Für den 10.01.2016 rufen North East Antifascists [NEA] und radikale linke | berlin zur Teilnahme am Antifa-Block auf der diesjährigen Liebknecht-Luxemburg-Demonstration auf.
Im Vorfeld der Demonstration und des Blocks unter dem Motto >>Solidarisch kämpfen: Antifaschistisch. Antirassistisch.Internationalistisch. Antikapitalistisch.<< führte die NEA ein Interview mit dem Journalisten Willi Effenberger (u.a. junge welt, Lower Class Magazine).[1] Jenseits von Revolutionsromantik und unreflektierter Ignoranz gegenüber (inner-linken) Auseinandersetzungen um das "korrekte Gedenken" an Karl Liebknecht, Rosa Luxemburg und alle ermordeten Revolutionär*innen, obliegt es den progressiven gesellschaftlichen Akteur*innen, gegen die Vereinnahmung linker Geschichte durch reaktionäre Parteien und Organisationen anzukämpfen. Die radikale Linke muss dabei stets aus der Geschichte lernen, um solidarische, libertäre Gesellschaftsbilder verwirklichen zu können. Sie darf linke, widerspruchsvolle Geschichte nicht den regressiven Kräften, bspw. CDU-Opferverbänden etc., überlassen. Nichts erscheint in einer Zeit der politischen Marginalität tragischer, als geschichtslos umhergeworfen zu sein.
Wir betrachten die bevorstehende Gedenkdemonstration somit als Arbeitsauftrag für das gerade erst eingeleitete Jahr und laden die fortschrittlichen Kräfte zu unserem gemeinsamen Block ein.
[W.E.] Sie rufen unter dem Motto »Solidarisch kämpfen« zur Teilnahme an der Luxemburg-Liebknecht-Demonstration auf. Wofür steht Ihr Motto im Zusammenhang mit der Demonstration?
[NEA] Den Antifablock auf der LL-Demo gibt es jetzt seit drei Jahren, und er setzt sich aus mehreren Antifagruppen und Einzelpersonen zusammen. Durch unsere Teilnahme wollen zeigen, dass die verschiedenen antirassistischen, antifaschistischen und internationalistischen Kämpfe gemeinsam geführt werden müssen. Gerade angesichts des Rechtsrucks in ganz Europa müssen linksradikale Forderungen vertreten werden. Außerdem ist der Antifablock für uns der politische Start ins neue Jahr. Wir werden also auch auf der Demo versuchen, die Leute dazu aufzurufen, 2016 mit uns auf die Straße zu kommen und ihren Protest aus der virtuellen Welt zu lösen, damit wir gemeinsam aktiv werden können.
[W.E.] Wo ist Ihr Anknüpfungspunkt zur Politik von Luxemburg und Liebknecht?
[NEA] Da aktuell ein weiterer Bundeswehr-Einsatz beschlossen wurde, ist es besonders wichtig den Antimilitarismus wieder deutlich zu vertreten. Wir wollen linke Geschichte nicht aufgeben, deshalb ist diese Demonstration für uns bedeutsam.
[W.E.] Sie haben den Antimilitarismus als eines der wichtigen Kampffelder linker Geschichte genannt. Momentan scheint die Antifaszene sich so wenig für das Thema zu interessieren wie noch nie und auch gegen den angesprochenen Bundeswehr-Einsatz gab es keinen nennenswerten Widerstand …
[NEA] Auf jeden Fall muss das Thema wieder in den Fokus gerückt werden. Wir sehen, dass es in Deutschland keine starke Friedensbewegung gibt und auch keinen wirklich lebendigen Antimilitarismus. Im Gegenteil müssen wir feststellen, dass die Bundeswehr immer stärker im öffentlichen Raum mit ihrer Propaganda auftaucht und immer aggressiver an Jobcentern und Schulen wirbt. Sie versucht, in Zeiten kapitalistischer Krise den Menschen eine Perspektive vorzugaukeln, aber es geht natürlich ums Morden für kapitalistische Interessen. Es ist für uns also sehr wichtig, dieses Thema wieder verstärkt auf die Agenda zu packen.
[W.E.] Welche Bedeutung hat linke Gedenkkultur in Zeiten erstarkender reaktionärer Kräfte?
[NEA] Wir haben mit unserer Kampagne »Siempre Antifascista« immer gesagt: »erinnern heißt kämpfen«. Für uns bedeutet Gedenkpolitik, einen Bezug zu aktuellen Kämpfen zu schaffen, um nicht nur in der Erinnerung zu verharren, sondern auch zu überlegen, was uns Kraft und Mut geben kann. Die Luxemburg-Liebknecht-Demo ist natürlich eine Veranstaltung mit Linken aus den verschiedensten Traditionen. Wir denken, dass es gerade in einer Zeit der Marginalisierung der Linken wichtig ist, Solidarität zu leben und sich in den verschiedenen Kämpfen aufeinander zu beziehen, um den reaktionären Kräften nicht noch mehr Vorschub durch Spaltung zu leisten. Wir müssen natürlich innerhalb der Linken um unsere Inhalte ringen, gleichzeitig müssen wir aber auch gesellschaftlich wirksam werden.
[W.E.] Was bedeutet »gelebte Solidarität« für Sie?
[NEA] Wir als NEA und viele andere Gruppen arbeiten sehr viel zu Themen rund um Solidarität mit Kurdistan. Was wir als problematisch erachten ist, dass dort viel über Projektionsflächen passiert. Es gibt sehr viele gute Kampagnen, und die Solidarität wird breiter, wir haben aber das Gefühl, dass einige einer gewissen Revolutionsromantik anhängen. Ein Genosse aus Kurdistan hat bei einem Besuch auf die Frage, wie wir die Kämpfe vor Ort unterstützen können, geantwortet: »Führt eure Kämpfe in Europa, und wir beziehen uns aufeinander.« Genau mit ersterem müssen wir anfangen. Das Potential dafür ist da, wir müssen nur beginnen.
Auf zur LL-Demonstration 2016, hinein in den Antifa-Block!
10. Januar 2016, 10 Uhr (pünktlich!), U-Bahnhof Frankfurter Tor, Berlin-Friedrichshain
...und im Anschluss:
Nach der Liebknecht-Luxemburg-Demo am Sonntag, 10. Januar 2016, wollen wir zu den Gräbern der ermordeten linken Kämpfer*innen gehen. Treffpunkt ist am Transparent des Antifa-Blocks, links vom Aufgang zum Friedhof. Bringt Fahnen und Blumen mit. Der Historiker Bernd Langer hält eine kurze Ansprache und führt Interessierte anschließend über den Friedhof, u.a. zu dort beerdigten linken Kämpfer*innen sowie zum ehemaligen Ort des Revolutionsdenkmals für Liebknecht, Luxemburg und die ermordeten Revolutionär*innen von 1919/ 1920.
...und am Nachmittag:
Veranstaltung der Berliner Geschichtswerkstatt
Sonntag, den 10. Januar 2016 um 15.00 Uhr: „Erinnerung an Rosa Luxemburg“
Lesung von Texten von und über Rosa Luxemburg
Ort: Rosa-Luxemburg-Steg, Landwehrkanal, zwischen Zoo und Tiergarten (Höhe Lichtensteinallee)
Im September 2012 hatten wir es geschafft. Nach über 26 Jahren Veranstaltungen, Flugblättern, Presseerklärungen, Radiosendungen, Musikstücken und symbolischen Brückenbenennungen erhielt ein Teil der Brücke über den Landwehrkanal den Namen “Rosa-Luxemburg-Steg”. Am 18. März 1986 hatte die Berliner Geschichtswerkstatt mit gleichlautenden Schreiben an die vier im Westberliner Abgeordnetenhaus vertretenen Parteien die Benennung der damals neu zu errichtenden Fußgängerbrücke über den Landwehrkanal als „Rosa-Luxemburg-Brücke“ gefordert. Der Name von Rosa-Luxemburg findet sich jetzt an dieser Stelle auch auf dem Stadtplan. Und das feiern wir auch 2016 mit einer Gedenkveranstaltung, mit der an die Ermordung von Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht erinnert wird.
http://berliner-geschichtswerkstatt.de/news-reader/items/so-10012016-150...
Quelle: [1] https://www.jungewelt.de/2016/01-04/067.php
Mobilisierungsvideo 2016: https://youtu.be/r_vIuf_0yGM
Video vom Gedenken 2015: https://vimeo.com/150557324
Aufruf zum Antifa-Block:
https://antifa-nordost.org/3391/solidarisch-kaempfen-antifaschistisch-an...
"Eure Ordnung ist auf Sand gebaut."
Rosa Luxemburg
Berlin im Januar 2016
North East Antifascists [NEA] :: https://antifa-nordost.org
radikale linke | berlin :: https://radikale-linke.net
Mehr nach vorne schauen.
Ach ja, der alljährliche Gedenkmarsch. Wie wäre es denn, wenn ihr von dem Personenkult wegkommt. Mir kommt es nämlich so vor, als würde die Linke sich viel mehr mit der Vergangenheit, denn mit der Gegenwart beschäftigten. Wie wäre es denn mit einem Gedenkmarsch für die Abermillionen Toten und Geschundenen, die der Kapitalismus zu verantworten hat. Damit könnte ihr auch einen unmittelbaren Bezug zu den Menschen herstellen, die heute um ihre Existenz kämpfen müssen. Mit RL und KL wird das nicht gelingen, da kennen viele vielleicht dem Namen nach, wissen aber nicht wofür sie stehen. Der Gedenkmarsch ist mir zuviel Selbstvergewisserung und Selbstbeweihräucherung. Vorne muss die Musik spielen, wenn ihr versteht was ich meine.
p.s.: antifa nordost homepage weg