Grußbotschaft aus Rojava

Grußbotschaft aus Rojava

Wir veröffentlichen hier eine Grußbotschaft eines Internationalisten der Revolutionären Aktion Stuttgart, die für den Aktionstag am 5. Dezember geschrieben wurde. Der Genosse befindet sich momentan in Rojava.

 

Liebe Genossinnen und Genossen,

ich grüße euch auf den Aktivitäten anlässlich des Aktionstages zu Rojava und hoffe, dass sich bundesweit ein breites Spektrum beteiligt. Ich selbst befinde mich momentan in Rojava beim Internationalen Freiheitsbataillon und versuche dort die Revolution zu unterstützen und von ihr zu lernen.

 

In Rojava wurde unter den schweren Bedingungen eines Bürgerkrieges begonnen, eine umfassende Rätestruktur, die alle Belange des gesellschaftlichen Lebens regelt, aufzubauen. Alle ethnischen Minderheiten sind gleichberechtigter Teil der Gesellschaft und besitzen die selben Rechte.

 

Auch hat sich die Rolle der Frau in kurzer Zeit radikal gewandelt. Frauen sind nun in allen wichtigen Entscheidungsstrukturen zu mindestens 40 % vertreten. Sie organisieren sich aber auch in eigenen Strukturen und kämpfen so beispielsweise in der an die Volksverteidigungkräfte YPG angegliederten YPJ gegen die Angriffe auf Rojava.

 

Seit Beginn des Prozesses wird Rojava von islamistischen Banden angegriffen. So startete im November des letzten Jahres der IS eine Großoffensive gegen den kleinsten der drei Kantone Rojavas. An Waffen und Kämpfern vielfach überlegen, schaffte es der IS einen Großteil Kobanis zu besetzen, auch die Stadt Kobani selbst wurde massiv angegriffen und es sah so aus als ob diese fallen würde. Doch nach mehr als 100-tägigem Widerstand gelang es den Volksverteidigungseinheiten der YPG und YPJ, sowie den mit diesen zusammen kämpfenden revolutionären Kräften, die Stadt zu befreien. Auch wenn mittlerweile die islamistischen Gruppen weit zurückgedrängt und ihnen schwere Verluste beigebracht wurden, stellen sie noch immer eine große Gefahr für Rojava dar.

 

Der Blick nach Paris zeigt, dass der IS bei weitem nicht nur für Rojava eine Gefahr darstellt. Auch wir haben von den Anschlägen in der Pariser Innenstadt erfahren. Wir befürchten, dass diese zu verurteilenden Anschläge nun wie so oft von den Herrschenden verwendet werden, um die innere Militarisierung voranzutreiben. Andererseits werden aber auch rechte Kräfte diese für ihre menschenverachtende Hetzte nutzen.

 

Bei all dem wird natürlich außer Acht gelassen, wie es überhaupt erst zur der Stärkung dieser Islamisten kommen konnte – dass es eben gerade durch die Kriege der Imperialisten einzelnen Hasspredigern gelungen ist, die Unzufriedenheit und Verzweiflung weiter Teile der Bevölkerung zu nutzen, um diese Strukturen aufzubauen, sie mit den Waffen des Westens auszustatten und in den Krieg zu schicken. Wir, die revolutionäre Linke, haben immer wieder darauf hingewiesen, dass der Krieg gegen Afghanistan, Irak, oder auch Syrien letztlich genau solche Kräfte stärkt. Die BRD arbeitet eng mit genau den Ländern zusammen, die die religiösen Fundamentalisten unterstützen – sei es der NATO-Partner Türkei, oder die Golfmonarchien.

Wenn sie dann mit Menschenrechten oder dem Aufbau von Demokratie ihre Kriege zu rechtfertigen suchen, ist dies nur Hohn gegenüber den Menschen die durch die Kriege vertrieben und verfolgt wurden.

 

Dem gegenüber steht der gesellschaftliche Prozess, der seit 2012 in Rojava stattfindet. Er ist ein wichtiger Bezugspunkt und bietet eine Perspektive für den gesamten Nahen Osten und weit darüber hinaus. Seit langem gibt es wieder einen neuen Versuch eine freie und solidarische Ordnung aufzubauen.

 

In dieser Situation ist es die Aufgabe der internationalistischen Linken in Deutschland die revolutionären Entwicklungen in Rojava in der Öffentlichkeit aufzuzeigen und praktische Solidarität mit den fortschrittlichen Kräften vor Ort zu organisieren.

Diese Solidarität hat dabei viele Seiten, zum einen die Organisation von Aktionen, Demonstrationen und Kampagnen um das Thema präsent zu machen und die direkte materielle Unterstützung der Bevölkerung und der Kämpfenden in Rojava z.B. durch das Sammeln von Medikamenten und Geld.

Die größte Unterstützung die wir als Kommunistinnen und Kommunisten in Deutschland jedoch leisten können, ist der weitere Aufbau einer revolutionären Bewegung. Es geht darum die Kämpfe in den verschiedenen politischen Teilbereichen weiter zu entwickeln und diese perspektivisch in einer kommunistischen Organisation zusammen zu führen und somit Stück für Stück eine reale Gegenmacht aufzubauen.

 

Dies wird ein langer Prozess, begleitet von Niederlagen und Erfolgen, werden. Aber je mehr wir bereits jetzt versuchen aus der Geschichte und aktuellen Kämpfen zu lernen, desto besser sind wir für das, was vor uns liegt, ausgerüstet. Lasst uns daher von dem Prozess in Rojava lernen, der in Rojava geführte Kampf ist der Kampf für eine menschliche und solidarische Gesellschaft. Der Kampf für die Freiheit Rojavas ist auch unser Kampf.

 

Hoch die internationale Solidarität!

Für eine revolutionäre Perspektive!

Für den Kommunismus!

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Die BRD arbeitet eng mit genau den Ländern zusammen, die die religiösen Fundamentalisten unterstützen – sei es der NATO-Partner Türkei, oder die Golfmonarchien.

Die BRD arbeitet auch eng mit den USA zusammen, ohne deren Unterstützung durch tausende Luftangriffe und auch Einsätze von Spezialeinheiten Rovaja vermutlich nicht hätte gehalten werden können. Vielleicht wäre es aufgrund der Hintergründe zur Entstehung des IS zu viel erwartet, dafür einen Dank an die USA auszusprechen, aber erwähnenswert ist es vielleicht schon. Und wer weiß, vielleicht wird die Unterstützung für die kurdischen Genoss*innen ausgeweitet, und sei es nur um stärkere Bodenkräfte im Kampf gegen den IS zu haben, Spekulationen dazu gibt es:

 

http://ekurd.net/us-policy-and-kurds-of-rojava-2015-09-18

Ich glaube, da erwartest du zu viel von einigen Anti-Imps. Ich stimme dir zu, ohne die gezielten Luftschläge der US-AirForce wäre Kobane heute noch unter Kontrolle des IS, das sagen auch kurdische Einheiten vor Ort. Aber das passt doch einfach nicht in das Weltbild derer, die in den USA nicht nur den Verursacher für beide Weltkriege sehen, sondern ihnen auch die Unterstützung des IS und sowieso das Auslösen jeglichen menschlichen Leids unterstellen. Wenn Anti-Imps aus Deutschland heute Rojava supporten oder sogar besuchen, dann erwarten sie gelebte Revolutionsromantik und keine Auseinandersetzung mit Fakten, die ihr Weltbild ins wanken bringen könnten.

Ihr habt doch alle einen knick in der Optik. Ihr Anti-Anti-Imps freut euch halt, dass die USA mal eben aus falschen Gründen, das richtige getan haben. Dann "dankt" ihnen eben für ihren Großmut. Morgen, wenn die Kräftekonstellationen wieder anders aussehen, könnt ihr dreimal raten, wie solidarisch sich die USA gegenüber Konföderalismus in Rojava verhalten werden. Für die USA waren Kobane und die Kurden doch nicht mehr als nützliche Idioten, für die Sache wurde dort nicht gebombt. Wie beliebig Zweckbündnisse eingegangen werden, sieht man auch daran, dass die CIA zeitgleich die Al-Quada nahe Al-Nusra-Front mit Waffen ausgerüstet hat. Gibts dafür auch euren Dank oder begreift ihr, dass es hier um ganz andere Hegemoniebestrebungen geht, als die, für die YPG und ihre Verbündeten in Rojava kämpfen und sterben.

scheinst die wahren Gründe der US-Intervention zu kennen. Woher, hast du bei der Bilderberger-Konferenz Mäuschen gespielt? Es wurde ausserdem nicht die Al-Nusra-Front mit Waffen ausgerüstet, es wurden lediglich Kämpfer abgeworben und bewaffnet, um gegen die islamistischen Kräfte zu kämpfen. Im Übrigen ist es schon bezeichnend, dass in dem Grusswort von erbittertem Widerstand bei der Verteidigung Kobanis gesprochen wird ohne die damals wie heute notwendigen Luftschläge zu erwähnen.

Hardcore Antiimps und Hardcore Antideutsche haben doch denn selben Hang zu vereinfachten Gut- und Böse Schmata. Während die einen in den USA den alleinigen Quell allen Übels auf der Welt sehen wollen, weils ja so schön einfach ist, möchten die anderen das Gute stets in den vermeintlichen Wiedergängern der historsichen Anti-Hitler-Koalition verorten. Beide Weltbilder sind bei näherer Betrachtung für'n Arsch und taugen für keine materialistische Analyse, schon gar nicht in einem so vielschichtigen Konflikt, wie er sich in Syrien dieser Tage abspielt. Zum Glück sind nicht alle Menschen so Hardcore.

zum glück gibt es menschen wie du. danke. die welt ist nicht schwarz/weiss.

Dem ist nämlich nichts hinzuzufügen. Cheers!

Sie machen ein einfaches Geschäft, weil sie sich einen Vorteil davon erhoffen. Ihnen dafür zu danken ist genau so dämlich, wie dem Bäcker zu danken, der dir ein Brot verkauft.

ich sag beim bäcker immer danke

Es scheint offensichtlich, daß die USA die Kurd*innen vor ihren Bodenkriegskarren gegen den IS spannen wollen bzw. das mit den Peschmerga sogar schon getan haben. Wenn das den Kurd*innen aber Unterstützung mit Geld, Material usw. einbringt, bei der Befreiung von Dörfern und Städten vom IS hilft, und am fernen Horizont gar so was wie eine Anerkennung als zumindest Autonome Gebiete winken ließe, dann könnte das ein Handel zu beiderseitigem Vorteil sein...

Statt nun hier eine erneute sinnfreie Diskussion über Anti-Imp und Anti-D zu starten, sollte mal ein Diskussion über eigene Praxis und eine inhaltliche Auseinandersetzung mit Rojava statt finden.

 

Natürlich haben die Amis eine wichtige Rolle gespielt um den IS zu stoppen und zurück zu drängen. Fakt ist jedoch auch, dass dies erst noch weltweitem Protest aufkam und vorher nur wirtschaftlich interessante Ziele bombardiert wurde, dass sollte Mensch nicht vergessen haben.

Weiter muss immer wieder klar gemacht werden, dass die Zusammenarbeit mit den Peshmerga bzw. besser Barzani auch von deutscher Seite so gut läuft, da sich dieser schon in den 90er Jahren von den Westmächten hat kaufen lassen und ein breitwilliger Handlager in den Irakkriegen war. Die Entlohnung war ein Autonomie Gebiet im Nordirak, dass einen kapitalistischen Brückenkopf darstellt.

Außerdem sollte in diesem Zusammenhang auch noch einmal die Rolle der USA angesprochen werden, dass der Irakkrieg ein inzienierter geostrategischer Machtkampf war, gegen einen ehemaligen Handlanger (Saddam Hussein) der nicht mehr so parierte, wie es die Initiatoren, also die NATO unter der Führung der USA wollten.

 

Heute dann zu behaupten ohne die Amis ginge gar nichts ist falsch, sicherlich wäre vieles anders und der Kampf gegen den IS dadurch nicht leichter, Fakt ist aber dass nicht nur die YPG/YPJ sagt die Luftangriffe der Amis sind notwendig, sondern auch die Amis sagen, dass ohne die kurdischen Truppen, als Bodentruppen kein effektiver Kampf möglich wäre.

Zudem sollt auch noch mal überdacht werden, wie sehr die Amis den fortschrittlichen Kräften in Rojava wirklich helfen. Den Irak konnten die USA innerhalb von 5-6 Tagen fast komplett einnehmen, jetzt stochern sie seite Monaten mit einem Zahnstocher in den Heuhaufen und es tut sich nur sehr wenig.

 

Was jedoch auch gut ist, da die kurdischen Kräfte weiterhin sagen, dass sich fremde, hier imperialistische Mächte einschalten sollen, eben weil es nicht nur nur mal eben nett gemeint ist und die westlichen Regierungen auf einmal sozialistische Projekte toll finden. Es gibt immer eine Rechnung.

Rojava hat reiche Ölvorkommen, genau wie der Nordirak, die Türkei unter Erdogan wird immer unberechenbarer und ist bei aktuellem Kurs in der Öffentlichkeit nicht tragbar, da braucht man neue Verbündete und Brückenköpfe und wenn diese nicht parieren, dann werden sie unterwandert und übernommen.

 

Die USA als großen Menschenfreund darzustellen ist eine völlig verkürzte Sichtweise und trägt eine rosarote Brille.

 

Die YPG/YPJ, Rojava muss materiel unterstützt werden, braucht offene Zugänge, heit die Embargos der Türkei und Südkurdistan müssen enden, die vor allem türkische Propaganda im Fernsehen, dass die Menschen Rojava verlassen sollen, muss gestoppt werden. Es bedarf keiner fremden militärischen Macht, sondern einer wirklichen Anerkennung Rojavas und somit offenen Wegen für die benötigten Mittel. Und über diese sollten sich keine weissen Linken in Deutschland den Kopf zerbrechen, sondern dass machen die Menschen dort selbst am besten.

Rote Grüße an den Genossen! Vorwärts und nicht vergessen!