Ein paar kurze, subjektive Beobachtungen zum 1.Mai in Plauen

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Die Ereignisse in Plauen am heutigen Tag haben bei mir ein paar zwiespältige Einschätzungen zum Vorschein gebracht. Um die geneigten Leser_innen nicht mit zu viel Prosa zu langweilen, werde ich mal zum gnadenlos unterschätzten Listenelement als Instrument dieser Darstellung greifen:

 

Positiv:
1.) Nasen laufen nur ca. ein Viertel ihrer Strecke
2.) Nasen und Drckscps hauen sich gegenseitig auf die Fresse
3.) Starke autonome/linksradikale Mobilisierung ins (gefühlt) tiefste Sachsen
4.) Gutes Wetter
5.) Ich hab den geilsten schlechtesten Witz der Welt gehört

Negativ:
1.) Abbruch der Nasendemo nur bedingt durch unsere Intervention (ich kann hier keine Fakten nennen, aber die Kasper sind wohl nach einem direkten Wurftreffer auf einen der ihren durchgedreht und dann ausgebrochen)
2.) Bullen haben ordentlich reingeknödelt
3.) Sächsische Bullen wenden Nazikonzept auf uns an
4.) Verschwendung der starken Mobilisierung durch ein unglückliches Demokonzept

 

Gerade auf den letzten (bzw auch vorletzten) Punkt würde ich gern präziser eingehen, da ich das Gefühl hatte, wir haben den Cps mit dem Konzept einer zentralen Demonstration direkt in die Karten gespielt. Um eine Metapher heranzuziehen: Die Schafe sammeln sich, der Zaun geht zu. Und im Endeffekt war es dann auch so, die Demonstration aus ca 1000-1500 Leuten bewegte sich quasi im Dauerwanderkessel, mehrere kurze, eher halbherzige Ausbruchsversuche scheiterten am rigorosen Knüppeln der Böllerei.

Ich denke, es wäre im Vorhinein sinnvoller gewesen auf eine Demonstration zu verzichten und mehrere stationäre Kundgebungen im inneren Stadtbereich anzumelden, um damit eine dezentrale Verteilung der wirklich vielen Antifaschisten zu gewährleisten. So war es hingegen für die Cps zu leicht uns im Zaum zu halten. Und spätestens als die Nasen ausgebrochen sind, machte sich ein Gefühl der vertauschten Rollen breit: Wir saßen im Kessel in der Pampa, während Birnenkleingruppen versuchten an uns ranzukommen und Fensternazis ihre Balzrufe in den Plauener Nachmittag grunzten.

Ich möchte auf keinen Fall die Vorbereitungen der Organisator_innen in irgendeiner Weise schmälern, nichts desto trotz sollte mensch zukünftig dann doch eher abwägen, ob eine Demonstration unsererseits - und damit eine Ballung - zielführend zur Verhinderung eines Naziaufmarschs sein kann.

Zu guter letzt die noch von allen sehnlichst erwartete Auflösung von Punkt 5 Positiv - dem geilsten schlechtesten Witz der Welt. Kontext: Im Kessel (nach ca. 45 Minuten) öffnete ein Anwohner seine Wohnung für ein paar dringende Toilettengänge für die eingekesselten. Diese ungewohnte Bewegung weckte den Beiss- und Schnüffelreflex der uns begleitenden Doofcps, die kurz aber sinnlos Traraa machten. Daraufhin erhob sich eine revolutionäre Stimme mit folgendem historisch-rhetorischen Denkmal:
"Ihr sucht wohl Beef oder was? Gleich kommt hier der Beefträger!"
Das findet wahrscheinlich niemand außer mir witzig, aber dennoch wollte ich dieses semantische Goldstück mit der interessierten Kundschaft teilen.

 

Damit niemand traurig ins Bett muss, hier noch ein völlig inhaltsloses Gif von einem fröhlichen Schaf:

https://media.giphy.com/media/12daSnwmfyiCKk/giphy.gif

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"Drckscps"

 

Bitte was??? Was soll die Schreibweise?

Nun ja, du ach so erfahrenes Urgestein, mich erinnert der Stil an leider längst vergangene Zeiten...

ich würde ja reflexartig nach deinem Alter fragen, wenns mir nicht wumpe wäre...

 

 

Danke für den Bericht und für das Schaf!

Danke für deinen Beitrag! Ist nett deine Auswertung gelesen zu haben, vorallem im Bezug auf den Punkt mit der (De)Zentralität von Antifa Aktionen. Auch ich will die gute Orgaarbeit der Veranstalter_innen nicht schmälern, allerdings möchte ich mich  trotzdem nochmal stark machen, wieder anzufangen die Frage der Strategie und Taktik als politische Fragen im Demo-Orga-Kontext zu diskutieren! Zu oft werden überkommene Aktionskonzepte einer sich immer verändernden Situation übergestülpt, ja, ich behaupte sogar, dass die Frage nach Strategie und Taktik fast vollständig einer "machen-wir-es-so-wie-immer-...-ne-GROßE-Demo" Herangehensweise gewichen ist.

Für erfolgreiche dezentrale Aktionen siehe u.a. den 12.12. im schönen Leipzig ( # Randalemeister ).

Beste Grüße aus Berlin und danke für das Schaf!

Kein schlechter Bericht. Danke.

Inhalte knapp in Listen wiedergeben, finde ich (falls möglich) gut.

Strategische Debatten anzustoßen noch mehr.

Für die Kürze sehr gelungen also. Danke.

 

An die Nörgler: Scheiß mal auf Ausdrucksweisen, ihr Mimosen. Es geht um den Inhalt!

Danke für den ebenso aufschlussreichen wie unterhaltesamen Bericht! Ich finde ihn durchaus gut geschrieben.

 

Und an die Nörgler in der Kommentarspalte:

Ihr seit offenbar dermaßen humorfrei, dass ihr nicht mal ein kleines bisschen Selbstironie versteht. Euren dünnen Zeilen nach zu urteilen dürfte eure geistige Reife deutlich unter der des Artikelautors liegen.

Ein dezentrales Konzept wäre sicherlich um einiges dynamischer gewesen als ein Großteil der Leute an die Demo zu binden. Und wenn die Demo nicht ganz so kompakt gelaufen wäre, sondern nur 10 Leute nebeneinander, dann hätten wohl auch große Gruppen ausbrechen können. Die Cops hatten arge Schwierigkeiten die Seitenstraßen zu zu machen. Da war der hintere Teil der Demo einfach nicht entschlossen genug.

Auf der anderen Seite (gerade auch in Hinblick auf Saalfeld 2015) was wäre passiert wenn vielleicht 300 Antifas an die Faschos rangekommen wären? Dynamisches Demogeschehen schön und gut, aber ne Klopperei 300 vs 700 und 50 Cops dazwischen? Das wird echt ungemütlich. Aber das Szenario wird von Jahr zu Jahr wahrscheinlicher. Über die letzten 3 Jahre ist die 1.-Mai-Demo vom 3 Weg immer größer und gewalttätiger geworden. Und es ist nicht nur die individuelle Gewalt einzelner Faschos, die es auch bei anderen Nazidemos gibt, und schon immer gab. Die Gewalt ist gut organisiert und choreografiert.

Und auch am 1. Mai 2017 wird es wieder in irgendeiner mittelgroßen Stadt eine Demo von denen geben. Und nach 3 erfolgreichen Krawalldemos wird die Anziehungskraft dieses Events noch stärker sein, und die Strategen des 3. Wegs und der organisierten "autonomen Nationalisten" werden die Grenzen des Machbaren weiter ausloten...

Teile deinen perspektivischen Ausblick im Bezug auf die nächsten Jahre. Die Faschos haben grade ordentlich Aufwind bekommen und konnten wohl auf symbolischer Ebene am 1. in Plauen nen fetten Sieg einfahren. Klar, dass in solch einem Fall der Antifa-Selbstschutz mit diskutiert werden muss. Auf der anderen Seite ist das ein defensives Moment, welches, wenn es denn von vornerein die Debatte um weitere zukunftige Konfrontationen in Plauen (oder sonstwo in der Provinz) bestimmt, einen großen Einfluss auf die Effektivität von Antifaaktionen nimmt, bzw:

1. dürfen wir die Nasen auch nicht überschätzen in dem, was die grade an Aktionsformen mehr oder minder erfolgreich ausprobieren,

2. kann dezentrale Aktionen auch heißen, zeitlich dezentral zu agieren (stärker den Fokus auf An / Abreise der Nasen legen, Vorabenddemokonzept militant weiter ausbauen, etc)

3. kann es auch Teil der Kalkulation sein, mehrere Kundgebungen an strategisch wichtigen Orten anzumelden (s.o.) und so die Bullerei zu zwingen, eher die Nasen im Wanderkessel zu begleiten (siehe auch Stichwort: lokale Hegemonie erringen)

4. kann / sollte es jetzt vielleicht einen neuen Impuls geben, sich mit der / den eigenen Aktions und Organisationsformen nochmal auseinander zu setzen (also das Bezugsgruppenkonzept weiterzuentwickeln, organisatorisch mal Richtung eines Föderationskonzepts zu schauen, usw.)

 

Soviel erstmal dazu, ja, es war (vorallem in der ersten Auswertung) leicht desillusionierend in Plauen, aber noch kein Grund für Katerstimmung!

Macht im Vorfeld so massiv werbung wie in Göttingen so das die stadt erst gar nicht die nazifrazen laufen lässt .

Also in Göttingen hat das super geklapt die stadt hat so angst bekommen das sie die laufdemo nicht genehmigt hat.

 

Zumindest kann man es versuchen