MS / Münster: Wandzeitung gegen Repressionswelle in der Türkei

Wandzeitung gegen Repressionswelle in der Türkei

Letzte Woche rief die "Revolutionäre Anarchistische Aktion aus der Türkei (Devrimci Anarşist Faaliyet - DAF) zu interantionalen und dezentralen Protesten gegen die Repressionswelle in der Türkei und gegen die Unterstützung des IS durch das türkische Regime um Erdogan und die AKP auf. 1

 

"Am 20. Juli 2015 wurden (mindestens 32) Menschen, darunter einige unserer anarchistischen Genoss*innen, die nach Suruç gekommen waren, um beim Wiederaufbau Kobanês zu helfen, durch den Angriff eines ISIS-Selbstmordattentäters getötet. Die Türkische Republik betreibt unter der Hand weiterhin ihre Unterstützung des ISIS. Wir werden unseren Kampf mit all unserer Kraft aufrecht erhalten, um ihnen den Weg zu verstellen.

 

Deshalb rufen wir alle Anarchist*innen weltweit dazu auf, am 26. Juli 2015 um 19 Uhr dort, wo ihr wohnt, Wut und Widerstand vor den Konsulaten der türkischen Republik zum Ausdruck zu bringen."

 

Dies nahmen einige Menschen in Münster zum Anlass, Rund um das türkische Konsulat in der Lotharingerstraße über die Verbrechen der türkischen Regierung2 aufzuklären und eine Wandzeitung zu gestalten, die an mehreren Orten befestigt wurde. Die Druckdaten zum nachdrucken werden bald hochgeladen.

 

1 https://linksunten.indymedia.org/de/node/149244

2 https://linksunten.indymedia.org/en/node/149600

 

Was ist passiert!?

Am 20. Juli 2015 kam es in Suruc, einem Stadtteil von Urfa – in der türkischen Grenzstadt zu Syrien - zu einem Selbstmordattentat, organisiert durch die Terrorbanden des Islamischen Staates IS. Mehrere hundert Jugendliche der Föderation sozialistischer Jugendvereine SGDF, hatten sich dort im Amara Kulturzentrum getroffen. Ihr Ziel war es in die wenige Kilometer entfernte Stadt im Norden Syriens, Kobane, zu fahren. Diese wurde mehrere Monate durch den IS belagert und größtenteils schwer zerstört. Man wolle die „Dinge, die notwendig sind für eine freie Zukunft, ein menschenwürdiges Leben, eine lebenswerte Umwelt“ aufbauen, so die Jugendlichen in einer Erklärung. Neben der Sammlung von Spielzeugen für die Kinder in Kobane, wollten sie 1000 Bäume auf den Kaniya Kurda Hügel pflanzen, der während der Belagerung durch den IS Schauplatz schwerer Kämpfe geworden war. Die Bäume, die dort hätten gepflanzt werden sollen, sollten ein Andenken für die gefallenen Kämpferinnen und Kämpfer der YPG (Volksverteidigungseinheiten von Rojava) und weiteren Verteidigungskräften darstellen.

Doch die türkischen Behörden erlaubten nur einer kleinen Delegation den Grenzübergang, wodurch an die 300 Jugendlichen in Suruc bleiben mussten. Die Verbliebenen hielten nach einem gemeinsamen Frühstück im Kulturzentrum eine Pressekonferenz ab. Kaum hatten sie die Presseerklärung verlesen, kam es zu einer gewaltigen Detonation, die 23 junge Menschen direkt vor Ort in den Tod riss. Neun weitere erlagen in den kommenden Stunden und Tagen ihren Verletzungen. Über hundert Menschen wurden verletzt, zum Teil schwer. Noch immer muss ein Teil der Verletzten im Krankenhaus behandelt werden, einige wenige schweben noch immer in Lebensgefahr.

Wer war das!?

„Die AKP ist direkt verantwortlich für das Massaker an Jugendlichen in Suruc“, heißt es in einer Erklärung der Union der Gemeinschaften Kurdistans (KCK). Die Regierungspartei wolle offenkundig „einen Krieg gegen die demokratischen Kräfte in der Türkei führen“, dagegen sei „der Widerstand gegen die AKP-Regierung zu intensivieren“. Wie oben schon angeführt heißt es von anderen Seiten der IS sei allein für die Tat verantwortlich.

Die türkische Regierung!?

Die türkische Regierung liefert sich seit letzter Woche Straßenschlachten mit rebellischen Kräften in mehreren Städten im türkischen Raum. Es werden außerdem Hausdurchsuchungen bei linken, kurdischen, alevitischen und gewerkschaftlichen Strukturen durchgeführt. Während einer der Hausdurchsuchungen wurde auch ein Mitglied der linken Organisation DHKP-C ermordet. Doch damit nicht genug: Seit Freitagmorgen hat die türkische Polizei hunderte Wohnungen, Vereine und Druckereien von Linken und Kurden durchsucht, bis dato über 600 Menschen festgenommen. Nach einer Einigung mit den USA hat die Türkei dem IS offiziell den Krieg erklärt, von der Militärbasis in Incirlik können jetzt auch die amerikanischen Kampfjets starten, um Stellungen des IS zu bombardieren. Unter dem Deckmantel des Kampfes gegen den Terror, legitimiert durch den Anschlag in Suruc, haben die türkischen Streitkräfte jedoch angefangen nicht Stellungen des IS zu bombardieren, sondern Stellungen der PKK, der kurdischen Befreiungsorganisation, mit der die Türkei vor zwei Jahren einen Friedensprozess eingeleitet hatte. Damit ist dieser nun faktisch beendet, was auch die Pressestelle der HPG gestern eindeutig erklärt hat.

Die Situation ist konfus, denn wider der Erwartungen sind die Opfer des Anschlages, statt vermeintliche Täter, Ziel einer Welle an staatlichem Terror.

Was kann ich tun!?

Wir, einen politische Gruppe aus Münster, verurteilen den türkischen Staat und Repressionsapparat für die Angriffe auf die kurdische Autonomie sowie für die Angriffe auf progressive demokratische Strukturen der türkischen und kurdischen Zivilgesellschaft. Wir erklären uns solidarisch mit der YPX und rufen dazu auf die Solidarität mit den Opfern Erdogans Regime wie auch des IS praktisch werden zu lassen.

Hier ist was getan werden könnte:

1) Informiere dich weiter über die Ereignisse in der Türkei/Kurdistan
2) Diskutiere mit deinen Freund_innen über die Geschehnisse
3) Teile dein Gelerntes über Soziale Netzwerke mit
4) Verfasse einen Artikel und suche diesen zu publizieren
5) Wende dich an lokale Unterstützer_innen der kurdischen Befreiungskämpfe (z.B. Perspektive Rojava – Solidaritätskomitee Münster) und frag wie du helfen kannst
6) Trag deinen Protest auf die Straße und werdee kreativ!
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"Wir erklären uns solidarisch mit der YPX und rufen dazu auf die Solidarität mit den Opfern Erdogans Regime wie auch des IS praktisch werden zu lassen."

 

Wer oder was ist die YPX ?

YPX ist ein Kürzel um beide, die Volksverteidigungseinheiten YPG sowie die Frauenkampfverbände YPJ dieser aus Rojava miteinzuschließen.