Am 16. Februar 2016 hatte Ruymán Rodríguez – Mitglied der Federación Anarquista Gran Canaria (Anarchistische Föderation Gran Canaria) und Sprecher des von der FAGC initiierten Wohnprojekts Comunidad la Esperanza – seinen Gerichtstermin. Anlass für den Prozess, der hinter verschlossenen Türen und ohne Publikum abgehalten wurde, war die Inszenierung einiger Guardias Civiles, die ihn wegen “Angriff auf die Staatsgewalt” angeklagt hatten. Deren Anwältin forderte eine 5-jährige Haftstrafe für Ruymán, sowie ein Buß- und Schmerzensgeld.
Hintergrund ist, dass Ruymán als Sprecher der Comunidad la Esperanza das nach außen wahrnehmbarste Gesicht sowohl des Wohnprojekts als auch der FAGC ist. Die Repressionsorgane, denen eine hierarchiefreie Ordnung offensichtlich unvorstellbar ist, nehmen Ruymán daher als Kopf der Organisation wahr und gehen wohl davon aus, dass das Wohn-Projekt und die FAGC zum Scheitern verurteilt wären, wenn sie ihn durch unablässige Repression klein kriegen würden.
Die Cops schikanieren die FAGC schon seit Jahren mit Repression und haltlosen Vorwürfen. So stellten sie Ruymán, der weder Auto noch Führerschein hat und auch noch nie gefahren ist, einen Strafzettel aus und vieles mehr. Im April 2015 wurde Ruymán grundlos an der Bushaltestelle von Guardias Civiles festgenommen und in einem Zivil-Fahrzeug zur Polizeiwache entführt. Dort wurde er geschlagen, gewürgt, beschimpft und bedroht. Er solle aus Guía verschwinden, weil wegen ihm “üble Leute” in das Dorf kämen. Mit den “üblen Leuten” meinten die uniformierten Schläger die hunderten Zwangsgeräumten und mitellosen Familien, die dank der FAGC in dem besetzten Wohnprojekt Esperanza und in anderen Häusern ein neues Zuhause gefunden haben.
Auf ihrer Webseite hat die FAGC Fotos der Verletzungen veröffentlicht, die ihrem Genossen Ruymán zugefügt wurden. Er spuckte noch tagelang danach Blut, was auch dokumentiert wurde:
AnarquistasGC.net
Eben diese Tortur versuchen die Guardias Civiles nun dreist umzudrehen und gegen Ruymán zu verwenden. Er soll an eben diesem Tag “Widerstand gegen die Staatsgewalt” geleistet haben.
Der Prozess nahm heute jedoch eine unwartete Wende: Ruymán verließ frei den Gerichtssaal. Das Gerichtsurteil steht zwar noch aus, aber der Richter verzichtete sowohl auf Kaution als auch auf Untersuchungshaft, da er keine Fluchtgefahr sehe. Stattdessen wurde von Amts wegen ein Ermittlunsverfahren gegen die Guardias Civiles eingeleitet, wegen des Verdachts auf Gewalttätigkeit im Dienst, womit die Ankläger zu Angeklagten wurden. Die FAGC bezeichnete in einem Tweet den erstaunten Gesichtsausdruck deren Anwältin als “episch”.
Ebenfalls auf Twitter bedankte sich die Anarchistische Föderation gerührt für all die Unterstützung, die sie erhalten hat. Seit Tagen wurde auf Twitter mobilisiert, informiert und Solidarität bekundet unter den Hashtags #TodasConFAGC (alle stehen der FAGC bei/alle mit der FAGC) und #JuicoAFAGC (Die FAGC vor Gericht). Die Gegenseite bekam diese Solidaritätswelle auch mit. Die Anwältin der Guardias Civiles raunte der FAGC nach dem Prozess zu: “Da haben eure Freunde ja ganz schön was losgetreten”.
Falls jemand die FAGC unterstützen möchte – dies ist die Kontonummer ihrer Widerstandskasse: ES45 0239 2026 6130 4004 8866 (Für Überweisungen von außerhalb Spaniens die BIC: EVOBESMMXXX).
Neuer Link
Die alte Domain wurde der FAGC wegen Geldmangel abgeschaltet - unter diesem neuen Link sind die Fotos davon zu sehen, wie die Bullen Ruymán zugerichtet hatten: https://anarquistasgc.noblogs.org/post/2015/05/13/evidencias-fotografica...