ZELLE BLEIBT !

Squat

Kein Tag ohne autonomes Zentrum! Ordnungsamt überzieht Zelle mit Bußgeldern und droht, keine weiteren Veranstaltungen mehr zu genehmigen Achtet auf Ankündigungen - www.zelle-bleibt.de

 

Liebe Zelle Unterstützer*innen,


aus aktuellen Anlass und in Bezug auf den Konflikt zwischen der Zelle und dem Amt für öffentliche Ordnung, halten wir es für wichtig und sinnvoll euch über den aktuellen Stand der Dinge bzw. unsere Sicht in Kenntnis zu setzen.

 

WER UNS NOCH NICHT KENNT:


Was ist die Zelle?


Die Zelle ist ein seit über 48 Jahren selbstverwaltetes Jugend- und Kulturzentrum, in dem junge Menschen ehrenamtlich und in Eigenverantwortung Jugend-, Kultur- und Bildungsarbeit leisten. Wenn man davon ausgeht, dass im Durchschnitt ein bzw. eine Zelle-Mitarbeiter*in circa 3 Jahre „Zelle macht“, haben schon über 14 Generationen Jugend- und Kulturarbeit in der Zelle organisiert. Was angesichts dieser kapitalistischen Konsumgesellschaft (in der es den meisten Menschen hauptsächlich darum geht, mit ihrer Arbeit Geld zu verdienen) eine bewundernswerte Leistung ist, die unserer Meinung nach auch bei der Stadtverwaltung auf viel mehr Empathie und Resonanz stoßen sollte. Leider ist das Gegenteil der Fall.


Das Amt für öffentliche Ordnung versucht uns immer wieder Steine in den Weg zu legen, wenn nicht sogar unsere selbstverwaltete Jugend- und Kulturarbeit unmöglich zu machen.

Die Zelle ist jedoch ein wichtiger Bestandteil der Jugendkultur in Reutlingen und der gesamten Region. Wir veranstalteten in den letzten Jahren, neben von Jugendlichen selbstorganisierten Partys, verschiedenste Konzerte, Theaterstücke, Vorträge, Workshops, Selbstverteidigungs-trainings, Sprachunterricht und noch vieles mehr.


Wir machen diese Veranstaltungen nicht um Gewinn zu erzielen, sondern versuchen unkommerzielle Kulturarbeit zu leisten, die für jede*n bezahlbar ist und somit niemanden ausschließt. Dadurch, dass sich die jungen Menschen hier selbst um alles kümmern müssen, lernen sie auch verdammt viel dabei und wachsen aneinander und den Aufgaben. Aufgrund der niedrigschwelligen Praxis ist es hier jedem und jeder möglich sich in die Arbeit der Zelle einzubringen. Ob Buchhaltung, Thekendienst, Holz- & Metallbau, Ton- & Lichttechnik, Marketing, IT, Grafik- und Videodesign, Social Media oder auch einfach nur beim Deko-Basteln für die nächste Party: Da wir keine angestellten Mitarbeiter_Innen haben, sondern alle „Zellis“ sich nach eigenem Interesse in sogenannten Arbeitskreisen organisieren, braucht es eigentlich nur ein bisschen Motivation, um mitzumachen. Die Zelle leistet somit verdienstvolle Arbeit in der Bildungsarbeit und ist deshalb seit 1981 auch anerkannter Träger außerschulischer Jugendbildung.


Wir möchten Raum und Möglichkeit für junge Menschen bieten, selbstständig und ohne finanzielle Eigenleistung Veranstaltungen zu planen, durchzuführen und genießen zu können. Die Zelle ist aber noch mehr als nur Treffpunkt und Veranstaltungsraum.


Neben verschiedenen Vorträgen und Workshops, die eher der klassischen Bildungsarbeit zuzuordnen sind, sehen wir die Zelle vor allem als Begegnungsstätte. Bei uns kann man lernen, miteinander umzugehen, miteinander zu diskutieren, sich aneinander zu „reiben“, Verantwortung zu übernehmen, sich gegenseitig zu helfen, sich gegenseitig Dinge beizubringen und sich eine eigene Meinung zu bilden. Alles Dinge die in der typischen Bildungseinrichtung, der Schule, unserer Meinung nach viel zu kurz kommen. Deshalb sehen wir schon das sich gemeinsam in der Zelle treffen, aufhalten und zusammenarbeiten, ob zu öffentlichen Veranstaltungen oder auch im internen Rahmen, als eine Form der Bildung an. Die Zelle bietet die Möglichkeit ungezwungen zu lernen, sich zu engagieren und Erfahrungen zu sammeln.



WER UNS SCHON KENNT:


Der aktuelle Konflikt!


Vor 2 Jahren mussten wir vor Gericht, weil uns das Amt für öffentliche Ordnung den lächerlichen Vorwurf machte, wir würden mit unserem Alkoholverkauf Gewinne erwirtschaften. Nach vielen Gesprächen mit Menschen von der Stadt (Kulturamt, Amt für Schulen Jugend und Sport, Ordnungsamt, Oberbürgermeisterin, Stadtjugendring, ...) und 2 Gerichtsprozessen, mussten wir uns auf einen Vergleich mit der Stadt einigen, der besagt das wir für alle Veranstaltungen über 5 Euro Eintritt und/oder mit Bewirtschafteten Außenbereich (ausgenommen reine Live-Konzerte) eine Tageskonzession beantragen müssen.


Das betrifft bei uns speziell größere, vor allem elektronische Veranstaltungen. An sich erstmal nicht schlimm, doch das Problem ist, dass wir durch die Einnahmen dieser Veranstaltungen kleine, politische und kulturelle Veranstaltungen überhaupt erst finanzieren können. Problem ist auch das es für jede Tageskonzession eine*n Verantwortliche*n Anmelder_In braucht, diese*r muss rechtzeitig zum Ordnungsamt und einen völlig überzogenen Auflagenkatalog unterschreiben, natürlich erst nachdem Ihr Führungszeugnis geprüft worden ist.


Im letzten Jahr kam es dann zu Veranstaltungs anmeldeverboten für einzelne Zellis mit hohen Bußgeldbescheiden, diese meistens im 4-stelligen Bereich. Weil irgendeine lächerliche Auflage nicht respektiert würde. z.B. : „unbeaufsichtigtes“ offenes Feuer, womit die Feuertonne im Winter gemeint ist oder „Verweigerung des Eintritts der Polizei ins Gebäude“. Wobei das O-Amt eigene Fehler nicht eingesteht. Wie ihr seht wird klar, dass sie uns wieder an den Kragen wollen und aktuell jede Kleinigkeit ankreiden.


Klar“ wird die Zelle auch immer für alles verantwortlich gemacht, was in ihrem Umkreis passiert (damit meine ich die ganze Albstraße): seien es Sachbeschädigungen, Illegale Drogen die bei Menschen gefunden werden, etc. Leider wird dies dann auch gerne in der Presse breitgetreten.


Wir sehen in diesem Vorgehen den Versuch des Ordnungsamtes, den mit dem Konzessionsprozess gewonnen Einfluss auszuweiten, um die Zelle noch weiter unter städtische Kontrolle zu bekommen. Das Ordnungsamt handelt so, wie es die Zelle Aktivist*innen noch vor zwei Jahren vorhergesagt haben: Es versucht uns als kommerzielles Gewerbe einzustufen, um anschließend Kontrollen, überzogene Auflagen und individuelle Haftungen bei Veranstaltungen durchzusetzen, die mit unserem basisdemokratischen und selbstverwalteten Jugendbildungskonzept nicht vereinbar sind.



Ordnungsamt droht, Veranstaltungen in der Zelle nicht mehr zu genehmigen!


Ende 2015 ging ein Schreiben vom Ordnungsamt Reutlingen bei uns ein, in dem es androht, keine weiteren Veranstaltungen mehr zu genehmigen, sollten wir uns nicht auf überzogene Auflagen, individuelle Haftungen und willkürliche Polizeikontrollen einlassen. Nach langer Diskussion haben wir nun darauf geantwortet, um Stellung zu den Vorwürfen und Forderungen zu beziehen.

Unsere Stellungnahme wird jedoch in keinster Weise ernstgenommen und es wird weiterhin versucht uns Steine in den Weg zu legen.


Nun geht das Ordnungsamt Reutlingen noch einen Schritt weiter und fordert von den Veranstaltungsanmelder_innen vor der Veranstaltung (Fals diese Person vom O-Amt überhaupt als „Verantwortungsvoll“ eingestuft wird) einen Schriftlichen Nachweis was es Alles geben soll und was es nicht geben Wird. (z.B Keine Feuertonne oder Musik im Außenbereich, keine Umfriedung durch Bauzäune, das der Polizei während der Veranstaltung Zutritt zum Gelände und ins Gebäude gewährt wird,...).

Für uns Bedeutet dies immer mehr Einschränkungen und Bürokratie.


Wenn das Ordnungsamt damit durchkommt, wird die Zelle nicht mehr die Zelle sein! Deshalb rufen wir dazu auf – sich mit uns zu solidarisieren und an Aktionen & Protesten zu beteiligen.

Demnächst wird es in der Zelle auch einen Vortrag zur ganzen Thematik geben.


Achtet auf weitere Ankündigungen unter: www.zelle-bleibt.de


So könnt Ihr uns unterstützen:

  • Spread the Message: Informiert, redet, diskutiert darüber.

  • Tragt es durch unterschiedliche Aktionen in die Öffentlichkeit, zum Beispiel:

  • Transpi „ZELLE BLEIBT“ an eurer WG oder an eurem Jugend- oder Kulturzentrum...

  • Text über unsere Situation auf eure Homepage, auf Rückseiten von Flyern, etc. (Vordrucke, siehe www.zelle-bleibt.de)

  • Beitrag in eurer Radiosendung oder eurer Zeitschrift/Newsletter

  • Macht eine Soli-Veranstaltung oder Cocktailbar für die Zelle.

  • Spendet an die Zelle, werdet Fördermitglied (www.kulturschock-zelle.info/foerderverein), Verteilt Fördermitgliedsanträge in euren Projekten/eurer Stadt (auf Anfrage schicken wir euch gerne welche per Post zu).

  • Macht Werbung für die Zelle, verteilt Flyer, Plakate, verlinkt uns auf eurer Homepage.

  • Support your autonomous center – Komm vorbei: Sei es um mitzuhelfen oder als Gast!

    Zelle ist was wir draus machen!

Mit herzlichen Grüßen
Kulturschock Zelle e.V.
www.Kulturschock-zelle.de
Albstraße.78, Postfach 1952
72764 Reutlingen Tel: 07121-340468

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Simpel: Wovon Ihr nix schreibt, is dass Ihr in direkter Nähe zum Puff und den Angels hockt.

Beispiel: Im Ruhrgebiet vereinhamen die jeweiligen Rockergruppen Alles, Läden, Geschäfte usw. um deren Zentren usw. herum, aus Abstandsnotwenidgkeit zur Konkurrenz. Kann man also davon ausgehen dass der Druck auf Euch einer Nähe dazu geschuldet ist, da ein Teil des Publikums in Ansätzen oder darüber hinaus einem gewissen Klientel zugeordnet wird? Dann wäre das Problem dass ein Whitewash, so wie eben auch Rocker Geschäfte machen von Euch als politischer stattfindet. Wieso gebt Ihr dem Druck der sich gegen "organisierte Kriminalität" richtet und nicht gegen emanzipatorische Politik an dem Punkt nach dass Ihr keine Abgrenzung formuliert welche wohlmöglich zwar der Nachbarschaft nicht passen mag, aber deshalb nicht auch dem Amt passen muß. Heißt: Es ist doch denkbar Standpunkte zu erarbeiten welche die Unsinnigkeit solcher Repression gegen Euch Allen verdeutlicht, Euch selbst, den umliegenden Betrieben, der Öffentlichkeit. Ohne unsolidarisch zu werden, ohne zu bezichtigen, ohne sich bürgerlichem Rechtsverständnis entgegen zu kommen, aber dennoch radikale oder selbst noch revolutionäre Standpunkte faktisch politisch so absichert dass weniger Druck ausgeübt wird da er Euch nicht trifft ohne auf andere umgeleitet zu werden. Klar, Theorie ...

 

Nichtsdestotrotz:

Von Süd-süd-Ost bis Nord-nord-West: Die letzte Schlacht gewinnt die Rattenpest !

"... da er Euch nicht, ohne auf andere umgeleitet zu werden."

 

Das Komma zwischen Nicht und Ohne hakte, wie so mancher Gedanke und allzu viele Selbstverständlichkeiten.

Trifft.

Erst zielen lernen.

" ... ohne sich bürgerlichem Rechtsverständnis entgegen zu kommen, aber dennoch radikale ... " dennoch ?? Heißt,meint: "sich-bürgerlichem", ein im Nazinachfolgestaat erlerntes Rechtsverständnis hakt natürlich an dem Punkt dass "emanzipatorische Politik" identisch ist mit orga... äh Krimi...dings. Eine scheiß Dialektik ist das ...