Libérez nos camarades ! Nach den Angriffen der Bullen in Paris

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Bewegungen unterliegen den immer gleichen Gesetzen. Es gibt einen Auslöser, die erste Empörung, die erste Wut. Es kommt, wenn es gut läuft, zum ersten Zusammenprall. Menschen finden sich, lernen sich kennen, schaffen sich Orte. Wenn es weiterhin gut läuft, kommt die nächste Welle, die höher und mächtiger ist. In der Bewegung entstehen organisierte, militante Kerne, alte Strukturen erfinden sich neu und bringen ihren Erfahrungschatz ein.

Dann kommt die gefährlichste Phase, weil es nun nicht mehr nur um die spontane Entladung geht, sondern die Diskussionen über die "richtige" Strategie beginnnen. Unterschiede werden deutlich, es müssen Kompromisse gefunden werden, es gilt es miteinander auszuhalten. Wenn der Gegner in dieser Phase zuschlägt, verfehlt er das Ziel seiner gewaltsamen Intervention, begeht er einen strategischen Fehler. Angesichts des Angriffs rückt alles wieder zusammen und nicht die Unterschiede stehen im Fokus, sondern die dringensten Notwendigkeiten, um diesen Angriff abzuwehren.

Die Bullen haben gestern in Paris diesen Fehler begangen. Ob dem eine grundsätzliche politische Bewertung vorausging oder der Bullenapparat dies selbständig entschieden hat, spielt keine Rolle. Der Effekt ist derselbe. Natürlich ist es den Bullen gelungen mit massiven Angriffen letztendlich die Demo, die vom Platz der Nationen losgezogen war, zu stoppen und einen Teil des Frontblocks einzukesseln und festzunehmen. Wir reden hier schliesslich über eine Demo von zwei, dreitausend Schülern. Noch Anfang März waren die Demos der Schüler nur ein loser Haufen, der durch die Strassen zog und hier und da Schaufensterscheiben einwurf und ein paar Steine in Richtung der Bullen schickte. Doch in Bewegungszeiten lernt es sich unglaublich schnell und so sahen wir schon am 24. März nicht nur einen organisierten Block auf der Schülerdemo, der sich ganz gut gegen die Bullenangriffe werte, sondern auch panische Bullen der Brigade Anti Criminalité, denen Molotows zwischen den Füssen flog. Nachdem sich dann vor sechs Tagen erstmalig seit Jahren in Paris so etwas wie ein black bloc formierte, der die Bullen zumindestens zeitweise vor erhebliche Probleme stellte, schien es der Pariser Bullenführung an der Zeit zu sein, ein Zeichen zu setzen. Ob mit oder ohne politische Rückendeckung. Aber der Schuss dürfte nach hinten losgehen. Schon die spontanen Reaktionen der Schüler nach der Gewalt der Bullen bei den morgendlichen Blockaden vor den Oberschulen haben aufgezeigt, dass diese Repression ins Leere läuft. Die spontanen Demos und Aktionen vor zwei Bullenwachen waren eine erfrischende Reaktion auf die Übergriffe der Bullen. Wenn die Teenager der Hauptstadt zu Sound Of Da Police auf den Strassen hüpfen und das Tränengas wegatmen wie Trockeneisnebel, geschehen grosse Dinge, soviel ist sicher. So mögen die Bullen vielleicht gestern die Personalien von einigen jugendlichen Aufrührern festgestellt haben, nur dürfte es ihnen im Endeffekt wenig nutzen. Schon unmittelbar nach dem Ende der gestrigen zentralen Demo zogen hunderte Schüler vor die Bullenreviere, in denen ihre Gefährten festgehalten wurden. Und bis zum frühen Morgen fanden sich immer wieder viele Hunderte, die ihren Platz auf der Strasse behaupteten, Tränengas und Tonfa hin oder her. Libérez nos camarades !

Und am kommenden Samstag werden die Karten neu gemischt. Landesweit mobilisieren die Gewerkschaften. In so ziemlich jeder Stadt Frankreichs wird es am Mittag eine Demo gegen die geplanten Änderungen im Arbeitsrecht geben. Die zentrale Demo in Paris wird um 14:00 Uhr am Platz der Republik anfangen. Angesichts der Tatsache, dass ein Aktionstag erstmalig an einem (für die meisten) arbeitsfreien Samstag stattfinden wird, ist davon auszugehen, dass mehr als die landesweite dreiviertel Million vom 31. März auf den Strassen sein wird. Schwierig einzuschätzen ist in diesem Zusammenhang die Strategie der Gewerkschaftsspitze. Bisher sind grössere Arbeitsniederlegungen ausgeblieben. Dies war in der Vergangenheit, z.B. bei den Protesten 2010 gegen die Erhöhung des Renteneintrittsaltes anders. Die Gewerkschaften scheinen bisher eher darauf zu setzen, durch anhaltende Mobilisierungen auf der Strasse soviel Druck auf die Regierung auszuüben, dass diese ein neues Angebot zur Änderung des Gesetzesentwurfes vorlegt. Anfang März hatten ja noch alle, Regierung, Gewerkschaften und "offizielle" Vertreter der Studenten, gemeinsam am Verhandlungstisch gesessen. Auch dürften sich die Gewerkschaftsspitzen der Mobilisierungsfähigkeit ihrer Mitglieder nicht sicher sein. Im Gegensatz zu vergangenen sozialen Konflikten ist es diesmal eine "sozialistische" Regierungspartei, die versucht, die Bedingungen der Ausbeutung effektiver zu gestalten. Auch trägt die neben der CGT mitgliederstärkste Gewerkschaft, die CFDT, den Oppositionskurs nicht mit. Gegen das Murren einiger Basisgruppen erklärte sie die von der Regierung vorgelegte "Reform der Reform" für ausreichend. Bei einem Organisierungsgrad von unter 10% sind aus Sicht der Gewerkschaftsführungen eh nur strategische Schwerpunktstreiks möglich. Und natürlich erinnern sich die Gewerkschaftsspitzen genauso wie die Mitglieder daran, dass sich im Konflikt 2010 letztendlich die Regierung durchsetzte.  

 

Auf dem Platz der Republik, auf dem am Sanstag die zentrale Pariser Demo starten wird, träumt man derweil vom Generalstreik. Erstmalig seit Beginn der Platzbesetzung am vergangenen Donnerstag, als sich mehrere tausend zur ersten Nuit Debout versammelten, fanden sich im Laufe des gestrigen Abends wieder Leute im vierstelligen Bereich zusammen. In Anlehnung an die spanischen "Indignados" traf man sich zu Arbeitsgruppen und Vollversammlungen. Der Platz, der von den Bullen schon zweimal in den frühen Morgenstunden geräumt worden war, war gestern auch Versammlungsort der Schüler, die sich hier am Abend erneut zusammenfanden, um von hier aus in Richtung zweier Bullenreviere zu ziehen, in denen immer noch ihre Gefährten gefangen gehalten wurden. An diesen Demos beteiligten sich dann auch etliche Leute, die eigentlich einfach nur zum quatschen zum Platz der Republik gekommen waren, sodass es am Ende ein sehr durchmischtes Völkchen war, dass bis in die Morgenstunden den Angriffen der Bullen trotzte und auf die Befreiung ihrer Gefährten beharrte. Von denen, soweit mir der Stand bekannt, am Mittwochnachmittag noch drei festgehalten werden und denen allen "Untersuchungshaft" droht.


Weitere Videos, Photos und Berichte. Siehe auch den gestrigen Bericht.

Angriff der Bullen auf die Demo der Schüler: https://www.youtube.com/watch?v=DmTHz61TKO4&nohtml5=False

Der 5. März in Paris: https://www.youtube.com/watch?v=7aDdWQBxWzk&nohtml5=False


Die Angriffe der Bullen: https://www.youtube.com/watch?v=0KCZQS1CQeg

Nächtliche Spontandemos in Paris: https://www.youtube.com/watch?v=R-x5cGK-OS4&nohtml5=False


Aktuelles Interview mit Bernard Schmid zur Pariser Nuit Debout: https://rdl.de/beitrag/nuit-debout-eine-soziale-bewegung-im-entstehen

Wunderschöne Fotostrecke aus Rennes: http://www.vincentfeuray.com/manifestation-contre-le-projet-de-loi-trava...


Mit Technik gegen ein Parteibüro der "Sozialisten": https://www.youtube.com/watch?v=KmeLoqxMkG0


Erste Reflexion nach dem 5. April über die bisherigen Kämpfe und Aussichten: https://paris-luttes.info/mais-qu-est-ce-qui-est-en-train-de-5275?lang=fr

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Ist es nicht möglich am Samstag, in berlin, eine soliaktion zu starten?

 

Mach doch einfach.

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Here we go:

 

facebook.com/events/1693720804230401/

 

Bitte verteilen, und sollten sich Gruppen schließen wollen, tut es!

Oder organisieren die Schüler/Studenten auch wieder eigene Proteste/Aktionen oder Demos?

Weißt du da Bescheid lieber @Johhny?

mobilisieren auch zu 14:00 Uhr, wollen ganz vorne laufen. Mal sehen...

 

"RDV Place de la Republique, samedi à 14H en tete de manif pour un cortege indépendant, joyeux et déterminé.

Rien ne nous arrêtera, tout recommencera, samedi 9 avril, nous prendrons la rue et la tête de la manifestation.

Nous, la jeunesse, que l'on soit lycéen ou étudiant, scolarisé ou pas, jeunes travailleurs ou au chômage, avons bloqué nos établissements, participé à des manifestations offensives contre ce et ceux qui prétendent s'attaquer à nos conditions d'existence. Contrairement à ce que les bureaucraties syndicales veulent nous faire croire, le problème ne vient pas d'un prétendu dialogue social qui aurait été rompu suite à la proposition d'El Khomri de la loi travail, mais d'une énième destruction d'acquis sociaux.

Personne n'est dupe et nous savons que ces bureaucrates vont discuter avec nos ennemis, ceux que nous cherchons a destituer et a ne jamais remplacer.

La loi travail n'a été qu'un effet déclencheur parmi une rafale de lois sécuritaires, des projets inutiles et imposés, de lois contre les travailleurs, d'une montée graduelle de la répression faîte aux migrants et c'est pour ça que lors des manifestations lycéennes, ainsi qu'étudiantes, a aucun moment les slogans, les pancartes et les banderoles ne se sont limités à la loi travail. Critiquer la société pour penser l'état du monde. Voilà une phrase résumant l'esprit que porte la jeunesse.

Nous avons également pu nous rendre compte que le gouvernement ne veut pas nous laisser nous organiser pour que nos rêves deviennent réalité. Ainsi, à de multiples reprises, les flics (bac, gendarmes mobiles et tous les autres) ont défendu des cibles pour défendre un ordre que nous combattons et ont frappé violemment de très nombreuses personnes. Mardi 5 avril, deux banderoles annonçaient la répression ou devrait-on plutôt parler d'une violence structurelle et voulu pour nous déstabiliser, sur la première on pouvait lire « les flics n'ont pas d'âme » et sur la seconde « le ciel sait que l'on saigne sous nos cagoules ». Oui, les flics n'ont ni honneur ni d'âme et frappent des jeunes violemment, car le sang a coulé derrière des cagoules ou non. Au moins 6 personnes avec le crâne ouverte, rien que pour la journée du 5 avril. Combien de personnes blessées depuis le retour du mouvement social ? Combien de personnes arrêtées ? Suffisamment pour ne pas pouvoir rester chez soit samedi 9 avril.

Ne nous plaçons pas en position défensive, mais prenons acte que nous ne voulons pas être encadré, car l'esprit de la manifestation n'est pas définie par la police ou les services d'ordres des syndicats qui bossent avec eux, mais par la jeunesse et toutes les personnes sincères qui en ont marre et qui se placeront en tête de cortège dès 14h à République."

Danke für die Zusammenstellung(en)! Sehr hilfreich. (Y) :-)