[P] Straszenblockade in Solidarität mit Menschen auf der Flucht

Straßenblockade in Potsdam

Am Montag, dem 18.04.2016, haben Aktivist*innen aus Potsdam die Behlertstrasze/Ecke Berliner Strasze gesperrt, um in Solidarität mit den Protesten von Menschen auf der Flucht auf die Situation an den Auszengrenzen Europas aufmerksam zu machen.

 

16:30 h wurde inmitten des Berufsverkehrs eine Barrikade aus Mülltonnen und Bauzäunen errichtet. Die etwa 10 Aktivist*innen verursachten damit eine Weile lang Stau, Wut und Chaos auf den Straszen der Havelmetropole.

Auf Transparenten, die am Straszenrand festgemacht wurden, stand „Open all Borders“, „Noone is free until everyone is free“ und „Idomeni ist überall“.

Desweiteren standen vor und neben der Barrikade Kisten mit Flyern, die die Hintergründe der Aktion erklärten, die Zustände z.B. entlang der Balkanroute dokumentierten und auf Privilegien von Reisefreiheit und Bewegungsfreiheit aufmerksam machten.

 

Zur Zeit breiten sich faschistoide Denk- und Wahrnehmungsmuster immer weiter aus: Es werden verschiedene Maszstäbe an Menschen angesetzt - abhängig von ihrer Herkunft, ihres Aufenthaltsstatusses, ihrer ökonomischen Situation... - um Gewalt und Benachteiligung zu legalisieren und zu rechtfertigen. Für wen gelten welche Standards? Diese Diskrepanz hat sich auch während das Aktion gezeigt:

 

Einzelne Anwohner*innen und Autofahrer*innen sind ausgerastet, als sie mit der so tragisch verlängerten Rotphase konfrontiert wurden. Sie haben die Aktivist*innen verbal bedroht und sind sie teilweise sogar körperlich angegangen. Die Leute sind hochgradig aggressiv geworden, als sie in ihrem privilegierten Alltag gestört wurden. Eine Person schrie den Aktivist*innen zu: „Ey ich hab Kinder!“ Aha. Viele der Menschen, die sich z.B. in Idomeni gerade in psychisch und physisch unzumutbaren Zustädnen befinden, sind Kinder und Eltern. Familienzusammenführungen finden kaum noch statt, weil Europa sich dazu entschieden hat, eine Festung zu sein. Und die ganze Zeit finden Anschiebungen statt, die soziale Gefüge auseinanderreiszen.

Schon nach 5 Minuten kam es zu völlig überzogener Bullenpräsenz im Umkreis der Behlertstrasze. Unbeteiligte Passant*innen wurden kontrolliert und belästigt. Während Regierungen und Nazis Menschen ermorden, wird der NoBorderAktivismus der Geflüchteten, Mirgrierenden und Unterstützer*innen massiv kriminalisiert. Was geht hier eigentlich ab??!

 

Wir haben Freundinnen* und Freunde*, die gerade ohne jedwede Rechtfertigungsgrundlage in Idomeni/Athen/in Abschiebeknästen oder andernorts festsitzen. Die darauf warten und darum kämpfen, endlich weiterreisen zu können. Von denen Angehörige auf der Flucht gestorben sind, weil alle sichereren Fluchtrouten von EU-/europäischen Regierungen und ihren Vertragspartner*innen geschlossen gehalten werden.

Wir haben Freund*innen und Mitbewohner*innen, die in den letzten Monaten und Jahren hierher geflohen sind und in Potsdam leben. Wir teilen Alltag miteinander. Vielen Menschen bleibt das verwehrt: Begegnungen, die nicht stattfinden können; biografische Sackgassen, die nicht sein müssten. Einfach, weil die Leute zu spät geflohen sind? Den falschen Pass haben? Dem können wir nicht tatenlos zuschauen. Die Proteste der Geflüchteten haben uns zu widerständigen Aktionsformen inspiriert.

 

„Noone is free until everyone is free.“

Was bedeutet dieser Spruch? Er richtet sich gleichermaszen an solidarische wie unsolidarische Leute. Für die einen hat ein empathisches und egalitäres Denken und Fühlen zur Folge, dass der Kampf um Freiheit und Selbstbestimmung nicht vorbei ist, solange er noch auf Kosten anderer ausgetragen wird. Für die anderen, die sich in einer Seifenblase aus Privilegien wohlfühlen und für wirtschaftlichen Profit oder nationalistische Verirrung wissentlich und willentlich das Leben von Personen opfern, ist er eine Drohung:

Wir werden nicht aufhören, gegen Faschismus und Gewalt zu kämpfen. Wir machen euch das Leben schwer. Solange ihr Menschen unterdrückt und sie ihrer Bewegungsfreiheit beraubt, werden wir euch in eurer Bewegungsfreiheit einschränken.

 

An alle, denen Gleichberechtigung und Freiheit ein Wert ist: Kommt am 27.04. zum Aktionstag „United against Racism and Sexism“, die Demo startet 16 Uhr am Hauptbahnhof in Potsdam.

 

No Nation! No Border!

Für Liebe und Anarchie.

 

weitere Infos:

http://livetickereidomeni.bordermonitoring.eu/

http://noborderaction.blogsport.eu/

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Wie dumm kann man eigentlich sein? Man kann doch nicht glauben, mit solchen Aktionen überhaupt irgendjemanden zum Nachdenken anzuregen. Eigentlich müsste man den aktionsorientierten Kleingeistern in der Nacht mal selbst die Haustür verriegeln - denn auch sie genießen das Privileg der Bewegungsfreiheit und ändern nichts an der Situation an Europas Außengrenzen. Die Blockade einer Straße oder das Aufhängen von Transparenten genügen nicht, um sich dermaßen moralisch überlegen zu fühlen. Zu gern würde ich sehen, wie die Leute auf eine verriegelte Haustür reagieren. Und dann mache ich mich darüber lustig, dass sie ihre Kinder in den Kindergarten bringen und selbst zur Arbeit fahren müssen.