[WÜ] Nationalismus gegen Rechts? - Kritische Berichterstattung zu den Gegenveranstaltungen zur AfD in Wertheim

Banner der Antifa Würzburg

Trotz des Regens finden sich zu Beginn der bürgerlichen Demo unter dem Motto „Herz statt Hetze“ rund 450 Menschen am Marktplatz ein. Die Auftaktkundgebung besteht aus endlosen Aufzählungen der Bündnispartner*innen, zu denen auch Kirchen gehören, die ja bekanntermaßen nicht gerade ein emanzipatorisches Weltbild vertreten und dem Verlesen der Auflagen. Von Anfang an versuchen die Redner*innen den Protest in gute und friedliche Demonstrierende und schlechte, gewaltbereite Chaot*innen zu spalten. Nach einigen kurzen Ermahnungen macht sich der Zug auf den Weg zur Zwischenkundgebung, die auf der rückwärtigen Gebäudeseite der Aula stattfindet, in der Alexander Gauland (AfD-Bundesvorsitzender) und Christina Baum (AfD-Landtagskandidatin Baden-Württemberg) ihre rassistische und menschenverachtende Hetze verbreiten wollen.


Wir erreichen nach gerade mal 5 Minuten Wegstrecke die Zwischenkundgebung, die außer Sicht- und Hörweite des Eingangs der Aula stattfindet, welche die Stadt Wertheim dank ihres „tollen Demokratieverständnisses“ (Zitat Baum) der AfD zur Verfügung stellt.

Auf der Gegenkundgebung wird in einer Rede zurecht deutlich gemacht, wie die AfD sich Sprechweisen und Worte der NSDAP angeeignet hat und damit auch sprachlich ihre ideologische Nähe zu den Nationalsozialisten zeigt. „Die AfD lässt Dinge, die gestern undenkbar und heute unsagbar sind, morgen bittere Realität werden.“, resümiert eine Rednerin sehr treffend. Dennoch werden in mehreren Reden nationalistische Aussagen, wie „ich bin stolz, Deutsche zu sein“ gemacht. Als wir mit Sprechchören wie „Nie wieder Deutschland!“ und „Ich scheiß drauf, deutsch zu sein!“ antworten, werden wir aus der Demonstration mit Aussagen wie „Dann wandert doch aus.“ konfrontiert. Wir sehen es als ausgesprochen gefährlich, Nationalismus mit Nationalismus bekämpfen zu wollen und verurteilen solche Aussagen zutiefst.

Leider haben die AfD und andere Rechtspopulist*innen den gesellschaftlichen Diskurs offenbar schon so weit übernommen, dass sogar auf einer Kundgebung gegen eben jene von „stolzen Deutschen und aufrechten Europäern“ die Rede ist. Auch imperialistische Bilder vom „überlegenen Westen und weit entwickelten Europa“ erzeugen eine rassistische und nationalistische Grundstimmung, die in der Mitte der Gesellschaft akzeptiert ist und rechte Parolen wieder salonfähig macht. Dass jene Haltung der sogenannten bürgerlichen Mitte einen Nährboden für Hetze und Pogrome bietet, sollte gerade in der BRD nicht erst seit heute bekannt sein. Es ist sehr schade, dass dadurch bei den Reden viel wichtige und gute Kritik in populistischen Phrasen endet.

Während die bürgerliche Demo sich wieder auf den Weg in die Altstadt macht und der AfD damit nicht nur symbolisch das Feld überlässt, setzt sich spontan ein Zug aus rund 50 Antifaschist*innen in Richtung des Eingangs der Halle in Bewegung. Die anwesende Polizei folgt ihnen vollkommen überfordert und in deutlicher Unterzahl. Bei der Halle angekommen, werden Ketten gebildet und der Eingang zur Aula blockiert. Besucher*innen der AfD-Veranstaltung beschimpfen die Demonstrierenden, machen Fotos, werden übergriffig und beschweren sich dann, die Polizei würde nicht rigide genug vorgehen. Diese nimmt sich das prompt zu Herzen und fängt an die Demonstrierenden vom Gelände zu prügeln. Zusätzlich zu Helm und Knüppel haben sie Hunde dabei.

Obwohl die Polizei mit Gewalt auf die Köpfe der Blockierenden einschlägt und auch versucht, einzelne Menschen aus den Ketten zu ziehen und zu verhaften, können Verhaftungen verhindert werden, da wir aufeinander aufpassen und solidarisch handeln. Dennoch gab es in unseren Reihen mehrere Verletzte, vor allem durch Schläge auf den Kopf, ins Gesicht und in die Rippen. Mindestens eine Person wurde von einem der Polizeihunde gebissen. Auch eine der verletzten Polizist*innen wurden von eben diesem Hund angefallen. Wir fragen uns, ob es nicht tier- und menschenfreundlicher gewesen wäre, keine Polizeihunde in so eine Situation zu schicken.

Trotz alledem konnte die Blockade zeitweise verhindern, dass Rassist*innen in die Halle gelangen und die AfD-Veranstaltung bis zu deren Beginn effektiv stören. Kurz nach deren Beginn löste sich die Blockade auf und zog sich geordnet zurück, während außenstehende Personen weiterhin das Geschehen beobachteten.

Wir bleiben dabei: Rassismus und Rechtspopulismus sind keine Alternative! Nirgends! Und überall, wo Hetze kundgetan wird, stellen wir uns dagegen. Wir kommen wieder.

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...schützen die FaschistInnen. Leider traurige Realität. Was in Wertheim passierte ist ein gutes Beispiel dafür, wie Stadt und Behörden der rassistischen, grundrechten Volksstimmung entgegenkommen. Erst wird diesen Kartoffeln eine Örtlichkeit zur Präsentation angeboten, danach wird ziviler Ungehorsam mit Knüppeln und Hunden unterdrückt.
Auch euren Verweis auf den Bullenhund find ich wichtig. Der wird jetzt vermutlich eingeschläfert. Bullen sind Tierquäler!