-Nazis kriegen.
das sehe ich genau so
ein weiteres problem ist auch eine massiv weigerung zur theorietätigkeit wie an von lenninist*innen bis postmodernisti*nnen zu sehen ist.
für die meisten (hedo/bauch)linken besteht doch ihr linkssein größtenteil aus identität und manchmal auf ne demo gehen( falls sie 2teres überhaupt tun)
17.6 keinen meter für die identitären
friedrichshain sauber halten, neue rechte durch den kiez jagen:
https://linksunten.indymedia.org/de/node/181526#comment-199490
:-)
Also der Artikel hat ja echt ein paar wirklich lustige und auch gute Stellen, aber da ist auch einiges falsch dargestellt. Der Vergleich mit Nationalsozialisten ist theoretisch z. B. nicht haltbar. Diese Leute sind Faschisten, aber nicht jeder Faschismus ist NS. Das sie Versuchen eine eingängige Symbolik zu etablieren ist für politische Gruppierung auch nicht ungewöhnlich...
MsG
Charakterschwäche?
Seh ich auch so. Außerdem find ich den Teil zu charakterschwachen Menschen, die ihre Identität nach der Pubertät nicht gefunden haben auch sehr bedenklich..Die suche nach völkisch-nationalistischer Identität hat pluralistische Gründe..Erziehung, Sozialisation vor und nach der Pubertät, faule Unwissenheit, "falsche" Freundeskreise und und und..aber jeden, der mit 16 noch keine eigene Identität herausgebildet hat als charakterschwach darzustellen is stigmatisierend..obwohl natürlich stimmt, dass die IB zum Teil bei unentschlossenen Menschen ansetzt, aber nich jeder Mensch, der da dabei is is Charakterschwach (manche sind gefährlich intelligent und sehr überzeugt von sich) und nich jeder der mit 16 noch auf der Suche nach sich selbst is, is potentiell leichter für diese Drecksideologie zu gewinnen..fehlende Identität hat nich zwingend was mit Charakterschwäche zu tun...
Russland und IB
Checkt auch mal die Russland-Connection der IB-Berlin, da geht einiges...
Zur Anregung:
http://derstandard.at/2000038542175/Identitaere-Gruesse-aus-Moskau-Recht...
NEUER KUNDGEBUNGSORT
Uhrzeit: 17 Uhr
Ort: Kreuzung Neustädtische Kirchstraße – Dorotheenstraße
Anreise über S-Bahnhof Friedrichstraße und dann über die Friedrichstraße zur Dorotheenstraße wird empfohlen.
https://linksunten.indymedia.org/de/node/182077