Tierträume

Üb.versuch aus eng. mc, Menzingen, CH, Febr. 2015

Dies ist das Zeitalter der Entpersönlichung, wo doch unser Gefühl der Getrenntheit von der Erde zunimmt und wir dazu bestimmt sind, unser Tiersein zu vergessen. Aber wir sind Tiere und wir haben uns, wie alle Tiere, gemeinsam im Verhältnis zu anderen Körperformen und Aspekten der Welt entwickelt. Der Geist wie auch die Sinne ergeben sich aus der Körperlichkeit und genau wie bei den anderen Tieren vermittelten sie Bedeutung – bis zur Moderne, genauer gesagt.

 

Wir sind an der Spitze der Nahrungskette, was uns zum einzigen Tier macht, das von niemand anderem benötigt wird. Hamlet lag weit daneben als er die Menschen „Prachtexemplar der Welt, Champion der Tiere“ nannte. Mark Twain war viel näher dran: „ das einzige Tier, das errötet. Oder muss.“1 Die Lebensform, die der Wirklichkeit wohl am schlechtesten angepasst ist, die unter ungefähr 10 Millionen Tierarten (meistens Insekten) die schlechtesten Überlebenschancen hat. Die Menschen gehören zu den sehr wenigen Säugetieren, die ihre eigenen ArtgenossInnen ohne extremen Hunger als Anreiz töten werden.2

 

Die Spezies Mensch ist einzigartig aber jede andere Spezies auch. Es scheint, dass wir uns vom Rest nicht stärker unterscheiden als andere Spezies voneinander. Nichtmenschliche Tiere besitzen normalerweise erstaunliche Eigenschaften um Dinge zu vollbringen, indem sie auf Grund von Informationen handeln, die sie aus ihren Umgebungen erhalten. Es sind instinktive Kreaturen, aber wir ebenfalls. Wie nach Joseph Wood Krutchs Frage: „Wer ist mit der Welt, in der er lebt, am besten vertraut?“3 Die Anpassung an die eigene Welt ist ein kognitiver Prozess. Wenn wir uns fragen, welche Spezies die intelligenteste ist, lautet die beste Antwort höchstwahrscheinlich: alle sind es.

 

Ich denke, dass Henry Beston da höchst hilfreich ist: „Wir behandeln sie wegen ihrer Unvollständigkeit herablassend, wegen ihres tragischen Schicksals, so weit unter uns selbst stehend Form angenommen zu haben. Und darin irren wir uns und irren uns sehr. Denn das Tier sollte nicht am Menschen gemessen werden. In einer älteren und vollständigeren Welt als der unseren bewegen sie sich perfekt und vollständig, ausgestattet mit Ausdehnungen der Sinne, die wir verloren oder nie erreicht haben und von Stimmen lebend, die wir nie hören werden.“4

 

In den 1980ern lernte ich jemand kennen, der seine exzellenten antiautoritären Texte und Flugblätter mit „70 animals“ zeichnete. Diese Art der Identifizierung hat mich schon immer bezaubert. [In a rather contrary spirit is the long-prevailing ban on that act of appropriation and greatest sin, anthropomorpism. Correcting this desperate error means that „A monkey cannot be angry: it axhibits aggression. A crane does not feel affection; ist displays courtship parental behaviour. A cheetah....+ siehe Fussnote 5, Unter den Arbeiten, die...] In einem eher gegenteiligen Geiste ist die langzeitig vorherrschende Ächtung mit diesem Akt der Aneignung und diesem grössten Sündenfall, nämlich des Anthropomorphismus bzw. der Vermenschlichung. Diesen verzweifelten Fehler zu korrigieren heisst Aussagen zurücknehmen wie etwa „Ein Affe kann nicht wütend sein: er zeigt Aggression. Ein Storch fühlt überhaupt nichts; er zeigt eine Balz oder ein Elternverhalten. Ein Gepard fürchtet den Löwen nicht, er zeigt ein Fluchtverhalten.“5 Wieso diese reduktive Herangehensweise nicht noch weiterführen und die Tiere einfach aus unserem Wortschatz tilgen? Was schon im Gange ist, falls der Oxford Junior Dictionary ein Hinweis darauf ist. Die Ausgabe 2009 fügte viele Technoworte wie Twitter und mp3 hinzu, während die Namen verschiedener Tiere, Bäume usw. ausgelöscht wurden.6 Kinder (und andere) haben ja immer weniger Kontakt zur Natur, schlussendlich.

 

Aber es gibt keinen Ersatz für einen direkten Kontakt mit der lebenden Welt, falls wir wissen wollen, was lebendig sein ist. Unsere eigene Welt schrumpft und welkt, von der tierischen Kultur, von den Zonen dieses gemeinsamen und erlernten Verhaltens abgeschnitten. Was Jacob Uexhull die Umwelt, das jeder Spezies bekannte Universum, nannte. Wir brauchen Offenheit für die Gemeinschaft unserer Anfänge und die gegenwärtige nichtmenschliche Lebenswelt.

 

Die Amphibien sind 300 Millionen Jahre lang hier; die Vögel 150 Millionen Jahre, Libellen fordern von der Biosphäre nicht mehr als sie es vor 100 Millionen Jahren taten, während die Homo Spezies, die sich nicht viel länger als 3 Millionen Jahre lang herumtreibt, die einzigen Tiere sind, die – seit der Domestizierung und der Zivilisation – nie zufrieden sind, immer neuen Ansprüchen nachjagen.

 

Könnte nicht sein, das die Natur zum Glücke aller nicht und nicht nur einer Spezies vorhanden ist?7 Ähnliches erahnen wir, wenn wir im Vakuum der Zivilisation nach Oasen der Wildheit suchen. „`Hoffnung´ ist das Ding mit Federn,“ schrieb Emily Dickinson.8

 

Wir haben den Sinn für die Anwesenheit oder der Aura der Tiere, für diejenige, die den eigenen Körper so sehr und vollständig bewohnen, fast ganz verloren. Die Leute in den traditionellen indigenen Kulturen haben diese Bewusstheit nicht verloren. Sie spüren ihre Verwandtschaft mit allen die leben. Etwas von diesem Band bleibt jedoch sogar mit uns und kann an kleinen Dingen gesehen werden – unsere instinktive Zuneigung für Singvögel, zum Beispiel.

 

Auch im nichtmenschlichen Reiche ist nicht alles heiter und leicht, vor allem in dieser kaputten und gestörten Welt. Vergewaltigungen wurden bei Orang-Utans, Delphinen, Robben, Dickhornschafen, Wildpferden und einigen Vögeln beobachtet, obwohl es bei keiner dieser Spezies die Norm ist.9 Doch sogar in den von männlicher Macht geprägten Tiergesellschaften sorgen die Weibchen, im Gegensatz zu den meisten (domestizierten) menschlichen Gesellschaften, allgemein selbstständig und eigenverantwortlich für ihren Erhalt. In einigen Gruppierungen sorgen die Weibchen tatsächlich für alles. Löwinnen zum Beispiel, strecken ihre Beute nieder.10 Jede Elchherde wird von einer Kuh angeführt, so weise wie beim Kojote, Wolf, Luchs, Berglöwen und Menschen. Auch ist Tatsache, neben Vielen, dass Nichtmenschliche genauso individuell unterschieden werden können wie wir. Delia Akeley kam zum Schluss, dass „Affen ihre Laune mit derselben Häufigkeit wechseln wie es menschliche Wesen tun“11 und Berry Lopez bemerkte „ausgeprägt unterschiedliche individuelle Persönlichkeiten“ bei Wölfen.12 Aber unter den nicht domestizierten wird die Abwesenheit vieler alter, kranker und versehrter Tiere festgestellt. Zum Funktionieren der „Nahrungskette“ stellen sich hier Fragen wie: töten die Wölfe Tiere, die ihrem Ende sowieso schon nahe sind – die alten, kranken, verletzten? Nach Lopez scheint das mehr oder weniger der Fall zu sein.13

 

Hierarchie und Herrschaft unter anderen Spezies ist eine seit langer Zeit oft unbegründet bestehende Annahme. Die 1922 entstandene Idee, es gebe generell oder sogar immer eine „Hackordnung“, stammt von einem norwegischen Akademiestudenten. Seine Vorstellung kam von der Beobachtung domestizierter Küken in seinem Hinterhof und verbreitete sich im Bereich der Tierforschung virulent. Das ist ein klassisches Beispiel einer Projektion von der menschlichen Domestizierung wo, natürlich, Hierarchie und Herrschaft tatsächlich die Regel sind. Deren Universalität löst sich angesichts der Tatsache auf, dass die Hackordnungen des Hofgeflügels in wilden Schwärmen nicht vorkommen.

 

Ähnlich ist der Irrtum, das Freudsche Paradigma der mörderischen Rivalität zwischen Vätern und Söhnen beschreibe den natürlichen Zustand. Fragwürdig schon in der ersten Anwendung, ist es gegenüber Nichtmenschlichen selbstverständlich noch viel fragwürdiger. Masson und McCarthy berichten von Zebra-, Kiwi-, Biber-, Wolfs- und Mangustenväter, die Wohlwollen und Zuneigung für ihre Nachkommen zeigen.14 Die südamerikanischen Spinnenaffen, Weibchen und Männchen, sind nicht-aggressiv, tolerant und kooperativ. Steve Kempers „No Alpha Male Allowed – Keine Alphamännchen erlaubt“ konzentriert sich auf Karen Striers Arbeit mit den Spinnenaffen, wo die vorherrschende Vorstellung über die Primatenmännchen auf den Kopf gestellt wird.15 Unter den asiatischen Gibbon, in Paaren lebenden Primaten, kann das Männchen nach dem Ende der sexuellen Aktivität noch sehr lange mit seinem Weibchen zusammenbleiben.16

 

John Muir beschrieb eine Gans, die einen Jäger attackierte um einer verletzten Artgenossin zu helfen: „Nie zuvor hatte ich die Wildgans für gefährlich gehalten oder zu solch edler Ergebenheit bis zur Selbstaufopferung fähig.“17 Gänse paaren sich monogam und fürs ganze Leben.

 

Die sozialen Eigenschaften der elterlichen Fürsorge, der kooperierenden Nahrungssuche und der gegenseitigen Zuneigung oder Hilfe sind unter den Nichtmenschlichen weit verbreitet. Mary Midgley fasst es so zusammen: „ihre natürliche Veranlagung einander zu lieben und zu vertrauen.“18 Auch anderen Liebe und Vertrauen zu schenken, beispielsweise Menschen, bis zum Punkt solche grosszuziehen. Jacques Graven erzählt in einem bemerkenswerten Bericht von Kindern, die von Wölfen, Bären, Gazellen, Schweinen und Schafen adoptiert wurden.19

 

In seinem überwältigenden Desert Solitaire stellt sich der mürrische Edward Abbey vor, dass die Frösche, die er singen hört, es mit verschiedenen praktischen Absichten tun, „aber auch aus spontaner Liebe und Freude.“20 N.J. Berrill erklärte: „Ein Vogel sein bedeutet intensiver leben als jede andere lebende Kreatur, Mensch mit einbegriffen... sie leben in einer Welt, die andauernd Gegenwart ist und meist voller Freude.“21 Joseph Wood Krutch meinte, wir hätten unsere Fähigkeit zur Freude schwinden sehen. Für die Tiere entschied er: „Freude scheint ihnen wichtiger und zugänglicher zu sein als uns.“22

 

Verschiedene nichtmenschliche Intelligenzen scheinen kürzlich viel angesehener zu sein als früher. John Hoptas und Kristine Samuelsons TokyoWaka, ein Dokumentarfilm von 2013, befasst sich mit talentierten urbanen Raben. Etwa wie sie ihre Schnäbel einsetzen um Haken aus ästen zu formen um damit Larven aus den Bäumen zu angeln. 2002 erklärte z.B. ein Forscher der Oxford University, dass ein Rabe aus Neukaledonien namens Betty das erste Tier gewesen sei, das ein Werkzeug für eine spezifische Aufgabe auf Anhieb und fehlerlos hergestellt habe, was die Primaten offensichtlich noch vollbringen müssen. Nach J.H. Williams enthüllen die Handlungen der Elefanten „immer eine Intelligenz, die improvisierte Lösungen für Probleme findet.“23

 

Erstaunlicher ist das, was über Tiere ans Licht kommt, die wir gewöhnlich in der „Nahrungskette“ als viel tiefer stehend betrachten. Katherine Harmon Courage hat vorher noch nie beobachtete Eigenschaften des Oktopus entdeckt. „Er kann Labyrinthe überwinden, Gläser öffnen, Werkzeuge benutzen. Er hat sogar das, was ein komplexes Innenleben zu sein scheint.“ Und „er hat ein Gehirn, das dem Gehirn fast jeder Kreatur, die wir als intelligent betrachten, überhaupt nicht gleicht.“24 Diesen Linien entlang gibt es ein zunehmendes Interesse für das „Kaltblüter-Bewusstsein“, mit kürzlich erschienenen Studien, die beweisen, dass Reptiliengehirne nicht so unterentwickelt sind wie wir es meinten. Z.B. Eidechsen und Schildkröten haben eindrückliche Problemlösungs-Fähigkeiten gezeigt.25

 

Jacques Graven war erstaunt mitzukriegen, dass die Methoden „eines Karpfens und einer Ratte“ zur Überwindung eines Labyrinths „sich kaum unterscheiden“, und dass bemerkenswerte Leistungen von Säugetieren „in fast identischer Form bei Insekten auftreten.“26 Labyrinthe und ähnliches betreffend kann angefügt werden, dass in kontrollierten Laborexperimenten sehr wenig wirklich Wahres gefunden werden kann, egal welche Spezies solchen unterzogen wird.

 

Die Erinnerung ist für viele Kreaturen als Überlebenshilfe wichtig. Das Werk des Tierforschers Tetsuro Matsuazwa belegt, dass Schimpansen ein weit besseres Gedächtnis haben als Menschen.27 Heuschrecken haben ein vielmals besseres Gehör als wir. Honigbienen können ultraviolettes Licht sehen, für uns ist es unsichtbar. Die Fliegenwespe kann durch festes Holz riechen. Der Monarchfalter hat einen zweihundertfach sensibleren Geschmackssinn als die menschliche Zunge. Der Mistkäfer findet seinen Weg mit der Milchstrasse als Bezugspunkt. Tiere mit vier Beinen, und wer keine Schuhe trägt, nehmen wahrscheinlich eine Vielfalt an Ausstrahlungen und Schwingungen auf, die bei uns nicht ankommen. Was ist mit den Haushunden und Hauskatzen, die hunderte Meilen von ihren Gastfamilien entfernt werden und sie manchmal wiederfinden? Nur irgendeine Art von Telepathie könnte die meisten dieser Fälle erklären.

 

Über die Fähigkeiten der Tiere könnte noch viel mehr berichtet werden. Oder über ihr Spiel. Anerkennen dass Tiere spielen, ist nicht „anthropomorph“. Betrachte jedoch die Balz der Vögel. Ich habe den wunderbaren Morgentanz des kanadischen Storches gesehen. Sie tanzen und haben eine unendlich lange Liste von Menschengesellschaften inspiriert. Was ist mit der Wildgans, deren harmonische Grazie, Eleganz und Hingabe uns Menschen in den Schatten stellt?

 

Individuen vieler Arten handeln im Bewusstsein, dass zwischen dem „Ich“ und dem „nicht Ich“ ein Unterschied besteht. Ein Individuum einer Spezies kann immer ein anderes derselben Spezies erkennen. Diese Formen der Selbsterkenntnis sind selbstverständlich. Ein weiteres Beispiel ist das der Grizzlybären, die sich ausser Sichtweite von Menschen und anderen halten. Das ist ein Bewusstsein – das „Ich“ wenn ihr wollt – mit dem der ganze Körper erfüllt sein muss.

 

Aber erkennen die Nichtmenschlichen, dass sie „Ichs“ sind? Haben sie eine Selbsterkenntnis um ihre Sterblichkeit zu realisieren? Viele behaupten ein Fehlen von Selbstreflektion und machen aus diesem angenommenen Mangel die primäre Trennlinie zwischen dem Menschen und allen anderen Tieren. Bienen benutzen Zeichen, aber sind sich ihrer Signalisierungen nicht bewusst. Doch auf welcher Grundlage können wir Mutmassungen darüber anstellen, was Bienen oder andere Tiere wissen oder nicht wissen? Schimpansen und Orang-Utans erkennen sich selbst im Spiegel; Gorillas nicht. Was genau wird damit aufgezeigt?

 

Es gibt tatsächlich ziemlich viele ungelöste Fragen darüber, inwiefern menschliches Verhalten bewusst oder unbewusst ist, vor allem im Lichte der Tatsache, dass das Bewusstsein in uns selbst eine dermassen total unergründliche Angelegenheit ist. Die komplexen, flexiblen und anpassungsfähigen Antworten, die wir unter den Lebenden dieses Planeten als Gesetzmässigkeit feststellen, mögen von Selbsterkenntnis geleitet sein oder nicht. Aber Selbsterkenntnis ist nicht gleich ein Alles-oder-Nichts-Phänomen. Die Unterschiede zwischen Menschen und Anderen wurden als nicht radikal festgestellt; sie sind wahrscheinlich eher eine Frage des Grades. Grundlegender noch: wir wissen nicht einmal, wie wir ein Bewusstsein verstehen können, das anders ist als unser eigenes.

 

Unsere Vorstellung von Selbsterkenntnis, so vage sie auch ist, scheint der goldene Standard zur Einschätzung der Nichtmenschlichen zu sein. Die andere Grundvoraussetzung [watershed condition] ist die Sprache: besitzen wir sie als einzige Spezies? Und diese zwei Massstäbe marschieren gewöhnlich im Gleichschritt, in der Annahme, dass Bewußtsein nur mit den Mitteln der Sprache ausgedrückt werden kann. Es ist verlockend in der Sprache die Erklärung zum Bewusstsein zu sehen, sich zu fragen ob Letzteres nur für sprechende Wesen zutrifft. Es kann allerdings sehr schwierig erscheinen über den Zustand unseres Geistes nachzudenken ohne zur Sprache zu greifen. Aber wäre die Sprache die einzige Grundlage einer denkenden Ordnung, würden, schlussendlich, alle nichtmenschlichen Tiere in einer total ungeordneten Welt leben.

 

Wölfe, Hunde, Delphine, Elefanten und Wale, um einige zu nennen, verfügen über ein ungefähr gleich grosses Vokabelregister wie der Mensch. Die „Songs“ des Buckelwals sind über grosse Distanzen reichende und komplexe innerartliche kulturelle Ausdrucksformen. Mag sein, allgemein, dass die Rufe der Tiere eher eine Angelegenheit des Tuns als der Bedeutung sind.

 

Wenn wir nach unserer symbolischen Bedeutungsweise suchen, so scheint diese unter unseren Tiergefährten nicht nachhaltig zu sein. In ihrem Naturzustand imitierten Papageien die menschliche Stimme nie; Spezies, die man in Gefangenschaft anscheinend malen sah, tun das in der Wildnis nicht. Die zur Beherrschung der Sprache abgerichteten Primaten brauchen sie nicht wie die Menschen. Herbert Terrace, vormals überzeugter Vertreter der Bienensprachforschung, wurde zu einem ihrer schärfsten Kritiker. Der Versuch „einem Schimpansen, der eine Belohnung erhalten will, etwelche Sprachbrösel“ zu entreissen, sagt Terrace, ergibt kaum etwas Erhebliches.28

 

Tiere tun nicht was Menschen über die Sprache tun, nämlich das Ding durch ein Symbol ersetzen.29 Wie nach Tim Ingold: „sie zwingen dem Strom der Erfahrungen kein Begriffsschema auf und kodieren diese Erfahrung also nicht in symbolischen Formen.“30 Ein verblüffender Reichtum an verschiedensten Zeichen ist nicht gleich symbolisieren. Wenn eine Kreatur ihre bewussten Handlungen bekannt gibt, tut sie es ohne den Bedarf sie zu beschreiben, sie darzustellen.

 

Der Poet Richard Grossman fand, dass Wahrheit „die Art und Weise, wie sie selbst spricht“ ist.31 Jacques Lacan betrachtete die Orientierung Richtung Darstellung als Mangel; das Tier hat diesen Mangel, der das menschliche Subjekt konstituiert, nicht. Im Herzen der Natur, schrieb Joseph Wood Krutch, liegen die Werte, „die von der Sprache noch nicht eingefangen wurden;“ und fügte an, die Qualität von Schäden sei „jenseits des Bedarfes an Worten“ angesiedelt.32

 

Ich habe mich lange gefragt wieso so viele Tiere uns in die Augen schauen. Was meinen sie damit? Gavin Maxwell gefiel die „prüfende Neugier“ der Augen kanadischer Schweinewale,33 während Dyane Fosseys Buch Gorillas im Nebel voller Beispiele von Gorillas und Menschen ist, die einander vertrauensvoll anstarren. John Muir schrieb von Stickeen, einem Alaska-Hund, mit dem er einer lebensbedrohlichen Situation entkam: „Seine Charakterstärke liegt in seinen Augen. Sie blicken so alt wie die Hügel und so jung und so wild.“34 John Lane war von den Augen der Alligatoren ergriffen, eine Erfahrung, „die unvergesslich ist. Ihre schwarzen Augen hielten so still als würden sie Millionen Meilen oder Jahre durchdringen.“35

 

Vielleicht kann man da mehr lernen, von diesen direkten Fenstern, von dieser Offenheit und Direktheit, als mit den Mitteln der höchstwahrscheinlich unbeantworteten Fragen über das Bewusstsein und die Sprache. Und wenn wir manchmal mit diesen Augen sehen könnten, würde uns das vielleicht erlauben, uns selbst wirklich zu sehen?

 

In den Augen liegt eine unvermittelte Aufrichtigkeit. Hier kann der Tod erwähnt werden, als die vielleicht letzte vermittelte Erfahrung oder sicher als eine derselben. Ihrem eigenen Ende nahe, spürte Lorelen Eiseley, dass wilde Dinge „ohne Zweifel, ohne Wissen um Gnade im Universum, nur sich selbst und den eigenen Pfad bis zum Ende kennend“ sterben.36 Ernest Seton-Thompsons Biografie eines Grizzly (1901) beinhaltet viel über den Tod. Heute sind wir noch entfernter von der Begegnung mit der Wirklichkeit des Todes – und der Tiere. Je mehr unsere Leben schrumpfen, desto wahrer sind Thoreaus Worte von 1859: „Es scheint als sei kein Mensch in Amerika je gestorben; denn um zu sterben, muss man vorher gelebt haben.“37 Es bleibt nur noch anzufügen: es sind nicht die Menschen, die wissen wie man stirbt, sondern die Tiere.

 

Fast als Eingeständnis haben die Menschen nach Vergeltung mit ausgesuchten Spezies als Opfer geschmachtet. Domestizierung ist eine Art von Tod, indem die tierische Vitalität in einen unterjochten Zustand gezwängt wird. Wenn Tiere kolonisiert und in Besitz genommen werden, werden die Domestizierten wie die Domestizierenden qualitativ reduziert. Es ist für alle Betroffenen der sprichwörtlich „grösste Fehler in der menschlichen Geschichte“. Die direkten Opfer, ehemals durchaus fähig für sich selbst zu sorgen, verlieren an Autonomie, Bewegungsfreiheit, Hirnvolumen und das, was Krutch „heroische Tugenden“ nannte.38

 

Ein Zuchtschwein ist ziemlich genauso ein menschliches Artefakt wie das Bauern Traktor. Siehe den Vergleich mit einem wilden Keiler. Wild heisst frei. Für John Muir stellten die Wildschafe die Verhältnisse vor dem Fall dar. Umgekehrt erkannte er: „Wenn ein domestiziertes Schaf überhaupt ein Signal war, dann das für die Zersetzung des Werkes des Menschen durch diesen selbst und seine Aggressionen.“39 Der Massstab für die Perfektion von Tieren war, nach Nietzsche, ihr „Grad an Wildheit und ihre Stärke darin, der Domestizierung zu entgehen.“40 Im Lichte des breiten Unterdrückungssystems nennt David Nibert die Institution „domesecratin“ und es erstaunt nicht, dass sogar gegen den Gebrauch derselben Benennung für wilde oder domestizierte Mitglieder einer Spezies Einwände erhoben wurden.

 

Der Industrialismus führte natürlich massenweise zu weit schlechteren Lebensbedingungen, zum Massenelend zur Versorgung der Massengesellschaft. Als zur allgemeinen Gefangenenhaltung einwandfrei passende Ergänzung, sind Zoos und geschützte Meeresgebiete die Schaukästen weiterer Sklaverei. Da die gebäude- und massenfreie Welt zurückweicht, löst sich die Trennlinie zwischen undomestiziert und domestiziert auf. Praktisch alles erfordert Management, was bis zum Widerspruch an sich des „wildlife managements“ getrieben wird. Wir sind nun faktisch in einer neuen Ära der Domestizierung, inklusive, in den letzten Jahrzehnten, eine noch nie dagewesene Ausuferung der kontrollierten Tierzucht.41

 

Der vollkommen nicht-biozentrische und humanistische Mythos der Unsterblichkeit gehört zum Ethos der Domestizierung und seine Rituale sind eher auf die Aufopferung als auf die Freiheit des Lebens vor der Domestizierung fokussiert. Freuds ödipales Familienmodell ist ein gemeinsames Produkt der domestizierten Tiere und des Vaters. Lacans Formulierungen stammen oft von Feststellungen über Käfigtiere und Kristevas Begriff von Niedertracht oder Bedrohung bezieht sich im Grunde auf den Akt der Domestizierung. Aber die Undomestizierten beteiligen sich nicht an ihrer Assimilation in die Gesamtheit des Eroberten, in Freudschem Sinn oder anderweitig.

 

Einst war ein gemeinschaftliches Leben von Organismen in einem Ökosystem. Leben von Leben ernährt, aber nicht in einer destruktiven Bahn. Sogar jetzt sollten wir nicht vergessen, dass der Sieg der Domestizierung weit von total entfernt ist. Aus verschiedenen Gründen stehen viele Spezies ausserhalb ihres Orbits. „Der Löwenbändiger bändigt eigentlich gar nichts,“ erinnert uns John Harrington. Er muss in den Grenzen bleiben, die von den Katzen bestimmt wurden.42

 

Fast alles über die Wale ist ein verführerisches Mysterium.“ folgerte Diane Ackermann.43 Wendell Berry zitiert in seinem Gedicht „To The Unseeable Animal – Dem Unsichtbaren Tier“ seine Tochter: „Ich hoffe es gibt irgendwo ein Tier, das nie jemand gesehen hat. Und ich hoffe, dass niemand es je sehen wird.“44 Brauchen wir soviel über andere Tiere zu wissen und können wir das überhaupt? Vielleicht bräuchten wir am ehesten das Wissen, dass wir sie möglicherweise in ihrer Nicht-Domestizierung erreichen können.

 

Kant irrte sich mächtig über die menschliche Überlegenheit. „Als einziges Wesen auf Erden, das Verstand besitzt, trägt es zu Recht den Titel Herr der Natur.“ 45 Walt Whitman gibt eine einfache Antwort: „Nenne die Schildkröte nicht wertlos weil sie nicht etwas anderes ist.“46 Bemerkenswert ist, dass Frauen das dominieren, was man Tierethologie nennt. Und weit von der Neigung entfernt sind, dem kopflosen Irrtum Kants zu folgen.

 

 

Die Illusion der menschlichen Herrschaft über die natürliche Welt kommt in vielen Formen daher. Eine ist die Annahme, dass unsere Fähigkeit uns langfristige Sicherheit gibt; wir vergessen, dass diese Ausrichtung uns auf die Länge in Gefahr bringen kann. Unsere verlorene Verbindung, unser verlorenes Bewusstsein haben uns in ein Zeitalter aller möglichen Gräuel geführt. Und wie Olaus Murie einst sagte, „In der Evolution des menschlichen Geistes kann einem Volk etwas viel schlimmeres als eine Hungersnot geschehen.“47

 

Jacques Derrida kam zur Einsicht, dass die für die Menschen primäre Bedeutung des Problems des Tierseins zentral für „die Essenz und Zukunft der Menschheit“ ist.48 Das Bild eines freien Tieres initiiert einen Tagtraum, als Ausgangspunkt, von dem aus das träumende Subjekt aufbricht. Unterdessen schafft es die lebendige Wirklichkeit, die Kommunion unter Spezies, noch zu überleben. Die Inupiat Eskimo und das Volk der Gwich'in, die immer noch ohne Landkarte reisen und die Richtung ohne Kompass finden, wissen, dass die Karibus ein Stück von ihnen im Herzen tragen, während sie das Karibu in ihren Herzen tragen.49

 

Die Empfehlung zur Unmittelbarkeit, zur direkten Verbindung wurde nicht ausgerottet. „Doch frage jetzt die Tiere/Und sie werden dich lehren;/Und die Gefiederten der Luft/Und sie werden dich lehren;/Oder sprich zur Erde/Und sie wird dich lehren.“ (Hiob12:7-8) In der Arktis entfernte sich Jonathan Waterman von der Trennung, von der Domestizierung: „Zuerst entfernte ich die Uhr. Meine Fähigkeit zur Isolierung von verschiedenen und identifizierbaren Gerüchen wurde absolut irre. Mein Gehör schien besser zu werden.“50 Fern der Arktis wurden die Spuren dieser Dimension immer gespürt. Melville fühlte angesichts eines Pottwales eine kolossale Existenz, ohne die wir unvollständig sind. Man denke an Virginia Woolfs Gebrauch von tierischem Wortschatz und Beziehungen zwischen den unterschiedlichen Spezies.

 

Etwas Ganzes, etwas Ungebrochenes war Millionen von Jahren da, bevor Homo auftrat. Und es hat uns das als Erbe hinterlassen, was Henry Beston Sheahan unseren „tierischen Glauben“ nennt, den er vom Maschinenzeitalter zerstört sah.51 Wir sind verloren, aber andere Tiere weisen den richtigen Weg. Sie sind der richtige Weg.

 

Uns fehlt der Zustand der Gnade, aber wir wissen, wie sehr er bedroht ist. Laurie Allman, als sie einen Singvogel aufnahm: „Ich kann auf Anhieb sagen, dass er nicht weiss, dass er in Gefahr ist. Er weiss nur, dass sein Job singen ist, an diesem Tag, von der Spitze der jungen Tanne dort herab. Sein Schnabel ist offen, voll vom Himmel hinter ihm.“52

 

 

Hier noch Richard Grossmans Zeilen für eine Rückkehr zum alten Glück:

 

Wir sollten

einen Sinneswandel schmieden

und zum Verständnis

des Geistes als tierisch gelangen

 

 

Wir sind immer noch Tiere auf dem Planeten, mit all seinem ursprünglichen Botschaften, die in unserem Wesen warten.

 

Dezember 2013

 


 

1 Zit. In Marc D. Hauser, Wild Minds: What Animals Real Think – Wilde Gedanke: Was Tiere wirklich denken (New York: Henry Holt and Company, 2000), S. 70

2 Konrad Lorenz, The Waning of Humaneness (Boston: Little, Brown and Company, 1987), S.70

3 Aldo Leopold, A Sand County Almanac(New York: Ballantines Books, 1976), S.83

4 Henry Beston, The Outermost House (New York: St. Martin´s Griffin, 2003), S.25

5 Jeffrey Moussaieff Masson und Susan McCarthy, When Elephants Weep – Wenn Elefanten weinten (New York: Delacorte Press, 1995), S.34. Unter den Arbeiten, die auf ein Abrücken vom Anti-“Anthropomorphismus“ hinweisen, finden wir ask now the beasts von Ruth Rudner (New York: Marlowe & Company, 2006) und How Forests Think (Berkeley: University of california Press, 2013).

6 Eoin O'Carroll, „Oxford Junior Dictionary Dropping 'Nature' Words“, Christian Science Monitor, 9. Februar 2009

7 Ein übler linkslastiger Gegen-Begriff ist History of Animals: An Essay on Negativity, Immanence and Freedom von Oxana Timofeeva (Maastricht: Jan van Eyck Academie, 2012), Vorwort von Slavoj Zizek. Timofeeva verurteilt den Widerstand der Natur gegen die Technologie, während sie bizarrerweise den Anspruch erhebt, Tiere seien natürliche KommunistInnen! Z.b. S. 146-147

8 Zit. In Susan Hanson, Icons of Loss and Grace (Lubbock: Texas Tech University Press, 2004), S. 182

9 Masson and McCarthy, op. cit., S.140

10Barbara Noske, Humans and Other Animals (London: Pluto Press, 1989), S.115

11Vera Norwood, Made from his Earth (Chapel Hill: The University of North Carolina Press, 1993), S. 235

12Barry Lopez, Of Wolves and Men (New York: Scribner Classics, 2001), S.18

13Ibid., S.55

14Masson and McCarthy,op. cit., S.72

15Steve Kemp, „No Alpha Males Allowed“, Smithsonian, September 2013, S. 39-41

16Noske, op. cit., S.116

17 John Muir, The Story of My Boyhood and Youth (Boston: Houghton Mifflin Company, 1912), S.151

18Mary Midgley, The Ethical Primate (New York: Routledge, 1994), S. 131

19Jacues Graven, Non-Human Thought (New York: Stein and Day, 1967), S. 68

20 Edward Abbey, Desert Solitaire: A Season in the Wilderness (New York: Ballantine Books, 1971), S.157

21Zit. In Joseph Wood Krutch, The Great Chain of Life (Boston: Houghton Mifflin Company, 1956), S. 224

22 Ibid., S. 227

23J.H. Williams, Elephant Bill (London: Rupert Hart-Davis, 1950), S. 58

24Katherine Harmon Courage, „Alien Intelligence“, Wired, Oktober 2013, S.84

25Emily Anthes, „Coldblooded Does Not meann Stupid“, New York Times, 19. November 2013, S. D1,D2

26 Graven, op. cit., S. 127

27 Justin McCurry, „Chimps Are Making Monkeys Out of Us – Die Schimpansen machen uns zum Affen“, The Observer, 28.September 2013

28Zit. In Stephen Budiansky, If a Lion Could Talk (New York: Free Press, 1998), S. 45

29Kelly Oliver, Animal Lessons: How They teach Us to be Human (New York: Columbia University Press, 2008), S.186

30Tim Ingold, Evolution and Social Life (New York: Cambridge University Press), 1986), S. 331

31Richard Grossman, „The Truth“, in Animals (Minneapolis: Zygote Press, 1983), S. 421

32Leopold, op. cit., S.102

33Gavin Maxwell, Ring of Bright Water (Boston: Nonpareil Books, 2011), S. 45

34Edwin Way Teale, The Wilderness World of John Muir (Boston: Houghton Mifflin Company, 1954), S. 281

35John Lane, Waist Deep in Black Water- Hüfthoch im schwarzen Wasser (Athens: University of georgia Press, 2002), S. 49

36Loren Eisely, The Night Country (Lincoln: University of Nebraska Press, 1997), S. 173

37Henry David Thoreau, The Journal, 1837-1861, Hrsg. Damion Searls (New York: New York Review of Books, 2009), S. 585 (Eintrag am 22. Oktober 1859)

38Krutch op. cit. , S. 102

39Michael P. Cohen, The Pathless Way: John Muir and American Wilderness (Madison: University of Wisconsins Press, 1984), S. 173, 176

40Jennifer Ham, „Taming the Beast“, in Jennifer Ham and Matthew Senior, Hrsg., Animal Acts (New York: Routledge, 1997), S. 158

41Clive Roots, Domestication (Westport CT: Greenwood Press, 2007), S. Xii

42Zit. In Lane, op. cit, S.125

43Diane Ackerman, The Moon by Whale Light (New York: Random House, 1991), S. 112

44Wendell Berry, „The Unseeable Animal“, in Ann Fisher-Wirth und Laura-Gray Streets, Hrsg. The Ecopoetry Anthology (San Antonio TX: Trinity University Press, 2013), S. 178

45Immanuel kant, Üb. J.C. Meredith, Critique of Judgement (Oxford: Oxford University Press, 1952), Teil 2, Abschnitt 431

46Walt Withman, Leaves of Grass (New York: Library of America, 2011), Abschnitt 13

47Zit. In Jonathan Waterman, Where Mountains are Nameless (New York: W.W. Norton, 2005), S. 237

48Zit. In Leonard Lawlor, This is Not Sufficient ( New York: Columbia University Press, 2007), S.7

49Waterman, op. cit., S. 212

50Ibid., S. 10

51John Nelson, „Henry Beston Sheahan“, Harvard Magazine, Sept./Okt. 2013, S.40

52Laurie Allman, Far From Tame (Minneapolis: University of Minnesota Press, 1996), S.73

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Das ist ja ganz großer geschwurbelter Mist. Dieses ganze zurück-zur-Natur-Ding hat immer etwas regressives und reaktionäres. Es sucht einen mythisch verklärten Urzustand, den es anzustreben gilt. Dies ist wichtiger Bestandteil völkischer Ideologien und Grundlage für faschistische Ideen.

Viele kamen allmählich zu der Überzeugung, einen großen Fehler gemacht zu haben, als sie von den Bäumen heruntergekommen waren. Und einige sagten, schon die Bäume seien ein Holzweg gewesen, die Ozeane hätte man niemals verlassen dürfen.

 

(zit. aus "per anhalter durch die galaxis)

kleine Anmerkungen:

Schonmal was von Infantizid gehört? sehr verbreitet unter säugetieren (töten von Jungtieren, nicht aufgrund von Hunger!)

Anpassung ist ein kognitiver Prozess?

nicht etwa ein evolutionärer prozess?

Evolution läuft auf beiden Ebenen ab, sowohl kognitiv, als auch evolutionär.

Die kognitive oder kulturelle (nicht unbedingt das Gleiche) Evolution ist scneller, als die evolutionäre.

Das ist das, was wir jetzt sehen. Die menschlichte Zivilisation ist erst in den letzten 10.000 Jahren entstanden, in der Region, die wir Europa nennen noch später. In diesem kurzen Zeitraum kann keine biologische Evolution stattfinden, dennoch die Menschheit ziemlich verrückte Sprünge gemacht und es geschafft die Kultur von Jäger_innen & Sammler_innen auf hochtechnologisierte Metropolen (in vielen Regionen zumindestens) umzuändern.

Im Prinzip sind Menschen biologisch gesehen Steinzeitjäger_innen, die mit über 100 km/h auf den Autobahnen rumrasen.

 

Hoffe das ist halbwegs verständlich....

Wo ist das Problem mit Infatizid ?

Primär hat Leben in jeglicher Form zum Ziel die jeweiligen Gene weiter zu geben und zu überleben.

Jedes Wesen ist egoistisch. Auch das Zusammenleben in Herden und Gemeinschaften erhöht bloß die Überlebenschance des einzelnen Individuums, auch Althruisitisches Verhalten geht in die Richtung (ich helfe dir, dann hilfst du mir).

 

Wenn ein Löwenmännchen die Jungen seines Vorgängers tötet, dann zeiht es die Weibchen zu sich, bzw bindet sie an sich und hat so die Möglichkeit seine eigenen Gene weiterzugeben.

 

Wir sollten uns von unserem westlichen Naturkonzept verabschieden. Natur ist weder gut noch schlecht und muss auch nicht in unsere Erwartungen passen.

Sie ist weder dazu da idealisiert zu werden, noch als Moralkonzept zu dienen.

Natur ist. Mehr auch nicht. (auch wenn sowas wie "natürliches" Umfeld in Mitteleuropa nicht mehr existiert.... Fichtenmonokultur <3)

Das wird vielen Menschen nicht gefallen (besonders auch nicht in der fortschrittsgläubigen Linken, bei den Hippieveganer_innen und den Primitivist_innen).

Erstmal schön, dass auch so Zeug übersetzt wird, auch wenn ich meine Probleme mit Zerzan habe.

Für mich ist der Typ eher ein weltfremder Spinner, der zwar berechtige Kritik liefert, aber sich zu sehr in naive Träumereinen verliert.

Außerdem pack ich seinen Schreibstiel nicht, aber das sind persönliche Dinge...

 

Würde mich freuen, wenn daraus ne Broschüre gebastelt wird, liest sich einfach besser in Papierformat mit paar Bildern drin und dann verliert sichs auch nicht so leicht in dieser Szenehomepage.