Wiederaufbau einer Wiesenhof-Schlachtfabrik in Bogen (Bayern) blockiert

Schlachthöfe schließen - Kapitalismus überwinden

Tierbefreiungsaktivist*innen besetzen Baukräne und das Baubüro auf der Baustelle einer Schlachtfabrik in Bogen bei Straubing. Sie protestieren gegen die geplante Wiederinbetriebnahme der Hühnerschlachtfabrik von Wiesenhof, die im Februar 2015 abbrannte. Mit ihrer Aktion richten sie sich gegen jegliche Ausbeutung von Tieren.

 

Seit den frühen Morgenstunden schon protestieren Aktivist*innen auf der Großbaustelle der Donautal Geflügelspezialitäten GmbH in Hofweinzier/Bogen, besser bekannt unter dem Markennamen Wiesenhof.

Um sich dem Wiederaufbau dieser Tötungsfabrik in den Weg zu stellen, haben die Aktivist*innen die Baustelle besetzt. Insgesamt vier Aktivist*innen sind auf zwei ca. 30 Meter hohe Kräne geklettert. Drei weitere Aktivist*innen haben sich im Baubüro fest gekettet.

 

Schon im März 2013 war die damals gerade erweiterte Schlachtfabrik Ziel von Protesten von Tierbefreiungsaktivist*innen. http://mastanlagenwiderstand.de/aktivist_innen-blockieren-schlachtfabrik-in-bogen/

Die erst Ende 2013 erweiterte Wiesenhof-Schlachtfabrik war zur großen Freude im Februar 2015 bis auf wenige Überreste abgebrannt. Die Vermutung, dass es sich um einen Versicherungsbetrug handelt, provozierte sofort das Handeln der Anwälte von Wiesenhof und verhinderte diese Option medial zu thematisieren.

Statt Bedenken von Kritiker*innen Platz zu geben, wurde vielmehr umgehend der Wiederaufbau geplant und bereits im Mai 2015 damit begonnen. Heute soll sich nun der Protest von Tierbefreier*innen ein weiteres Mal gegen diese Schlachtfabrik richten und damit gegen jede Form der Vernutzung von Tieren.

 

An den Auslegern der Kräne sind dazu Großtransparente befestigt, mit den Parolen: “Bis jede Schlachtfabrik still steht: Protest, Sabotage, Widerstand!” und “Das Schlachten beenden”. Mittels Trillerpfeifen und Parolen werden die Geschäftstelefonate im Baubüro gestört und damit die Aufrechterhaltung des Baubetriebes erschwert. Vor dem Gelände machen andere Aktivist_innen mit Hilfe von Transparenten und Flugblättern auf die Auswirkungen der hier entstehenden Schlachtfabrik aufmerksam. Auch am Bauzaun sind großformatige Bilder angebracht, die zeigen, was in Kürze hinter den Wänden des Schlachtbetriebes den Tieren angetan werden wird, unter welchen Bedingungen die Arbeiter_innen beschäftigt werden und was dieser Betrieb mit Landraub und der Zerstörung der Natur zu tun hat.

 

In der Kritik der Aktion steht nicht nur die PHW-Gruppe mit der Marke Wiesenhof, sondern alle Tierausbeutungsbetriebe, die kapitalistisch organisierte Wirtschaft und Gesellschaft. Der Protest richtet sich gegen den Aufbau unserer Gesellschaft, welcher nach einer kapitalistischen Verwertungslogik funktioniert und damit zwangsläufig auf der Unterwerfung und Vernutzung von Tieren, der Ausbeutung von lohnabhängigen Arbeitenden und der Plünderung und Zerstörung der Natur aufgebaut ist.

In den Schlachtfabriken der Großkonzerne verdichtet sich Elend, Gewalt und Leid in einer Weise, die diesen Ort zu einem Unort macht und zum symbolischen und konkreten Ziel der Proteste. Deutlich wird auch bei genauem Hinsehen, dass dieser Ort selbst in einer sogenannten modernen Gesellschaft nach deren Selbstbild keinen Platz haben dürfte. Jeglicher Vorstellung von Gerechtigkeit, Respekt und Mitgefühl läuft dieser Ort zuwider.

 

300.000 Hühner sollen in der neuen Schlachtfabrik täglich getötet werden. Siebzehn Stunden am Tag werden die Förderbänder laufen, werden schlecht bezahlte und in unmenschliche Arbeits- und Lebensverhältnisse hineingezwungene Arbeiter_innen die Hühner an ihren Beinen auf die Haken der Förderbänder einhängen oder sie später in marktgerechte Teilchen zerschneiden. Über viele Kilometer hinweg werden die in Kisten gestopfte Tiere Tag und Nacht antransportiert. Mit Lastwagen werden die Tiere von den Vertragsmäster*innen von Wiesenhof abgeholt. Von diesen Agrarindustriellen wurden die Tiere 29 bis 42 Tage lang in den Mastanlagen gefangen gehalten und mit konzerneigenen Futtermischungen gemästet. Aufgrund von Zucht und Haltungsform sind Krankheiten und ein frühzeitiges Sterben einkalkuliert und einberechneter Bestandteil der Gewalt die Tieren zum Zwecke deren Nutzung angetan wird.

Einer der Hauptbestandteile des Futtermittels ist Soja, das v.a. aus Brasilien eingeführt wird. Die Vernichtung des Regenwaldes für den Anbau von Soja, das in den westlichen Industriestaaten für die Fleischproduktion der Tierernährung beigemengt wird, ist dokumentiert wie auch die Zerstörung der Landwirtschaft des globalen Südens durch die Fleischexporte westlicher Konzerne und deren aggressive Preispolitik. Das Schlachten umfasst viele Macht- und Gewaltbereiche, die allesamt abzuschaffen sind.

 

Das Schlachten hätte wenigstens an diesem Ort in Bogen beendet werden können zu dem Zeitpunkt, als die Hühnerschlachtfabrik im Februar 2015 abbrannte. Doch die PHW-Gruppe arbeitete bereits nach kurzer Zeit an den neuen Bauplänen. Gegen diese Pläne formierte sich Protest und dies von verschiedenen Seiten: Sowohl Anwohner_innen als auch die Kreisgruppe Straubing-Bogen des Bund Naturschutz in Bayern e.V. und die Tierbefreiungsbewegung – z.B. MASTANLAGEN WIDERSTAND und die Kampagne gegen Tierfabriken - haben Einwendungen im Genehmigungsverfahren eingereicht. Doch noch bevor das Genehmigungsverfahren überhaupt begann, zog bereits schweres Baugerät auf dem Gelände der Donautal Geflügelspezialitäten die Grundpfeiler der neuen Schlachtanlage hoch. Dieses Vorgehen entspricht den kapitalistischen Herrschaftsverhältnissen, die sich in den westlichen Industriestaaten u.a. als Demokratie von oben zeigen. Die PHW-Unternehmensgruppe baut jedoch nicht nur in Bogen; es gibt Ausbaupläne für weitere Schlachtanlagen des Konzerns, z. B. in Wietzen/Holte. Auch hier sind Proteste zu erwarten.

 

Anstatt eine Tötungsfabrik wieder zu errichten, hätte ein Produktionsbetrieb aufgebaut werden können, der solidarisch organisiert ist. Ein Landwirtschaftsbetrieb, der keine Tiere benutzt und tötet, keine Menschen ausbeutet, der die natürlichen Lebensgrundlagen achtet und kein Privateigentum ist”, sagt Martha. Damit hätten die Menschen vor Ort sich an der drängenden Aufgabe beteiligen können, die Gesellschaft in Zukunft so umzubauen, dass alle Zugang zu den wichtigen Ressourcen erhalten und alle mitentscheiden können, was und wie produziert wird. Das gemeinschaftliche Handeln könnte sich endlich an den Bedürfnissen der Menschen und Tiere statt an den Profitinteressen der Unternehmen orientieren. Somit würden Kooperation und Solidarität statt Konkurrenz und Unterdrückung unser Leben und Wirtschaften bestimmen.

 

http://mastanlagenwiderstand.de/

http://kampagne-gegen-tierfabriken.info/

http://tierfabriken-widerstand.org/

 

Mastanlagen Widerstand, Kampagne gegen Tierfabriken und einzelne Aktivist_innen

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An sich finde ich die Aktion ja begrüßenswert, allerdings verstehe ich nicht ganz wieso ihr im Text schreibt:

"Das Schlachten hätte wenigstens an diesem Ort in Bogen beendet werden können [...]"

Ja ok... aber was ist der Unterschied, ob es da passiert oder 10km weiter?

 

Außerdem hierzu:

Anstatt eine Tötungsfabrik wieder zu errichten, hätte ein Produktionsbetrieb aufgebaut werden können, der solidarisch organisiert ist. Ein Landwirtschaftsbetrieb, der keine Tiere benutzt und tötet, keine Menschen ausbeutet, der die natürlichen Lebensgrundlagen achtet und kein Privateigentum ist

 

Das kann ja trotzdem passieren. Muss nur jemand machen. Das ist vermutl. das Hauptproblem