Ein spannender Samstag liegt hinter uns. Aus dem lang angekündigten Auftritt der rechtsextremen Kleinstpartei PRO NRW, die mit Hans-Joachim Adler immerhin im Rat vertreten ist, wurde ein peinlicher 4-Mann Auftritt. Unter den anwesenden Rassist*innen waren außer Adler auch noch Frederick Christopher Freiherr von Mengersen, Schriftführer das Landesverbandes NRW sowie eine uns unbekannte Frau.
Aufgrund für Bochumer Verhältnisse starke Mobilisierung aus der antifaschistischen Szene gingen in Bochum mehrere hundert Menschen auf die Straße und sorgten dafür, dass der PRO NRW Redner lange Zeit nicht verstanden werden konnte, noch interessierte BürgerInnen in irgendeiner Weise erreicht werden konnten. Stattdessen: ein erneut peinlicher Auftritt für PRO NRW. Und gerade für die radikale antifaschistische Bewegung könnte es der Beginn einer neuen antifaschistischen Demonstrationskultur in Bochum werden, die sich jenseits vom linksliberalen Bündnis gegen Rechts in Bochum Nazis und RassistInnen entgegenstellt und im besten Fall blockiert. Aber fangen wir mal von vorne an:
Während das Bündnis gegen Rechts zu einem antifaschistischen Protest ab 10 Uhr morgens am Husemannplatz mobilisierte, wurde seitens der Antifaschistischen Linken Bochum zu einer Demonstration vom Hauptbahnhof zum PRO NRW Kundgebungsplatz aufgerufen, an der wir uns beteiligten. Mit ca. 70 Teilnehmer*innen ist die TeilnehmerInnenzahl aus unserer Sicht positiv zu bewerten, auch wenn klar sein muss, dass GenossInnen aus anderen Städten die Demonstration ebenfalls verstärkten und es kein reines „Bochumer Potenzial“ war, das hier ausgeschöpft wurde.
So waren die als BürgerInnen getarnten FaschistInnen von jeglicher Öffentlichkeit abgeschnitten und konnten ihre Hetze gegen Geflüchtete nicht unter die Leute bringen. Dies ist in Bochum – wenn auch ein Erfolg – kein Novum.
So muss man sich die Frage stellen wie aus einer Quantität antifaschistischer Aktionen auf einem solchen Level eine neue Qualität entstehen kann.
Unserer Meinung nach gilt es Antifaschistische Praxis in Bochum weiterzuentwickeln und den FaschistInnen gar keine Gelegenheit mehr zu lassen ihrer menschenverachtenden Propaganda eine Bühne zu bieten. Unserer Analyse nach sollte es deshalb bei der nächsten Versammlung reaktionärer oder faschistischer Parteien und Organisationen eine Koordinierung entschlossener, antifaschistischer Kräfte geben, die bereit sind den geistigen Brandstiftern und Hetzern im wahrsten Sinne des Wortes den Platz zu nehmen.
Vom Bündnis gegen Rechts ist in dieser Hinsicht wirklich nichts zu warten, wer z.B. der SPD in Zeiten von neuen Asylrechtsverschärfungen, unmenschlicher Abschiebepraxis und sozialchauvinistischen Aussagen seitens der Parteispitze immer noch ein Mikro überlassen möchte, wenn es doch gerade darum gehen soll, Solidarität mit ALLEN Geflüchteten zu bekunden, ist uns schlicht ein Rätsel.
Außerdem muss konstatiert werden, dass das Bochumer Bündnis gegen Rechts überhaupt nicht den Anspruch hat Nazis zu blockieren, sondern lieber mit Trillerpfeifen und Vuvuzelals „bunten und kreativen Protest“ äußert. Einer radikalen Linken, die Antifaschismus als Teil eines Abwehrkampfes gegen Staat, Nation und Kapital begreift, kann das nicht genügen.
Antifaschismus muss in Zeiten von Heidenau und Dresden endlich in die Offensive kommen!
Die Schaffung von „möglichst breiten zivilgesellschaftlichen Bündnissen“, in denen dann Abschiebekönige, KriegstreiberInnen und kleinbürgerliche RassistInnen ebenfalls ihren Platz finden, macht für uns wenig Sinn.
Es braucht eine noch stärkere Vernetzung der Radikalen Linken und Antifaschistischen Bewegung, viele Gruppen, die sich in den letzten Monaten formiert haben, sind noch im Gründungsprozess. Unsere Rolle sehen wir darin, dort wo wir auftreten, unseren Beitrag zu erfolgreichen Demonstrationen (ob in der Mobilisierung, Planung oder Umsetzung) zu leisten und solidarisch mit allen GenossInnen, die in Bochum antifaschistische Politik machen möchten, zusammenzuarbeiten. Welche Mittel für antifaschistischen Widerstand letztendlich geeignet sind, wird von uns nicht aus Emotionen heraus spontan entschieden, sondern immer an der Frage diskutiert, wie wir das Erstarken rechter Bewegungen möglichst wirksam bekämpfen oder im Idealfall gänzlich unterbinden. Unsere Überzeugung ist, dass je härter das Mittel der Wahl, desto wohlüberlegter sollte auch sein Einsatz sein.
Unseren Text wollen wir als solidarischen Debattenbeitrag an die Bochumer AkteurInnen verstanden wissen.
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