11 Thesen über Kritik linksradikaler Politik, Organisierung und revolutionäre Praxis

Révolution

Neben einer stillen Ohnmacht, die viele von uns derzeit vor dem Hintergrund der sich rasant verschärfenden Angriffe des kapitalistischen Systems, der fehlenden Stärke linker und dem Erstarken rechter und rassistischer Bewegungen befällt, nehmen wir in den letzten Jahren aber auch hoffnungsvoll eine neue Suchbewegung unter Linken und Linksradikalen wahr.

 

Die Frage nach einer möglichen tatsächlichen Alternative zum Kapitalismus wird wieder stärker diskutiert – oder die Diskussion darüber zumindest stärker eingefordert - ebenso wie die Diskussion über die Frage, mit welchen konkreten Mitteln und Methoden eine tatsächliche Überwindung des kapitalistischen Systems denkbar sein könnte. Diese Suchbewegungen zeigen sich in den zahlreichen Diskussionen, die wir egal wohin wir kommen, mit Genoss_innen führen, den zahlreichen Strategiepapieren, die in den letzten Jahren veröffentlicht wurden und der in ihnen geäußerten Kritik an unserer bisherigen Politik sowie der Suche nach Strategien, die den aktuellen Entwicklungen entsprechen.

 

Mit dem hier von uns veröffentlichten Thesenpapier möchten wir uns dieser Debatte anschließen und die Diskussion um Organisierung, Perspektiven und Strategien revolutionärer Praxis in der BRD intensivieren. Wir freuen uns entsprechend über eure Antworten, Gedanken, Kommentare & Kritik.

 

Kollektiv aus Bremen 

 

kollektiv at riseup dot net

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Es könnte um konkrete "tatsächliche Alternative[n]" gehn, geht es aber nicht. Viele Allgemeinplätze.

Klar ist eine "Konsumhaltung" abzulehnen, aber gegen konkrete Vorschläge hätte ich zumindest nichts. Gerade Leute die noch kein ausgeprägtes Verständnis dieser Gesellschaft haben und nach Orientierung suchen, würden sich sicher darüber freuen.

 

Früher gab es die Hausbesetzungsbewegung, heute nicht mehr so stark, das ist sehr schade - hat sie doch Freiräume in vielfältigster Weise geboten.

Die Frage sollte doch sein: Wie und wo(!) können wir* Freiräume schaffen um mit, in und über sie hinaus die Gesellschaft zu transformieren. Klassicher, autonomer Ansatz.

Sind wir mal ehrlich, so viele Optionen gibt es nicht: linkes Wohnprojekt in der Stadt (entfremdet lohnarbeiten muss ich i.d.R. trotzdem), Subsistenzwirtschaft auf dem Land (schon vielversprechender) oder Kommune auf dem Land (sehr unterschiedliche Ansätze), alternative landwirtschaft gibt's auch, aber eben auch nur IM Kapitalismus. Meiner Meinung nach hat die org. radikale Linke in den Bereichen viel versäumt und erklärt m.M. nach auch ihre derzeitige Schwäche.

Ganz schöne Fleißarbeit euer Thesenpapier und es ist sicher zu begrüßen das solche Nachdenklichkeit in dieser Linken (Szene) überhaupt stattfindet. Es war natürlich in der Kürze der Zeit nicht möglich diese Thesen gründlich zu studieren, aber einen vorsichtigen Vorabkommentar wollte ich denn doch schon mal raushauen.

Mein zugegebenermaßen bisher flüchtiger Eindruck ist, das ihr die Existenz von Klassen, die wesentliche Rolle der Arbeiterklasse im Hinblick auf reolutionäre gesellschaftliche Veränderungen und den daraus resultierenden notwendigen Klassenkampf nicht ausreichend berücksichtigt, aber vielleicht habe ich ja da auf die Schnelle etwas überlesen.

Bezüglich der angeblich völlig fehlenden sozialen Kämpfe in den letzten Jahrzehnten in diesem Land, habt ihr offensichtlich das eine oder andere vor lauter Szenebezogenheit nicht mitgekriegt (z. B,. Kampf gegen die Hartz-Gesetze).

Selbstkritische Betrachtung ist sicher notwendig für uns als Linke und das möchte ich ausdrücklich anerkennen bei euren Thesen. Das sollte aber auch nicht da aufhören wo es weh tut, lieb gewordene Positionen gehören ebenfalls auf den Prüfstand.

… geht es eben auch nicht!
wie enttäuschend muss es sein, wenn ein gruppenprozess in dreissig seiten thesen zugespitzt werden kann und sich dann keine stunde nach der veröffentlichung hier die ersten besserwisser*innen zu wort melden, die den text erkennbar (und zum teil auch eingestandener maßen) nicht mal gelesen haben.

wenn solche anti-reflexe mehr bedeutsam sein sollten als ernsthafte auseinandersetzung, brauchen wir vom klassensubjekt gar nicht erst anfangen.
etwas mehr haltung bitte!

...ist ja schon mal besser als einstellung, wie sie im realsoz gefordert wurde. ist man also eher ein lebewesen als eine maschine, haelt sich selber statt eingestellt zu werden (ausser inner klapse). ich kann aber den eindruck nicht loswerden, dass es doch eine ganz bestimmte haltung ist, die hier verlangt wird, bzw von der mehr verlangt wird. d.h. es wird implizit zugegeben dass sie im ansatz schon vorhanden ist. koennte es die konstruktive sein? dann liesse sich doch explizieren: etwas konstruktiver bitte genossen. aber so wie hier abgewatscht wird koennte es sich auch um eine devote haltung handeln, fuer die die wohlwollenden anteile der kommentare missverstandenn werden. und da war es wohl jemandem nicht devot genug?! aber vielleicht kommt ja noch die grosse aufklaereung hinterher. bevor dies geschehen ist, denke ich gar nicht daran, hier INHALTLICH auch nur irgend was bei zu tragen.

These 9 fand ich besonders gut. Aber eine Frage beschäftigt mich sowieso schon länger: Brauchen wir überhaupt eine Revolution? Eine Revolution ist doch ein grobes Mittel um Veränderung zu erzwingen, wo es doch so viele friedliche und positive Handlungsmöglichkeiten gibt. Oder besser gesagt: Was versteht ihr denn unter "Revolution" - etwa den Drang nach Veränderung als Gesamtes oder doch eher den gewaltsamen Umsturz. Denkt bitte darüber nach, dass "Revolution" bei der breiten Masse negativ konnotiert ist.