Reinhard Rade ♥ Legida

Reinhard Rade am 14. September 2015 bei "Legida" (Screenshot)

Vor einigen Wochen erkannte NO LEGIDA (facebook.com/nolegida/posts/634220400053394) an der Spitze des rassistischen Aufzugs einen altbekannten Neonazi: Reinhard Allan Rade, geboren 1964 in Innsbruck, internationaler Waffenhändler, ehemaliger “Republikaner”-Funktionär, Immobilienbesitzer, Bauunternehmer und Wehrsportgruppen-Veteran – und offenbar gut bekannt mit der “Legida”-Führungsriege. Ein Video zeigt ihn am 14. September ab Minute 21:20 zusammen mit “Legida”-Chef Markus Johnke und Schatzmeister Arndt Hohnstädter in einer lebhaften Diskussion mit Polizeibeamten, kurz bevor Teilnehmer des blockierten Aufmarschs Flaschen und Feuerwerkskörper warfen.

 

Die Wege von Rade und dem als Rechtsanwalt tätigen Hohnstädter kreuzen sich womöglich schon länger. Ende Januar 2015 verkündete Hohnstädters damalige Kanzlei “Braeske, Hohnstädter, Thomas, Otto”, den Namen des “Legida”-Kaders von nun an aus dem Namen zu streichen. Von einem Rauswurf wollte man nicht reden, und tatsächlich scheinen die Anwälte ihrem Kollegen genug Zeit zum Umzug gegeben zu haben. Auch die Beteuerung, man werde “allen Menschen, gleich welchen Geschlechts, politischer Einstellung, Nationalität, Volkszugehörigkeit, Hautfarbe, Religion, Weltanschauung, Herkunft und sexueller Orientierung […] als Fachanwälte […] zur Verfügung” stehen, wirkt etwas befremdlich, wenn man weiß, dass die politische Einstellung zahlreicher Mandanten der Kanzlei sehr weit rechts liegt.

 

Im Sommer 2015 eröffnete Hohnstädter schließlich seine eigene Kanzlei. In der Stephanstraße 8 teilt er sich dazu eine Klingel – und mutmaßlich ein Büro – mit Christian Tauer und dessen Firma “Phillys Interior Design”. Tauer ist Mitgesellschafter der “Cat & Dog Service GmbH & Co. KG”, welche das “Café Waldi” im Peterssteinweg betreibt. Darüber hinaus war Tauer von Januar 2013 bis Mai 2014 Co-Geschäftsführer der “Cafe Waldi”-Gesellschafterfirma “Cat & Dog Gastro GmbH”. Die Inneneinrichtungsfirma “Phillys Interior Design” gründete er im April 2014 zusammen mit seiner Geschäftspartnerin Louise Baronesse von Düsterlohe.

 

Christian Tauer ist auch mit der Rechtsanwältin Ines Große, die im selben Haus eine Kanzlei betreibt, bekannt. BILD Leipzig berichtete Anfang 2014 über eine Obdachlose, der Tauer eine den Vorgaben des Jobcenters entsprechende Wohnung beschafft hatte (bild.de/regional/leipzig/penner/neue-wohnung-fuer-bankierstochter-34040738.bild.html). Als Anwältin der Frau fungierte Ines Große (bild.de/regional/leipzig/penner/job-center-setzt-verarmte-bankierstochter-auf-die-strasse-33943802.bild.html). Hier schließt sich der Kreis, denn Ines Große ist die Partnerin von Reinhard Rade.

 

Zwischen den Schlagzeilen, die Reinhard Rade zur Wendezeit machte, und seinem Auftauchen bei “Legida” war der 51-Jährige hauptsächlich unternehmerisch tätig. Im Jahr 2003 hatte er beteuert, “längst nicht mehr politisch aktiv” zu sein. Mindestens einen Kontakt in die ostdeutsche Naziszene hat Rade jedoch all die Jahre gepflegt: Mit dem hartgesottenen Neonazi, verurteilten Volksverhetzer und ehemaligen “Republikaner”-Weggefährten Adrian Preißinger teilt Rade sich seit Jahren eine Wohnung in der Virchowstraße 27. Dort sitzen die Firmen “Architrav Projektentwicklungsgesellschaft mbH”, “Condor Projektentwicklung GmbH” und “THG, Technische Handelsgesellschaft mbH”, in die Rade involviert ist.

 

Preißinger betreibt unter der Adresse seinen Versandhandel “Der Schelm”, der – vorgeblich als “wissenschaftliche Quellentexte” – hauptsächlich Nachdrucke antisemitischer Hetzschriften anbietet – und die neonazistische “Gefangenenhilfe” unterstützt. Im Jahr 2014 saß “Der Schelm” zwischenzeitlich im NPD-Objekt Odermannstraße 8. Zusammen mit dem Gröditzer NPD-Funktionär Matthias Beier betreibt Preißinger darüber hinaus das ähnlich ausgerichtete “Antiquariat Volksschriften” alias “Libergraphix”.

 

Im August 2015 rief Adrian Preißinger zu Spenden für den zeitweilig inhaftierten Leipziger NPD-Vorsitzenden und Hooligan Enrico Böhm auf. Geld für den “Rechtskampf” solle man auf Preißingers Konto bei der Sparkasse Kulmbach-Kronach überweisen. Warum Böhm, der der Hooligangruppe “Blue Caps LE” vorstand und regelmäßig an den “Legida”-Aufmärschen teilnimmt, und Preißinger einander seit Jahren kennen, weiß ein GAMMA-Beitrag aus dem Jahr 2011.

 

Hinter den Kulissen wächst das Netz unterdessen weiter. Am 1. Oktober standen der Legida-Profiteur Thomas Persdorf und sein Geschäftspartner Benjamin Brinsa wegen Insolvenzverschleppung vor Gericht. Die Verteidiger der beiden Neonazis waren Arndt Hohnstädter und Ines Große.

 

Lesenswerte Artikel zu Reinhard Rade

 

NSU – Masche im globalen Geflecht alter und neuer Nazis, Neues Deutschland, 18.2.2013

Rechte Glücksritter in Ostdeutschland, Antifaschistisches Infoblatt, 17.06.2003

Ans Messer geliefert, Der Spiegel, 26.2.1990

 


 

Text zugesandt von: anonym

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Anzumerken sei, dass Hohnstädter Rade schon früher anwaltlich vertreten hat, so wie er es auch im Moment gerade macht. Nach der Veröffentlichung seines Namens im Zuge von Legida ging er rechtlich gegen uns und auch gegen Medien, die unsere Geschichte zitierten, vor. 

Danke für die Recherche. 

Mit Erschrecken haben wir obigen Artikel gelesen und müssen hier mal ein Statement im Namen unsres Ladens abgeben, um die Gefährdung unseres Rufes zu vermeiden. Zu allererst möchten wir uns von jeglichem bräunlichem oder rassistschen Gedankenmüll distanzieren inkl. LEGIDA, PEGIDA usw. Der oben angesprochene Herr Tauer wurde aus allen Tätigkeiten für uns bereits im April 2014 entbunden. Zeitgleich erhielt er Hausverbot! Daraus kann man evtl die Qualität der Beziehungen zwischen dem Waldi und diesem Menschen ablesen... dennoch ist es gruselig wohin es Manche treibt. Wer uns, unsere Mitarbeiter ob in Küche odere Service kennt, weiß wo ausnahmslos unser Herz schlägt- links.

Der Link zum Artikel "NSU – Masche im globalen Geflecht alter und neuer Nazis" ist kaputt bzw. der Artikel wurde dort entfernt. Er ist aber hier auf Indymedia linksunten gespiegelt.

Auch wir möchten uns zu den Vorwürfen äußern, denn insbesondere oben genannte Vergleiche welche hier versucht wurden zu führen, erschüttern uns zu tief und wiedersprechen in jeder Hinsicht unser Person, der Meinung unserer Mitarbeiter, sowie unser Geschäftspolitik. 

Zudem möchten wir klarstellen, dass wir keine Meinung oder Ansicht von allen Legida, Pegida bzw. etwaigen angehörigen teilen und uns klar von allen Aktivitäten selbiger Organisation distanzieren.

Ferner haben wir uns entschlossen um einen weiteren geschäftlichen Schaden zu vermeiden, unser Büro Mittel –und Langfristig zu verlegen.