Sie kommen wieder. Bereits neunten Mal will am 28. Februar 2016 ein Bündnis rechter, reaktionärer und offen faschistischer Kräfte unter dem Motto "Demo für Alle" durch die Stuttgarter Innenstadt ziehen. Schon seit der ersten rechten Demo vor knapp zwei Jahren (die damals noch verhindert werden konnte) regt sich in Stuttgart Widerstand. Im Sommer 2015 haben sich Organisationen, Parteien, Gruppen und Einzelpersonen spektrenübergreifend zum Aktionsbündnis gegen die "Demo für Alle" zusammengeschlossen. Bereits am 23. Januar 2016 hatte das Bündnis eine mit etwa 250 Personen besuchte Kundgebung gegen das "Gender-Symposium" der "Demo für Alle"-Organisatoren veranstaltet. Im Hinblick auf den am 28. Februar geplanten Marsch der Rechten hat das Bündnis eine Aktionsagenda entworfen.
Antifeminismus von Rechts - Ein Abend mit Carina Book
>> 19. Februar 2016 | 19 Uhr | Generationenhaus Heslach
Sie erscheinen wie eine Bewegung aus längst vergangenen Tagen: Mit 1000 weißen Holzkreuzen und Parolen wie „Deutschland treibt sich ab“ oder „Frauen werden zur Abtreibung von Familie und Gesellschaft genötigt“ ziehen mehrere tausend DemonstrantInnen im September 2015 bei ihrem jährlichen Kreuzzug gegen Schwangerschaftsabbrüche, Pränatalmedizin und Stammzellforschung durch die Straßen Berlins. In Stuttgart, aber auch in Hannover und Leipzig formiert sich unter dem Banner „Demo für Alle – Ehe und Familie vor – Stoppt Gender-Ideologie und Sexualisierung unserer Kinder!“ eine Allianz gegen Schulbildungspläne, nach denen Kindern beigebracht werden soll, dass zu unserer Gesellschaft nicht nur heterosexuelle Menschen gehören. Wer ist Teil dieser Bewegung? Welche Ideologie steckt hinter ihren Parolen? Was ist an ihnen antifeministisch und was hat das Ganze mit der organisierten Rechten zu tun? Diese und andere Fragen diskutieren wir mit Carina Book, Politikwissenschaftlerin aus Hamburg.
Schon vor einiger Zeit hat das Hamburger Bündnis gegen Rechts in Zusammenarbeit mit verschiedenen Gewerkschaftsgliederungen und dem AStA der Uni Hamburg eine Broschüre zur rechtspopulistischen AfD veröffentlicht. Ein Artikel dreht sich explizit um deren Beteiligung an der "Demo für Alle" und thematisiert die homophoben und rückwärsgewandten Positionen der Rechten. Der Artikel "Von 'Kreuzzügen', Liebe und Angst vor Homosexualität..." findet sich auf Seite 21 der Broschüre.
Solidaritanz - Soliparty für das Bündnis
>> 20. Februar 2016 | ab 22 Uhr | Linkes Zentrum Lilo Herrmann
Wir laden ein zu DER Tanzveranstaltung der Superlative im Februar! In den dunklen Kellerkatakomben des Linken Zentrums Lilo Herrmann
werden uns Plyone (Naturtrueb / Elektronisch unter Freunden) mit
abwechslungsreichen Techno-Sounds aller Couleur und Amy.G.Dala (Aromåt)
mit dark acid tech einheizen und den menschlichen Tanzapparat in
Bewegung setzen.
An der Bar, die wie immer mit guten Getränken zum
kleinen Preis punktet, wird das diabolische Duo aus Dennis Ewert und
Fusznoten freshen Keller-House mit verträumten bis stampfenden Klängen
unter die Gäste bringen. Die Menschen von Aromåt werden zudem den
Kellerräumen des Lilos mit liebevoller Deko, jenseits von „Schöner
wohnen“ ein neues Gesicht geben und eine wundervolle Atmosphäre
schaffen, die einer Feier dieses Formates gerecht wird.
Die
Party wird vom Aktionsbündnis gegen die „Demo für Alle“ veranstaltet.
Das Aktionsbündnis organisiert Proteste und Widerstand gegen den rechten
und homophoben Mob der Ende Februar wieder durch Stuttgarts Straßen
ziehen will. Lasst uns zusammen laut sein gegen Homophobie, Rassismus
und Sexismus!
Keine Demo für Alle - Kundgebung, Konzert & Proteste
>> 28. Februar 2016 | 12.30 Uhr | Schlossplatz
Wie bereits im Oktober 2015 läd das Bündnis auch im Februar 2016 zu einer großen Kundgebung auf dem Schlossplatz. Neben Reden wird es auch bei dieser Kundgebung wieder Live-Musik geben. Für die Kundgebung auf dem Schlossplatz konnte das Bündnis Mal Elévé, den Sänger der Band Irie Révoltés, gewinnen.
Bündnisaufruf:
Bereits zum neunten Mal will am 28. Februar 2016 ein Zusammenschluss aus der religiös-fundamentalistischen, rechtspopulistischen und offen faschistischen Szenen eine Demonstration in der Stuttgarter Innenstadt durchführen. Vermeintlicher Aufhänger dieser selbsternannten "Demo für Alle" ist der Streit um den Baden-Württembergischen Bildungsplan.
Im neuen Bildungsplan wollte die Landesregierung die Vielfalt menschlicher Lebensgemeinschaften abseits der klassischen Ehe thematisieren. Auch aufgrund der rechten Proteste, die in einem Treffen zwischen evangelikalen Kreisen und Ministerpräsident Kretschmann gipfelten, hat das Kultusministerium die Umsetzung der Pläne verschoben. Die rechten Demos gibt es trotzdem weiterhin.
Grund dafür ist, dass die Allianz aus Konservativen und Rechten verschiedenster Spektren weit mehr vereint als der Wunsch, ein rückständiges Familienbild als gesellschaftliche Norm zu wahren. Ziel der Bewegung ist ein gesellschaftlicher Rollback, d.h. der Rückfall in überwundene gesellschaftliche Zustände wie bspw. die Propagierung der Ungleichwertigkeit der Geschlechter. Hier findet der Schulterschluss zwischen konservativen, religiös-fundamentalen und offen rechten und faschistischen Gruppen und Organisationen statt. Der Wunsch nach der traditionellen Ehe und Familie, die als Lösung für gesellschaftliche Probleme präsentiert wird, ist wahlweise religiös oder völkisch-nationalistisch motiviert.
Obwohl gesellschaftliche Probleme mitnichten durch homophobe Phrasen und rechte Denkmuster gelöst werden, haben solche einfachen Erklärungsmuster, vermischt mit dem Hass auf Minderheiten, Konjunktur: Ist es andernorts rassistische Hetze von PEGIDA und Co gegen Geflüchtete, so darf man in Baden-Württemberg unter wohlwollender Zustimmung eines Bischofs und mehrerer CDU-Bundes- und Landtagsabgeordneter Homosexualität wieder als Krankheit bezeichnen.
Bereits jetzt präsentieren sich einige Landtagsabgeordnete der CDU zudem als parlamentarischer Arm der Bewegung, beispielsweise indem der Protest gegen die sogenannte „Demo für Alle“ diffamiert und kriminalisiert wird. Vor dem Hintergrund der Landtagswahl im März ist zu befürchten, dass mit einem Einzug der AfD in das Parlament rechter Hetze ein noch größeres Forum geboten wird. Die Hinnahme oder Unterstützung dieser Bewegung durch konservative Kräfte schafft eine gefährliche vermeintliche gesellschaftliche Legitimation für Diskriminierung und Hetze.
Gerade deswegen ist die "Demo für Alle" nicht einfach nur Kritik am Bildungsplan. Sie ist ein (r)echtes Problem und eine Gefahr für gesellschaftliche Errungenschaften. Umso notwendiger ist es also, am 28. Februar 2016 wieder auf die Straße zu gehen. Uns eint dabei die Notwendigkeit des Protests und des Widerstands gegen rechte und reaktionäre Denkmuster.
Denn der Blick in andere Länder zeigt: Dort wo geschwiegen wird, wenn Rechte und Konservative mit homophoben Parolen ohne nennenswerten Widerstand durch die Straßen ziehen, dort gewinnt auch die parlamentarische Rechte an Aufwind und dort werden zuallererst Minderheiten diskriminiert und angegriffen.Ein Grund mehr am 28. Februar 2016 mit uns auf die Straße zu gehen, mit kreativem Widerstand, zivilem Ungehorsam oder lautstarkem Protest.
Kommt nach Stuttgart und lasst uns gemeinsam den Rechten den Tag vermiesen! Es reicht! Schluss mit der rechten Hetze! Für ein solidarisches Miteinander! Keine "Demo für Alle" in Stuttgart!
Bisherige Unterstützende: Adelante! | Allianz für Menschenrechte, Tier- und Naturschutz | Antifaschistisches Bündnis Kreis Esslingen | Antifaschistisches Aktionsbündnis Stuttgart & Region | Antifaschistische Aktion (Aufbau) Stuttgart | BUND Jugend Stuttgart | Die Linke, Kreisverband Stuttgart | Die Partei Stuttgart | Giordano-Bruno-Stiftung | Grüne Jugend Stuttgart | Initiative Frauenkampftag Stuttgart | Initiative Rems-Murr Nazifrei | Jusos Stuttgart | Linksjugend [solid'] Calw | Naturschutzjugend Stuttgart | Piraten-Partei Stuttgart | Revolutionäre Aktion Stuttgart | Rosa Oppossum, Darmstadt | ver.di Jugend Stuttgart | vielbunt e.V. - queere Community Darmstadt | VVN-BdA Kreisvereinigung | Zusammen Kämpfen Stuttgart
>> Weitere Infos & Kontakt
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