Vor wenigen Stunden trafen sich spontan mehr als 60 Menschen in der Lübecker Innenstadt, um ihre Wut über die Räumung und den Abriss der Luftschlossfabrik in Flensburg auf die Straße zu tragen. Am Rande der Demonstration wurden Flyer an Passant*innen verteilt, um diese über die skandalöse Vorgehensweise der Stadt Flensburg zu informieren.
Erst kurz vor dem Ende wurde die Demo von den Lübecker Bullen bemerkt, welche dann mit mehr als zehn Einsatzfahrzeugen und mindestens zwei Hunden versuchten, die Menge zu stoppen und einzukesseln. Der entschlossene Mob ließ sich allerdings nicht von den nervösen Einsatzkräften aufhalten und beendete die Route auf der Walli.
Solidarische Grüße an die Genoss*innen in Flensburg und an alle von Räumung bedrohten Freiräume. Wir unterstützen euch - entschlossen und voller Wut.
Wut und Trauer zu Widerstand!
Flyer: Die Luftschlossfabrik in Flensburg wurde geräumt
Was ist passiert?
Am Mittwoch, dem 03. Februar 2016, hat die Stadt Flensburg ein weiteres Mal bewiesen, dass sie alternative Wohn- und Lebensformen, welche sich außerhalb autoritärer Kontrolle befinden, nicht dulden, geschweige denn akzeptieren will. Die Luftschlossfabrik, ein selbstverwaltetes Kulturzentrum mit angeschlossenem Wagenplatz, wurde am Mittwoch geräumt und umgehend abgerissen. Mit einem Großaufgebot der Polizei wurde der Angriff auf selbstbestimmtes Leben und dessen Räume ausgeführt. Im Vorfeld gab es etliche Versuche seitens der Luftschlossfabrik und ihren Nutzer*innen, einen Kompromiss (Zwischennutzungsvertrages inkl. der Zahlung einer Miete, bis zum Zeitpunkt der konkreten Nutzung des Geländes) mit der Stadtverwaltung zu finden. Alle Vorschläge wurden seitens der Stadtverwaltung abgelehnt. Es gibt bis zum heutigen Tag keinen Plan darüber, wie das Gelände seitens der Stadt genutzt oder kapitalistisch ausgebeutet werden soll. Es wäre ein Leichtes für die Stadt gewesen, einfach einen Nutzungsvertrag aufzusetzen. Stattdessen begann schon während der Räumung der Abriss der Gebäude. Die Wägler_innen sind auf eine nahe gelegene Brachfläche ausgewichen und sind auch hier akut von einer erneuten Räumung bedroht.
Wie geht es jetzt weiter?
Diese Frage stellen sich Bewohner und Nutzer der LSF weiterhin. Da die Stadt in den letzten sechs Monaten bewiesen hat, dass man ihr nicht trauen kann, sollte Mensch von dort auch nicht erwarten, dass eine Lösung des Konfliktes herbeigeführt werden kann. Es gilt ja nicht nur eine Fläche zu finden, auf der Mensch in Bauwägen leben kann, es geht auch darum, Räumlichkeiten zu haben, um dort wieder das Tonstudio, die Proberäume, Workshops, Werkstätte oder die Indoor-Skateanlage vom Roten Stern Flensburg wieder in Betrieb zu nehmen. Diese Möglichkeiten gab es nur am Harniskai. Dennoch wird die LSF weiterhin für ihren Freiraum kämpfen und sie wird dabei nicht alleine sein. Der Angriff der Stadtverwaltung auf freies und selbstbestimmtes Leben geht uns alle etwas an.
Wir fordern die Stadt Flensburg auf, ...
...die Drohungen gegen die Wagenbewohner_innen sofort zu unterlassen und schnellstmöglich ein Platz zur Verfügung zu stellen, auf dem die Wagen vorübergehend stehen können.
... sich ernsthaft an der Suche nach einem neuen Grundstück zu beteiligen.
… sich dringend mit ihrer Phobie gegen alternative Lebensformen zu beschäftigen.
Was bleibt...
… ist unsere Wut und unsere Trauer über den Umgang der Stadt mit den Menschen der Luftschlossfabrik. Flensburg ist kein Einzelfall!
In Zeiten, in denen rechte Strukturen tagtäglich geflüchtete Menschen angreifen und rechter Terror als „besorgtes Bürgertum“ verharmlost wird, in denen sexistische Übergriffe in rassistische Deckmäntel gepackt werden, in denen der NSU-Prozess in der Öffentlichkeit weit in den Hintergrund gedrängt wird und gleichzeitig immer mehr Nazis in den Untergrund abgetaucht sind, in denen Menschen an den EU-Grenzen sterben, während die Wirtschaft stets mit Milliarden-Beträgen gerettet werden soll, ist eine tiefgreifende Systemkritik wichtiger denn je!
Gemeinsam mit den Genossen*innen in Berlin, Hamburg, Leipzig und anderswo auf der Welt, die ebenfalls tagtäglich den Angriffen der kapitalistischen Verwertungslogik und Kriminalisierung linker Politik ausgesetzt sind, werden wir für unsere Freiräume kämpfen!
gab es zwei Veranstaltungen?
Da muss ich mich doch wundern. Von Aufstoppversuchen kann ja wohl keine Rede sein. Aber ok, ein paar unscharfe Stimmungsfotos von Diensthunden und Partybussen, und schon ist alles paletti. Überhaupt, sich zu beschweren, dass die Orks anrücken... was hat man denn erwartet? Zumal man nebenan einige Geflüchtete beherbergt, die nun nicht unbedingt Erfahrungen mit den Cops brauchen. Und damit sollen Sympathisanten für besetzte und erkämpfte Freiräume gefunden werden? Fail....