Brief der Eselswinkel-Bewohner an die Gemeinderatsfraktionen, Februar 2006 (Spiegelung von http://schattenparker.net/spip.php?article172 vom Oktober 2014)

Platzbewohner Eselswinkel
Hermann- Mitsch- Str. 21 b.
79108 Freiburg i. Br.

Feb. 2006

An den Gemeinderatsvorsitz
der ...... - Fraktion

Rathausplatz 2- 4
79098 Freiburg i. Br.

 

Sehr geehrte Vorsitzende,

da die Diskussionen über die Unterbringung der Schattenparker noch immer im Raum stehen und eine positive, endgültige Lösung für alle Beteiligten noch immer nicht gefunden wurde, sind die betroffenen Parteien seit langem im Ungewissen, was nun mit ihrem Wohnraum passieren wird.

Aus verschiedenen Quellen haben wir erfahren, daß den Schattenparkern ein privater Interimsstandort zur Verfügung gestellt werden soll, um anschließend bei uns auf dem Eselswinkel eine dauerhafte Bleibe zu finden.


Auch sollen sie zu dieser Vertragsunterzeichnung gezwungen werden, indem ihre beschlagnahmten Wägen als Druckmittel benutzt werden.

Aufgrund dieser Informationen haben wir die Befürchtung, daß unsere Gemeinschaft und unser Umfeld schlagkräftig verändert wird. Wie aus unseren Berichterstattungen, als auch aus dem Stellplatzplan und Besichtigungen seitens der Stadt und Presse hervorgehen, ist nicht genügend Platz für uns alle vorhanden.


Vor allem ist unser Platz für schweres, fahrbares Gerät äußerst ungeeignet. Keinesfalls sind wir gewillt unseren Platz aufzugeben.

Da wir eine gefestigte Gruppe mit eigener Infrastruktur sind und unser Platz auf dem Eselswinkel unser Zuhause ist, kommen diese oder ähnliche „Lösungen“ für uns keinesfalls in Frage.

 

Die Bewohner des Rieselfeldes, ebenso wie die Schattenparker vertreten die selbe Meinung und werden sich und ihre Gruppe nicht auseinanderreißen lassen.

Da wir seit April 2005 von uns befürwortete Anträge auf Zuzug gestellt haben, die aufgrund dieser Diskussion zurückgestellt sind, sind diese Persnen noch immer obdachlos. Es gibt in Freiburg noch viele heimatlose Personen, darunter auch viele junge Menschen, die dringend eine feste Unterkunft benötigen, um sich ihre Gesundheit nicht auf der Straße zu ruinieren und sich eine geregelte Zukunft zu ermöglichen.

Da im Beirat entschieden wurde, daß die Platzbewohner mit den jeweiligen Zuzügen durch eine Unterschriftenliste mit entsprechendem Antrag und der Zustimmung im Beirat einverstanden sein müssen, sind wir trotzdem des öfteren übergangen worden, indem die Stadt bei uns Personen ohne unsere Befürwortung, sogar trotz klarer Verneinung, einfach „abgestellt“ hat. Damit greift die Stadt massiv in unser geregeltes Gemeinschaftsleben ein und stiftet regen Unfrieden. Wir wollen keinesfalls auf den bösen Gedanken kommen, daß dies Absicht der Stadt sein sollte.

 

Erst letzte Woche ist wieder ein Platz ohne unsere Zustimmung belegt worden, der seitens der Stadt doch eigentlich für die Schattenparker gedacht war, der aber unsererseits für unsere befürworteten Platzanwärter zur Verfügung gestellt werden muß, die wie schon erwähnt immer noch ohne Obdach sind.


Wir bestehen darauf, zu jedem Neuzuzug unsere Zustimmung und/ oder unsere Absage abzugeben, um unser soziales Zusammenleben nicht zu gefährden, indem bei uns ein Abstellplatz für Menschen entsteht, für die die Stadt keine andere Lösung findet. Eigentlich haben die Verantwortlichen dadurch keines ihrer „Probleme“ gelöst, sondern verlagert, weil dies unser friedliches Zusammenleben und Miteinander bedroht. Nicht nur aus diesen Gründen plädieren wir darauf, daß die Schattenparker mit Hilfe der Stadt ein eigenes geeignetes Gelände finden können, damit wir alle wieder unseren geregelten Leben nachgehen können.

 

Bei der letzten Vollversammlung erhielten wir im Zusammenhang unseres in einiger Zeit auslaufenden Nutzungsvertrages eine mündliche Zusage auf Verlängerung von unserem derzeitigen Sozialbürgermeister. Diese Zusage würden wir gerne schriftlich bestätigt haben, weil wir befürchten, daß dies eventuell ein Grund sein könnte uns unter Druck zu setzen.

 
Alles was wir wollen, ist unserem geregelten Tagesablauf nachgehen zu können, unseren Platzfrieden und Freundschaft zu bewahren.

Mit freundlichem Gruß
Die Bewohner des Wagenplatzes am Eselswinkel

 


 

Mehr dazu:


- Stadtverwaltung plant Vertreibung der Bewohner des Wagenplatzes am Eselswinkel - Pressemitteilung der Schattenparker 13.02.2006

- Was nicht passt, wird passend gemacht -  Kommentar eines Bewohners der Wagenburg im Rieselfeld

- Stadt will Wagenplatz am Eselwinkel neu ordnen - Artikel der Badischen Zeitung, 15.02.2006