Offener Brief an Animal First sowie ARIWA und weitere Unterstützer_innen

In den letzten Monaten seid ihr, die Gruppe Animal First, in Frankfurt am Main unter anderem mit Aktionen gegen Zirkusse mit Tiernummern aufgetreten, die vor allem im Juni zahlreichen Zuspruch erhielten. So nahmen ca. 300 Personen an eurer Kundgebung gegen die Premiere des Zirkus Charles Knie Teil.1 Eigentlich würden wir, Tierbefreiung Frankfurt, uns solidarisch freuen, da wir uns selbst dem Thema Tierzirkus intensiv widmen (z. B. im Rahmen der Kampagne Frankfurt Tierzirkusfrei) und normalerweise jede radikale Aktion, die über das Wildtierverbot hinausgeht, begrüßen. Jedoch bereitet uns der massenhafte Zuspruch eher Sorge als Freude.

 

Denn bei euch ist der Name, Animal First, Programm: Politische Themen außerhalb des Bereiches nichtmenschliche Tiere werden ignoriert. So schreibt ihr etwa in eurem Selbstverständnis:

"Animal First ist eine gemeinnützige und regierungsunabhängige Organisation, die kompromisslos für die Befreiung der Tiere kämpft. Nicht-profitorientiert und parteiunabhängig vertreten wir keine politische Einstellung. Mit unserer Arbeit und hohem Engagement verfolgen wir ein primäres Ziel: die totale Befreiung der Tiere. Für uns bedeutet die totale Befreiung der Tiere das Abschaffen ihrer Versklavung, Ausbeutung und millionenfachen Tötung durch Menschen. Animal First wurde gegründet, um ausschließlich für die Wehrlosen aus der Nation der Tiere zu kämpfen."2

Die Idee einer „unpolitischen“ Einstellung halten wir für unmöglich. Die fatalen Auswirkungen eines solchen Trugschlusses werden deutlich, wenn wir uns vor Augen führen, welche Personen und damit auch politische Positionen hochgehalten werden, nur weil sie sich für nichtmenschliche Tiere einsetzen. Reaktionäre und anti-emanzipatorische Ansichten werden toleriert, sofern sie sich nicht gegen nichtmenschliche Tiere richtet. Durch diese Toleranz positioniert ihr euch politisch – ob bewusst oder nicht.

So habt ihr mit Brigitte Bardot bzw. der Brigitte Bardot Foundation zusammengearbeitet und unterstützt diese.20 Brigitte Bardot ist dafür bekannt, dass sie nicht davor scheut, die Werbetrommel für die rassistische Partei Front National zu schlagen und zum Rassenhass aufzurufen. 2008 wurde sie deshalb zu 15.000€ Geldstrafe verurteilt.3 Ihr verteidigt Brigitte Bardot sogar explizit vor der berechtigten Kritik von Tierbefreier_innen. So schreibt ihr: „People who call themselves 'Animal Rights Activist' and then talk nasty about Brigitte Bardot should back off and find a new hobby! #haters“4.

Im ähnlichen Kontext steht die Zitierung Helmut Kaplans auf eurer Website, welcher der rechtsextremen Zeitschrift „Fahnenträger“ Interviews über Tierschutz/Tierrecht gibt und damit die eigentlich (zumindest in Deutschland) emanzipatorische Tierrechtsszene für Neonazis zugänglicher macht.5 Darüber hinaus schließt ihr euch Kaplan an und vertretet offensiv und unübersehbar die Gleichsetzung des Holocausts mit Massentierhaltung21 und unterzieht sie einer inhaltlichen Ausdehnung: „Der Holocaust gegen Tiere steht in direktem Zusammenhang mit dem Holocaust gegen die Natur, der die Erde seit vielen Jahren brutal leiden lässt.“6

In der deutschsprachigen Tierrechts-/Tierbefreiungsbewegung ist es seit vielen Jahren weitestgehend Konsens, dass die Holocaust-Gleichsetzung nicht nur strategisch, sondern insbesondere auch inhaltlich und historisch falsch ist. Während nichtmenschliche Tiere zum kapitalistischen Zweck der Profiterwirtschaftung in Tierfabriken getötet sowie zu Waren degradiert und verarbeitet werden, zielte der Massenmord an den europäischen Juden und Jüd_innen auf deren vollständige Vernichtung aufgrund von Rassismus und Antisemitismus und folgte keinem anderen Zweck. Die Verbrechen der Nationalsozialist_innen werden relativiert und zum alltäglichen Phänomen, wenn der Holocaust nicht als singuläres Ereignis der Geschichte angesehen wird, sondern als Begriff zur Beschreibung anderer gesellschaftlicher Missstände und Grauen verwendet wird.7

Des Weiteren verbreitet und befürwortet ihr auch in eigener Formulierung über soziale Netzwerke eine menschenverachtende Attitüde:

  • „Like Paul Watson said 'Worms are more important than people'. #truth“8

  • „The Earth without Humans would be?! HEALTHY and SAVE! The Earth without Animals would be?! DEAD!!“9

  • „I respect animals more than people - we're the ones messing up this world, not them“10

  • „Meat is Murder! You pay for this!“11 (an Konsument_innen gerichtet)

  • „@AnimalFirst_ I wish we could slice off those bloody Japanese hands!“12 (Retweet)

     

In einem Facebook-Beitrag vom 5. Juli 2015 fordert Ihr eure Unterstützer_inner dazu auf, einen Text von Ernst Walter Henrich (ProVegan.info) sowie eine Stellungnahme des VgT Schweiz durchzulesen, welche sich gegen „Pseudotierrechtler“13 und „Linksextreme Tierrechtler“13 richtet. Henrich verteidigt in seinem Text, wie auch schon zu früheren Zeitpunkten, die totalitäre Sekte Universelles Leben gegenüber Kritiker_innen aus der Tierrechts-/Tierbefreiungsbewegung und bezeichnet letztere als „Hetzer“, die „nichts besseres zu tun [haben], als vorbildliche Tierschützer an der Tierschutzarbeit zu hindern“14.

Der VgT Schweiz verteidigt in seiner Stellungnahme mit dem Titel „Linksextreme Verleumdungskampagnen gegen den VgT“15 seinen hauptamtlichen Geschäftsführer Erwin Kessler vor der Kritik verschiedener Tierrechts-/Tierbefreiungsgruppen, der bereits wegen Rassendiskriminierung verurteilt wurde.23 Zudem verteidigt der VgT die Holocaust-Gleichsetzung, das Universelle Leben, Ernst Walter Henrich sowie andere Gruppen und Personen, die in der Vergangenheit von emanzipatorischen Gruppen kritisiert wurden. Konsequent linke Politik wird mit Rechts(extremismus) auf eine Stufe gestellt und jegliche Kritik an den genannten Personen und Organisationen als „Verleumdung“ und „Hetze“ bezeichnet. Diese Personen und Organisationen würden „durch ihr unhaltbares Verhalten der veganen Bewegung und damit den Nutztieren extrem [schaden].“15 Verteidigt wird das eigene Verhalten durch den VgT wie folgt:

„Angesichts des unsäglichen Leids, mit welchem wir in unserem Kampf für die Nutztiere tagtäglich konfrontiert werden, würden wir es als Verrat an den Tieren empfinden, unseren Kommunikationsstil den Wünschen der linkspolitischen Tierrechtler anzupassen. Wir stehen deshalb weiter kompromisslos für die Tiere ein - auch wenn wir dafür von der Tierrechtsszene ausgegrenzt werden!“15

Durch das Verbreiten solcher Meinungen sowie menschenfeindlichen Ansichten und euer „kompromisslos“ auf nichtmenschliche Tiere ausgerichtetes Selbstverständnis schafft ihr einen Raum für rechte und anti-emanzipatorische Gruppen und Personen, die dadurch ungehindert ihre Inhalte und Ideologien verbreiten können und damit nicht nur der gesamten Bewegung schaden, sondern auch dazu beitragen, dass insbesondere in Zeiten rassistischer Phänomene wie PEGIDA und Co rechte und anti-emanzipatorische Inhalte wieder gesellschaftsfähig werden.

Wir haben uns entschlossen diesen Brief zu schreiben, weil wir zum einen die zahlreich erschienenen Befürworter_innen vor diesem politischen Hintergrund beängstigend finden und hoffen, diese mit unserer Recherche aufzuklären und zu sensibilisieren. Zum anderen wollen wir das Thema ansprechen, um im konkreten Fall zu verhindern, dass diese Attitüde ein fester Teil der Tierrechts-/Tierbefreiungsbewegung wird.

Dass dies kein Hirngespinst oder eine paranoide Fehleinschätzung ist, zeigen folgende Ereignisse: Bei der Frankfurt Pelzfrei im Jahr 2013 habt ihr folgendes Banner mit der Aufschrift „Stoppt den HOLOCAUST AM TIER“16 entrollt. Die Frankfurt Pelzfrei ist bereits seit mehreren Jahren die größte Tierrechtsdemo in Deutschland. Die dort präsentierten Inhalte sind somit prägend für das Bild unserer Bewegung in der Öffentlichkeit.

Des Weiteren habt ihr, eine ARIWA-Ortsgruppe, die Kundgebung von Animal First gegen den Zirkus Charles Knie unterstützt.1 Ihr, die Ortsgruppe, wurdet bereits vor der Mobilisierung für die Aktion über die oben geschilderten Sachverhalte informiert und habt euch damit bewusst entschieden, über diese Menschenfeindlichkeit und Querfront-Politik hinwegzusehen. Das ist zum einen überraschend, da ARIWA-Ortsgruppen seit Jahren sachlich gut recherchierte Inhalte – ohne die provozierende, Aufmerksamkeit erregende Holocaust-Gleichsetzung – über vielfältige und professionell organisierte Aktionen in die Öffentlichkeit tragen und auch ohne Unterstützung von rechts viele aktive, motivierte und aufgeschlossene Aktivist_innen anziehen. Insbesondere betont die Dachorganisation ARIWA in ihrer Selbstdarstellung, der sich logischerweise eigentlich alle Ortsgruppen anschließen, dass sie „Menschenrechte und Tierrechte als untrennbare Einheit“22 wahrnimmt. Damit distanziert sich ARIWA implizit von einer Abwertung bzw. Diskriminierung von Menschen. Zum anderen ist ARIWA eine der stärksten Gruppen unserer Bewegung und übernimmt somit zwangsläufig eine Repräsentationsfunktion gegenüber der Presse und inhaltliche Verantwortung. Dass nun eine ARIWA-Ortsgruppe – als etablierter Teil der Tierrechts-/Tierbefreiungsbewegung – die Aktion einer menschenfeindlichen und rechtsoffenen Gruppe unterstützt hat, ist deshalb nicht nur überraschend und schade, sondern auch fatal, da rückschrittlichen Ideologien Tür und Tor zur Tierrechtsbewegung geöffnet werden.

Auch möchten wir an die kürzlichen Versuche von Neonazis erinnern, Proteste von Tierrechtler_innen gegen Tierzirkusse zu vereinnahmen, so geschehen im Juli in Neunkirchen (Saar)17 und im Juni in Hildesheim18. In Hildesheim hatten die „Kamerad_innen“ von Die Rechte Hildesheim im Anschluss versucht, deren versuchte Unterwanderung als erfolgreiche Zusammenarbeit und Teil ihres „Tierschutz seit 1933“ zu verkaufen. Dies zeigt, wie wichtig es ist, sich explizit gegen rechte Einstellungen zu positionieren und Neonazis konsequent von unseren Veranstaltungen auszuschließen.

Auf euren Tweet: „Animals First! Why? Because planet earth needs the animals FIRST!“19 antworten wir entschlossen: Menschen sind auch Tiere! Und diese Tiere empfinden auch Leid, Angst und Schmerz. Diese Tiere möchten auch ein schönes Leben. Wir finden es tragisch, dass ihr und eure Unterstützer_innen das Leid von diskriminierten Menschen – seien es jüdische Menschen, Geflüchtete, Betroffene von Fremdenhass und und und – verkennt, dass ihr die Augen vor der pogromartigen Stimmung, die hier in Deutschland wieder aufkommt und sich nicht nur in Brandanschlägen auf Flüchtlingsheime äußert, verschließt!

Konsequent durchdachter Antispeziesismus hebt die bipolare Einteilung von Lebewesen in die konstruierten Kategorien „Mensch“ und „Tier“ genauso auf wie die damit einhergehende Abwertung der Tiere und verschiebt diese Abwertung dabei nicht etwa auf die menschliche Seite. Wirklicher Antispeziesismus nimmt alle Tiere in ihren Bedürfnissen ernst. Daraus folgt nicht nur eine vegane Lebensweise, sondern zwangsläufig auch eine emanzipatorische, politisch linke Einstellung. Wir fordern deshalb (auch von euch) eine Solidarität mit allen Unterdrückten dieser Erde – ganz gleich ob Kuh, Hund oder Mensch.

Wir appellieren an euch, Animal First aber auch an alle Unterstützer_innen und insbesondere die ARIWA-Ortsgruppe, euch mit diesen Inhalten kritisch auseinanderzusetzen und menschenverachtendem, rückschrittlichem, rechtsoffenem Gedankengut eine klare Absage zu erteilen!

 

Tierbefreiung Frankfurt

www.tierbefreiung-frankfurt.org

 


Fußnoten:

1 Animal First: Infobox und Video „Demonstration am Premiereabend von Zirkus Charles Knie in Frankfurt“: https://www.youtube.com/watch?v=nB7WGeIsBj4 [Aufruf: 10.7.2015]

2 Animal First: Selbstverständnis: http://www.animalfirst.org/?page_id=24&lang=de [Aufruf: 3.7.2015]

3 Focus Online (2008): Brigitte Bardot: Verurteilt wegen Aufrufs zum Rassenhass: http://www.focus.de/panorama/boulevard/brigitte-bardot-verurteilt-wegen-aufrufs-zum-rassenhass_aid_306095.html [Aufruf: 3.7.2015]

4 Animal First: Tweet vom 16.9.2013: https://twitter.com/AnimalFirst_/status/379668995080605696 [Aufruf: 4.7.2015]

5 Tierbefreiung Ausgabe 67 / Juni 2010

6 Animal First: Veränderung schaffen: „Veränderung schaffen“: http://www.animalfirst.org/?page_id=563&lang=de [Aufruf: 3.7.2015]

7 An dieser Stelle möchten wir auf die gelungenen ausführlichen Kritiken der Assoziation Dämmerung (damals TAN) und Nandu verweisen:

http://www.tierrechts-aktion-nord.de/texte/petakritik.html

http://www.nandu.net/de/nandu-und-der-kz-vergleich

8 Animal First: Tweet vom 7.9.2013: https://twitter.com/AnimalFirst_/status/376350536057892865 [Aufruf: 4.7.2015]

9 Animal First: Tweet vom 13.8.2013: https://twitter.com/AnimalFirst_/status/367228926915256320 [Aufruf: 4.7.2015]

10 Animal First: Facebook-Beitrag vom 7.3.2015: facebook.com/107645022678901/photos/a.123593767750693.21668.107645022678901/671560932953971/?type=1 [Aufruf: 4.7.2015]

11 Animal First: Tweet vom 19.5.2014: https://twitter.com/AnimalFirst_/status/468312971190734848 [Aufruf: 4.7.2015]

12 Animal First: Retweet vom 17.9.2014: https://twitter.com/mama4gatti/status/512339508994777088 [Aufruf: 4.7.2015]

13 Animal First: Zu Pseudetierrechtlern, Facebook am 5.7.2015: facebook.com/permalink.php?story_fbid=725179560925441&id=107645022678901 [Aufruf: 3.7.2015]

14 ProVegan.info: Diskriminierung und Hetze in der Tierrechtsszene http://www.provegan.info/de/infothek/detailseite-infothek/diskriminierung-und-hetze-in-der-tierrechtsszene/ [Aufruf: 17.7.2015]

15 VgT: Linksextreme Verleumdungskampagnen gegen den VgT: http://vgt.ch/news/150703-linksextreme_verleumdungen.htm [Aufruf: 3.7.2015]

16 Animal First: Demonstration for Animal Rights, Frankfurt/Germany 2013: https://www.flickr.com/photos/113515993@N04/11777598605 [Aufruf: 3.7.2015]

17 Linksunten: [NK] Querfront - Neonazis versuchen Tierrechtsprotest zu unterwandern: https://linksunten.indymedia.org/de/node/147811 [Aufruf: 9.7.2015]

18 Tierrechtsinitiative Hildesheim: Beitrag vom 13.6.2015: facebook.com/TierrechtsinitiativeHildesheim [Aufruf: 3.7.2015]

19 Animal First: Tweet vom 30.7.2013: https://twitter.com/AnimalFirst_/status/362172862792073218 [Aufruf: 4.7.2015]

20 „Together with the Foundation Brigitte Bardot (Paris) we are working on solutions" Animal First: Zur Tötung von streunenden Hunden, Facebook am 18.11.2013: facebook.com/107645022678901/photos/a.123593767750693.21668.107645022678901/453994831377250/?type=1&permPage=1 [Aufruf: 3.7.2015]

21 Animal First: Holocaust an Tieren: www.animalfirst.org/?page_id=561&lang=de [Aufruf: 3.7.2015]

22 ARIWA: Unsere Arbeit: http://www.ariwa.org/ueber-uns/ueber-uns/wir-ueber-uns.html [Aufruf: 20.7.2015]

23 Indyvegan: Verein gegen Tierfabriken – Antisemitismus mit Tradition: http://indyvegan.org/verein-gegen-tierfabriken-antisemitismus-mit-tradition/ [Aufruf: 23.7.2015]

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Wir sind vor einigen Monaten mal über die homepage von "Animal First" aus Frankfurt gestolpert und zwar weil die (zu der Zeit) ein Interview mit B. Bardot auf ihrer homepage hatten. Wir haben denen daraufhin eine mail geschrieben und unser Missfallen deutlich geäußert.

 

Nach längerer Zeit kam eine beratungsresistente Antwortmail in der pauschal abgewiegelt wurde. Null Einsicht.

 

Typisch dummdoitsche Tierrechts-/Tierschutz-"Szene" eben.

Nur Tierrechtler können auf die Idee kommen, irgendwelchen Rechtspopulisten einen "offenen Brief" zu schreiben, nur weil diese sich auch den "Kampf für die Tiere" auf die Banner geschrieben haben. Was glaubt ihr damit zu erreichen? Glaubt ihr, die werden jetzt plötzlich ihre Meinung ändern, weil ihr so tolle Argumente habt?

Auch eure Argumente zur Ablehnung des Holocaust-Vergleichs sind etwas gar scholastisch. Gemäss eurer Logik könnte man nämlich z.B. die Sklaverei bestens mit der Situation der Tiere vergleichen, denn die geschah ja auch aus Gründen des Profits. Der Antispeziesismus legt solche Vergleiche nahe, ob ihr das einsehen wollt oder nicht. Alles Spezien seien gleich? Warum kämpfen dann Menschen für die Befreiung der Tiere und nicht sie selbst?

Siehst Du,- die Tatsache ist schon absurd, dass Du Antispeziesismus und pauschal die gesamte Tierbefreiungsbewegung grundlegend falsch verstehst - um nicht zu sagen dass Du nicht die Spur einer Idee hast, worum es geht- und Du dennoch Dein geballtes Unverständnis hier erbrichst, (also sowas wie einen "offenen Brief" schreibst).

Was verstehe ich denn genau falsch? Vielleicht wäre deine Allwissenheit ein Mittel gegen meine Ignoranz? Der Text ist in der 2. Person Plural geschrieben, direkt an die kritisierte Gruppe gerichtet und öffentlich. Was fehlen denn bitteschön genau für Kriterien, um hier von einem "offenen Brief" zu sprechen?

Es ist ein bisschen billig und v.a. avantgardistisch, mir "falsches Verständnis der Tierbefreiungsbewegung" vorzuwerfen, nur weil du meine Argumente nicht widerlegen kannst. Priester "argumentieren" genau gleich, wenn man mit ihnen über Gott diskutieren will.

Niemand behauptet alles Spezies seien gleich.

 

Beschäftige dich mal ernsthaft mit dem Thema, dann blamierst du dich hier auch nicht!

Wenn man die gleichen Rechte für die Tiere wie für die Menschen fordert (siehe Analogie Menschen- und Tierrechte in obigem Text), bedeutet das, dass man juristische Gleichheit fordert. Häufig kommt von Vertretern des Antispeziesismus auch die Analogie mit Antisexismus und Antirassismus: Genau wie gegen Sexismus und Rassismus für Gleichheit gekämpft wurde und wird, sollte das auch für den Speziesismus gelten. Es setzt eine zutiefst bürgerliche Konzeption voraus: Die Konzeption eines "Rechts", welches irgendwelchen Lebewesen irgendeinen Wert zugesteht. Dieses Recht muss zwingend durch einen Staat oder eine staatsähnliche Struktur durchgesetzt werden, denn ohne Gewaltmonopol, keine Rechte.

Mit deinem besserwisserischen Gehabe, bist es wohl eher du, der sich hier blamiert. Es bestätigt sich einmal mehr, was ich schon in diversen Diskussion mit Tierrechtlern/-befreiern feststellen konnte: Ihre Argumentation beschränkt sich auf moralische Imperative und wenn man nicht auf ihrer ideologischen Grundlage argumentiert, wird man des "Unverständnisses" bezichtigt. Die meisten davon hatten allerdings zumindest bessere Argumente als du...

Wenn Du polit-philosophischer Experte glaubst, Begriffe und Konzepte wie "Menschenrechte", "Freiheitsrechte", "Grundrechte", "Frauenrechte" oder "Tierrechte" einfach mal so durch Deinen Verweis auf "bürgerliche Ideologie" entkräften zu können, dann erkläre uns doch bitte mal Deine Alternativkonzeption.

 

Ganz abgesehen davon: Es gibt Strömungen in der Tierbefreiungsbewegung, die vom Rechtekonzept deutlich Abstand nehmen, insofern trifft Deine Kritik den linken Teil der Tierbefreiungsbewegung nur zum Teil. Es gibt auch marxistische oder anarchistische Tierbefreiungskonzepte.

 

Ansonsten: Ach, lass mir doch die Ruhe und geh Dir 'ne Wurst kaufen...

Es geht um mehr als "bürgerliche Ideologie", es geht um die Existenz des Staates. Wie willst du denn bitte schön deine schönen Rechte durchsetzen? Solange es irgendwelche Rechte gibt, bedeutet das, dass wir noch in einer kapitalistischen Gesellschaft leben. Sie einzufordern, bedeutet, eine bessere kapitalistische Gesellschaft zu fordern. Die "Alternativkonzeption" ist Kommunismus, wo es keine Klassen und keine vermittelnde Instanz zwischen den Individuen und dem Kollektiv mehr gibt.

 

Weiter weiss ich auch, dass es Strömungen gibt, die nicht mit Tierrechten argumentieren, dazu gehören aber die Verfasser des obigen Briefes eindeutig nicht und ihnen galt meine Kritik.

 

Und, ja, ab und zu 'ne gute Wurst lass ich mir von den Tierliebhabern bestimmt nicht nehmen. Da sie einem immer mal wieder gerne moralische Lektionen erteilen, darf man ruhig auch gelegentlich ihre Ideologie kritisieren.

Ich verstehe Deine Argumentation nicht ganz. Du tust so, als gäbe es sowas wie "Rechte" (Was auch immer das sein soll - philosophisch ist das sicher hochkomplex) ausschließlich im Kapitalismus.

 

Wäre es Deiner Meinung nach also so, dass Menschen, Tiere, "Was auch immer", in einer klassenlosen Gesellschaft bzw. in einer kommunistischen Gesellschaft keine "Rechte" mehr hätten? Wären die Menschen, Tiere, "Was auch immer" also alle rechtlos?

 

Deine Alternative ("keine vermittelnde Instanz zwischen den Individuen und dem Kollektiv"), wo hat es das schon mal gegeben und wie soll das gehen? Hätte das einzelne Individuum dann überhaupt noch eine Chance gegen die Mehrheit des "Kollektivs"? Oder wäre die Folge eine Diktatur?

 

Du schreibst zudem davon, dass es um die "Existenz des Staates" geht. Das hört sich mächtig so an," als wolltest Du den Staat abschaffen. Dann kommst Du aber mit Kommunismus an, der ja bis heute in jeglicher Form immer staatlich organisiert war. Da ist nie irgendwas "abgestorben. Heißt das, dass Du tatsächlich noch immer an die klassischen kommunistischen Lehren glaubst?

 

Ich fürchte mit solchem Denken gewinnt mensch heute keinen Blumentopf mehr. Gewisse Utopien sind leider an der Realität längst gescheitert.

 

Nix für ungut...

Rechte hat es historisch gesehen bisher ausschliesslich im Kapitalismus gegeben, ja. Im Feudalismus hatten die Subjekte keine Rechte im modernen Sinn. Erst durch die Entstehung der bürgerlichen Gesellschaft werden die Subjekte zu Bürgern und erhalten Rechte. Im Kommunismus gibt es keinen Staat mehr und er ist auch keine "Diktatur", denn beides setzt eine Klassengesellschaft voraus. Doch genau deshalb wird es auch keine Instanz geben, die irgendwelche Rechte garantieren kann, das Zusammenleben wird direkt und unmittelbar von den zusammenlebenden Individuen geregelt.

 

Abgesehen vom Urkommunismus, hat Kommunismus in der Geschichte der Menschheit noch nie existiert. Wenn du unter "klassische kommunistische Lehren" den Marxismus-Leninismus verstehst, dann, nein, daran glaube ich gewiss nicht. Die UdSSR, China usw. waren sozialistisch, aber sicher nicht kommunistisch. Sozialismus bedeutet staatlich organisierten Kapitalismus, der Staat und seine Funktionäre treten an die Stelle, welche die Bourgeoisie im liberalen Kapitalismus innehat. Du vergisst, dass es auch stets eine kommunistische Linke gab, die diese Staaten kritisierten, allerdings auch auf der Grundlage der Arbeiterbewegung. Heutzutage existiert die Arbeiterbewegung nicht mehr und die Revolution kann nur noch als Kommunisierung konzipiert werden, d.h. als Hervorbringung des Kommunismus im Zuge des revolutionären Aufstands. Wenn das für dich nichts als "gescheiterte Utopien" sind, heisst das für mich, dass du dich mit Reformismus begnügen willst und die Revolution ad acta gelegt hast. Ob allerdings Reformen in der heutigen Welt weniger utopisch sind als die Revolution, wage ich doch zu bezweifeln.

Es muss natürlich "Untertan(en)" heissen, nicht "Subjekt(e)". Sorry, habe zuviel Französisch um die Ohren...

Im Folgenden möchten wir auf ein Update des Briefes hinweisen:

 

[UPDATE: Durch die Veröffentlichung des Briefes wurden uns bisher interne Informationen bezüglich der ARIWA-Beteiligung an der ersten Animal-First-Demonstration gegen Charles Knie mitgeteilt, die eine Aktualisierung erforderlich machen. Wir danken ARIWA und anderen Aktivist_innen für die Richtigstellung des Ablaufs und entschuldigen uns für die fehlerhafte Darstellung.

Bereits vor der ersten Demonstration von Animal First haben uns Einzelpersonen von ARIWA nach den politischen Hintergründen gefragt. Wir leiteten unsere Recherche weiter und nahmen deshalb an, dass ARIWA auch die Mitglieder informiert hat. Eine Ortsgruppe, die plante zur Demo zu gehen, wurde über die politischen Positionen Animal Firsts aufgeklärt und hat sich im Rahmen einer internen inhaltlichen Auseinandersetzung über diese Kritik aufgelöst.24 Es gab darüber bis heute keine uns vorliegende Veröffentlichung des Vereins und auch keine konkrete Positionierung, weshalb uns das konkrete Wissen zur Zeit der Demonstration gegen die Premiere nicht offen lag.

Als wir am Tag der besagten Demonstration zu Recherchezwecken vor Ort waren und eine Einzelperson aus der besagten Ortsgruppe identifizierten und ARIWA-Banner vorhanden waren, schlussfolgerten wir, dass die Ortsgruppe sich bewusst entschlossen hatte, über die Menschenfeindlichkeit und Querfrontpolitik hinwegzusehen. Dies trifft auf die damals bei der Demonstration anwesenden und gleichzeitig ehemaligen ARIWA-Aktivist_innen zu.

Laut ARIWA24 sind die dort erschienen Aktivist_innen mit ARIWA-Banner Einzelpersonen, die nicht über die Kritik informiert gewesen waren und erst im Nachhinein erfahren haben, welche politischen Positionen Animal First gutheißt. ARIWA unterstreicht mit der Informierung der Mitglieder, dass auch für die Ortsgruppenarbeit von ARIWA ausdrücklich das Selbstverständnis des Vereins, dass "Menschenrechte und Tierrechte als untrennbare Einheit"22 anzusehen sind, gilt.

Der Vorfall hebt deutlich die Verantwortung einer jeden einzelnen Person hervor, sich in Eigeninitiative über die Veranstalter_innen und deren politische Position im Vorfeld zu informieren.]