Anarchismus und Kommunismus

Das Thema dieses Textes ist die Auseinandersetzung zwischen anarchistischen und kommunistischen Theorien.

 

Im Text wird bewusst in den jeweiligen Definitionen die männliche Form benutzt, dies ist nicht diskriminierend zu verstehen.

 

1. Die Frage der Moral innerhalb der Linken

 

Wenn man einen Anarchist und einen Kommunist in einen Raum einsperren und erst wieder herauslassen würde wenn

sie sich in allen Punkten einig sind würde dies eine endlose Debatte entwickeln.

Darf der sozialistische Staat das Individuum zum "Guten" zwingen?

Darf der sozialistische Staat innerhalb der Übergangsphase den "roten Terror" anwenden?

Im Prinzip, heiligt der Zweck die Mittel?

Dies ist ein logisches Kalkül, Geheimdienste arbeiten nicht anders, die Frage ist die, wollen wir uns zu einem Geheimdienst entwickeln?

Selbst wenn sich die autoritäre Form des Sozialismus durchsetzt, er ist in meinen Augen unmoralisch weil Zwang inform von Gewalt

niemals den Idealen des Sozialismus gerecht wird.

 

Damit ziehe ich aber eine Grenze, zwischen dem Recht auf Selbstverteidigung, der revolutionären Gewalt gegen die kapitalistische Gewalt.

Kapitalismus ist die strukturelle Vergewaltigung der Frau, des Arbeiters sowie der Kinder des Proletariats. Kapitalismus bedeutet Vernichtung der Kindheit, Patriarchat, Massenkonsum, Entindividualisierung, Homogenisierung, Militarisierung und letztendlich Imperialismus.

 

Mit Gewalt sich gegen Gewalt zu wehren ist legitim, Gewalt aber als Überzeugungsmittel einzusetzen ist illegitim, denn keiner kennt die Geschichte von denen die Uniformen anziehen und einen Apparat beschützen der ihre eigene Freiheit eingrenzt.

 

2. Anarchokommunsimus

 

In der Geschichte des Sozialismus kristalisierten sich zwei Strömungen heraus die beide vorgaben das Ziel einer herrschaftsfreien und klassenlosen Gesellschaft herbeizuführen. Der wissenschaftliche Sozialismus (Marxismus) als Logik und die Leidenschaft des Anarchismus (z. B Kropotkin) als künstlerisch-kreative Form.

 

Kropotkin war meines Wissens der Erste, der zu der Erkenntnis kam dass Kommunismus und Anarchismus keine Gegensätze sind sondern nur zusammen, als Einheit funktionieren können, sich also gegenseitig ergänzen. Die Frage ist:"Was ist passiert?"

 

Unser Feind, das Kapital wollte das Proletariat spalten um es letztendlich zu vernichten. Söldner des Kapitals verfälschten die ursprüngliche Idee des Kommunismus und verbreiteten die Theorie des hierarchisch aufgebauten Sozialismus um ein Machtgefälle zu schaffen die von eigenen Agenten durchdrungen werden konnten.

 

Der Untergang der UDSSR liegt NICHT und ich wiederhole NICHT in der Theorie des Marxismus, sondern durch seine Rechtsinterpretation von Stalin der sich leider gegen Trotzki durchsetzen konnte. So wie Marx sich von Hegel aufbauend zum Linkshegelianer entwickelte folgte im nächsten Schritt der Dialektik der Stalinismus als rechter Pfad des Marxismus, Lenin war der Übergang. Stalin kann man, auch wenn er es vielleicht nicht realisierte als Marionette des Kapitals betrachten.

 

Wenige Menschen sind zu der Erkenntnis gelangt dass eine klassenlose und herrschaftsfreie Gesellschaft sich nur unwahrscheinlich durch eine kleine Elite verwirklicht werden kann.

 

3. Basis und dann?

 

Die Frage wie dezentrale Strukturen verwirklicht werden können ist schwierig zu beantworten. Die wirksamste und effektivste Methode zur Gewinnung von Menschen für fortschrittliche Ideen ist Kommunikation.

 

Lasst uns aufhören mit der Isolation und Sektenhaften Gruppierungen die die "alleinige Wahrheit" gepachtet haben. Lasst uns eine Öffnung bilden

in der Menschen mit der Zeit politisiert werden und aus freiem Willen, nicht durch Zwang dem Weg des Anarchoismus gehen.

 

Und dass wichtigste, bei aller Härte sollten wir niemals so werden wie die die wir bekämpfen.

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Wie kann eine herrschaftsfreie Gesellschaft ohne eine ordnende Hand erreicht werden, welche die Herrschaftsfreiheit zur Not auch mit Gewalt durchsetzt ?

bzw. gegen widersprüchliche Ambitionen verteidigt ?

Und, auch wenn ich jetzt vielleicht gleich intellektuell niedergemacht werde : die Evolution hat ja nun wahre Wunder vollbracht. Vieles, eigentlich das meiste  davon auf Kosten der schwächeren bzw. weniger wehrhaften Natur. Auch wenn ich jetzt biologistisch wie viele Frankensteins der Nazizeit klingen mag : bedeutet absolute Gewaltfreiheit nicht gleichzeitig den Untergang in diesem zwar wohldefinierten, aber wohl nie in seiner Gänze überschaubaren ... Prozess ?

Bitte echt nicht missverstehen, aber ist die Herrschaft über Natur und Gezeiten nicht auch eine Art von (notwendiger?) Gewalt bzw. Herrschaft ?

Im Einklang mit der Natur zu leben ist doch letztendlich auch nur ein ewiger Kampf gegen widrige Einflüsse.

 

Gibt es in unserem Universum überhaupt die Chance darauf, selbstbestimmt zu leben ? Ohne Kampf ?

 

Wie gesagt, ich propagiere hier nichts. Habe auch meine Ideale. Aber Anarchie vs Evolution ? Kann das momentan echt nicht zu Ende denken.

 

Versteht mich beim Austeilen einfach als links verortet.

um mal meinen Mathelehrer zu zitiueren. Evolution und Anarchismus lassen sich wissenschaftlich überhaupt nicht sinnvoll in einen Topf schmeißen, da sie komplett unterschiedliche Kategorien haben. Das eine hat hat nichts mit dem anderen zu tun. Nur weil Dinos vor Höhlenmenschen kamen, kann ich trotzdem mein Leben so bestimmen wie ich will. Das die Nazis den Schwachsinn versucht haben ist ja nun kein Qualitätsmerkmal lol

Zu der Frage der Herrschaft über die Natur. Der Anarchismus ist ein Obergriff für eine Vielzahl von Überlegungen, wie das Verhältnis zwischen Menschen geordnet sein sollte. Nämlich dass niemand niemand anderes Knecht noch Sklave sein soll. Niemand soll niemand beherrschen. Theorien, die sich dem Anarchismus zuzählen, sagen dagegen nichts über das Verhältnis von Mensch zur Natur aus. Trotzdem kommmen wir mit ein bisschen Nachdenken automatisch dazu, dass Menschen auch in einer zukünftigen anarchistischen Gesellschaft anders mit Tieren und Pflanzen umgehen müssen, als sie es jetzt tun. Die christliche Vorstellung, der Mensch solle sich die Natur Untertan machen und sie behrrschen, weil er ja angeblich die "Krone der Schöpfung" sei, muss dann als Unsinn zurückgewiesen werden. Denn genau diese Idee führt ja letzten Endes zu Umweltzerstörung und Tierausbeutung.

Wie kann eine herrschaftsfreie Gesellschaft ohne eine ordnende Hand erreicht werden, welche die Herrschaftsfreiheit zur Not auch mit Gewalt durchsetzt ?

Genau an dieser Frage wird jedes Ideal einer herschaftsfreien Gesellschaft in der Realität scheitern. Denn eine "ordnende" bzw autoritäre Hand würde das Ende einer herschaftsfreien Gesellschaft bedeuten. In einer anarchistischen Gesellschaft wären sogar Gruppen zu tolerieren die für sich selbst entscheiden in einer autoritären Struktur zu leben - wenn dies ihrer Vorstellung eines selbstbestimmten Lebens entspricht.

Anarchismus als Gesellschaftsform kann niemals bedeuten anderen vorzuschreiben wie sie zu leben haben - sondern nur für den Einzelnen bedeuten selbst zu entscheiden wie er leben möchte.

Das sehe ich ein wenig anders. Es stimmt, dass ein Anarchismus zum Scheitern verurteilt ist, der mit autoritären Mitteln gegen solche einzelnen oder Gruppen vorgeht, die selbst wieder Herrschaft ausüben wollen. Aber tolerieren muss man das in der Anarchie auch nicht! Man kann nämlich trotzdem versuchen, diese einzelnen oder Gruppen behutsam an die Anarchie heranzuführen und also durch Kommunikation und Bildung zu überzeugen, denke ich. Weil ein Nebeneinander von Anarchie und autoritärer Vergesellschaftung stelle ich mir schwierig vor. Das Ziel sollte also in jedem Fall schon sein, autoritäre Vergesellschaftung ganz aufzuheben und zu überwinden. Nur eben ohne Zwang und ohne Gewalt.

"Wie kann eine herrschaftsfreie Gesellschaft ohne eine ordnende Hand erreicht werden, welche die Herrschaftsfreiheit zur Not auch mit Gewalt durchsetzt ?"

Durch Regeln und Normen, die bedingungslos gelten. Herrschaftsfreiheit ist ein Prinzip, das den Ausweg aus der Herrschaft anbietet und die Möglichkeit der freien Entscheidung bietet. Konkret: Es muss jederzeit und sanktionsfrei möglich sein, sich aus einer Situation zu verabschieben. Dann muss auch niemand zu seinem oder ihrem Glück gezwungen werden, sondern erlebt es. So die Theorie.

stellt wer oder was (bedingungslos, also nicht unbedingt Gewaltfrei) auf ?

Was geschieht mit jene, denen die Regeln nicht passen ?

Freilich ist der Mensch ein Geschöpf seiner Zeit, kann sich also auch ändern. Weiterentwicklung sowieso, kann gut oder schlecht ausgehen.

Bissl was hab ich mich bei Marx, Engels usw. schon eingelesen. Wie Marx den Proudhon zerlegte, war schon ein Meisterstück, sozusagen. Ich finde die Anarchisten eher in der Utopie angesiedelt, während sich die Kommunisten wirklich auch noch um die Geschichte und die Gegenwart Gedanken machen. Wissenschaftlich, ernsthaft. Damals in der DDR hatte es ja schon ein klein wenig was von Propaganda. Aber ein kriegsmüdes Volk hatte glaube andere Interessen als eine befreite Gesellschaft. Chance versäumt.

Aber in bürgerlich ankonditionierter Denke ist echt wirklich schwierig, von einer absolut herrschaftsfreien Gesellschaft zu träumen. Weil, und hier wird es für mich echt schwierig : was passiert, wenn alle dürften wie sie wollten, wenn die anderen keine Garantie haben, dass keine_r über die Stränge schlägt ?

Einheitliche Denke wird es (hoffentlich) nie geben, aber hier gehen die (notfalls nötigen) Saktionen doch schon los.

 

Wirres Gedankentum. Aber vielleicht lässt sich Herrschaft genausowenig abschaffen wie das Licht. Eine Art Naturgesetz, die uns erst zu dem gemacht hat, was wir sein. Und was uns früher oder später wieder auf die Füsse fällt.

 

Im Zweifelsfalle halte ich mich da eher materialistisch, wobei das wieder Richtung Kommunismus geht ....

In der Natur gibt es nicht nur Konkurrenz und Kampf sondern auch Kooperation und gegenseitige Hilfe.

 

Außerdem sind wir Menschen wir können moralische Maßstäbe schaffen wenn wir es wollen. :-)

aber was ist mit alljenen, denen diese moralischen Maßstäbe nicht passen ?

Freilich könnte es uns allen besser gehen, wenn (war es die Tafel Moses?) sich alle ein- oder unterordnen würden.

Wer oder was setzt diese Maßstäbe ?

Ist das noch realitätsnah ?

können andere nicht genauso freihand andere Maßstäbe setzen, die auch erstmal nur (wahrscheinlich) Widerstand hervorrufen ?

Im Bereich der abstrakten Natur kenne ich da nur die Symbiose. Also Mensch - Natur - Technik. Da das Ganze aber endlich ist, und schon ziemlich weit fortgeschritten : Maßstäbe durchsetzen oder hoffen ?

Dazu kann ich nur eins sagen:"

 

Wir leben in der Welt die wir uns selbst schaffen."

Darf der sozialistische Staat das Individuum zum "Guten" zwingen?

 

Da genau das Sozialismus ausmacht, können Anarchismus und Sozialismus/Kommunismus keine Symbiose bilden. Das gilt für alle Systeme, denen der Zwang zum "Guten" und zum "Glück" zugrunde liegt - also auch Nationalsozialismus.

!

ich finde diese unterstellung, welchen "sozis und komis" hier gemacht wird schlicht falsch, es gibt sehr wohl antiautoritäre und "freie" darunter!

 

auch als kommunist kann ich den staat ablehnen, wenn ich mich nicht dogmatisch an alten "versuchen" festhalte und mich selbst auch "weiterentwickle"!

Du denkst NS wäre gut?

der Nationalsozialismus war ein Zwang zum Guten ?

 

Tschuldigung, wenn ich das jetzt vielleicht zu sehr reduziere : Der "Nationalsozialismus" brauchte sein Kanonenfutter, gerne auch via Kraft durch Freude. Hauptsache Massenbasis. Sozialistische Ideale, Internationalismus ... Fehlanzeige.

Dass das Gute für die einen ungleich das Gute für alle ist, hat ja nun Marx ganz gut herausgearbeitet.

Was genau brachte der Nationalsozialismus ausser bis auf das äusserste pervertierter Ausbeutung ?

Die Autobahnen ?

"Guten" und "Glück" sind in "" gesetzt. Damit ist das wohl selbsterklärend.

Da, wie bereits festgestellt, Kommunismus auf Herrschaft setzt und Anarchismus auf Herrschaftsfreiheit, ist eine Einigung nicht möglich. Komrpomiss könnte dennoch eine gemeinsame revolutionäre Praxis. Wobei dabei die Neigung, den oder die jeweils andere zu indoktrinieren, eingedämmt werden sollte. Sonst geht auch das schief. Wenn also die Kommunisten die Anarchisten nach erfolgreicher Revolution leben lassen, weil sie diese ins Herz geschlossen haben oder jemanden brauchen, den sie zwangsbeglücken können, werden diese Anarchisten sowieso den nächste Revolution planen. Dieses mal gegen die Herrschaft der Kommunisten. ;-)

!

In fast allen Büchern von Anarchisten geht es irgendwann ums wirtschaften und dort findet sich fast immer der "freie Kommunismus"!

 

ich stehe zu der these, ohne anarchie kein kommunismus! ohne kommunismus keine anarchie!

 

das dieses eine klare ablehnung, von staat, nation und kapital als grundlage haben "muß" ist klar, aber wer kommunisten generel dies abstreitet diskriditiert viele menschen der alten "neuen Linken" und 68!

"[...] wenn er den autonomen Marxisten Massimo de Angelis zitiert: 'Anarchistische Praxen ohne kommunistische sind individualistisch und ghettoisiert. Kommunismus ohne Anarchismus ist hierarchisch und repressiv'"

--> www.kritisch-lesen.de/rezension/anarchismus-und-marxismus-revisited

--> http://labandavaga.org/alle-macht-den-raeten-ist-der-raetekommunismus-he...

--> http://basisgruppe-antifa.org/wp/der-klassenkampf-und-die-kommunistinnen...

--> https://www.anarchismus.at/texte-anarchismus/anarchismus-und-marxismus

--> http://www.paeris.net/kommunismus-eine-klarstellung/


Fazit, wer sich etwas Mühe macht erkennt schnell, dass der vermeintliche Gegensatz keiner ist - verrückte und regressive gibt's leider auch auf beiden Seiten.

Kann dir Kropotkin empfehlen.

und darauf gibts nur eine Antwort.....

https://youtu.be/y0XfNy5XI-A

...damit menschen ihre bedürfnisse befriedigen können (sprich: objektive reproduktionserfordernisse, wie essen, trinken, warm anziehen, wohnen...)gehen sie in auseinadnersetzung mit der natur und kooperieren.....was als individuelles verhalten erscheint, wird in dem augenblick, wo es massenhaft auftritt zu einem gesellschaftlichen verhältniss...gesellschaftliche verhältnisse haben einen bestimmten charakter, der durch eigentumsverhältnisse geprägt ist - z.B. "solange die wohnung eine ware ist, kann das menschenrecht auf wohnen nur auf dem papier stehen".... die überwindung kapitalistischer verhältnisse, die von ausbeutung, krieg, patriachat usw. gekennzeichnet sind - kann viele formen, wege, kämpfe haben - aber immer braucht es ein subjekt der veränderung....das antwortet natürlich - dieses subjekt - auf die strukturelle gewalt des staates mit gewalt für die überwindung der eigentumsverhältnisse ....und jetzt wird es spannend: was würdet ihr tun? was haben ché und fidel getan? was kam nach der Oktoberrevolution .... darum nennen wir das auch - diese art zu denken - den dialektischen und historischen materialismus: dialektisch, weil alles hat auch irgendwie miteinander zutun; Aber es gibt auch eine Logik in der Auseinandersetzung des Menschen mit der Natur, die als gesellschaftliche Form sich entwickelte und deren Entwicklung bestimmten Gesetzen folgt (z.B. dem tendenziellen Fall der Profitrate) und die auch immer eine historische Form hat, d.h. unter welchen historischen bedingungen passierte was....und dann gibt es in dem dialektischen Verhältnis zwischen Individuum und Gesellschaft natürlich diese Ideengeschichte einer besseren und anderen welt - sind wir da nicht alle auch anarchistinnen? das problem fängt dann an, wenn ich meine lust gegen deine stellen, weil ich frei sein will und dazu dich.....usw. dafür wird es immer verabredungen/regeln geben müssen (du z.B. mich fragen müssen, wenn du lust auf etwas mit mir hast) und wer und wie setzen diese Regeln sich durch... um zu dieser frage zu kommen, braucht es aber sicher noch einige grundlegende änderungen, denn alles was deine bedürfnisse ausmacht ist zu einer ware geworden und hier liegt der hase im pfeffer...aber auf dem weg dahin lernen wir bereits langsam gemeinsam zu gehen und nicht für andere zu sprechen um jetzt schon damit zu beginnen, gemeinsam verantwortung zu tragen, der widerspruch aber bleibt: ich will jetzt alles und sofort, also bin ich anarchistin, aber ich verstehe auch und will verstehen und darum neugierig und sehe auch das Leid der anderen - ohje ich glaube ich möchte auch gern kommunistin sein und verstehn, warum die väter des sozialismus die eigentumsverhältnisse änderten aber doch für mutti sprachen und die das nicht selbst tun durfte? kleine schildkröte geht neugierig und langsam zur nächsten blockade und bringt den bullen zum stolpern

Oja, ich denke schon, dass Anarchismus und Kommunismus eine Symbiose bilden können. Denn Kommunismus in meinem Verständnis sagt ja noch nichts über das politische Modell und die Organisation aus. Kommunismus heisst meiner Meinung nach nicht mehr und nicht weniger als die gesellschaftliche Verfügung über die Produktionsmittel. Dies ist entgegengesetzt zum kapitalistischen privaten Eigentum an Produktionsmitteln. Darüber wie man die Produktionsmittel vergesellschaftet, kann man nun geteilter Meinung sein. Die einen sehen den Staat in der Verantwortung, ob nun vorübergehend oder langfristig. Die anderen sehen das nicht so und wollen, dass auch der Staat als eine Form von Herrschaft, heute wahrscheinlich immer noch die wirksamste Herrschaftsform, verschwindet und durch basisdemokratische, rätedemokratische, libertäre Organisationsformen ersetzt wird. Streiten kann man also meiner Meinung nach darüber, auf welchem Weg wir zum Kommunismus kommen, aber einen theoretisch begründbaren oder gar einen faktisch evidenten Antagonismus zwischen Anarchie und Kommunismus gibt es nicht, denke ich. Denn wie gesagt: Anarchismus bezieht sich auf das politische Modell, er schlägt vor, Herrschaft in jeder Form zu überwinden, während Kommunismus in der sozioökonomischen Sphäre verortet ist. Der Wunsch nach einer sozial gerechten Gesellschaft ohne privates Eigentum an Produktionsmitteln ist uns - Kommunist_innen wie Anarchist_innen - gemeinsam, das sollten wir uns stärker bewusst machen.

Vielen dank für Deinen schönen Gedankenanstoß, ich bekam beim Lesen ein paar eher grundsätzliche Dinge in den Kopf, vielleicht hast Du Lust sie Dir mal durchzulesen:

 

          "Und dass wichtigste, bei aller Härte sollten wir niemals so werden wie die die wir bekämpfen."

 

Kann ich kämpfen ohne zu unterdrücken? Wie sieht kämpfen eigentlich aus? Heißt kämpfen schon, dass ich eine andere Meinung habe, die Art wie ich sie äußere, wo ich mein Essen einkaufe, was ich einkaufe, auf welcher Straßenseite ich gehe, wie ich mich in Konflikten verhalte? Kämpfe ich, wenn ich mich wehre? Widersetze ich mich, wenn ich kämpfe? 

 

Ich persönlich möchte kein fühlendes Wesen bekämpfen, aber es gibt eine ganze Reihe von Verhaltensweisen, denen ich mich widersetze. Ich würde ingesammt dazu einladen, Sprache etwas ernster zu nehmen. Begriffe wie kämpfen oder bekämpfen beinhalten für mich einen klaren Bezug zu Denkmodellen, die Konkurenz und Hierarchie festschreiben und naturalisieren (d.h.: als natürlich und unabänderlich beschreiben). Eine Diskussion darüber, ob Kampf, Gewalt, Konkurenz, Warenförmigkeit, kulturelle Geschlechtsdimorphismen (wenn die Angehörigen verschiedener Geschlechter sich unterschiedlich verhalten) natürlich sind möchte ich im übrigen genauso wenig führen, wie deren Nachweis als von GOTT gegeben zu erbringen oder anzuzweifeln. Denn immerhin leben wir nicht mehr auf Bäumen und GOTT hat sich selbst in seinem christlichen Bestseller mehrmals verändert und das Programm umgeschmissen. Will sagen Natur und GOTT sind auch nur Kategorien, die es sich zwar lohnt anzuschauen, immerhin haben Leute sie für so wichtig gefunden sich damit zu beschäftigen, die aber nichts von sich aus aussagen können. Wir sind es, die sie mit Inhalten füllen. Wie funktioniert also das Füllen einer Kategorie mit Inhalten?

Ich denke das ein Großteil davon in Kommunikation geschieht, wobei ich den Begriff Kommunikation durchaus weit fassen möchte, nicht nur die verbale Auseinandersetzung mit Mitmenschen sondern auch die Integration von Informationen (Wahrnehmung und gedankliche Verknüpfung mit Erinnertem-> dann Erinnern als integralem Anteil unseres Wissens über die Welt und uns) aus dem alltäglichen Erleben. Und hier sind wir herzlich eingeladen unsere Welt, unsere Beziehungen und vor allen Dingen uns zu verändern. Dabei hilft es übrigens sich zu entspannen und nicht alles so ernst zu nehmen, endgültige Wahrheiten gibt es nicht. Wenn ich eine andere Vorstellung von mir entwickele, wenn ich mir offener und freundlicher begegne, kann ich meine Beziehungen zu anderen Wesen offener und freundlicher gestalten und das liebe Leute ist die andere Welt. TADAA Das beste daran ist, geht sofort, kostete nix (nur Selbstüberwindung, die lässt sich üben) und ich brauche nicht auf die Weltrevolution zu warten oder beständig "Her mit dem schönen Leben!" zu rufen, ich machs mir einfach selber und damit auch meinen Leuten und damit auch irgendwie allen, JA auch FAschos und Polizisten und AFDĺern: Juchhuu!

 

     "Und dass wichtigste, bei aller Härte sollten wir niemals so werden wie die die wir bekämpfen."

 

Wir sind so, wie die die wir bekämpfen, weswegen ich den Begriff bekämpfen auch so ablehne. Schlägt mich ein Bulle, tut mir das genauso weh wie anders rum und beide haben wir das Recht auf ein Leben ohne Gewalt! Wenn ich genauer hingucke ist die Trennung in ich/wir und die anderen zum Einen die Mutter aller Hierarchien und zum Anderen eine Kategorie, die willkürlich nach äußeren Zuordnungen eine Diskriminierung (Trennung durch Unterscheidung) ähnlicher Phänomene beinhaltet und zugleich diese Trennung als unabänderlich und nicht in unserer/meiner Macht zur Änderung festschreibt. Wenn möglich versuche ich mir andere Formen von Zuordnungen anzueignen, die mehr zu dem passen, das ich anstrebe...z.B. Liebe; die Vorstellung, das ein AFDler seine Kinder liebt ist für viele in der Auseinandersetzung mit seiner politischen Einstellung abwegig oder unmöglich. Ich rate mal es kurz zu probieren, jeder die das während eines Gesprächs mit z.B. besagtem AFDler probiert garantiere ich eine zumindest lustige Erfahrung. Nämlich die, das mein Gegenüber ein Mensch ist wie ich, der keinesfalls böse Absichten hegt, sondern alles gut machen möchte, der sicherlich gut über das nachgedacht hat, was es da macht oder auch nicht macht und dem ich mit Respekt begegnen kann. Ich zumindest habe seitdem keine schlechte Laune mehr, wenn ich mich mit Menschen auseinandersetze, die Verhalten zeigen, dem ich mich widersetze. Warum nicht auf einer Ebene gegenseitigen oder wenn nicht anders möglich einseitigen Respekts in Widerstand gehen. Bücher zu dem Thema haben z.B. so Leute wie Thurmann, M.L.King und in neuerer Zeit Omer u.a. geschrieben. So, noch kurz mein Vorschlag zum zitierten Satz:

"Und das wichtigste, bei aller Härte sollten wir uns in unseren Herzen bewahren, das unsere Gegenüber Menschen sind wie wir, denen wir in Respekt und Liebe gegenüberstehen, auf einem Weg in eine andere Welt!"

bis auf "die andere Backe hinhalten" finde ich den Beitrag fast schon schön.

Aber ist es wirklich so einfach ? Den versoffenen Nazi erstmal umarmen, um nicht verdroschen zu werden ?

Was, wenn es anderen garnicht um Respekt geht, sondern um Angst, Bambule, Action  ?

Beeindrucke oder beeinflusse ich die wirklich durch simples zuhören ?

Diese, unsere Gegenüber haben ( z.B. in Auschwitz ) quasi industrielle Massenvernichtung betrieben. Die einen aus purer Macht, die anderen aus purem Zwang. Muss ich die ersteren wirklich im Herzen bewahren oder darf ich die verabscheuen ? Rein aus dem Selbsterhaltungstrieb ?

Liebe geben und Liebe annehmen sind zwei paar Schuhe.

Um bei der Macht der Sprache zu bleiben :

Die Liebe ist ja seit ehedem positiv besetzt.

Nekrophile zum Beispiel verlieben sich ganz gerne in Tote.

Kommt nicht allzuoft, aber dennoch vor.

 

Ganz so einfach ist der Weg in die "TADAA andere Welt" scheinbar doch nicht. Gemessen an der Geschichte der Menschheit.

Gude anonymus,

 

vielen Dank für Deine Antwort. Du sagst schwierig ich sag ja, ist schwierig, sau schwierig, aber es lässt sich üben! Ich habe mich scheinbar auch etwas missverständlich ausgedruckt, sorry, aber von andere Backe habe ich gar nichts geschrieben. Vll. sollte ich in diesem Zusammenhang Widerstand etwas genauer beschreiben. Sagen wir auf dem nächsten Konzert, dass wir zufällig beide besuchen treffen wir beim gemütlich pogen und uns rumschubsen auf einen männlichen Mitmenschen mit gar keine Haare aufm Kopp; er richt nach Bier und bewegt sich entsprechend schwerfällig unkoordiniert. Irgendwie kommt er uns auch aggressiv vor, jeder von uns bemerkt das an unterschiedlichem Verhalten, die der junge Mann so in der kurzen Zeit zeigt, in der wie ihn kennenlernen konnten. Nur mal angenommen, das wäre ein Fall von Angst, Bambule, Action; was können wir jetzt machen. Zuhören geht nicht, ist sehr laut, der will auch nicht reden. Hm; wie gehts denn mit gerade, bin ich etwa wütend, werde ich aggressiv oder geht der Typ mir nur auf die Nerven. Stört mich das er betrunken ist-> mein Problem; stört mich seine Art sich zu kleiden, seine Frisur oder was ich denke was er denkt -> mein Problem; stört mich, dass er mir zu Nahe kommt, mich anrempelt -> unser Problem

Um meine Probleme zu lösen gehe ich im allgemeinen nicht auf Konzerte, also könnt Ihr liebe Mitmenschen so betrunken sein wie nötig, anziehen und denken was Ihr wollt. Kommt mir ein Person allerdings zu Nahe, dann brauche ich die Person um den Zustand zu ändern, der mich stört, also spreche ich sie an. Im beschriebenen Fall mit der Bitte etwas vorsichtiger zu tanzen... respektvoll, in beide Richtungen; meine Bedürfnisse werde ich auch respektieren und mehr noch darum Bitten, das auch andere dies tun. Dafür müssen die aber erst mal wissen, was meine Bedürfnisse sind. Wenn die Antwort darauf so in Richtung "S.H. friss Scheiße Hippiezecke" geht, dann wird diese Person den Saal verlassen und dazu hole ich mir alle Hilfe die ich brauche. Im Fall offener Gewalt ist das in meiner Welt übrigens die Polizei.

Angst, Bambule, Action würde ich hier gerne in aggressives und oder entwürdigendese Verhalten übersetzen. Aggressives und entwürdigendes Verhalten mit einer gleichen Antwort zu bekämpfen und hier sind wir wieder bei bekämpfen verringert nicht Aggression oder Entwürdigung auf der Welt. Schon gar nicht geschichtlich gesehen! Es macht mich aber aggressiv und entwürdigend, ich verhalte mich also genauso, wie ich nicht will, das mein Gegenüber sich mir gegenüber verhällt. Das kann dann erst mal so weiter gehen, solange bis entweder ich nicht mehr krasser kann oder mein Gegenüber. Im lezteren Fall wäre ich in der  Mainstream Denke der Sieger und in meiner Denke das größere Arschloch. Egal ob mein Gegenüber Fascho, Kommunist, Anarchist, Christ oder Antideutscher ist, ich habe die Möglichkeit diese Person mit Respekt zu behandeln und mich ihr zu widersetzen. Inhaltlich und nicht persönlich!

Den Zusammenhang von Selbsterhaltungstrieb und Verachtung sehe ich so nicht, aber kannst mir gerne erklären. Liebe war übrigens nur als Beispiel für einen positiven Bezug gemeint, da wären noch andere möglich, z.B: ist lustig, kann einstecken, etc. Liebe hat allerdings, wie Du schon bemerkt hast den großen Vorteil von fast allen Menschen als positiv wahrgenommen zu werden. Nekrophilie würde ich eher als sexuelle Neigung beschreiben, kenne ich mich aber nicht mit aus. Ganz ehrlich mir ging es darum, dass wir uns unsere Zuschreibungen zu anderen Menschen selbst aussuchen können. Nicht ob jemensch Leichen fickt.

 

Schöne Grüße