Filmreifer Bulleneinsatz gegen friedliche Fußballfans

BFE beim Spiel KSC - VFB

Wie vor jedem Heimspiel, sammelte sich die Fanszene des Karlsruher Sport Clubs bei dem Karlsruher Fanprojekt in der Nordweststadt, um dann gemeinsam durch den Hardtwald zum Stadion zu laufen. Dieses Ritual nennt sich „Zamme Nausdappe“ und wird seit jeher praktiziert und auch in der Blockschrift beworben. Es sind alle KSC Fans vor dem Spiel eingeladen ins Fanprojekt zu kommen, um sich zu treffen und auf das Spiel einzustimmen. Das Fanprojekt (welches von 3 Sozialarbeitern geleitet wird) dient unter anderem als soziale Einrichtung und soll den Fans bei Problemen aller Art auch entgegenkommen. Und so hatten sich auch an diesem Samstag, vor dem wichtigen Spiel gegen Arminia Bielefeld, bei dem der KSC unbedingt hätte punkten müssen, um den Ziel Klassenerhalt etwas näher zu kommen, Fans des Karlsruher Sport-Clubs getroffen, um gemeinsam vom Fanprojekt zum Stadion zu laufen.

 

Die Stimmung in der Gruppe war vollkommen ruhig und gelassen, zu keiner Zeit wurde gesungen oder geschrienen. Die Route der Gruppe verläuft vom Fanprojekt durch den Hardtwald zum Stadion. Normalerweise verläuft dieser Marsch immer ohne Probleme, doch diesmal war alles anders. Auf mehr als halben Weg war man bei den Sportplätzen der DJK Ost angelangt, die teilweise noch im Wald liegen. Hier standen mehrere Fahrzeuge und ein Sägen war zu hören, die Gruppe dachte an Arbeiten im Wald. Auf der linken Seite des Waldweges arbeitete ein Waldarbeiter, der mit einer Kettensäge einen auffallenden kleinen Ast zersägte. Er setzte mehrere Male ab und neu an, was mir sofort merkwürdig vorkam, doch zu diesem Zeitpunkt rechnete noch niemand mit einem Hinterhalt.

 

Als die Gruppe auf der Höhe der Tennisplätze der DJK Ost angelangt war, fiel ein blauer Kastenwagen auf, der schräg auf dem Waldweg parkte. Plötzlich wurde die Gruppe langsamer und es waren Polizisten hinter den Tennisplätzen mit Spürhunden zu erkennen, die sich auf die Gruppe zu bewegten. Dann ging alles ganz schnell: Aus und hinter dem blauen Kastenwagen stürmten schwarz vermummte und schwer gepanzerte Einsatzkräfte der Polizei auf die Gruppe zu und versuchten uns einzukesseln. Geschockt und völlig perplex wussten viele nicht, was man nun tun sollte. Einige schrieen, man sollte zurücklaufen, doch hinter uns stürmten ebenfalls vermummte Einsatzkräfte auf uns zu, die aus einem weißen LKW kamen, der rechts vor den Sportplätzen geparkt war, genauso wie links aus dem Wald, wo ein zweiter blauer Kastenwagen stand, den ich erst jetzt bemerkte. Vorher hatte ich diese Wagen und den LKW wohl unterbewusst dem Waldarbeiter zugeordnet und deswegen nicht weiterbeachtet.

 

Man trieb uns wie Vieh zusammen, kesselte uns ein und drängte und an den Zaun des angrenzenden Tennisplatzes der DJK. Ein grinsender Einsatzleiter erklärte über ein Megaphon, dass dies eine Untersuchung zwecks der Vorfälle gegen Stuttgart sei und jeder von uns durchsucht und von jedem eine Filmsequenz gemacht werden würde. Das riesige Polizeiaufgebot vergrößerte sich nun zusehends. Unzählige Polizeibusse und Sondereinheiten rückten an und umstellen die Gruppe weiter und über 15 Kameras bauten sich rund um den Waldweg auf, um die Gruppe aus jedem Winkel filmen zu können, während diese nur geschockt über diese Vorgehensweise der Polizei untätig und zusammengetrieben auf ihre Durchsuchung warten konnte. Jeder wurde nun von 2 schwergepanzerten Einheiten von der Gruppe abgeführt und durchsucht. Die Polizisten waren größtenteils unfreundlich und respektlos, durchsuchten uns teilweise erniedrigend und gaben widersprüchliche Anweisungen (Ziehen sie ihre Jacke an - so jetzt wieder aus).

 

Nachdem man sich noch vor eine Kamera stellen musste, sodass die Polizisten einen mitsamt seines Personalausweises filmen konnten, wurde man abermals durchsucht, diesmal mit beiden Armen an das Autogelehnt, was perfekt zur Filmreifen Inszenierung des Einsatzes passte. Nach dieser Prozedur wurde jeder mit einem Platzverbot für das Gebiet belegt und ich kam erst mit einer einstündigen Verspätung am Stadion an und war so gerade noch zum Anpfiff im Block an.

 

In der Gruppe befanden sich teils auch Jugendliche, welche von der Vorgehensweise der Polizei stark eingeschüchtert wurden. Es ist unglaublich, mit welchen Methoden die Karlsruher Polizei versucht, die aktive Fanszene zu denunzieren. Mit diesem unrechtmäßigen Einsatz wurden die Fans kriminalisiert, die Rechtmäßigkeit und Verhältnismäßigkeit dieses Einsatzes sind sehr fragwürdig. Friedliche Bürger wurden auf dem Weg zum Stadion hinterhältig aufgelauert und ihrer Freiheit beraubt, zudem wurden ohne ersichtlichen Grund ihre Daten aufgenommen und gespeichert und das alles unter dem Deckmantel angeblicher Untersuchungen.

 

Als in der Hinrunde beim Spiel in Stuttgart berittene Einsatzkräfte der Polizei einfach durch eine Menge von KSC Fans ritten, unter den sich auch Kinder und auch Mitarbeiter der Geschäftsstelle des KSC befanden, und viele verletzen, wurde auch eine Untersuchung angekündigt – doch was ist bis jetzt wirklich geschehen? Nichts! Ebenso wird mit keinem Wort das Fehlverhalten der Polizei angesprochen, die beim Spiel im Wildpark die Stuttgarter Fans einfach nach Spielende aus dem Block auf den Adenauerring ließen – Blocksperre scheint ein unbekanntes Vorgehen zu sein, obwohl das europaweit so praktiziert wird.

 

Mit diesem unglaublichen Einsatz hat die Karlsruher Polizei mal wieder ihr wahres Gesicht gezeigt, eben jenes, worüber auch die Medien kein Wort verlieren.

 

Presseertikel: http://www.ka-news.de/nachrichten/karlsruhe/Karlsruhe-Randale-KSC-Derby-...

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Das sieht ja wohl eher wie eine Praxisübung in Vorbereitung auf den NATO Gipfel aus. Haltet Ausschau nach WaldarbeiterInnen!