Am vorletzten Freitag gab es gute PR für den Stadtteil im Süden Leipzigs. In der Episode “Wem gehört die Stadt” der ZDF-Krimiserie “SOKO Leipzig” ging es um Connewitz, besetzte Häuser, Entführung von Politikern und knallharte Linke. Ein Vergleich eines Krimis mit der Realität.
Achtung: Wer sich das “Meisterwerk” noch ansehen möchte, sollte hier nicht weiterlesen.
In der Folge geht es u.a. um Korruption im Leipziger Immobilienmarkt und dem Leipziger Rathaus. Dies hat sogar ganz reale Hintergründe: Vergangenes Jahr endete ein Prozess um die so genannten “herrenlosen Häuser”. Wie der mdr berichtete, war es in Leipzig jahrelang Praxis, für brachliegende Grundstücke und Häuser gesetzliche Vertreter zu bestellen. Dabei wurde versäumt, nach rechtmäßigen Erben der Immobilien zu suchen – obwohl diese leicht zu ermitteln gewesen wären oder gar bekannt waren. Diese gesetzlichen Vertreter veräußerten mehr als 400 Immobilien, teils unter Wert. Die Erlöse flossen auf städtischen Konten.
Oberbürgermeister Burkhard Jung behauptete: “Es hat im Umgang mit den sogenannten herrenlosen Grundstücken in Leipzig keine Korruption gegeben. Die angeblichen Seilschaften hat es nicht gegeben und gibt es nicht.”
Nicht? Im letzten Jahr wurde öffentlich, dass die Immobilienfirma Hildebrand & Jürgens zum größten Spender der SPD, des Oberbürgermeister und seines Wahlkampfes gehören. Im Jahr 2012 spendete Hildebrand & Jürgens 19.500 Euro – und war damit nicht die einzige Immobilienfirma, die die SPD und Jung mit Geld “unterstützte”. Einen guten Text zu Wohnraum und Immobilienmarkt gab es übrigens von der IG Rotes Viertel Connewitz. Militante nahmen sich der Verbindung von Oberbürgermeister und Immobilienbranche dieses Jahr ebenfalls an.
Die im SOKO-Streifen behauptete Gefährlichkeit Connewitz’ ist Fiktion, Oberbürgermeister Burkhard Jung wohnt selbst im Stadtteil, Hildebrand & Jürgens sitzt am Connewitzer Kreuz. Die Stadt zahlt hier aus der eigenen Kasse einen Polizeiposten, der auch die Interessen der Immobilienbranche durchsetzt. Eine Randnotiz ist da nur noch das rassistische Agieren von Wolfgang Kaiser und das Desinteresse der Stadt Leipzig.
“Die benehmen sich wie die Axt im Wald und die Politik schaut nur zu”
Die SOKO-Episode handelt von der Entführung des korrupten “Baudirektors” durch ein linkes “Trio”, zwei Männer und eine Frau. Ein billiger NSU-Vergleich? Nein, denn hier überlebt die Frau nicht. Nach der Entführungsszene sehen wir die SOKO-Bullen auf einen verletzten Kollegen im Revier treffen, Schuld sind die BesetzterInnen in Connewitz, die sich bei Räumungen wehren. In der Realität gab es tatsächlich einen verletzten Cop in Connewitz – der Täter war jedoch ein eigener Kollege. Als nächstes kommt der Sohn eines SOKO-Bullen ins Spiel, der auch irgendwie mit den Hausbesetzern zu tun hat. Natürlich müssen die Häuser in Connewitz gerazzt werden. Papa-Bulle will seinen Sohn noch davor bewahren, vom SEK verkloppt zu werden, obwohl, vielleicht braucht er das auch mal. Fun-Fact: Selbst verkloppt wurde das Leipziger SEK einmal in einem Hamburger Bordell, es gab wohl Unstimmigkeiten über den Preis – und das war nicht die erste Dienstreise sächsischer Polizisten, die in einem Puff in Hamburg endete.
Am Ende ermittelt der eine SOKO-Bulle auf eigene Faust, um seinen Sohn aus der Nummer heraus zu bekommen, wobei die KollegInnen ziemlich deutlich machen, dass es sich doch um Familie handelt und alle zusammen an einem Strang ziehen. Daher haben auch im realen Sachsen Verfahren gegen Cops gewöhnlich keine Chance.
Das Ende des Krimis: Der Baudezernent stirbt an seinen Herzproblemen, der SOKO-Bulle wird bei seinem Alleingang nicht kalt gemacht, sondern nur in einem brennenden Raum zurück gelassen, dafür aber erschießt der “Anführer” des Trios seine Genossin, weil die nicht abtauchen will und mit dem Tod des Entführten nicht umgehen kann. So sind sie, die Linken, einen Menschen entführen und sterben lassen, keine Bullen abknallen können, aber dafür die eigenen Leute, und all dies im Zusammenhang mit diesem Connewitz und den Hausbesetzern.
Eigentlich eine gute Werbung für den Stadtteil, nur irgendwie reicht das noch nicht, um steigende Mieten und weitere Aufwertung vom Stadtteil fern zu halten. Liebes Connewitz, wenn im nächsten Krimi mehr echte Bezüge zu finden sein sollen, musst du in der wirklichen Welt noch viel unternehmen.
Dank für die SOKO-Folge und die großartige PR gilt dem “Frau Krause”-Haus und dem Eigentümer des leerstehenden Hauses gegenüber in der Simildenstraße, immerhin spielten dort die Szenen aus den besetzten Häusern. Der Eigentümer des leerstehenden Hauses ist schon eine coole Sau, erst stellt er sein Objekt der sächsischen Polizei für verdeckte Observationsmaßnahmen in einem §129-Verfahren zur Verfügung, und dann der Serie SOKO Leipzig, in der wieder verdeckte Observationsmaßnahmen vorkommen, nur dieses Mal auf das Haus gerichtet und nicht aus diesem heraus. Fragt sich eigentlich nur, warum das Filmteam im Gegensatz zur sächsischen Polizei ihre Kameras und Ausrüstung behalten durfte.