Seit ein paar Tagen ruft der AfD-Kreisverband Leipzig zu einem Treffen am Mittwoch, dem 16. März 2016 auf, um einen Ableger der Jugendorganisation „Junge Alternative“ auch in der Messestadt zu gründen und zu etablieren. ₁
Nicht erst seit den Wahlergebnissen der Landtagswahlen vergangenen Sonntag ist klar, dass mit der Alternative für Deutschland eine zum großen Teil stramm rechte, reaktionäre, rassistische, sexistische und homophobe Parteistruktur in Deutschland existiert, die eine reale Bedrohung für alle bedeutet, die nicht in ihr Weltbild passen. Die „Alternative für Deutschland“ wendet sich klar gegen jegliches selbstbestimmte und emanzipatorische Leben und ist eine brandgefährliche Mischung aus völkischem Nationalismus und reaktionären Gesellschaftsentwürfen, und nicht zuletzt der quasi-parlamentarische Arm der Pegida/Legida-Bewegung. ₂
Der Nährboden und die Folgen
Nationalismus und Rassismus hat viele Gesichter – mit dem Kreisverband der AfD in Leipzig hat er ein neues dazu gewonnen. In einer Gesellschaft, in der unter jahrelanger, konservativer CDU-Regierung rechte und neonazistische Gewalttaten und Übergriffe verharmlost wurden, in dem der NSU ungestört vor sich hin morden konnte und in einer Stadt, in der es seit über einem Jahr mit Legida regelmäßig gut besuchte Neonazi-Aufmärsche gibt, ist es kein Wunder, dass die AfD jetzt an genau diesem Klima und den Folgen anknüpfen möchte. Die Gründung der Jugendorganisation trägt so eben nicht nur dazu bei, dass sich Neonazis, bürgerlich Rechte, Wahnwichtel und Kameradschaftstrukturen noch weiter vernetzen können, sondern bildet eine weitere Plattform, um Rassismus und andere gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit salonfähig zu machen.
Dem „Rechtsruck“ entgegen
Die Zahlen der angegriffenen Unterkünfte steigen, neonazistischer Terror ist mittlerweile trauriger Alltag in Leipzig, Sachsen und in Deutschland. ₃
In einem Klima der Ablehnung und der Hasses wird es für all jene, die eben nicht dem deutschen, weißen, heteronormativen Menschenbild entsprechen, zunehmend noch schwieriger, ein sicheres und selbstbestimmtes Leben zu führen. Nicht zuletzt auch in Leipzig steigt die Anzahl rechter Gewalt. Wo Nazis ganze Straßenzüge verwüsten, Galgen an Wände sprühen und sich jeden Montag an ihren Gewaltfantasien und ihrem reaktionären Weltbild ergötzen, ist es absolut notwendig, mit einer entschlossenen konsequenten Intervention Widerstand zu leisten!
Wer, wo, wann, was?
Die AfD mobilisiert für Mittwoch, den 16. März 2016, in die Elsterbar in der Könneritzstraße 14, Leipzig. Der Kreisverband Leipzig der AfD, der auf seiner Internetseite die getortete Beatrix von Storch mit „Torten, brennende Autos und was kommt als Nächstes?“₄ kommentierte und den brutalen Polizeieinsatz gegen einen geflüchteten Jungen in Clausnitz „vollkommen in Ordnung“ ₅ fand, will sich dort um 19:00 Uhr treffen.
Deutsche Küche für deutsche Neonazis?
„Paulis Elsterbar“ befindet sich in der Könneritzstraße 14 in Schleußig, direkt an Plagwitz angrenzend. Die Betreiberin ist eine gewisse Steffi Wedermann, die ihren Gästen gutbürgerliche, deutsche Küche anbietet.
Natürlich besteht auch hier die Möglichkeit und Notwendigkeit, die Elsterbar darauf hinzuweisen, dass sich Nazis dort treffen wollen:
Per Telefon: +49 341 4805269
Per Facebook: https://www.facebook.com/Paulis-Elsterbar-235944509938505/
Die Gegenproteste
Wenn alle Stricke reißen und die Elsterbar tatsächlich beschließt, dass Neonazis erwünschte Gäste in dem Lokal sind (checkt die Kanäle!), gibt es mehrere Möglichkeiten.
Wer mit der Tram kommt:
18:03 vom HBF Leipzig, Gleis 1, Tram 1 Richtung Lausen, an der „Holbeinstraße“ aussteigen.
Oder: 18:23 vom HBF Leipzig, Gleis 1, Tram 1 Richtung Lausen, an der „Holbeinstraße“ aussteigen.
Die Haltestelle Holbeinstraße ist direkt an der Elsterbar, die Fahrt dauert ca. 11 Minuten vom Hauptbahnhof. Wer mit dem Fahrrad oder zu Fuß kommt – eine Karte ist angehängt. Es kann auch vom anderen Elsterufer mit einem Schlauchboot interveniert werden – das Lokal liegt direkt am Wasser.
Treffpunkt ist 18:30 vor der Elsterbar.
Bringt Transpis, Schilder und Megaphone mit – eure Freund*innen und sagt allen Bescheid. Wir werden dieses Treffen nicht unkommentiert lassen und rufen alle engagierten Antifaschist*innen auf, vor Ort ihren Unmut kundzutun und gegen neonazistische Strukturen in Leipzig Widerstand zu leisten!
Der AfD keinen Meter! Für einen effektiven, konsequenten Antifaschismus!
Für ein Leben in Freiheit für Alle!
18:30 Uhr Elsterbar, Könneritzstraße 14, Haltestelle Holbeinstraße
Twitter: #le1603
₁ facebook.com/events/833886853403916/
₂ https://afdwatchafd.wordpress.com/
₃ https://www.mut-gegen-rechte-gewalt.de/service/chronik-vorfaelle
₄ afdleipzig.webair24.de/aktuelles/pressemitteilungen/angriff-auf-beatrix-von-storch-wenn-argumente-gaenzlich-fehlen.html
₅ afdleipzig.webair24.de/aktuelles/pressemitteilungen/der-polizeieinsatz-in-clausnitz-war-voellig-in-ordnung.html
Ihr Vollidioten
Würdet ihr bitte mal darüber nachdenken wie widersprüchlich eure Theorie und Praxis sind. Ihr erkennt richtig dass es die aktuelle Situation nötig macht zu intervenieren. Zeitgleich postet ihr einen extrem dämlichen Artikel öffentlich(!), und versaut somit den wenigen konsequenten Genoss_innen bereits geplante Konzepte.
Hier offenbart sich der Widerspruch in eurer Gesellschaftsanalyse am deutlichsten. Konsequenter Antifaschismus bedeutet sich effektivere Wege Transpis, Schilder und Megaphone gegen konkrete Faschisten zu suchen. Wege die einige Genoss_innen durchaus bereit sind zu gehen, wenn ihr sie nicht z.B. durch solche hirntoten Aufrufe daran hindern würdet.
Treffen dank eurem Artikel verlegt
Auf der Facebookseite ist mittlerweile zu lesen dass der Ort für das Treffen geändert wurde.
Somit ist es dank euch unmöglich geworden gegen dieses Treffen zu intervenieren. Danke für nichts ihr profilierungsgeilen Stümper.
nein,nein,nein
warum genau gibt es einen treffpunkt, der im internet öffentlich gemacht wird? um alle, die sich nicht dezentral organisieren sofort kesseln zu können?
ich bin groszer fan davon sich vorher zu ueberlegen was ein ZIEL sein soll.
was wollt ihr vor ort machen? die elsterbar zerlegen, obwohl die afd sich in die elsterbar geladen hat? die besitzerin muss eine chance bekommen die afd rauszuschmeiszen, das kann erst paszieren wenn sie realisiert wer dort sitzt - bis dorthin (falls die vermummten lauchs aus der gieszerstrasze nicht schon laengst gekeszelt worden sind) haben die krawalltouris doch schon dumme aktionen gestartet. sagt dem menschen morgen vor ort wer da kommen wird/soll, hört auf diese menschen einzuschüchtern - mit welchem ziel denn? wiszt ihr wer die besitzerin ist?
was soll die scheisze? das klingt als hättet ihr zufällig den namen des menschen rausbekommen, der die bar gehört (wow) und plups, klar, antifacist action!
überlegter aktionismus, party people
schlagzeile wird nicht sein, dasz sich die afd in einer kneipe treffen wollte, sondern, dasz ein haufen vermummter eine bar in einem "friedlichen stadteil" in leipzig verlegt hat. toll. super toll.
Die AfD-Jugend trifft sich nach Protestankündigungen im Verborge
Die Junge Alternative ist die Jugendorganisation der Alternative für Deutschland. Eigentlich wollten sich Mitglieder des Leipziger AfD-Kreisverbandes am Mittwochabend in einem Lokal in Schleußig treffen, um gemeinsam die Gründung eines lokalen Ablegers voranzutreiben. Doch nachdem sich Protest gegen die Veranstaltung abzeichnete, soll sie nun an einem geheimen Ort stattfinden.
In zahlreichen deutschen Städten existieren bereits Kreisverbände der Jungen Alternative (JA). Dabei handelt es sich um die Jugendorganisation der Alternative für Deutschland (AfD), die seit dem Bundesparteitag im vergangenen November als solche auch offiziell anerkannt ist. Der sächsische Verband zählt seit dem Landesparteitag Ende Februar ebenfalls dazu. Zu dem bereits existierenden Kreisverband in Dresden soll nun ein weiterer in Leipzig hinzukommen.
Eigentlich wollte man sich zu diesem Zweck am Mittwochabend in Paulis Elsterbar im Stadtteil Schleußig treffen. „Wir wollen mit euch gemeinsam geeignete Kandidaten für den neuen JA-Kreisvorstand Leipzig besprechen und Vorschläge erörtern“, heißt es dazu in einer entsprechenden Facebookveranstaltung. Mittlerweile wurde die Einladung ergänzt: „Veranstaltungsort hat sich geändert, da Linksextreme keine andere Meinung zulassen!“ Der Ort sei nun über die Facebookseite zu erfragen. Der AfD-Kreisvorsitzende Siegbert Droese und Roland Pauli, bis vor zwei Jahren Betreiber der Elsterbar, bestätigten den Ortswechsel auf Anfrage der L-IZ.
Hintergrund ist ein in der Nacht zu Dienstag auf Indymedia veröffentlichter Artikel. Darin ruft ein Verfasser namens „Nazis in die Elster“ dazu auf, vor dem Lokal gegen die Veranstaltung zu protestieren. „Bringt Transpis, Schilder und Megaphone mit“, heißt es in dem Text. „Wir werden dieses Treffen nicht unkommentiert lassen und rufen alle engagierten Antifaschisten auf, vor Ort ihren Unmut kundzutun und gegen neonazistische Strukturen in Leipzig Widerstand zu leisten!“ Mitglieder des Aktionsnetzwerkes „Leipzig nimmt Platz“ hatten darüber nachgedacht, ebenfalls zum Gegenprotest aufzurufen. Auf Twitter wurden ähnliche Aufrufe vielfach geteilt.
Elsterbar-Gastwirt Roland Pauli zeigte „kein Verständnis“ für den geplanten Protest. Der politische Hintergrund eines Gastes spiele für ihn keine Rolle: „Wenn bei uns eine Veranstaltung angemeldet wird, fragen wir nicht nach. Dazu haben wir gar kein Recht.“
Laut Droese hat die AfD derzeit etwa 20 Mitglieder unter 37 Jahren in Leipzig. Dies entspräche der Altersgrenze für eine Aufnahme in die Junge Alternative. Der Kreisvorsitzende begründet die Absage mit einer möglichen Gefahr für die Gastwirte. Zugleich mahnt er zum Dialog: „Am Montagabend sind junge Leute zu einer Veranstaltung der Stadtratsfraktion gekommen. Da gab es überwiegend keine Einigkeit, aber eine kritische Diskussion.“ Einige dieser jungen Leute kommentierten das Geschehen ihrerseits auf Twitter unter dem Hashtag #noafdle. Etwa zehn von ihnen präsentierten am Rande ein Banner mit der Aufschrift „Rechtspopulismus stoppen – Rassismus bekämpfen“.
Die Junge Alternative gilt als radikaler Arm der AfD. Im Machtstreit zwischen Bernd Lucke und Frauke Petry schlug sich der sächsische Verband geschlossen auf die Seite der Landeschefin. Heute zählt er zu den Unterstützern der völkisch-nationalistischen „Flügel“-Bewegung rund um Björn Höcke, André Poggenburg und Alexander Gauland. Die Junge Alternative Sachsen bekannte sich zudem zu den im vergangenen November beschlossenen „Fünf Grundsätzen für Deutschland“. Die Initiatoren, darunter Höcke und Gauland, sprechen darin von „verantwortungslosen Experimenten mit und an unserem Volk“ und „gefährlichen Ideologien, die die multikulturelle Gesellschaft erschaffen und die klassische Familie abschaffen wollen“.