Hambacher Forst: Sind Kletterbullen keine Bullen mehr????

Baggerbesetzung

Wir sind die Gruppe, die am 14.3. die Baggerbesetzung im Tagebau Inden gemacht hat. Aus aktuellem Anlass haben wir einen Text zum Umgang mit Klettercops geschrieben.

Am Morgen des 15. März haben uns Klettercops des HIT Brühl von einem RWE-Kohlebagger im Tagebau Inden geräumt. Zum wiederholten Male mussten wir dabei Bekanntschaft mit einer ihrer besonders ekelhaften Eigenschaften machen: Ihrer Freundlichkeit. Die ist bei Kletterbullen weit verbreitet. Man stellt sich als die "coolen Polizist_innen" dar, macht flapsige (in unserem Fall teilweise auch sexistische) Bemerkungen, behauptet, nicht verantwortlich für die Handlungen der "nachbearbeitenden" Bullen (also diejenigen, die uns ins Gewahrsam bringen und dort einsperren) zu sein, und zeigt sich nur um die Sicherheit der Aktivist_innen besorgt. Zwischendrin fordern sie zur Kooperation auf, fordern kleine Gefallen - und bringen es fertig, dass wir uns albern fühlen, wenn wir trotzdem "eine Szene machen" und uns "auf stur stellen".


Wir glauben, dass das bei Klettercops zum Konzept gehört, dass sie so ausgebildet werden und ihre einzige Motivation ist, uns zur Kooperation zu bewegen. Wir haben selbst beobachtet, dass wir bei der Räumung teilweise Wege freiwillig gegangen sind oder ihnen sachen erleichert haben, was wir sonst nicht getan hätten. Aber wer sind wir denn?? Wir haben diesen Bagger besetzt, um solange wie möglich den tödlichen Normalbetrieb bei RWE zu stoppen. Deshalb hatten wir eigentlich den Anspruch an uns, eine Räumung möglichst lange hinauszuzögern. Zudem mussten wir feststellen, dass die Kletterbullen, nachdem wir aus unseren jeweiligen fixierten Positionen gelöst waren, kein Problem damit hatten, Schmerzgriffe anzuwenden und unsere Sachen zu zerstören.

In der Kletterszene wird diese Problematik von vielen Menschen nicht reflektiert betrachtet. Es kommen kumpelhafte Unterhaltungen mit den Cops vor, es gibt eine Art "Kodex" (zumindest bei einer Person von uns wurde dieser auch während des Aktionsklettertraining vermittelt), wie mensch miteinander umgeht. Das ist aus zweierlei Gründen problematisch: Zum einen kommt es dadurch sehr oft während Räumungen zu Aussagen von Aktivist_innen gegenüber den Klettercops. Zum anderen geht völlig unter, dass sie immer noch Bullen sind!

Klettercops sind nicht einfach andere Kletter_innen, die nur zufällig im anderen Team spielen. Sie haben sich wie alle anderen Bullen dazu entschlossen, aktiv die herrschenden Verhältnisse, Staat und Kapitalismus zu schützen. Wenn bei der Zerschlagung von Demos, der Abschiebung von Flüchtlingen oder dem Einsperren von Leuten in Knästen Kletteraufgaben anfallen würden, würden sie diese sicher bereitwillig erfüllen. Unserer Meinung nach sollte mensch sie deshalb nicht anders behandeln als Einsatzhundertschaften oder Streifenbullen.

Um Missverständnissen vorzubeugen: Uns ist klar, dass für Rangeleien und körperliche Auseinandersetzung eine Klettersituation total ungeeignet ist. Kommunikation über sicherheitsrelevante Sachen ist natürlich notwendig, und wir müssen immer sicher gehen, dass niemensch gefährdet wird, aber dabei sollte es auch bleiben. Freundliches Gelaber oder jede Art von Kooperation, die nicht unseren eigenen Überlegungen entspringt, sind absolut unpassend - zum einen, weil sowieso keine Aussagen bei Polizei und Staatsanwaltschaft, zum anderen aufgrund der Rollen, in denen wir uns in solchen Momenten befinden. Wir haben aus der Aktion gelernt, vorher über den Umgang mit Klettercops zu sprechen, sodass es nicht zu Aussagen kommt und nicht mehr Kooperation als unbedingt nötig stattfindet.

In diesem Sinne: No Justice, No Peace, Fight the Police!

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...freundliche Cops? Wie perfide! Sind da im Forst eigentlich nur Hippies unterwegs? Wir werden hier seit Monaten mit Artikeln über brutale Dorfbullen und Securities bombardiert, und jetzt beschwert ihr euch allen Ernstes darüber, daß die euch nicht die Seile kappen und aus euren Baumhäusern werfen? Macht so weiter und ich kaufe mir RWE-Aktien! Sind eh billig gerade.

Vergesst nicht Euer Ziel und richtet euer Handeln daran aus.

 

https://www.youtube.com/watch?v=btBw70HAys4

ich finde es gut, dass ihr das hier so veröffentlicht habt.

in einer solchen stresssituation (am kram/baum/etc.) hängend, kann mensch noch schwerer spontan "rational" (aka keine kooperation mit bullen) handeln.

find also die kommentare über mir völlig unangebracht.

also weiter so! cool, dass ihr dabei für euch was wichtiges gelernt habt.

Also, ich finds auch gut, dass ihr prinzipell erst mal kollegiale KletterInnen bleiben wollt. Es ist gut, wenn ihr gewinnt. Aber nicht um jeden Preis.

„Wir sagen natürlich, die Bullen sind Schweine. Wir sagen, der Typ in Uniform ist ein Schwein, kein Mensch. Und so haben wir uns mit ihnen auseinanderzusetzen. Das heißt, wir haben nicht mit ihm zu reden, und es ist falsch, überhaupt mit diesen Leuten zu reden. Und natürlich kann geschossen werden. Denn wir haben nicht das Problem, daß das Menschen sind, insofern es ihre Funktion ist beziehungsweise ihre Arbeit ist, die Verbrechen des Systems zu schützen, die Kriminalität des Systems zu verteidigen und zu repräsentieren.“

Dieses Zitat ist doch von Anno Tobac. Ich glaube, von irgendsoner wildgewordenen Pfarrerstochter. Egal: Aus dem Zusammenhang gerissen sowieso völlig wertlos für die Arbeit von AktivistInnen - erst recht in in der beschriebenen Situation. Jedenfalls in keiner Weise hilfreich für Leute, die so wichtig sind, für uns hier.

Ulrike Meinhof ist nicht irgend so eine wildgewordenene Pfarrerstochter sondern eine bedeutende und sehr wichtige Revolutionärin! Für uns bedeutet Sie Vorbild, Ansporn und Auftrag zu gleich! Ein bischen mehr Respekt vor der Würde eines solchen Menschens täte uns allen gut, vor allem in einer Diskussion über diese miesen Schweiss-Bullen!

 

Dir Revolution war, ist und wird sein!

Das kannst du ja gerne glauben. Nur Du kannst wissen, was dir und Euch wichtig ist. Und das hört man und frau ja oft von älteren Leuten. Aber rede damit nicht den Leuten rein, die einer wichtigen Aufgabe in der Gegenwart nachgehen. Und wo sie denn Fragen auch eine Antwort verdient haben, die mit ihrem Handeln zu tun hat und nicht mit... Ikonen des vorigen Jahrhunderts.