Pressemitteilung zur Scheinbesetzung in Aachen

Squat

In der Nacht vom 3.7 auf den 4.7. wurde in Aachen ein leerstehendes Haus in der Adalbertstraße 79 scheinbesetzt. Hier die Pressemitteilung der Besetzer_innen.

 

Sehr geehrte Damen und Herren,

in der Nacht vom 03.07.2015 auf den 04.07.2015 haben wir ein leerstehendes Haus in der Adalbertstraße 79 in Aachen "scheinbesetzt". Es wurden Transparente angebracht um auf die aktuelle Sozial- und Wohnraumpolitik in Aachen aufmerksam zu machen.

Die Scheinbesetzung war eine erste Aktion von Personen der radikalen Linken in Aachen und NRW. Sie war ein erstes Zeichen. Ein Zeichen, dass der Widerstand gegen Verdrängung und sozialen Kahlschlag noch lange nicht zuende ist. Die erste Hausbesetzung seit der Kasinostraße 55 an Silvester 2011.

Wir beziehen uns positiv auf die andauernden Kämpfe um Städte als Lebensraum. Ob Athen, Mailand, Berlin, Lissabon, Dortmund, Hamburg, Madrid und Barcelona, in Schweden, den Niederlanden und Belgien oder weltweit. Überall kämpfen Menschen für eine neue, oder eine andere Perspektive auf Stadt.

Eine Perspektive, die darüber hinausgeht, nur noch zu konsumieren. Eine Perspektive, die kritisiert, dass Menschen aus ihren Wohnungen verdrängt oder geräumt werden, damit immer mehr Luxuswohnungen entstehen können. Eine Perspektive, die es nicht hinnimmt, dass DrogenkosumentInnen von Polizei und Ordnungsamt schikaniert und vertrieben werden, lediglich um das Bild einer "sauberen" Stadt zu etablieren. Eine Perspektive, die kritisiert, dass Menschen mit niedrigem Einkommen nur noch an der Peripherie der Städte wohnen, das Zentrum ihnen durch explodierende Mieten aber verwehrt bleibt.

Die Scheinbesetzung war eine symbolische Aktion. Das Haus steht seit mehreren Monaten leer, unmittelbar dafür verantwortlich ist die sich gegenüber im Bau befindliche Einkaufsgalerie "Aquis Plaza". Diese Galerie ist auch Grund für die "freiwillige" Räumung oder gar den Abriss von alten Wohnhäusern rund um den Adalbertsberg. Es muss platz entstehen. Platz für noch mehr Konsum, noch mehr Isolation und Vernebelung, noch mehr Profite.

Wir haben keine Lust auf Entmietung von MieterInnen, nur damit einige Privatfirmen und Investoren in Ihren Profiten ertrinken. Keine Profite mit der Miete!

Wir werden nicht an den deutschen Staat oder die Stadt Aachen appelieren, sie auf ihre soziale Verantwortung hinweisen. Wir werden stattdessen weiterhin leerstehende Häuser besetzen, um sie zu Zentren des Widerstandes zu machen. Wir wollen Nachbarschaftscafés, Orte der Begegnung, nicht der Isolation. Wir wollen Räume für Kinder und Jugendliche, wo sie sich entfalten können ohne direkt Ärger zu bekommen. Wir wollen alternative Lebensformen entwickeln, uns ausprobieren. Wir wollen soziale Zentren, die offen für diejenigen sind, welche sie gestalten. Die niedrigschwellig sind, da sie nicht auf Gewinnmaximierung zielen sondern auf das Schaffen neuer Zusammenhänge und sozialer Beziehungen. Wir haben nicht auf alles eine Antwort, aber so wie es jetzt ist, kann es nicht bleiben. Für mehr. Für schöner. Für anders.

Wir beziehen uns in unseren Kämpfen auch auf die Initiativen in Aachen welche sich bereits länger mit den o.g. Themen beschäftigen, als Beispiele seien hier nur kurz die BürgerInnen-Initiative "Kaiserplatzgalerie?!- Nein danke" und die Kampagne "Recht auf Stadt".

Wir sind solidarisch mit den von Verdrängungsprozessen Betroffenen. Mit den Entmieteten, den Drogenabhängigen, den alternativen Jugendlichen, den Migranten und Migrantinnen, den freien Kulturschaffenden, den sozialen Bewegungen die etwas verändern möchten.

Widerstand hat viele Gründe und viele Facetten. Die Scheinbesetzung war erst der Anfang!


mit freundlichen Grüßen

eure a-town squatting crew

Zeige Kommentare: ausgeklappt | moderiert

Wir bräuchten die gesetze aus italien was das besetzen angeht.

wir brauchen hier gar keine gesetze aber mehr besetzungen & freiraeume

Scheinbesetzungen sind eine klasse Aktionsform. Weiter so!

was soll so ein feiger pseudoquatsch? wenn euch wohnraum nicht wirklich fehlt und es euch reicht so zu tun, als ob? finde ich mehr als sinnlos, ist ärgerlich.