Krawallbrüder und ihre Nazifreunde – Heute, morgen, für immer!

„Sandkastenclique“ mit Oliver Neumüller (organisierte 1991 ein Skrewdriver Konzert im Saarland).v.l.n.r.: Florian Wunn, Marc Eintz, Oliver Neumüller, Swen Scherer, Stefan Köhler, Dirk Zuttmann, Michael Köhler

Vor ca. einem Jahr tauchten Bilder auf, die abermals bewiesen, dass die „Krawallbrüder“ alles andere als eine unpolitische Band sind. Bassist Sven Scherer und Gitarrist Florian Wunn pflegten allen Beteuerungen zum Trotz noch im Jahr 2012 so enge Kontakte zu offensichtlichen Nazis aus dem Saarland, dass sie mit diesen gemeinsam einen Urlaub verbrachten. Die Lüge, mit Nazis nichts am Hut zu haben, war endgültig widerlegt1. Seitens der Abgelichteten erfolgte hierzu keine Stellungnahme, keine Richtigstellung und auch kein Dementi. Es ist also anzunehmen, dass die Bilder echt sind und die Verbindungen zu saarländischen Nazis weit in die aktive Zeit der „Krawallbrüder“ hineinreichen.

 

Vernehmt die Stimme die ihr liebt

von der man sehr sich distanziert

habt ihr die Märchen schon gehört?

...

Scheinheilig die Gerüchte streuen

denen die Grundlage entbehren

wer bist du und wer willst du sein, in einem Haufen von Verlierern?

(Krawallbrüder – Uns're Lieder – Euer Halt)


 

Vor ca. einem Jahr tauchten Bilder auf, die abermals bewiesen, dass die „Krawallbrüder“ alles andere als eine unpolitische Band sind. Bassist Sven Scherer und Gitarrist Florian Wunn pflegten allen Beteuerungen zum Trotz noch im Jahr 2012 so enge Kontakte zu offensichtlichen Nazis aus dem Saarland, dass sie mit diesen gemeinsam einen Urlaub verbrachten. Die Lüge, mit Nazis nichts am Hut zu haben, war endgültig widerlegt1.

Seitens der Abgelichteten erfolgte hierzu keine Stellungnahme, keine Richtigstellung und auch kein Dementi. Es ist also anzunehmen, dass die Bilder echt sind und die Verbindungen zu saarländischen Nazis weit in die aktive Zeit der „Krawallbrüder“ hineinreichen. Entgegen ihrem bisherigen Vorgehen versuchen sie die Enthüllungen totzuschweigen. Bis dahin kommentierten die „Krawallbrüder“ in gewisser Regelmäßigkeit die gegen sie erhobenen Vorwürfe und waren sich auch nicht zu schade, sich auch noch dem letzten Provinzblatt anzubiedern, um dessen Leser von ihrer Bürgerlichkeit und ihrer politischen Ausgeglichenheit zu überzeugen.

Stattdessen präsentieren die „Krawallbrüder“ noch am selben Tag auf ihrer FB-Präsenz sogleich als eine angebliche Fan-Aktion eine Seite, die sich „KB gegen Extremismus“ nennt. Im Titelbild und natürlich als käufliches T-Shirt-Motiv wurde dort mit eben diesem Slogan geworben. Ergänzt wird das Motiv mit Textzitaten wie „Ich bin kein Nazi, keine Zecke sondern ich!“ ( Textzeile aus „Auf ein Wort“). Schon durch einen geringen Rechercheaufwand wird klar, dass die Initiatoren der perfekt getimeten „Faninitiative“ Mitglieder aus dem Street-Team der Band und dem KBSC sind. Es drängt sich der Verdacht auf, dass nicht etwa Fans, sondern die Band selbst die Aktion initiiert hat. Anstatt sich mit den Vorwürfen auseinander zusetzen haben die „Krawallbrüder“ ihre Fans und die Öffentlichkeit wieder belogen. Alle gegen die „Krawallbrüder“ gerichteten Vorwürfe, die ihre Rechtsoffenheit thematisieren, werden konsequent durch zum Teil haarsträubende Ausreden zurückgewiesen. So zum Beispiel, dass der tätowierte SS-Totenkopfschädel des Sängers Pascal Gaspard als Statement gegen Rechts gesehen werden muss.2 Zusätzlich werden in regelmäßigen Abständen Fotos und Videos mit dunkelhäutigen Konzertbesuchern und Mitgliedern befreundeter Bands hochgeladen, die quasi beweisen sollen, dass Mitglieder und Fans der „Krawallbrüder“ überhaupt nicht rechts sein können. Nicht nur, dass diese Menschen teilweise ungefragt für die Imageaufpolierung der Band herhalten müssen, eine Distanzierung zur eigenen Nazivergangenheit findet nach wie vor nicht statt. Eine Auseinandersetzung über die Frage nach der Funktionsweise von Rassismus braucht in diesen Zusammenhang erst gar nicht erwartet werden.

Die Maskerade der „Krawallbrüder“ beginnt zu bröckeln. „Heute – Morgen – Für Immer“ - so lautet der Titel des aktuellen Albums, zu dem ihnen nicht mehr eingefallen ist als überwiegend alte Songs neu aufzulegen. Nicht anders verhält es sich auch mit den Ausreden, zu den immer wieder an die Öffentlichkeit gelangenden Beweisen für die Rechtsoffenheit der Band. Es bleibt alles beim Alten. Mantraartig spielen die „Krawallbrüder“ immer wieder die selbe Leier ab. Die Faschisten, gegen die sie sich in Lippenbekenntnissen positionieren, sind immer andere als die, mit denen sie tatsächlich befreundet sind. Stattdessen versuchen sie, diese Kontakte unter den Teppich zu kehren. So wurde beispielsweise die zuvor sehr umfangreiche Bandbiographie, die den Kontakt zu Nazis in den Anfangstagen der Band verharmloste, zuerst ganz aus dem Netz entfernt und danach stark gekürzt wiedereingestellt. Nun ist darin nichts mehr davon zu lesen, dass Pascal “die ersten Glatzen in Saarlouis, [...] die zugegebenermaßen rechts [...]waren“3, kennenlernte und mit diesen Zeit verbrachte. Von Bedauern oder Distanzierung über diese Bekanntschaften findet sich nach wie vor keine Spur.4

 

Wir sind die Jungs, die wir schon immer waren

 

Neben „Cheffe“ Pascal Gaspard kommen auch die beiden „Krawallbrüder“ Swen Scherer und Florian Wunn schon frühzeitig mit Nazis in Kontakt. Beide sind seit mehr als 15 Jahren einer extrem rechten Clique aus dem Raum Sulzbachtal (Saarbrücken – Dudweiler, Sulzbach, teilweise Friedrichsthal etc.) zuzuordnen. Diese Clique besteht ursprünglich aus „Sandkastenfreunden“, die ab Anfang der 2000er Jahre beginnen, als Neonazis aufzutreten. Einzelne von ihnen, zum Beispiel Dirk Zuttmann und Christoph Schäfer sind im Jahr 2001 Mitglieder der saarländischen NPD. Schäfer wird sogar auf einem Landesparteitag der NPD Saar zum Anführer eines 5-köpfigen Gründungsausschusses zur Vorbereitung eines Landesverbandes der Jungen Nationaldemokraten gewählt.5

Anfangs tritt ein Großteil der Clique noch als Naziskinheads auf. Mit der zunehmenden Verlagerung ihrer Freizeitaktivitäten in das Saarbrücker Nachtleben werden einzelne Mitglieder dieser Clique mit ihrem neonazistischen Background konfrontiert. Als Folge davon lässt sich ein Wandel im Auftreten feststellen – weg vom Auftreten des klassischen Naziskinheads hin zu einem Style, der sich als „alternativ“, „Rockabilly“ oder „Streetpunk“ beschreiben ließe. Einige sind weiter in den saarländischen Diskotheken durch ihre Nazishirts erkennbar, andere leugnen durchgehend ihre politische Orientierung oder die ihrer Freunde. In ihrer politischen Ausrichtung oder am „Musikgeschmack“ ändert sich aber nichts. Auch die Kontakte in die (organisierte) Naziszene des Saarlandes bleiben weiterhin bestehen. Auf Nachfrage werden diese aber durchgehend geleugnet und als Lügen abgetan. Durch ihre regelmäßige Anwesenheit in der Saarbrücker Kneipenszene ergeben sich aber auch Kontakte zu Menschen, die sich vermeintlich als Nazigegner verstehen, aber nicht über den politischen Background informiert sind oder diesen sehen wollen. Mit Verweis auf diese Kontakte entsteht über die Jahre eine Art selbstreferenzielles System, mit dem sich Scherer, Wunn und Co. von den Vorwürfen und ihrer eigenen Vergangenheit zu befreien versuchen. Zum Teil mit Erfolg. Beliebtes Argumentationsmuster: „Ich hänge doch auch mit XY ab und der trägt „Good Night – White Pride“, also kann ich kein Nazi sein“. Durch das gezielte Anbiedern der „Sandkastenclique“ an vermeintliche Antifaschisten schaffen die „Krawallbrüder“ eine politische Grauzone, die sie vor Nazivorwürfen bewahren soll. Für den unbedarften Kneipengänger wird auf den ersten Blick nicht ersichtlich, mit wem man es eigentlich zu tun hat.

 

Durch einige Statements auf FB ist anzunehmen, dass Swen Scherer und Florian Wunn sich nicht mehr zu den Rassenkämpfern zählen, mit denen sie bis heute befreundet sind. Auch ist es möglich, dass erkennbare Nazis am Eingang zu den KB-Konzerten abgewiesen werden. Auch kann es sein, dass sie über so manche politische Frage ihre Meinung geändert haben. Dennoch kann nicht die Rede davon sein, dass Wunn, Scherer oder Mitglieder der „Sandkastenclique“ jemals konsequent einen Ausstieg aus der Naziszene vollzogen haben. Auf das Wort dieser „Krawallbrüder“ ist in dieser Hinsicht kein Verlass, alle Beteuerungen und Stellungnahmen haben sich im Rückblick immer als Lügen offenbart.

Auf die Behauptung, dass man mit Nazis nichts mehr zu tun haben möchte, müssen Handlungen folgen. Zum Ausstieg reichen keine Lippenbekenntnisse, die eigene Nazivergangenheit muss auch aufgearbeitet werden. Der Verzicht auf das Tragen von Nazi-Shirts oder der vermeintliche „Rückzug“ ins Private bedeuten noch langen keinen Ausstieg. Wer es ernst meint, bricht den Kontakt zu denjenigen ab, die weiterhin Nazis sein wollen oder auf ihre Nazifreunde nicht verzichten können. Der Bruch muss endgültig und auch als solcher zu verstehen sein: Durch Verrat der alten Freunde und Kameraden.

Das selbe gilt auch für all die Konzertveranstalter, Bands, Kneipenbesucher und Freunde aus dem Umfeld der „Krawallbrüder“. Es kann nicht sein, dass eine Band, die seit Jahren systematisch ihre Nazivergangenheit entweder totschweigt, leugnet oder verharmlost, immer noch Auftrittsmöglichkeiten angeboten bekommt, in Szenekneipen geduldet und sogar gegen diesbezügliche Vorwürfe verteidigt werden. Lasst euch nicht weiterhin als Alibi missbrauchen, damit die notorischen Krawalllügner ungestört in ihrem gewohnten Naziumkreis feiern können und tut genau das, was sie weder gewagt noch gewünscht haben: Bekämpft Nazis und ihre Freunde, wo Ihr sie trefft!

 

An Unser'n Taten sollt ihr uns erkennen, ihr uns messen und entscheiden.“ (Lyrics „Auf ein Wort“ - Venganza)

 

Nachfragen, Anmerkungen, Kritik, Hassmails oder Abmahnungen (Hallo Pascal!) bitte an rem-dem-girls@riseup.net

 

2 Statement auf der Krawallbrüder Homepage vom 7.4.2014

3Zitat im Zusammenhang: „Pascal lernte die ersten Glatzen in Saarlouis kennen, die zugegebenermaßen rechts, aber zum Großteil doch mit einem Blick auf's Wesentliche nämlich Party, Oi! Und Spass eingestellt waren. Die Hardliner, oder die, die sich dafür hielten, wollten eh nicht wirklich was mit der Band zu tun haben.“

4Saarlouis war Anfang der 1990er Jahre eine Hochburg neonazistischer Aktivitäten. In dieser Stadt stirbt Samuel Yeboah am 19.09.1991 bei einem rassistischen Brandanschlag. Weitere Informationen in der Broschüre der Antifa Saar https://www.antifa-saar.org/KEINSCHOENERLAND.pdf

5Deutsche Stimme 4/2001

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die haben am 3.4. im "huxleys neue welt" in berlin (grenze kreuzberg/neukölln direkt am hermannplatz) gespielt.

dort finden öfters solche konzerte statt - zuletzt am 11.3. die frei.wild-kumpels "Unantastbar".

als ich da zufällig zu konzertschluss vorbeikam, dachte ich, die "Wir für Deutschland" Demo läuft sich schon mal warm, die am nächsten tag stattfinden und eine der größten rechten demos in Berlin der letzten jahre werden sollte. was für eine horde von rechten vollpfosten aus dem umland (das sagten zumindest die nummernschilder der parkenden autos) sich hier, mitten in kreuzberg/neukölln, wohlfühlt! 

die berliner szene und auch z.b. die band Turbostaat, die kurz vor den krawallbrüdern im huxleys gespielt hat (und sonst eine antirassistische kante zeigt), scheint das nicht so zu interessieren, auch nicht die ticketverkäufer von koka36... schade.

upps, das krawallbrüder konzert war am 25.3. im huxleys. am 4.3. wars 2015. ob die wohl jedes jahr im frühjahr da spielen?

Der Frontmann hat nie ein Geheimniss daraus gemacht, daß er Bands wie Kraftschlag,Störkraft und Endstufe geil fand. Aber ein Nazi ist er ganz sicher nicht.