[Delitzsch] "Die NPD ist nicht reformierbar und wird es niemals sein"

Erstveröffentlicht: 
30.01.2015

Kreis- und Stadtrat Maik Scheffler aus Delitzsch spricht im LVZ-Interview über die Motive seines Austritts Delitzsch. Maik Scheffler (40), Mitglied im Kreistag Nordsachsen, im Stadtrat von Delitzsch und bis November im Landesvorstand der NPD, hat in dieser Woche seinen Austritt aus der NPD öffentlich gemacht (wir berichteten). Nun spricht er im LVZ-Interview über seine Motive.

 

So ganz überraschend kommt Ihr Austritt nicht. Warum haben Sie nach dem ganzen Theater im vergangenen Jahr so lange damit gewartet?

Gewartet habe ich nicht, da ich von dieser Partei nichts mehr erwartet habe, weder eine politische Entwicklung ins 21. Jahrhundert, noch eine notwendige kritische Auseinandersetzung mit den katastrophalen Ergebnissen der Wahlkämpfe. Mein Entscheidungsprozess setzte im Dezember 2013 ein. Nach dem unsäglichen Abgang des ehemaligen Fraktionschefs der NPD im sächsischen Landtag und Bundesvorsitzenden Holger Apfel kam der erste Bruch. Der zweite und entscheidende Prozess kam während und nach dem Landtagswahlkampf in Sachsen.

Sie galten bei den Nazis als große Nummer, waren Vize und sogar als Landes-Chef im Gespräch. Haben Sie Ihre Parteikarriere zerstört?

Ich habe sie mir nicht zerstört, ich habe mich davor bewahrt. Hätte das Jahr 2014 nicht mit der Aufstellung einer Landesliste zur Wahl des Landesparlamentes begonnen und somit das übliche Gerangel um aussichtsreiche Diäten-Plätze, würde der heutige Landesvorsitzende höchstwahrscheinlich Maik Scheffler heißen. Ich hatte zur Aufstellung und Ausrichtung der NPD aber eine andere Meinung und stellte dies bereits beim Delegiertenparteitag Anfang Januar 2014 unmissverständlich klar. Ich hatte bereits im engsten Kreis verkündet, dieser Fraktion nach der Wahl nicht mehr zur Verfügung zu stehen.

Sind Sie geläutert oder tauchen Sie in den Untergrund ab?

Wissen Sie, Freund aber auch Feind kennt mich als Menschen mit offenem Visier. Für Untergrundpolitik bin ich nicht zu haben, da ich weder Fanatiker noch Extremist bin. Ich bewahre mir meine patriotische Einstellung, welche mich vor allem Realist bleiben lässt und als Realist weiß ich, wann es Zeit ist aufzuhören beziehungsweise sich nicht länger korrumpieren zu lassen. Eine Läuterung meines Verständnisses von Demokratie und Souveränität wird es nicht geben, da dieses maximal entwicklungsfähig ist aber keinesfalls falsch.

Haben Sie mit der Politik abgeschlossen?

Kommunale Politik kann man auch ohne Parteibuch machen, das beweisen zahlreiche Bürgerinitiativen und Wählergemeinschaften. Momentan sehe ich aber keine, mit der ich mich inhaltlich identifizieren könnte.

Was käme für Sie außer der NPD in Frage, Legida?

Legida ist für mich ohne parlamentarische Opposition keine Alternative. Unbekannte bis dubiose Führungsgestalten können nicht auf Augenhöhe zu den Verantwortlichen der etablierten Parteien treten. Das macht solche Massenveranstaltungen zum Selbstzweck und zahnlosen Tiger. Hier hätten bekannte Bürgerinitiativen oder auch die sogenannte Alternative für Deutschland ihre Chance gehabt, aber sie haben sich nicht getraut, diese auch zu nutzen. Die AfD taugt scheinbar nur zu den Wahlen als Alternative.

Welche Reaktionen haben Sie nach dem Austritt erfahren?

In meinem persönlichen Umfeld wurde meine Entscheidung sehr positiv aufgenommen. Innerhalb des Landesvorstandes wurde erwartungsgemäß der Status „persona non grata“ ausgerufen - das war aber bereits unter Apfel eine gängige Praxis gegen Kritiker. Die Landespartei hat in den letzten zwei Jahren über ein Drittel ihrer Mitglieder verloren, eine Loyalität zur Führung findet ausschließlich in Abhängigkeitsverhältnissen statt. Meinem Rücktritt folgten einige Mitglieder und Mandatsträger.

Bereuen Sie, in der NPD gewesen zu sein?

Eher hab ich eine schlechte Erfahrung bei mir selbst gemacht. Ich bin dem Gedanken gefolgt, die NPD sei reformierbar. Heute weiß ich: Die NPD ist nicht reformierbar und wird es niemals sein.

Die NPD schürt Vorurteile gegen Juden, verklärt den Nationalsozialismus. Haben Sie mit der Nazi-Ideologie gebrochen?

Das würde voraussetzen, ein Nazi zu sein. Ich habe mich gegen diese Bezeichnung stets verwahrt. Ich habe keine Nähe zum historischen Nationalsozialismus, stehe weder für Diktaturen, noch schwärme ich für auserwählte Herrenrassen. Was Sie mit Nazi-Ideologie meinen, findet in meinem Kopf nicht statt, da meine politischen Argumente am Heute ausgerichtet waren und sind.

Was wollen Sie als Parteiloser bewegen und wie lange noch, Ihre Zeit als Stadt- und Kreisrat ist begrenzt?

Bei einem NPD-Funktionär waren sich die anderen 29 Damen und Herren Stadträte einig, mit mir nicht zusammenzuarbeiten. Ich bin gespannt, ob und in welcher Form ich meine Wählerinnen und Wähler künftig ohne den eisernen Drei-Buchstaben-Käfig vertreten kann. Jedenfalls nehme ich meine Ehrenämter als Stadt- und Kreisrat sehr ernst und die Zeit wird zeigen, ob es nach zehn Jahren im Rat weitere fünf Jahre geben wird.

Was ist der Privatmensch Maik Scheffler für einer?

Privat und in meinem erweiterten familiären Umfeld fand Politik nie statt. Wenn ich die Wohnungstür hinter mir schloss, blieben die NPD und die „Kameraden“ draußen. Ich bin ein ganz normaler Familienvater und Nachbar. Ich gehe gern griechisch essen, rauche nicht, bewege mich in der Gesellschaft völlig unbeschwert, kann Politik und Privatleben trennen.

Interview: Frank Pfütze

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scheffler ist einer der ganz miesen. ist er noch stadtrat in delitzsch(leipzig) ? das wird es zeit ihn aus der öffentlichkeit medienwirksam zu entfernen.