„Eine wirklich große und offensive linksradikale Demo am 1. Mai“ – Interview mit Antifas aus Plauen

Time to Act
Erstveröffentlicht: 
20.04.2016

Vom 1. bis zum 3. April 2016 fand in Chemnitz der antifaschistische Jugendkongress „Time to Act“ statt. Wir sprachen dort mit Ronja und Fritz von den Antifaschistischen Gruppen des Vogtlands über Nazi-Strukturen in Plauen, das völkisch-rassistische „Wir sind Deutschland“-Bündnis und die Mobilisierung zum 1. Mai nach Plauen. Das Interview führte Ronny Gsawitz.

 

Sechel: Seit wann gibt es die Antifaschistischen Gruppen des Vogtlands und was ist im Moment euer Arbeitsschwerpunkt?


Fritz: Die Gruppe als solche gibt es seit 2009. Natürlich immer mit wechselnden Besetzungen und Arbeitsschwerpunkten. Momentane Schwerpunkte der Arbeit sind, was sagst du…?

 

Ronja: …es ist halt die Frage, was alles dazu zählen soll. Neben klassischer Antifa-Arbeit supporten lokale Aktivist_innen natürlich auch Antira-Soliarbeit, die queerfeministische Bewegung oder Antirepressionsarbeit.

 

Sechel: Das sind sozusagen linke Strukturen, die noch über die AGV hinausgehen?


Fritz: Genau.

 

Sechel: Wir haben uns ja zum Interview getroffen, vor Allem weil am 1. Mai ein Aufmarsch des III. Weg in Plauen ansteht. Was soll denn am 1. Mai eigentlich in Plauen passieren?


Fritz: Also es gibt ne bundesweite linksradikale Gegenmobilisierung. Unter dem Motto “Time to Act” wirds eine linksradikale Demo geben, die um 9 Uhr am Oberen Bahnhof in Plauen startet. Zu der Demo rufen die AGV, aber auch verschiedene überregionale Antifa-Gruppen, auf. Und auch das “…um’s Ganze!”-Bündnis mobilisiert nach Plauen: im Rahmen der Kampagne “Nationalismus ist keine Alternative!”. Da wird am 30.4. nach Stuttgart und am 1.5. nach Plauen mobilisiert.

 

Ronja: Ich denke, es ist wichtig, dass an dem Tag eigene linksradikale Standpunkte auf die Straße gebracht werden und das irgendwie über dieses “Nazis blockieren” hinausgehen kann. Dass dieser Region, die von Konservatismus und Volksgemeinschaft geprägt ist, andere Inhalte präsentiert werden als die völkische Scheiße, die ansonsten da auf der Straße stattfindet.

 

Fritz: Ich denke auch, das Statement sollte sein, dass wir am 1. Mai nicht nur auf die Nazis reagieren. Wir wollen zeigen, dass es Gruppen in der Region und auch darüber hinaus gibt, die ein klares antikapitalistisches Statement abzugeben haben, was natürlich dem völkischen Statement des III. Weg, der sich am 1. Mai antikapitalistisch geben will, konträr gegenüber steht.

 

Sechel: Apropos antikapitalistisch; sich antikapitalistisch gerierende Ideen kommen ja in Plauen nicht nur vom III. Weg. Es gibt ja auch die Aufmärsche von “Wir sind Deutschland” auf dem Plauener Markt, wo ja auch durchaus Redner wie Ken Jebsen aufgetreten sind, die eine völkische Form der Kapitalismuskritik vertreten. Gibt es da Zusammenhänge mit dem III. Weg oder sind die deutlich voneinander zu unterscheiden?


Fritz: Personell sind die ganz klar zu trennen. Es gab am Anfang definitiv Überschneidungen bei den Leuten, die die Kundgebungen besucht haben. Auf den ersten WsD-Kundgebungen war sämtliche Parteiprominenz vom III. Weg aus der Region vertreten, allerdings hat sich WsD versucht in Abgrenzung vom III. Weg als bürgerliche Mitte darzustellen und daraufhin gab es da erstmal einen Split. Sprich, dass der III. Weg auch öffentlich dazu aufgerufen hat, nicht mehr zu WsD zu gehen, weil sie das Original seien. Damit liegt er auch gar nicht so falsch.

 

Sechel: Auf den Social-Media-Accounts eures 1.-Mai-Bündnisses ist zu lesen, die Stadt Plauen habe sich diesen Nazi-Aufmarsch verdient. Wie ist das zu verstehen?


Ronja: Das Problem ist halt, dass es relativ schwache zivilgesellschaftliche Strukturen gibt. Die Personen, die in Entscheidungspositionen sitzen, erkennen die Probleme, die es gibt, nicht. Und eigene linke Inhalte in sächsische DDR-verprellte Köpfe zu bekommen – da braucht mensch gar nicht drüber nachdenken, linksradikale Inhalte in die Mehrheitsbevölkerung tragen zu wollen, weil linke Ideen seit dem Untergang der DDR als gescheitert gelten. Es gibt auch kein solidarisches Miteinander von politischen Gruppen, sodass Antifaschist_innen, die sich am 1. Mai 2014 offensiv dem Nazi-Aufmarsch entgegengestellt haben und die Route blockiert haben, keine Solidarität vom DGB oder größeren bürgerlichen Bündnissen erfahren haben, obwohl es da Möglichkeiten gegeben hätte, sich solidarisch zu zeigen. Die Extremismustheorie greift eben auch im Vogtland. Das ist das Hauptproblem. So lange eine Bevölkerung nicht reflektieren kann, was die Extremismustheorie für eine Scheiße ist, ist es kein Wunder, dass rechtsradikale und völkische Strukturen entstehen und größeren Anklang finden.

 

Sechel: Plauen hat 64.000 Einwohner_innen. Die 5000 Teilnehmer_innen, die Wir sind Deutschland auf dem Höhepunkt hatte, sind knapp ein Dreizehntel der Bevölkerungszahl. Wenn man das auf größere Städte hochrechnen würden, kämen wir da auf horrende Zahlen. Von daher stellt sich auch die Frage, in wie weit es WsD gelungen ist, in die Alltagsgespräche und die politischen Strukturen in Plauen einzudringen. Kann man da schon etwas zu sagen?


Fritz: Ich denke, dass es gerade während des Winters, als die Teilnehmerzahlen so groß waren, ein massives Thema war, mit dem sich alle in Plauen auseinandergesetzt haben und positionieren mussten. Im Endeffekt ist das eine Begründung dafür, dass Plauen sich den Nazi-Aufmarsch verdient hat: die Positionierung passierte nämlich nicht. Sie passierte von Einzelpersonen aus dem politischen Spektrum, aber längst nicht von allen. Sogar der Bürgermeister der Stadt hat sich pro WsD positioniert.

 

Sechel: Welche Konsequenzen hat das denn politisch? Der Bürgermeister gehört ja der FDP an. Ich weiß jetzt nicht, wie die Fraktionsverhältnisse im Plauener Stadtrat sind, aber hat der dadurch an Rückhalt verloren? Oder ist es so, dass diejenigen, die in der Stadtverwaltung politisch hinter ihm stehen, das auch so sehen?


Fritz: Da gabs Diskussionen. Es gibt teils ein paar vergleichsweise progressive Kräfte bei SPD und Grünen, die der ganzen Entwicklung sehr kritisch gegenüberstanden, aber dann auch von ihren eigenen Leuten wohl ziemlich im Regen stehen gelassen wurden. Also letztendlich passierte da viel zu wenig. Es gab teilweise einen Aufschrei von einigen bürgerlichen Kräften, die sich daran wieder ein wenig politisiert haben. Letztlich hat sich an den politischen Verhältnissen in der Stadt relativ wenig verändert. Aber es sind ein paar rechte Akteure anschlussfähiger geworden und es ist auch so was wie ne Bürgerwehr entstanden.

 

Ronja: Dass sich das Klima nicht verändert hat, liegt meiner Meinung nach auch daran, dass es schon ein relativ gutes Klima für solche Strukturen gab.

 

Sechel: Ihr habt jetzt davon gesprochen, dass es in einzelnen Fällen fortschrittliche Kräfte bei SPD und Grünen gibt, die versuchen etwas gegen WsD zu machen. Wie ist denn die Linkspartei in Plauen einzuordnen? Der Hintergrund meiner Frage ist, dass es aus meiner Sicht in der Linkspartei gegenwärtig zwei maßgeblich wahrnehmbare Flügel gibt. Einen, der versucht eine Politik der Grenzöffnung zu fordern und einen Flügel, der gerade versucht an die AfD anzuknüpfen und versucht auch Wähler aus dem völkischen Spektrum zu rekrutieren um Lafontaine, Wagenknecht und co. Wie sieht das denn konkret in Plauen aus? Welche Position dominiert in Plauen?


Fritz: Es gibt ein paar fitte, solidarische Menschen, die eher jung sind, die progressive Positionen fordern. Ein Großteil der Basis ist ziemlich alt und ziemlich passiv. Also völkische Zugpferde gibts jetzt in der Linkspartei in Plauen nicht?

 

Fritz: Das könnte ich mir nicht vorstellen.

 

Sechel: Was könnt ihr über die Bürgerwehr erzählen?


Fritz: Die nennen sich Heimatschutzbrigade 1 Plauen. Das sind tatsächlich Menschen, die bisher nicht politisch in Erscheinung getreten sind. Bis auf eine Person. Und die eine Person ist Andreas Müller aus Ellefeld. Anfang 2013 gab es einen Todesfall in einer Asylbewerberunterkunft in Plauen in der Kasernenstraße. Ein Geflüchteter ist damals qualvoll gestorben, weil ihm medizinische Hilfe verweigert wurde. Und der zuständige Wachmann hat sich geweigert, den Krankenwagen zu rufen, hat den Geflüchteten auf rassistische Weise beleidigt und wurde dann im Prozess zu einer Geldstrafe verurteilt. Andreas Müller ist dieser Wachmann. Das ist ein krasses Ding, dass dieser Mensch, der einen Menschen auf dem Gewissen hat, sich tatsächlich traut, öffentlich aufzutreten. Er hat auch in Ellefeld, das ist so ein kleines Nest 20-30 km südöstlich von Plauen, eine rassistische Kundgebung initiiert. Er trat dann mehrmals auf Bürgerversammlungen in Plauen auf, in übelst rassistischer Weise und ist einer der Initiatoren dieser Bürgerwehr. Die Bürgerwehr hat sich tatsächlich bei Facebook gegründet. Es ist davon auszugehen, dass sie sehr, sehr enge Kontakte hat zur Orga-Crew von “Wir sind Deutschland”. Vielleicht sogar – da kann man nur mutmaßen – von denen unterstützt und mitaufgebaut wurde.

 

Sechel: Warum ist davon auszugehen?


Fritz: Es gab eine Fake Facebook-Seite von der Bürgerwehr und der Initiator von “Wir sind Deutschland” hat gedroht, rechtliche Schritte gegen diese Seite einzureichen, weil “Heimatschutzbrigade” sein markenrechtlich geschützter Name wäre.

 

Sechel: Letztens war in der Zeitung zu lesen, dass es in Plauen eine Razzia gab gegen eine Gruppierung namens “Weiße Wölfe Terror Crew”. Was ist das, warum gab es die Razzia und wie sind die in Plauen in Erscheinung getreten?


Fritz: Tatsächlich war die Razzia in Treuen, das ist so eine 5000-Einwohner-Kleinstadt bei Plauen. 10 km östlich, grob geschätzt. Die Razzia fand im Zuge einer bundesweiten Razzia gegen Strukturen der Weiße Wölfe Terror Crew statt. In dem Sinne ist das eine rechte Kameradschaftsvereinigung, die Anschläge geplant haben soll, nach der Bundesanwaltschaft. Die Razzia fand bei einer Person statt, die antifaschistischen Strukturen auch bekannt ist. Kevin Pesch, lebt in Treuen, gilt wohl laut Medienberichten als Regionalleiter der Weiße Wölfe Terror Crew in Sachsen und ist tatsächlich im Kontext der RNJ, Revolutionäre Nationale Jugend, seit deren Gründung aufgetreten. Das war ne Nazi-Kameradschaft aus dem Plauener Hinterland.

 

Sechel: Die sind doch in den III. Weg integriert worden, oder?


Fritz: Genau. Erst ins Freie Netz Süd, also haben sich vermeintlich aufgelöst, als es ein bisschen Repression gab. Haben aber dennoch im Freien Netz Süd fortbestanden. Kurz darauf wurde das Freie Netz Süd verboten und die Strukturen sind in den III. Weg übergegangen. Genau so ist es bei Kevin Pesch auch. Der Mensch war regelmäßig auf Demos und Kundgebungen zu sehen, auch auswärts. Erst mit der RNJ, später dann mit dem III. Weg.

 

Sechel: Und das ist erst durch die Razzia bekannt geworden, dass er der Regionalleiter der Weiße Wölfe Terror Crew war?


Fritz: Ja.

 

Sechel: Und was ist deren konkrete politische Praxis? Ist das eine Untergrundorganisation, die vor allem illegale Aktivitäten durchführt?


Ronja: Ich würde es so einschätzen. So weit ich mich erinnere sind auch in dem Haus von Kevin Pesch Waffen gefunden worden. Dadurch, dass es bisher kein öffentliches Auftreten gab, auch nicht als Regionalgruppe Sachsen, ist davon auszugehen, dass es eher um klandestine Aktionen ging.

 

Fritz: Tatsächlich sind die auf Demonstrationen eher mal in einem eigenen Block aufgetreten. Mit eigenen T-Shirts und Pullovern. Sechel: Sind die mit dem III. Weg im Vogtland vernetzt? Die Personalie Kevin Pesch deutet ja gewissermaßen darauf hin.

 

Fritz: Es ist zu vermuten, aber es ist nicht konkret zu belegen, wie die Kontakte aussehen.

 

Sechel: Ein Schwerpunktthema des III. Weges ist ja das Thema “Asylunterkünfte”. Da wird ja auch vermutet, dass es zumindest zur Strategie des III. Weges gehört, die Stimmung anzuheizen, Anschläge zu befeuern. Diese Weiße Wölfe Terror Crew hört sich ja so an, als wäre das eine Organisation, die so was auch potenziell in die Tat umsetzen könnte.


Fritz: Interessant ist, dass es einen bisher unaufgeklärten Anschlag auf eine Geflüchtetenunterkunft in Plauen gibt. Der hat Ende August 2015 stattgefunden. Aus Berichten von Geflüchteten wurde bekannt, dass zwischen 20 und 50 Nazis in einem Autokorso angefahren kamen, auf das Gelände der Unterkunft gerannt sind. Da standen schon Leute draußen, die wurden attackiert mit Steinen, Flaschen und so weiter. Die Geflüchteten konnten sich verbarrikadieren und die Bullen kamen dann nach einer Weile. Und das wurde nie aufgeklärt. Das interessante daran ist, dass das in den Medien und von der Polizei komplett verschwiegen wurde und nur durch Geflüchtete publik wurde, die sich an solidarische Strukturen gewendet haben. Es wurde herausgefunden, dass das Operative Abwehrzentrum ermittelt hat, obwohl die lokale Polizei gemeint hat, da war nichts. Es ist auch uns bisher vollkommen schleierhaft, welche Strukturen in der Lage gewesen wären, das zu planen. Das wäre tatsächlich eine Sache, die da neu zu bewerten wäre.

 

Sechel: Wie agiert denn der III. Weg bisher in Plauen und im Vogtland? Den III. Weg gibt es ja seit 2014 – was hat denn der III. Weg seitdem so gemacht?


Ronja: Es finden relativ regelmäßig Kundgebungen und Flyeraktionen statt.

 

Sechel: Zu welchen Themen?


Fritz: Ausschließlich rassistische Mobilisierungen. Es geht eigentlich ständig um “Überfremdung”, “Asylproblematik” und so weiter. Es gab inhaltlich eigentlich noch nichts anderes.

 

Ronja: Bis auf den 1. Mai spielt auch dieser “deutsche Sozialismus” und “antikapitalistische” Themen keine Rolle.

 

Sechel: Auf viele Leute kann der III. Weg in Plauen und im Vogtland bauen?


Fritz: Also ich denke in Plauen organisiert sind maximal 10, vogtlandweit 30 bis 40.

 

Ronja: Allerdings sind da auch Personen dabei, die überregional Verantwortung übernehmen.

 

Fritz: Das ist halt der Punkt: die setzen in unserer Region, gerade in Plauen, weniger auf Straßengewalt, das kommt aus den Kreisen nicht schwerpunktmäßig vor. Sondern auf politische Strategie und Präsenz. Regelmäßige Kundgebungen, regelmäßige Verteilungen und es werden viele III.-Weg-Strukturen außerhalb von Plauen aus unterstützt. Wobei trotzdem im letzten Jahr mehrere Übergriffe auf jugendliche AntifaschistInnen von Kadern des III. Wegs ausgingen.

 

Sechel: Wenn ich es richtig verstehe, ist auch mit Tony Gentsch einer der Kader des III. Weges nach Plauen gezogen, um seine politische Arbeit dort zu forcieren.


Fritz: Tatsächlich nicht nur Tony Gentsch, sondern was weniger bekannt ist und sehr wichtig ist, ist Patrick Fehre, der mal eine Führungsfigur bei der NPD Berlin-Pankow gewesen ist, dann dort nicht mehr aufgetaucht ist. Er war dann unter dem Namen Karsten Singer im Freien Netz Süd aktiv. Das haben die Recherche-Strukturen aber nicht direkt gecheckt, dass das Patrick Fehre ist. Jetzt kam raus, dass Patrick Fehre der Mitbewohner von Tony Gentsch ist und jetzt in Plauen aktiv ist.

 

Sechel: Was auch mein Interesse an der Thematik III. Weg und Plauen geweckt hat, sind die Netzwerke. Beispielsweise das Nazi-Konzert 2014 in Zobes.


Ronja: 2015 auch. Das findet jährlich statt.

 

Sechel: Wo ja ganz offensichtlich auch Kader von DIE RECHTE aus Dortmund auch reden und dabei sind. Das finde ich eben interessant vor dem Hintergrund, dass DIE RECHTE so etwas ähnliches ist wie der III. Weg, nur mit einem anderen Namen. Eine Partei, die Kameradschaftsstrukturen decken soll. Ebenfalls mein Interesse geweckt hat die Rede von Maik Eminger in Saalfeld 2015, wo man nochmal sieht, dass sozusagen auch Kontakte zum NSU-Netzwerk offensichtlich da sind und das ja auch etwas ist, dass auch bei Dortmunder Neonazis zu beobachten ist: Kontakte in rechte Terror-Strukturen. Das erweckt zumindest für Außenstehende den Eindruck, als hätten wir es in Plauen mit einer ganz explosiven Mischung zu tun.


Fritz: Das ist definitiv der Fall. Interessant ist, dass André Eminger, der Bruder von Maik Eminger, eine Zeit lang für eine Spedition in Zobes tätig war. Das Nazi-Konzert in Zobes findet auf dem Grundstück von Beatrix Rink statt, die NPD-Kreistagsabgeordnete ist. Wo sich auch wieder zeigt, dass DIE RECHTE, der III. Weg sehr eng zusammen arbeiten. Und was darüber hinaus sehr interessant ist…

 

Ronja: …sind vielleicht die europäischen Kontakte. Also unbestätigt würde ich dazu sagen, dass bei den Konzert-Teilnehmenden Kennzeichen aus der Slowakei dabei waren, aus Polen, aus Tschechien, was entweder Hooligan-Netzwerke sein können oder eben Blood&Honour-Strukturen. Gesichert ist aber, dass es Kontakte gibt zur Goldenen Morgenröte.

 

Sechel: Es könnte sich auch einfach um Kontakte von Autonomen Nationalisten handeln. Alles, was du gerade genannt hast, sind Kontakte, die seit Jahren von der Dortmunder Nazi-Szene gepflegt werden. Die Dortmunder Nazis waren erst letztes Jahr zu Gast in Griechenland bei der Goldenen Morgenröte. Und beim Antikriegstag in Dortmund haben regelmäßig Redner aus Ungarn, der Slowakei, Tschechien, Russland und so weiter gesprochen.


Fritz: Tatsächlich war die RNJ schon immer in Dortmund vertreten, bei Nazi-Großdemonstrationen. Und was sehr interessant ist, es gibt tatsächlich einen Facebook-Post in einer nicht offenen Gruppe, in der Tony Gentsch der neugegründeten Heimatschutzbrigade Plauen anbietet, ihr beim Aufbau zu helfen – mit seinen Kontakten nach Dortmund. Er habe Freunde in Dortmund, die dort eine Bürgerwehr gegründet haben. Und wenn man ein bisschen nachrecherchiert: die Leute vom NW Dortmund, jetzt DIE RECHTE, sind ja in Bürgerwehren engagiert.

 

Sechel: Das sind ja ganz schön viele Probleme für eine so kleine Region. Jetzt nochmal ganz konkret zur linken politischen Praxis. Was soll in diesem Jahr am 1. Mai in Plauen erreicht werden und was wollt ihr darüber hinaus in diesem Jahr erreichen?


Ronja: Realistische Ziele können sein: eine breitere Zivilgesellschaft, vielleicht auch im radikal linken Spektrum mehr Menschen zu finden, die zu vernetzen und verbindlich zu organisieren. Dass es starke Organisationen gibt, die einerseits einen großen Output haben, eigene Inhalte anbieten, andererseits aber auch wehrhaft sind gegen die konkrete Bedrohung, die es eben gibt.

 

Fritz: Ich denke auch, dass bestehende linksradikale Aktivitäten kontinuierlich weiter ausgebaut werden. Das können wir faktisch bereits erkennen. Ich denke, eine wirklich große und offensive linksradikale Demo am 1. Mai schafft tatsächlich auch ein Signal zu setzen, gerade auch für anpolitisierte Leute und Leute, die sich irgendwie mit linksradikaler Politik schon identifizieren können, aber noch nicht organisiert sind. Es wäre ein wichtiges Signal in der Provinz aus der Defensive herauszukommen.

 

Ronja: Also einerseits ist es ein wichtiges Signal für Menschen, die sich gern organisieren wollen oder Inhalte teilen. Andererseits kann es aber ein gutes Signal sein, dass da ein Dutzend Hundertschaften in der Stadt sind. Dass es auch wehrhaften Gegenprotest gibt und die Menschen auch sehen, was passieren kann, wenn Probleme nicht ernstgenommen werden und sich dem entgegengestellt wird.

 

Fritz: Gerade jetzt ist es oft so, dass antifaschistische Politik oft eine Feuerwehr-Politik ist und da die eigenen Inhalte ein bisschen hops gehen. Gerade in der Provinz wird Antifa teilweise nur noch damit assoziiert, die bestehende bürgerliche Gesellschaft zu verteidigen gegen das, was zweiffellos noch schlimmer wäre. Aber so soll es halt nicht bleiben: deswegen eigene Inhalte!

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"linksradikale Inhalte in die Mehrheitsbevölkerung tragen zu wollen, weil linke Ideen seit dem Untergang der DDR als gescheitert gelten"

 

Ja, zum Glück! Gibt noch paar Ewiggestrige die es nicht verstehen wollen, aber wer Verstand hat, wird auch noch dahinter komm.

Große Fresse haben, wissen wo Konzerte stattfinden, aber dann nichts dagegen unternehmen?! Weicheier & Maulhelden, so wie man das kennt.