Nazi-Kommunikationsguerilla in Dresden, Freiburg und im Landkreis Oberhavel

nazi fake dresden 2015

Eine Kommunikationsguerilla-Aktion von Nazis in Dresden, Freiburg und im Landkreis Oberhavel zeigt den instrumentellen Charakter dieser Aktionsform. Genau wie andere Politikformen kann die Kommunikationsguerilla potentiell von allen am Diskurs beteiligten Subjekten für die jeweiligen Anliegen genutzt werden. Deshalb ist die Verbindungen der Aktionsformen mit Inhalten und die zusätzliche Vermittlung der Aktion auch bei Kommunikationsguerilla so wichtig.


Nur 12qm pro Person?
In Dresden, Freiburg und Oberhavel haben „besorgte BürgerInnen“ sich echt Mühe gegeben, auch die zu beunruhigen, die es bisher nicht waren. Mit gefälschten Behördenschreiben wandten sie sich an ihre MitbürgerInnen. Im Namen der jeweiligen Behörde erklären die Nazis, dass aufgrund der ach so vielen Refugees der Platz in den Unterkünften knapp werde. Um die Menschen trotzdem unterbringen zu können, müssten die Behörden leider privaten Wohnraum beschlagnahmen: „ In der Regel reichen 12 qm pro Person aus. Wenn Sie derzeit mehr Wohnraum zur Verfügung haben, teilen Sie dies bitte umgehend dem Fachdienst mit“.

Dezenter Antisemitismus
Im Gegensatz zur Meinung einiger einfältiger demokratischer Schreiberlinge der Lokalzeitungen in den betroffenen Regionen ist das Fake gut gemacht. Lediglich der Satz: „Dem Landkreis Havel zugewiesene Aussiedler und jüdische Emigranten werden vorläufig in Gemeinschaftsunterkünften untergebracht“ lässt erahnen, woher der Wind weht. Allerdings ist es im Gegensatz zur Annahme besagter lokaler HofberichterstatterInnen auch nicht Ziel eines politischen Fakes, unerkannt zu bleiben. Im Gegenteil. Der Kommunikationseffekt wird nur erreicht, wenn es glaubwürdig aufgemacht ist, aber trotzdem seine Lesenden zum Grübeln bringt. Darüber hinaus spricht der ähnliche Text bei bei unterschiedlichen Behörden und die zeitliche Nähe für ein koordiniertes Vorgehen und Absprache zwischen den Akteuren. Das wäre erstaunlich. Linke Kommunikationsguerilla hat das bei der Aktionsform „Fake“ zum letzten Mal 2011 im Kontext der Reform des Rundfunkgebührenbeitrages  hinbekommen (das man dazu leider nichts mehr im Netz findet, spricht mal wieder Bände über das historische Bewusstsein linksradikaler Akteure...).

Emanzipation ist kein Selbstläufer
Das Beispiel zeigt, dass eine bestimmte Aktion, sei sie auch noch so kreativ, kein subversiver Selbstläufer ist. Der emanzipatorische Dreh muss erst durch den Inhalt oder durch eine den entstandenen Erregungskorridor aufgreifende politische Vermittlung in den Diskurs eingebracht werden.

Mehr Infos:

 

Mehr Kommnikationsguerilla-Analysen:
http://maqui.blogsport.eu/kommunikationsguerilla-analyse/

 

Dementi des Landkreisen Oberhavel:
http://www.oberhavel.de/Quicknavigation/Startseite/Gef%C3%A4lschtes-Landratsschreiben-kursiert-in-Oberhavel-.php?object=tx|2244.1&ModID=7&FID=2244.19488.1&NavID=2244.943
http://www.oberhavel.de/media/custom/2244_23748_1.PDF?1443171379


Nazi-Fake in Dresden
http://www.sz-online.de/nachrichten/falsches-flugblatt-sorgt-fuer-aerger-3208257.html

Nazi-Fake in Freiburg
http://www.swr.de/landesschau-aktuell/bw/suedbaden/freiburger-stadtbau-mieter-erhalten-gefaelschte-kuendigungen/-/id=1552/did=16227618/nid=1552/xxob9d/index.html

http://www.badische-zeitung.de/freiburg/unbekannte-verschicken-gefaelschte-kuendigungen-an-mieter-der-stadtbau--112007675.html

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HINWEIS: In der PDF ist ein Zeigefinger mit Papillarleiste zu sehen. Auch wenn viele Aktivist_innen meinen staatliche Repressionsorgane seien in den 70ern stehen geblieben. Kriminaltechnische Labore können aus dieser PDF ohne Mühe den Fingerabdruck verifizieren. Linksunten wird komplett vom BKA und verschieden LKA tagtäglich überwacht und die Inhalte je nach Interessenlage verwertet. Also bitte zum Schutz von Euch und eurem Umfeld, keine verwertbaren Spuren hinterlassen, auch wenn es nur ein abgelichteter Finger in einer PDF ist, auf denen die Papillarleiste extrahierbar ist, es sind personalisierbare Informationen! 

 

Hier ein Artikel mit einem prominenten Beispiel, wie einfach es inzwischen ist: http://www.zeit.de/digital/datenschutz/2014-12/fingerabdruck-merkel-leyen-hack-ccc-31c3

... der Finger ist schon mit auf dem abfotografierten Zettel, den die betroffene Kreisverwaltung ins Netz getan hat...