[Berlin-Prenzlauer Berg] Konzert der rechten Limited Booze Boys geplant: Vom Ende einer unpolitischen Band

Limited Booze Boys geplant: Vom Ende einer unpolitischen Band

Am 11. April 2015 feiert der Ber­liner Metal­club „Black­land“ am aktu­ellen Standort in der Lili-Hennoch-Straße in Berlin-Prenzlauer Berg sein fünf­jäh­riges Bestehen. Als Head­liner wird die Band „Limited Booze Boys“ aus Thü­ringen ange­kün­digt. Die Band ist umstritten, spä­tes­tens seit bekannt wurde, dass ihr lang­jäh­riger Gitar­rist Hen­ning Haydt in den 1990er Jahren zum Kern der Jenaer Neo­na­zi­szene gehörte und dass gegen ihn im Zusam­men­hang mit dem Unter­tau­chen des NSU-„Trios“ ermit­telt wurde. Wei­tere Bilder zeigten Mit­glieder der Band mit Neonazi-Tattoos und Beklei­dung der Nazi­marke „Thor Steinar“. Nachdem einige Auf­tritte der Band auf­grund der im Raum ste­henden Vor­würfe abge­sagt wurden, ver­ließ der Gitar­rist die Band. Die ver­blie­benen „Booze Boys“ stellen sich seitdem als Opfer einer Ver­leum­dungs­kam­pagne dar und waschen ihre Hände in Unschuld.

 

Ein Blick auf die Aus­sagen, die Band­mit­glieder bis heute im Internet ver­breiten, zeigt jedoch dass offener Ras­sismus und völ­ki­sches Denken zum gän­gigen Mei­nungs­bild gehören. So schrieb Band­bas­sist „Harti“ kürz­lich: „Die Polit­ver­bre­cher wollen das deut­sche Volk und die gesamte weiße Rasse aus­rotten, weil sie selbst dafür zu feige und zu unfähig sind, holen sie die Mör­der­banden aus der ganzen Welt nach Europa.“ State­ments dieser Art finden sich auch in den öffent­li­chen Aus­sagen wei­terer Band­mit­glieder. Auch das „Black­land“ stand seit seiner Eröff­nung bereits mehr­fach wegen seiner feh­lenden Abgren­zung nach rechts in der Kritik. Warum die Dis­tan­zie­rungen der „Limited Booze Boys“ zur rechten Szene unglaub­würdig sind und warum die Band auch im Jahr 2015 noch immer untragbar ist, soll im Fol­genden dar­ge­legt werden.

 

„Limited Booze Boys“ — eine Mischung aus Hard­rock und Oi im Schot­ten­rock

 

Die Band Limited Booze Boys wurde 1999 im thü­rin­gi­schen Stadt­roda um Sänger Tom Kro­ne­berger (damals Schlag­zeug), Lead­gi­tar­rist Hen­ning Haydt, Gitar­rist Mirko Kopper („Koppi“) und Bas­sist Frank Lang­mann gegründet. Später stieß Andreas Kret­schmar hinzu („Wanze“), der das Schlag­zeug über­nahm. Nachdem Grün­dungs­mit­glied Lang­mann die Band ver­ließ, wurde er durch Jens Hart­mann ersetzt („Harti“).

 

Mit einer Mischung aus Metal, Hard­rock und Oi, unter­malt durch meist eng­li­sche Texte the­ma­tisch von Kampf, Zusam­men­halt und nor­di­sche Mytho­logie, erspielte sich die Band im Laufe der Jahre über zahl­reiche Auf­tritte eine gewach­sene Fan­ge­meinde. Neben pro­vin­zi­ellen Jugend­clubs , Metal– und „Deutschrock“-Festivals, zählen auch Biker­treffen und die Club­häuser diverser Motor­rad­clubs zu den bevor­zugten Auf­tritts­ge­le­gen­heiten der Band. Der mar­tia­li­sche Habitus, ober­kör­per­frei, Schot­ten­rock und schwere Stiefel, scheint beim Publikum gut anzu­kommen. Trotzdem war das Jahr 2012 für die Band kein Gutes. Eine Reihe von Ent­hül­lungen führte dazu, dass zuerst der rechte Hin­ter­grund Hen­ning Haydts und schließ­lich auch das Auf­treten wei­terer Band­mit­glieder zuneh­mend in der Kritik standen.

 

Inhaltsverzeichnis:

  1. Ein „kurz­haa­riger Bom­ben­bastler“, über das Vorleben von Ex-Leadgitarrist Henning Haydt in der rechten Szene Thüringens, 1997-2003
  2. Ein „unpo­li­ti­scher“ Neu­an­fang?, rechte Tendenzen, beginnend mit Gründung der „Limited Booze Boys“, 1999
  3. Wei­tere Konzertabsagen, Reaktionen der Band auf erste Konzertabsagen, bishin zum Austritt von Henning Haydt, 2012-2014
  4. Jens Hartmann, dokumentiert rassistische und antisemtische Statements des Bassisten, 2013-Gegenwart
  5. Mirko Kopper, dokumentiert NS-relativierende und nationalistische Statements des Gitarristen, 2012-Gegenwart
  6. Keine Bühne für die „Limited Booze Boys“!, Zusammenfassung und Fazit der Recherchen

 

1.  Ein „kurz­haa­riger Bom­ben­bastler“


Thü­rin­gens Neo­na­zi­szene der 1990er Jahre – eine Revi­sion


Dass die Booze Boys von ihrer ver­meint­li­chen Ver­gan­gen­heit ein­ge­holt wurden, stand in einem direkten Zusam­men­hang mit der Selbst­ent­tar­nung des Natio­nal­so­zia­lis­ti­schen Unter­grunds (NSU) im November 2011. Der neo­na­zis­ti­sche Ter­ror­kom­plex, dessen trag­weite bis heute kaum aus­rei­chend erfasst wurde, erzeugte auch in Thü­ringen ein öffent­li­ches Inter­esse daran, die Geschichte des regio­nalen Neo­na­zismus der 1990er Jahre und den Umgang staat­li­cher Insti­tu­tionen einer näheren Betrach­tung zu unter­ziehen. Wöchent­lich kamen neue Details über Igno­ranz und die Ver­stri­ckungen der Sicher­heits­be­hörden ans Licht. Ende 2011 berief der Frei­staat Thü­ringen die soge­nannte „Schä­fer­kom­mis­sion“ ein, um „mög­liche Fehler der Thü­ringer Sicher­heits– und Jus­tiz­be­hörden bei der Auf­klä­rung und Ver­fol­gung der dem NSU und ihm ver­bun­dener Netz­werke zuge­rech­neten Straf­taten“ zu unter­su­chen. Auch die ver­mehrten „Funde von Spreng­stoff bei Neo­nazis“ zu denen es „seit den frühen 1990er Jahren in Thü­ringen und ins­be­son­dere in Jena und Umge­bung“ [1] gekommen war, wurden noch einmal gründ­li­cher durch­leuchtet.

 

Die Kof­fer­bombe vom Thea­ter­platz, Jena 1997


In diesem Zusam­men­hang fiel der Name Hen­ning Haydt. Es wurde bekannt, dass gegen Haydt im Jahre 1997 zusammen mit Beate Zschäpe, Uwe Mundlos, Uwe Böhn­hart, sowie wei­teren Füh­rungs­fi­guren der Jenaer Kame­rad­schafts­szene wegen der „Vor­be­rei­tung eines Spreng­stoff­ver­bre­chens“ [2] ermit­telt wurde. Kon­kret ging es um die zu ermit­telnde Urhe­ber­schaft einer mit einem Haken­kreuz bemalten und mit TNT-gefüllten Kof­fer­bombe, die am 2. Sep­tember 1997 am Jenaer Thea­ter­platz auf­ge­funden wurde (StA Gera, Akten­zei­chen 114 Js 37149/97). [3]


Hen­ning Haydt, der Neo­nazi mit der Rohr­bombe, Stadt­roda 1997


Die Auf­merk­sam­keit der Ermitt­lungs­be­hörden hatte Haydt bereits durch einen nur wenige Monate zurück lie­genden Vor­fall auf sich gezogen. Wie der MDR erst­mals wieder am 30. April 2012 berich­tete, waren der damals 29-Jährige und sein „Kamerad“ Robert W. am 7. Juni 1997 an einer Bade­stelle in Quirla, auf halber Strecke zwi­schen Herms­dorf und Jena, mit einem Kas­set­ten­re­korder unter­wegs, aus dem laut­stark Neo­na­zi­lieder ertönten. Texte wie: „An der Nord­see­küste, im ari­schen Land“ oder „Stoppt den Jud Jud“, sagte eine Zeugin später bei der Polizei aus. Als einer der Bade­gäste die Neo­nazis auf­ge­for­dert habe, die Musik leiser zudrehen, sei die Person von Haydt und Robert W. atta­ckiert worden. Die Polizei aus Stadt­roda ermit­telte fortan gegen Haydt „wegen mut­maß­li­cher Betei­li­gung an einer Schlä­gerei“ und Volks­ver­het­zung. Eine noch am selben Tag durch­ge­führte Haus­durch­su­chung sollte dem Zweck dienen, wei­tere neo­na­zis­ti­sche Ton­träger auf­zu­finden. Wie mitt­ler­weile in zahl­rei­chen Medi­en­ver­öf­fent­li­chungen und Unter­su­chungs­be­richten zum Thema NSU nach­zu­lesen ist, fanden die Beamt_innen statt­dessen den offenbar fort­ge­schrit­tenen Bau einer Rohr­bombe. [4]

 

Ob die gefun­dene Spreng­vor­rich­tung bereits über eine zünd­fä­hige Ladung ver­fügte konnte nicht geklärt werden. Im Abschluss­be­richt des 2. Bun­des­un­ter­su­chungs­aus­schusses wird der bei Haydt gefun­dene Gegen­stand als ein „Rohr­bom­ben­bau­satz mit­samt Metall­teilen“ beschrieben [5]. Der MDR benennt jene Metall­teile als „Nägel und Schrauben“ und spricht von einer mit „Nägeln und Schrauben gefüllte[n] Rohr­bombe“ [6]. Da Spreng­sätze nur aus einem Grund mit Schrauben, Nägeln oder sons­tigen Metall­teilen ange­rei­chert werden, näm­lich um die Split­ter­wir­kung zu erhöhen [7], ist ab diesem Punkt kaum mehr davon aus­zu­gehen, dass es sich nur um einen harm­losen Sil­ves­ter­knaller gehan­deln haben könnte.

 

Hen­ning Haydt, der Neo­nazi und die Karte mit den Anschlag­zielen


Auch eine im Zuge der Durch­su­chung auf­ge­fun­dene „Deutsch­land­karte mit Mar­kie­rungen“ [8], bei denen es sich nach Infor­ma­tionen des MDR um mög­liche Anschlags­ziele, dar­unter KZ-Gedenkstätten han­delte [9], erscheint nun von beson­derer Bri­sanz zu sein. Zur Mar­kie­rung fanden Haken­kreuze und David­sterne Ver­wen­dung [10]. Ent­gegen der Ein­schät­zung ermit­telnder Polizeibeamt_innen schienen jedoch beide Funde den Ver­dacht, dass Haydt einen Anschlag plante, für die Geraer Staats­an­walt­schaft nicht zu erhärten. Ver­ur­teilt wurde er am Schluss ledig­lich wegen der Volks­ver­het­zung in Quirla.

 

Exkurs: Ein wei­terer Rohr­bom­ben­fund wird ver­schleppt
Wenige Monate später, am 18. November 1997 wird in Stadt­roda ein Spreng­satz in einer Unter­kunft für por­tu­gie­si­sche Gast­ar­beiter ent­deckt. Ein Haus­meister findet diesen neben einem Hei­zungs­kessel. Doch weder die Polizei noch die Staats­an­walt­schaft gehen zu diesem Zeit­punkt dem Ver­dacht eines Mord­ver­su­ches nach. Ein damals betei­ligter Poli­zist sagte dem MDR THÜ­RINGEN: „Ein unge­klärter Mord­ver­such aus der rechten Szene in Jena hätte 1997 schlecht in unserer Kri­mi­na­li­täts­sta­tistik aus­ge­sehen.“ Bis heute konnte das ermit­telnde LKA nicht klären, wer die Bomben neben den Hei­zungs­kessel gelegt hat, so der MDR im April 2012.

 

Der Fort­gang der Ermitt­lungen, 1997–2003

 

Wie ein­gangs erwähnt wurde zwi­schen­zeit­lich nicht nur wegen der Rohr­bombe aus Haydts eigener Woh­nung gegen ihn ermit­telt, son­dern im Sep­tember 1997 auch im Zusam­men­hang mit der TNT befüllten Kof­fer­bombe vom Jenaer Thea­ter­platz. Das LKA Thü­ringen habe Haydt anfäng­lich obser­viert und ihn nach einer wei­teren Durch­su­chung seiner Woh­nung nicht mehr zu den „prio­ri­sierten Ver­däch­tigen“ gezählt, sagte ein damals ermit­telnder Beamter [11]. Trotzdem wurde Haydt im Zusam­men­hang mit dem Ver­schwinden von Uwe Mundlos, Uwe Böhn­hardt und Beate Zschäpe noch über Jahre als Ver­däch­tiger geführt und zeit­weise obser­viert.

Die Staats­an­walt­schaft Gera stellte das Ver­fahren erst im November 2003 wegen Ver­jäh­rung ein. In der Ein­stel­lungs­ver­fü­gung findet sich sein Name neben denen von Ralf Wohl­leben und André Kapke. [12] Wohl­leben und Kapke gelten mitt­ler­weile als Unter­stützer und Kon­takt­per­sonen des unter­ge­tauchten Trios.

 

Exkurs: Wei­tere Bekannt­schaften in die rechte Szene
Im April 2012 berich­tete der MDR Thü­ringen, das im Rahmen einer Obser­va­tion, die eigent­lich dem Ver­bleib von Mundlos, Zschäpe und Böhn­hardt gegolten habe, am 22. Sep­tember 1997 auch ein Treffen zwi­schen Hen­ning Haydt und Frank Liebau doku­men­tiert wurde. Liebau betrieb bis 2009 das rechte Sze­ne­lokal „Madley” in Jena, sei­ner­zeit eine der wich­tigsten Anlauf­stellen der Thü­ringer Neo­na­zi­szene. Ende Januar 2012 durch­suchten Beamt_innen des Bun­des­kri­mi­nal­amtes Lie­baus Wohn­sitz in Lass­dorf bei Jena. [13] Anlass gab die mitt­ler­weile bestä­tigte Ver­mu­tung, dass die schall­ge­dämpfte Ceska 83, mit wel­cher der NSU bis zum Jahre 2011 min­des­tens neun Migrant_innen ermor­dete, im Jahre 1999 in Lie­baus „Madley“ durch dessen Mit­in­haber Andreas Schulz an eine Kon­takt­person des NSU wei­ter­ge­geben wurde.


2. Ein „unpo­li­ti­scher“ Neu­an­fang?


Die Limited Booze Boys, 1999

 

Im Sommer des Jahres 1999 gehört Haydt zu den Grün­dungs­mit­glie­dern der Limited Booze Boys. Über 15 Jahre wird gemeinsam mit Sänger Tom Kro­ne­berger und Bas­sist Mirko Kopper musi­ziert. Haydts Bombenbau-Aktivitäten sind den anderen dabei nach­weis­lich bekannt: So wird Haydt im Jahre 2004 auf der dama­ligen Band­web­site bei Bil­dern zu einem Kon­zert im ost­thü­rin­gi­schen Zeitz öffent­lich als „kurz­haa­riger Bom­ben­bastler“ beti­telt [14]. Auch das in seinen Nacken gesto­chene gleich­schenk­lige Kel­ten­kreuz, in Deutsch­land straf­bares Symbol der White-Power-Bewegung [15], braucht Haydt im Laufe der Jahre nicht zu ver­ste­cken. Was dem flüch­tigen Publikum wäh­rend der stets ober­kör­per­frei gespielten Auf­tritte womög­lich nicht ins Auge gesprungen sein mag, dürfte den lang­jäh­rigen Band­kol­legen Haydts hin­gegen nicht ent­gangen sein. Als die Staats­an­walt­schaft Gera im Jahre 2003 die Ermitt­lungen gegen Haydt wegen Pla­nung eines Explo­siv­ver­bre­chens end­gültig ein­stellte, war dieser bereits vier Jahre lang Mit­glied der „Limited Booze Boys“ und hatte bereits zwei Ton­träger mit ihnen zusammen ver­öf­fent­licht.

 

Indy­media deckt auf: Rechte Ten­denzen bei den Limited Booze Boys, 2012


Im November 2012 ver­öf­fent­li­chen Antifaschist_innen auf indymedia.linksunten.org Bilder von der Face­book­seite der Band, die Tom Kro­ne­berger und Hen­ning Haydt bei meh­reren Gele­gen­heiten in Tex­ti­lien der Neo­na­zi­marke Thor Steinar zeigen. Wei­tere Abbil­dungen zeigen das Logo und den Schriftzug der berüch­tigten Neo­na­zi­band „Die Luni­koff Ver­schwö­rung“ auf dem linken Arm und auf dem Rücken des lang­jäh­rigen Tour­be­glei­ters und engen Ver­trauten Marcel Knorr. Nicht zuletzt stellen sie zudem erst­mals in der Öffent­lich­keit einen Zusam­men­hang zwi­schen den Erkennt­nissen zu Hen­ning Haydts neo­na­zis­ti­schen Ver­stri­ckungen der 1990er Jahren und dem nun aktiven Musiker bei den „Limited Booze Boys“ her.

 

Noch im glei­chen Monat folgt eine erste Kon­zertab­sage im Jugend­haus Neu­kirch. In der Folge sieht sich Tom Kro­ne­berger zu einer Stel­lung­nahme genö­tigt. Kro­ne­berger, der auch in der Folge als Sprach­rohr der Band fun­giert, erklärt, dass Haydt sich mehr­fach von seinem“Fehltritt, ent­standen durch fal­schen Umgang, dis­tan­ziert“ habe, außerdem behauptet er, dass die rest­li­chen Band­mit­glieder „in ihrem Leben […] mit der rechten Szene nichts zu tun gehabt“ hätten. Der auf linksunten.indymedia.org ver­öf­fent­lichte Bericht hätte keine Fakten über die rest­li­chen Band­mit­glieder erbringen können, „die eine Bezie­hung zur hie­sigen rechten Szene offen­baren würden.“

 

Kein Pro­blem mit rechtem Life­style

 

So findet Kro­ne­berger auch eine recht eigen­wil­lige Erklä­rung für das Tragen von Thor Steinar Kla­motten. Auf linksunen.indymedia.org werde „Bezug auf Tex­ti­lien, die Ein­zelne von uns tragen, genommen und gemut­maßt, dass diese „rechte“ Kla­motten wären. Von je her haben linke Punks Bom­ber­ja­cken der Marke Alpha Indus­tries getragen. Diese Marke ist in der aktu­ellen Quelle Katalog Mode zu erhalten. Ebenso geht meiner Mei­nung nach keine Gefahr von einer von mir getra­genen Thor Steinar Jacke aus. Ich lehne es grund­sätz­lich ab, über meinen per­sön­li­chen Klei­dungs­ge­schmack in eine poli­ti­sche Ecke gedrückt zu werden.“

 

Nun mag es durchaus mög­lich sein, dass der ein oder andere Punk Gefallen an Jacken von Alpha Indus­tries findet, was dies jedoch mit den Impli­ka­tionen einer Marke à la Thor Steinar zu tun haben soll, die es def­intiv nicht im Quelle-Katalog „zu erhalten“ gibt, bleibt den­noch völlig aus dem Zusam­men­hang gerissen. Über die Hin­ter­gründe der Marke Thor Steinar, ihre Macher und inhal­ti­chen Bezüge, wurde in den letzten 15 Jahren bereits aus­rei­chend publi­ziert: Die Marke wird von Neo­nazis mit hand­festen finan­zi­ellen Inter­essen, für Neo­nazis und rechtes Linfestyle-Publikum pro­du­ziert. Zahl­reiche Motive ver­her­li­chen die Ver­bre­chen des his­to­ri­schen Natio­nal­so­zia­lismus und des deut­schen Kolo­nia­lismus und bedienen damit gezielt die ästhe­ti­schen und iden­ti­fi­ka­to­ri­schen Bedürf­nisse der rechten Szene [16]. Shirts mit Maschi­nen­ge­wehren, Wikin­gern oder dem Auf­druck „Nord­mark“, der sich an ein NS-Arbeitserziehungslager bei Kiel anlehnt, sind Ver­kaufs­schlager der rechten Beklei­dungs­firma. Wer bereit ist, die im Ver­gleich nicht gerade nied­rigen Preise für eine Marke zu bezahlen, die nach­wievor kaum außer­halb ein­schläger Geschäfte und Online­shops ver­trieben wird, sollte wissen was er damit zum Aus­druck bringt.

 

Neo­na­zitat­toos werden geduldet

 

Auch die in der unmit­tel­baren Umge­bung der Band zur Schau gestellten Tat­toos der Neo­na­zi­band „Die Luni­koff Ver­schwö­rung“ bringen Kro­ne­berger nicht aus der Ruhe. Er fühle sich schlicht nicht „ver­ant­wort­lich für ein Tattoo unseres Roadys (ein Finger mit einem Buch­staben „L“), dieses Tattoo ist weit vor unserer Zusam­men­ar­beit mit besagtem Roady ent­standen.“

 

Wes­halb Tom Kro­ne­berger die bekannten Initialen der Band von „Landser“ bzw. von deren Nach­fol­ge­band „Die Luni­koff Ver­schwö­rung“ als „Finger mit einem Buch­staben „L“ baga­tel­li­siert, bleibt rät­sel­haft. Bei der „Luni­koff Ver­schwö­rung“ han­delt es sich um das unmit­tel­bare Nach­fol­ge­pro­jekt der Neo­na­zi­band Landser, die 2003 wegen Bil­dung einer kri­mi­nellen Ver­ei­ni­gung ver­boten wurde. Nicht zuletzt auf­grund der medialen Auf­be­rei­tung des Ver­bots­ver­fah­rens zählt sie bis heute zu den bekann­testen Rechts­rock­bands im deutsch­spra­chigen Raum. Möchte Kro­ne­berger tat­säch­lich weis­ma­chen, dass er nicht wüsste, wofür der »Finger mit einem Buch­staben „L“« steht?

 

Viel inter­es­santer ist jedoch die Frage der Ver­ant­wor­tung, die Kro­ne­berger in dem State­ment von sich weist. Nie­mand hat behauptet, dass er die Nazi-Tattoos des Bandroadies höchst­per­sön­lich gesto­chen habe. Doch ob Neo­nazis wie Knorr seit Jahren gemeinsam mit der Band durch die Lande touren oder nicht, liegt sehr wohl im Ver­ant­wor­tungs­be­reich ihrer Mit­glieder. Wenn Kro­ne­berger im Namen der Band behauptet: „Wir – die Limited Booze Boys – dis­tan­zieren uns von jeg­li­cher rechten, sowie extremen Gesin­nung“ zeigt das widerum wie ernst­zu­neh­mend der­ar­tige Lip­pen­be­kennt­nisse im Falle der „Limited Booze Boys“ sind. Kon­se­quenzen zieht die Band jeden­falls keine.

 

„Biker News“-Interview — vom unpo­li­ti­schen Pun­ker­klat­schen


Ein Inter­view in der Zeit­schrift „Biker News“ nutzt Kro­ne­berger im Oktober 2013, um seine Sicht auf die Vor­würfe aus­führ­lich dar­zu­legen. Das von Denise Redder geführte inter­view, das den Titel „Wir sind keine Neo-Naziband!“ trägt und mit inves­ti­ga­tiven Fra­ge­stel­lungen, wie „Du bist also kein Nazi?“ gespickt ist, spart mit kri­ti­schen Rück­fragen und gleicht damit auch letzt­end­lich einer Ver­tei­di­gungs­schrift für die Band. Kro­ne­berger spricht darin von einer „Hexen­jagd“, muss sich keinen unan­ge­nehmen Fragen über die doku­men­tierten Neonazi-Tattoos oder den „Thor-Steinar“-Dresscode der Band stellen und ant­wortet auf die Frage des Maga­zins, wie es sich anfühle, „wenn man hart­nä­ckig mit so gra­vie­renden Vor­würfen kon­fron­tiert wird“: „Zum Glück spüren wir in der Biker-Szene kaum was davon. Die Biker sind kri­ti­scher und lassen sich nicht alles erzählen.“

 

Gleich zu Anfang erklärt Tom Kro­ne­berger zur poli­ti­schen Aus­rich­tung der „Limited Booze Boys“: „Keiner von uns war poli­tisch aktiv. Wir aus der Band sind alle in Ost­deutsch­land auf­ge­wachsen. In Wohn­ge­bieten, wie Gera-Lusan oder Jena-Lobeda. Natür­lich gab es da Kon­takte zu extremen Gruppen. Ich glaube, das pas­siert im Osten jedem Jugend­li­chen, der auf der Straße groß wird. Ich bestreite gar nicht, dass wir uns früher mal mit Punks geprü­gelt haben. Das haben sicher 80 Pro­zent der Jugend­li­chen aus unserem Umfeld. Aber wir haben uns auch genauso mit irgend­wel­chen Skins gekloppt.“ Weder die baga­tel­li­sie­renden Aus­füh­rungen, die das Ver­prü­geln von Punks zur unpo­li­ti­schen Epi­sode einer Ost­deut­schen Jugend sti­li­sieren, noch die im glei­chen Atemzug ein­ge­räumten „Kon­takte zu extremen Gruppen“, ver­an­lassen die „Biker News“ dazu in die Tiefe zu gehen. „Ist das ein Unter­schied, ob man im Osten oder im Westen auf­ge­wachsen ist?“, möchte das Magazin wissen, bevor es zur nächsten Frage geht.

 

Als zur Sprache kommt, dass gegen Gitar­rist Hen­ning Haydt in den 1990er Jahren wegen rechts­mo­ti­vierter Straf­taten, u.a. wegen dem Fund einer Rohr­bombe, ermit­telt wurde, erklärt Tom Kro­ne­berger: „Erst mal: Du glaubst doch nicht, dass jemand, der eine rich­tige Rohr­bombe zu Hause liegen hat, nicht ganz gewaltig bestraft wird? Schon unsere Väter haben früher gerne mal mit Sal­peter rumhan­tiert und auf irgend­einem Feld einen Maul­wurfs­haufen in die Luft gejagt, so ein Blöd­sinn halt. Das Ding, was da gefunden wurde, war ja gar nicht spreng– oder zünd­fähig. Und eben darum hat die Staats­an­walt­schaft ja auch das Ver­fahren ein­ge­stellt.“

 

Hier ver­säumt es die „Biker News“ darauf hin­zu­weisen, dass im Zuge der Haus­durch­su­chung bei Haydt nicht nur ein „Rohr­bom­ben­bau­satz mit Metall­teilen“, son­dern auch eine Stra­ßen­karte auf­ge­funden wurde, auf der ver­schie­dene Objekte, wie KZ-Gedenkstätten, mit David­sternen und Haken­kreuzen mar­kiert worden waren. Kro­ne­ber­gers Ant­wort auf die Frage, ob Haydt mit dieser Karte auch das Sprengen von Maul­wurfs­hü­geln im Sinn gehabt hätte, bleibt der Leser­schaft der „Biker News“ damit erspart.

 

Exkurs: Spreng­stoff bei Neo­nazis und untä­tige Behörden
Im Zuge der Selbst­ent­tar­nung des NSU wurde bekannt, dass es im Raum Jena/Stadtroda zwi­schen 1995 und 1997 zu einer Häu­fung von Funden von Spreng­sätzen und Bom­ben­at­trappen gekommen war. Dazu zählten mit Haken­kreuzen ver­se­henen Rohr­bomben und Attrappen an einer Auto­bahn, einem Sport­sta­dion, einem Friedhof und auf dem Jenaer Thea­ter­platz, sowie eine Reihe von Brief­bom­ben­at­trappen, die an Polizei, Stadt­ver­wal­tung und eine Zei­tungs­re­dak­tion gerichtet waren. Her­aus­ra­gend waren dabei ein Rohr­bom­ben­an­schlag auf ein Flücht­lings­heim in Jena im Jahre 1995 und der Fund einer Rohr­bombe im Keller einer von por­tu­gi­si­schen Vertragsarbeiter_innen bewohnten Unter­kunft im nahe gele­genen Stadt­roda im Jahre 1997, die nur durch einen Zufall nicht zur Explo­sion gelangte. Die Ermitt­lungen wurden ver­schleppt und poli­ti­sche Motive nicht berück­sich­tigt. Ein an dem Fall in Stadt­roda betei­ligter Poli­zist äußerte im Sommer 2012 gegen­über dem MDR: „Ein unge­klärter Mord­ver­such aus der rechten Szene in Jena hätte 1997 schlecht in unserer Kri­mi­na­li­täts­sta­tistik aus­ge­sehen.“ In Hin­blick auf die rechte Gewalt in Thü­ringen der 1990er Jahre hielten Mit­glieder des Thü­rin­gi­schen NSU-Untersuchungsausschusses fest, „wie wenig Justiz– und Sicher­heits­be­hörden der Gefahr adäquat begeg­neten.“ Und kon­sta­tierte: „Die Straf­ver­fol­gung erfolgte schlep­pend bis gar nicht.“ [17]


3. Wei­tere Konzertabsagen


Dass die Band der Kritik aus­weicht und nach­wievor in ihrer alten Beset­zung durch die Repu­blik tourt, lässt sie im Laufe des Jahres 2013 zuneh­mend unter Druck geraten. So finden bei­spiels­weise die rechten Bezüge der Band in der über­re­gio­nalen Presse Erwäh­nung, nachdem die Polizei ein für den 25. Mai 2013 geplantes Kon­zert der „Limited Booze Boys“ auf der Jah­res­feier des Ber­liner Chap­ters des Gre­mium MC „Dark7side“ ver­hin­dert. Anti­fa­schis­ti­sche Initia­tiven hatten im Vor­feld der Ver­an­stal­tung darauf auf­merksam gemacht, dass es nicht nur der ange­kün­digten Band aus Stadt­roda, son­dern auch dem 2004 um den Ex-FAP-Kader Lars Bur­meister gegrün­deten MC aus Berlin-Schöneweide an einer glaub­haften Dis­tan­zie­rung zur rechten Szene fehlt.

 

Scheinbar außer sich ist die Band, als Ende Januar des fol­genden Jahres bekannt wird, dass sie auf­grund der im Raum ste­henden Vor­würfe aus dem Lineup des Süd­ti­roler „Alpen Flair“-Festivals gestri­chen wurden. In einem darauf fol­genden State­ment stellt Tom Kro­ne­berger aber­mals sein Unver­mögen einer klaren Dis­tan­zie­rung von Neo­nazis, geschweige denn einer tak­ti­schen Scha­dens­be­gren­zung unter Beweis: „Ihr könnt schreiben was Ihr wollt, Ihr könnt denken was Ihr wollt. Ich lösche Gut­men­schen und Moral­Apostel aus meinem Wort­schatz. Denkt was Ihr wollt und lasst uns in Ruhe mit euren dummen Behaup­tungen. Mich inter­es­siert nicht wie unsere Fans poli­tisch ein­ge­stellt sind, denn wir stehen auf der Bühne und nicht auf’m Par­teitag“, schreibt Kro­ne­berger am Tag nach der Absage auf Facebook-Seite der Band.

 

Der Rückzug Hen­ning Haydts


Für den kom­mer­zi­ellen Erfolg der Band dürfte es einer mitt­leren Kata­strophe gleich­kommen, wenn selbst Fes­ti­vals, wie das „Alpen Flair“, auf denen die völ­ki­sche Rechts­rock­band „Frei.Wild“ (Ita­lien) als Head­liner ange­kün­digt wird, nicht mehr mit ihnen in Ver­bin­dung gebracht werden möchten.

 

Der zun­ehemnde Druck gibt wohl auch den Aus­schlag, dass sich gut eine Woche später, am 7. Fab­ruar 2014, erst­mals Hen­ning Haydt per­sön­lich zu Wort meldet. Unter dem Titel „Hen­ning H. jetzt rede ich“, wird auf der Facebook-Seite der Band eine Erklä­rung gepostet: „Es ist soweit. Wie es jeder mit­be­kommen konnte, wurden in den letzten zwei Jahren die Limited Booze Boys von ver­schie­denen Medien sys­te­ma­tisch dis­kri­mi­niert. Vor allem was meine Person betrifft, sparte man nicht mit fal­schen Anschul­di­gungen und miesen Ver­leum­dungen. Zu meinem eigenen Schutz und auch im Inter­esse der Band ziehe ich mich zurück und steige frei­willig aus der Band aus“, ist dort zu lesen, ergänzt durch ein State­ment der Band: „Wir sind scho­ckiert über dies Ent­schei­dung, müssen diese aber akzep­tieren. Hier nochmal ein dickes “fuck you” an alle die, die an dieser miesen Hexen­jagt betei­ligt waren: […]“ Was folgt ist eine Namens­liste von Pressevertreter_innen, die in der Ver­gan­gen­heit kri­tisch über die Band berichtet hatten.

 

Ein Neu­an­fang für die Booze Boys?


Die ver­blie­benen „Booze Boys“ stellen sich seitdem als Opfer einer Ver­leum­dungs­kam­pagne dar und waschen ihre Hände in Unschuld. Mit dem Aus­stieg Haydts sollte die Angriffs­fläche redu­ziert und das Thema end­lich zu den Akten gelegt werden. Wie soll das jedoch gehen, wenn nicht ein Musiker, son­dern der über­wie­gender Teil der Band selbst ras­sis­tisch denkt und dies auch offen pro­pa­giert? Mirko Kopper und Jens Hart­mann, Gitarre und Bass der „Limited Booze Boys“, lassen auf ihren Pro­filen der Online-Plattform Face­book im wahrsten Sinne die natio­nale Sau raus.

 

4. Jens Hartmann: „Die Polit­ver­bre­cher wollen das deut­sche Volk und die gesamte weiße Rasse aus­rotten“

Jens Hart­mann, „Harti“ — Bas­sist der „Limited Booze Boys“, Dezember 2014


Seit Jahren ver­breitet und kom­men­tiert „Limited Booze Boys“ Bas­sist Jens Hart­mann Woche für Woche völ­ki­sche, ras­sis­ti­sche und anti­se­mi­ti­sche Bei­träge auf Face­book. Den Anfang der bis heute öffent­lich ein­seh­baren Facebook-Chronologie macht die Ver­öf­fent­li­chung einer zutiefst homo­phoben und NS-verherrlichenden Grafik im Sep­tember 2013. Das Bild zeigt eine Familie aus dem Jahr 1941 – der Vater in Wehr­machts­uni­form, die Mutter mit blonder, streng gemachter Frisur. Dem gegen­über stellt die Grafik ein gleich­ge­schlecht­li­ches Paar aus dem Jahr 2013, einer der Väter mit augen­schein­li­chem Migra­ti­ons­hin­ter­grund. Das Bild kom­men­tiert Hartman mit den Zeilen „Familie im Wandel der Zeit, so viel kann man gar nicht fressen…”, in Anspie­lung auf das Zitat mit dem Max Lie­ber­mann 1933 die Macht­er­grei­fung der Nazis kom­men­tierte: „Ich kann gar nicht so viel fressen, wie ich kotzen möchte.“

 

Ähn­lich unter­ir­disch ist eine Mon­tage vom 14. Sep­tember 2013, die sich gegen Sinti und Roma richtet. Ein Plakat, dass sich gegen die NPD-Losung „Lieber Geld für die Oma, anstatt für Sinti und Roma” richtet, ver­öf­fent­lichte Hart­mann in abge­wan­delter Form. Das Plakat zeigt eine ältere Frau, die an einem Geld­au­tomat von augen­schein­lich migran­ti­schen Men­schen bedrängt wird. Dar­über prangt der Spruch „Meine Oma mag auch Sinti & Roma”.

 

Die Ableh­nung einer mul­ti­kul­tu­rellen Gesell­schaft ist für Hart­mann ein ste­tiges Thema. So kom­men­tiert er am 22. Oktober 2013 einen Zei­tungs­ar­tikel über den ras­sis­ti­schen Aus­fall eines Ber­liner Bus­fah­rers, indem er die Betrof­fenen als „Gesindel“ bezeichnet und die­je­nigen, die den Fall skan­da­li­sieren als „Antifa-Müttersöhnchen“, denen er „von Herzen eine mul­ti­kul­tu­relle Berei­che­rung“ wünscht.

 

Am 5. November 2014 teilt er einen auf Youtube ver­brei­teten Bei­trag über die Absage eines ange­kün­digten Kon­zerts der völ­ki­schen Rechts­rock­band „Frei.Wild“ vor einer Flücht­lings­un­ter­kunft: „Wir dürfen in unserem Land nicht mehr feiern, es könnte ja die zudring­li­chen Assi­lanten stören! Und die Assi­lobby hat Angst und ihre Pfründe“, pol­tert Hart­mann.

 

Am 1. Dezember 2014 teilt er einen Zei­tungs­be­richt über die ras­sis­ti­sche Bür­ger­be­we­gung PEGIDA, der mit den Worten der Initiator_innen über­ti­telt ist: „Wir werden erst auf­hören, wenn die Asyl-Politik sich ändert!“ In Hart­manns eigenen Worten ließt sich die Kritik an der Asyl-Poltik dann wie folgt: “Die Polit­ver­bre­cher wollen das deut­sche Volk und die gesamte weiße Rasse aus­rotten, weil sie selbst dafür zu feige und zu unfähig sind, holen sie die Mör­der­banden aus der ganzen Welt nach Europa.” So jeden­falls kom­men­tiert er am 14. Dezember 2014 einen “Die Presse”-Artikel über die Scharia auf Face­book.

 

Am 17. Dezember 2014 teilt er einen Bei­trag des inves­ti­ga­tiven ARD-Magazins Monitor über die Dis­kri­mi­nie­rung von Asylbewerber_innen auf deut­schen Ämtern. Der Bericht skan­da­li­siert das Ver­halten eines Behör­den­lei­ters aus dem thü­rin­gi­schen Söm­merda, der Asyl­su­chenden zuste­hende Leis­tungen vor­ent­hält und sie statt­dessen zur Aus­reise auf­for­dert. „Ver­nünf­tiger Mann, von der Sorte sollte es viel mehr geben“, kom­men­tiert Jens Hart­mann.

 

Auch für den sich ras­sis­tisch äußernden Kauf­haus­be­sitzer Win­fried Stö­cker aus Gör­litz, findet er lobende Worte. Hart­mann teilt am 18. Dezember 2014 einen Bei­trag der rechts­kon­ser­va­tiven Wochen­zei­tung „Junge Frei­heit“ über den Fall und kom­men­tiert knapp: „Sehr ver­nünf­tiger Mann“. Vier tage später ver­öf­fent­licht er dazu pas­send einen Bei­trag der ras­sis­ti­schen Bür­ger­in­itia­tive „Chem­nitz stellt sich quer: Nein zur Asyl-Erstaufnahme“.

 

Doch auch der Ideo­logie der völkisch-antisemtischen Reichsbürger-Bewegung steht Hart­mann offen­sicht­lich nahe: Am 2. Januar 2015 postet er ein Video, das sich mit dem Ver­schwöh­rungs­theo­re­tiker Xavier Naidoo soli­da­ri­siert, der die Reichs­bür­ger­be­we­gung am 3. Oktober durch einen Auf­tritt in Berlin unter­stützte. Im dem 15-minütigen Video wird der Fort­be­stand des Deut­schen Rei­ches behauptet und die Exis­tenz der nach­fol­genden Ver­fas­sung der Bun­des­re­pu­blik Deutsch­land (im Video: „Firma BRD“) geleugnet. Das Hart­manns Vor­stoß in anti­se­mi­ti­sche Gefilde kein Ver­sehen war, unter­streicht er mit einem Bei­trag des rechten Ver­schwö­rungs­blogs „Wissen ist Macht“, den er am 19. Janaur 2015 auf seiner Face­book­seite ver­öf­fent­licht. Unter dem Titel: „Die ganze Welt weiss es – nur das deut­sche Volk nicht !!!“ heisst es dort, über die „Holocaust-Lüge“: „Der Holo­caust ist die schwär­zeste Lüge der Geschichte“

 

Nach einem dann ver­gleichs­weise „gemä­ßigten“ Aufruf, der in rechts­po­pu­lis­ti­scher Manier gegen „aus­län­di­sche[] Fach­kräfte“ wet­tert, teilt Hart­mann tags darauf, am 28. Jan­auar, einen Facebook-Beitrag der neo­na­zis­ti­schen Kam­pagne „Ein Licht für Deutsch­land gegen Über­frem­dung“. Auf Hart­manns Face­book­seite ist der völ­ki­sche Slogan zu lesen: „Es ging nie nur um PEGIDA! Es geht um uns, um das was wir sind. Wir sind das Volk und wir wollen es bleiben“

 

„Ver­gesst nie­mals Dresden“, am 13. Februar 2015, dem Jah­restag der alli­ierten Bom­bar­die­rung Dres­dens im Jahre 1945, teilt Hart­mann eine Grafik des Facebook-Users „Wehr­macht“, welche die aus­ge­bombte Stadt Dresden zeigt. Am 24. Februar treibt ihn dann wieder „Die schlei­chende Isla­mi­sie­rung Europas“ um: Er teilt ein Video mit dem Titel „SOS Abend­land“, in dem sich eine rie­sige Moschee unter dem Ber­liner Fern­seh­turm erstreckt.

 

„Wasser pre­digen und Wein saufen, die roten Heuchler:“ kom­men­tiert Jens Hart­mann am 2. März 2015 einen von ihm geteilten Bei­trag der ras­sis­ti­schen „Bür­ger­in­itia­tive Gohlis sagt Nein“. Darin ist die Rede von der „Frem­den­liebe des DGB“ und einer „ungebremste[n] Mas­sen­ein­wan­de­rung“. Am 8. März folgt dem ein Bei­trag der rechten Initia­tive „Zschopau sagt: NEIN ZUM HEIM“. Zwei Tage später ver­an­lasst ihn ein geteilter Mit­schnitt einer Rede des mehr­fach u.a. wegen Volks­ver­het­zung vor­be­straften Ex-BNP Vor­sit­zenden Nick Griffin vor dem euro­päi­schen Par­la­ment (Titel: „Euro­päer sollen aus­ge­rottet werden!“), zu dem kom­mentar: „Wer nun immer noch an die „armen Flücht­line“ glaubt…“.

 

Am 12. März 2015 ver­öf­fent­licht er eine Grafik der Initia­tive „Keine Asy­lanten im Seh­matal“ mit einem Spruch des FAZ-Rechtsaußen Jasper von Alten­bockum: „Wenn aber ein Flücht­lings­heim ein­ge­richtet wird, heiß es Maul­halten – wer Ein­wände hat, ist ein Aus­län­der­feind“ (sic). Dieser, ange­sichts seiner bis­he­rigen ras­sis­ti­schen Aus­fälle gera­dezu absurden, Pro­kla­mie­rung einer Opfer­rolle, setzt Hart­mann noch einen drauf, indem er am 24. März die Ermor­dung eines acht­jäh­rigen Mäd­chens, das 2012 in Tou­louse von Isla­misten erschossen wurde, für seine ras­sis­ti­sche Gesin­nung instru­men­ta­li­siert. Auf einer Grafik, die dass Gesicht des Mäd­chens zeigt, heißt es: „Warum wählt ihr Par­teien, die die Mas­senim­mi­gra­tion beför­dern und den Islam hofieren? Warum habt ihr zuge­lassen, dass ich ermordet wurde?”

 

Zwei Tage zuvor teilte er einen Bei­trag des anti­se­mi­ti­schen Ver­schwö­rungs­blogs „MZW-Widerstand.de“, der in affir­ma­tiver Weise behauptet, Papst Bene­dikt XVI habe den Holo­caust geleugnet. Auf dem von Jens Hart­mann ver­linkten Blog prankt der Hin­weis: „Die These von einer Mas­sen­ver­nich­tung von Men­schen mit­tels Gas­kam­mern wäh­rend der Zeit des Natio­nal­so­zia­lismus ist in der BRD ein juris­tisch fest­ge­schrie­benes Dogma, welche ins­be­son­dere von Mas­sen­me­dien und der hier­zu­lande im Sinne der Besatzer gleich­ge­schal­teten Geschichts­schrei­bung regel­mäßig bestä­tigt wird. Eine Hin­ter­fra­gung der his­to­ri­schen Vor­gänge kann in der BRD als soge­nannte „Volks­ver­het­zung“ nach § 130 (BRD-Strafgesetzbuch) geahndet werden.“

 

Eben­falls am 24. März 2015 postet er einen Link zur Inter­net­seite der rockeraf­finen nord­deut­schen Neo­na­zi­ka­me­rad­schaft „Bru­der­schaft Nordic 12“, auf der es von ein­deu­tigen NS-Bezügen nur so wim­melt. Darauf zu sehen sind: Schwarz-Weiss-Roten-Fahnen, Soli­da­ri­täts­auf­rufe mit dem ver­bo­tenen „Natio­nalen Wider­stand Dort­mund“ und Neo­na­zi­pa­rolen aus der Mot­ten­kiste (Screen­shot).

 

Diese unvoll­stän­dige Chro­no­lgie seiner Äuße­rungen und Inter­ak­tionen lässt nur einen Schluss zu: Der Bas­sist der „Limited Booze Boys“, Jens Hart­mann, ist ein Ras­sist, ein Anti­semit, ein Neo­nazi mit geschlos­senem rechten Welt­bild. Dass er damit auf seinem öffent­li­chen Facebook-Profil hau­sieren geht, spricht Bände für die Akzep­tanz in seinem Umfeld.

 

5. Mirko Kopper: „Wir können viel von den Ita­lie­nern lernen… Die haben wenigs­tens noch Ehre im Leib und singen mit Stolz ihre Hymne. Nicht wie unser bunter Haufen, der da steht und die Fresse nicht auf­be­kommt.“

Mirko Kopper, „Koppi“ — Gitar­rist der „Limited Booze Boys“, Juni 2012


Auch Mirko Kopper, seit Grün­dung der „Limited Booze Boys“ Gitar­rist der Band, lässt es sich nicht nehmen: Zwar geht er behut­samer vor, als sein Band­kol­lege „Harti“, trotzdem gelingt es auch ihm nicht, seine völ­ki­schen und ras­sis­ti­schen Ein­stel­lungen hinter dem Berg zu halten. Kopper postet regel­mäßig rechte Kar­ri­ka­turen und Slo­gans und ver­sucht sich dar­über hinaus meist nur in Andeu­tungen zu ergehen.

 

Selten findet er so klare Worte, wie am 29. Juni 2012, nach dem Spiel der ita­lie­ni­schen Natio­nalelf gegen Deutschand schreibt Koppi: „Wir können viel von den Ita­lie­nern lernen… Die haben wenigs­tens noch Ehre im Leib und singen mit Stolz ihre Hymne. Nicht wie unser bunter Haufen, der da steht und die Fresse nicht auf­be­kommt.” Dazu postet er ein Bild, das die Wie­der­ein­füh­rung der D-Mark for­dert.

 

Am 26. Oktober postet Kopper einen Text, der das Ausmaß der Bestra­fung von Ver­ge­wal­ti­gern beklagt. Dar­aufhin kom­men­tiert ein User: „den Pranger auf­stellen – dort pas­siert dann Gerech­tig­keit“ Ein wei­terer ergänzt: „Gewalt­an­dro­hung“ sei keine Lösung, aber erstmal „ein guter Anfang (…)“, unter­malt mit dem Spruch: „[…] wir müssen uns nicht für die Ver­gan­gen­heit schämen, son­dern für die Gegen­wart!!!!!!“, anstelle den Lösch­button zu drü­cken, „liked“ Mirko Kopper die beiden State­ments, die zur Selbst­justiz auf­rufen und die „Todes­strafe für Kin­der­schänder“ förm­lich her­bei­sehnen.

 

Am 21. Juni 2013 gibt Mirko Kopper ein Lehr­stück NS-verharmlosender rechter „Medi­en­kritik“: Er echauf­fiert sich über die öffent­liche Dis­kus­sion um die Auf­de­ckung der SS-Mitgliedschaft des ehe­ma­ligen Fern­seh­kom­mis­sars Horst Tap­pert: „Heute wieder die ulti­ma­tive Schlag­zeile in der deut­schen Bau­ar­bei­ter­zei­tung: Horst Tap­pert ( Derrick ) war in der SS. Ich bin zutiefst geschockt, wie konnte er nur?“ Nicht nur Tap­perts ver­schwie­gene Ver­gan­gen­heit bei der SS-Division Toten­kopf, scheint für Mirko Kopper die Auf­re­gung nicht Wert zu sein. Er ver­mischt auch Täter und Opfer, indem er hin­zu­fügt: „Wäre er zu seiner Zeit in der KPD gewesen, wäre das wohl keiner rede wert.” Indem er die KPD mit den natio­nal­so­zia­lis­ti­schen Eli­te­ver­bänden gleich­setzt, rela­ti­viert er die Ver­bre­chen eben dieser. Dass im öffent­li­chen Dis­kurs Zwi­schen einer Mit­glied­schaft in der Kom­mu­nis­ti­schen Partei und einer Mit­glied­schaft bei der Totenkopf-SS unter­schieden wird, liegt hin­gegen daran, dass KPD-Mitglier als poli­ti­sche Gegner_innen der Natio­nal­so­zia­listen galten und nach deren Macht­er­grei­fung zu den ersten Insaß_innen der neu errich­teten Kon­zen­tra­ti­ons­lager gehörten. Aus deren Wach­mann­schaften rekru­tierten sich später die ersten Mit­glieder der SS-Division Toten­kopf.

 

Um Kop­pers Medi­en­schelte vom 14. August 2013 ist es nicht besser bestellt. Unter dem von den „Limited Boote Boys“ häufig genutzten Slogan „FUCK THE SYSTEM“, schreibt er: „Mahl­zeit ihr mün­digen Wähler. Also irgendwie ist mir z zt. nicht wohl in der Magen­ge­gend. Anti­fa­schis­ti­sche Kul­tur­päd­agogen nerven Kon­zert­ver­an­stalter, Grüne Jugend­gruppen ter­ro­ri­siseren den Wahl­kampf anderer Par­teien und ein Stadtrat muss zurück­treten weil er bei FB mal das Maul auf­ge­macht hat. Geht hier langsam alles drunter und drüber? Ich meine, mit demo­kra­ti­schen Grund­rechten hat das hier schon lange nix mehr zu tun.“ Neben anti­fa­schis­ti­schen Inter­ven­tionen gegen rechte Musik­ver­an­stal­tungen und Pro­testen der Grünen Jugend gegen Wahl­kampf­ver­an­stal­tungen der rechts­po­pu­lis­ti­schen AFD, löst auch der Rück­tritt eines ras­sis­ti­schen CDU-Stadtrates aus dem säch­si­schen Meißen, bei Kopper öffent­li­ches Unwohl­sein aus. Für Kopper läuft das Ein­treten gegen Ras­sismus und dis­kri­mi­nie­rende Ein­stel­lungen „demo­kra­ti­schen Grund­rechten“ ent­gegen. Es gibt jedoch kein Grund­recht auf die unge­störte Ver­brei­tung ras­si­ti­scher Hetze.

 

Am fol­genden Tag ver­öf­fent­licht er eine Kar­ri­katur, auf der je ein Akti­vist der „Grünen Jugend“ und „Anti­fa­schis­ti­schen Aktion“ im Stil der SA gegen die Alter­na­tive für Deutsch­land (AFD) vor­gehen: „Wer Nazi ist bestimmen wir“, ist den beiden Akti­visten in den Mund gelegt. Ein Kom­men­tator postet dar­aufhin die hand­feste Dro­hung: „Und wir legen eines Tages ihr Urteil fest.…..“, wäh­rend ein anderer sich über För­der­mittel für Prä­ven­ti­ons­pro­gramme gegen Rechts aus­lässt.

 

Mirko Kopper ver­bleibt nicht nur bei mehr oder weniger sub­tilen Anspie­lungen, son­dern postet auch hand­feste Neo­na­zi­pro­pa­ganda. Am 4. November 2013 ver­öf­fent­licht er eine Grafik, die eine Person mit Esels­maske zeigt. Auf dem umge­hängten NPD-Plakat ist die Losung zu lesen: „ICH ESEL glaube, daß der EURO uns Deut­schen nutzt.” Solche Pla­kat­ak­tionen mit Esels­masken haben eine lange Tra­di­tion in der neo­na­zis­ti­schen Szene der Bun­des­re­pu­blik. Ihr Erfinder, der Neo­na­zi­führer Michael Kühnen, oprierte bereits in den 80er Jahren mit dieser Propaganda-Methode. Auf den umge­hängten Pla­katen stand damals aller­dings noch die Losung: “Ich esel glaube noch, daß in den deut­schen KZs Juden ver­gast wurden”.

 

Dass sich Mirko Kopper bewusst ist, dass es Kon­se­quenzen nach sich zieht, wenn er seine Mei­nung einmal öffent­lich zu Schau stellt, deutet sein Pos­ting vom 12. November 2013 an: „Ich bin Deut­scher / Meine Mei­nung ist: ZEN­SIERT” Davon ange­sta­chelt, lassen auch Kop­pers Facebook-Freunde ihrer Ver­ach­tung für „Die Bunte Repu­blik Deutsch­land“ freien Lauf. Ein „Michael Reiher“ findet es „Traurig wie dem eigenen Volk die Mei­nung ver­boten wird und ger­ma­nisch fremden Kul­turen hier alles erlaubt wird und man auch noch Rück­sicht nehmen soll!“ Getreu der deutsch­na­tio­nalen Opfer­rolle, pol­tert ein wei­terer User: „Du hast eine KLARE MEI­NUNG !??! Oh … NAZI ?!?! … Traurig das man jetzt schon der Feind im eigenen Land ist … wenn man sieht was man sieht !“ Gefolgt von der unver­blümt ras­sis­ti­schen Parole „Deutsch­land en Deut­schen!“, eines „Rene Hein­rich“. Er ergänzt: „ Ich bin nach 45 geboren und Schulde der Welt nen scheiß !!!!!!“ Als wären das noch nicht genug der braunen Soße, die sich über Kop­pers Kom­men­tar­spalte ergießt, ver­sieht er die rechts­ra­di­kalen Äuße­rungen jeweils mit einem „Like“ (1, 2, 3), anstelle sie zu löschen.

 

Am 21. November 2013 schämt sich Kopper seiner Iden­tität als „Thü­ringer“, weil die thü­rin­gi­sche Minis­terin für Soziales, Heike Tau­bert, ankün­digt die Texte der völ­ki­schen Rechts­rock­band Frei.Wild durch die Bun­des­prüf­stelle für jugend­ge­fähr­dende Medien (BPjM) prüfen zu lassen: „Ihr gewählten Volks­ver­dreher habt den arsch offen.“ Ein „Michael Krämer“ pflichtet ihm bei und kom­men­tiert den Bei­trag: „Es liegt doch nur daran, dass ihr und andere Deut­schen Bands es schafft, das Massen anfangen sich Gedanken zu machen …da steckt nix anderes als Angst der ganzen Zio­nisten dahinter…mir scheiß egal. Ich höre das, was mir gefällt.…“ Auch für diese unver­hohlen anti­sem­ti­sche Aus­sage gibt es von Mirko Kopper einen „Like“.

 

Eine Woche nach Aus­tritt des lang­jäh­rigen Gitar­risten Hen­ning Haydt, ver­weist Mirko Kopper am 13. Februar 2013 auf das zurück­lie­gende Biker-News-Interview: „Wir sind keine Neonazi-Band!“ und bekräf­tigt noch einmal die Opfer­rolle, in der er sich und die „Limited Booze Boys“ sieht: „Warum darf jeder Arsch von seiner Ver­gan­gen­heit ins reine kommen, nur wir nicht? Nur weil soge­nannte „Freie Redak­teure“ hinter jedem scheiss­haufen, gleich eine Nahsi– story wit­tern? Also, die kacke ist am dampfen… Gute Nacht, Mei­nungs­frei­heit.“

 

Es ent­spricht zu Kop­pers Ver­ständnis von Mei­nungs­frei­heit, wenn er Neo­nazis und Antifaschist_innen auf eine Stufe stellt. Am 14. April 2014 postet er die rela­ti­vie­rende Grafik: „Was haben Neo­nazis sehr oft mit der Antifa gemeinsam? „Ras­sismus“ Die einen pro­pa­gieren Ras­sismus gegen fast alle Fremden. Und die anderen pro­pa­gieren Ras­sismus gegen ihr eigenes deut­sches Volk“.

 

Dass Schla­ger­star Heino vom anti­fa­schisch moti­viertem „Ras­sismus gegen das eigene deut­sche Volk“ betroffen war, als ihn Jan Delay, u.a. wegen seiner Unter­stüt­zung für das süd­afri­ka­ni­schen Apart­heids­re­gime, einen „Nazi“ nannte, darf bezwei­felt werden: „Der Typ hat in Süd­afrika wäh­rend der Apart­heid im Sun City gesungen. Und sein Reper­toire: ‚Schwarz­braun ist die Hasel­nuss‘, Sol­da­ten­lieder… Es ist schreck­lich, wenn so jemand einen Song von dir singt.“, erklärte der Musiker im April 2014 in einem Onlin­ein­ter­view. Am 24. April schreibt Kopper: „Heino wurde von „pop­star“ Jan D. als Nahsi beschimpft. Heino hätte in Süd­afrika schwarz,braun ist die Hazelnut und Sol­da­ten­lieder gesungen. Ich finde das uner­hört, wie kann ein deut­scher Schla­ger­sänger nur so etwas tun. Alle Deut­schen sind Nahsis und Schlager ist wie Rächt­zrock…“ Kopper ergänzt seine rela­ti­vie­rende Stel­lung­nahme für die poli­ti­schen Fehl­tritte des Schla­ger­sän­gers Heino mit einer Par­tei­nahme für die völ­ki­sche Rechts­rock­band „Frei.Wild“: „Erst Echo und Frei W. und jetzt der scheiss. Ich per­sön­lich finde es richtig, dass Heino klagt“

 

„Guten Morgen Land der schwarz-rot-gelben Fahnen“ heißt es am 17. Juni 2014. Anläss­lich der Fußball-WM der Männer kann, auch Mirko Kopper seine Freude über das Spiel der „Mann­schaft der BRD“ nicht verhehlen:„ABER: Wenn ich sehe wie diese Super­stars bei der Natio­nal­hymne da stehen und noch nicht mal die Zähne aus­ein­an­der­kriegen, könnte ich kotzen. Und dann dieser über­trie­bene Natio­nal­stolz auf den Straßen, och Nee. Tag für Tag ver­steckt sich der dumme Deut­sche hinter seiner Scham. Kaum ist Fuß­ball, da ist dieses „Wir Gefühl“ wieder da. Nur alle paar Jahre dürfen wir stolz auf unser Land sein? Traurig…“ Traurig macht ihn nicht der gras­sie­rende Natio­na­lismus, der sich in Zeiten sport­li­cher Groß­er­eig­nisse auf den Straßen ent­lädt, traurig macht ihn ledig­lich der Umstand, dass der natio­nale Taumel nicht zur all­täg­li­chen Nor­ma­lität gehöre und dass man, nach Kop­pers Ansicht, nur „alle paar Jahre“ auf sein Land stolz sein dürfe.

 

Den Final­sieg der „BRD Mann­schaft“ kom­men­tiert Kopper dann am 14. Juli 2014 auch wie folgt: „Überall fei­nernde Men­schen mit Deutsch­land­fahnen. Wir dürfen uns freuen, wir dürfen Flagge zeigen. Aber was ist nach der WM? Dann heißt das Motto wieder Fahnen in’s s Klo und Fremd­schämen…“ Seinen Kame­raden im Geiste gibt er noch auf den Weg: „Also genießt die Zeit der wehenden Fahnen, es wird nicht von Dauer sein.

 

Die Stim­men­ge­winne der rechts­po­pu­lis­ti­schen AFD (10,6%) bei der thü­rin­gi­schen Land­tags­wahl vom Vortag, wür­digt Kopper am 15. Sep­tember 2014 in seinem Bei­trag wie folgt: „Jetzt lautet das Motto für alle Par­teien: Suche den Böse­wicht der AFD. Jetzt jaben die Obrig­keiten fest­ge­stellt, das der blöde Bürger doch noch Eier in der Hose hat. In diesem Sinne, schönen Montag.“ Am 5. November 2014 postet er dann auch eine Kar­ri­katur, auf der die „Mei­nungs­frei­heit“, sym­bo­li­siert durch eine Person, die durch einen Minen­feld wan­delt. Auf den sie umge­benden Minen stehen die Worte: „Rechts­po­lu­list“, „Ras­sist“, „Nazi“ und „Faschist“ geschrieben. Mirko Kopper kom­men­tiert die rechte Kar­ri­katur mit den Worten: „Fresse halten, Hirn aus­schalten und fleißig sein…“

 

Der Blick auf die Facebook-Chronologie Mirko Kop­pers zeigt regel­mä­ßige Kom­men­tie­rungen des Zeit­ge­sche­hens. Dabei ist der Gitar­rist der „Limited Booze Boys“ meist darauf bedacht, ein­deu­tige und damit angreif­bare Aus­sagen zu ver­meiden: Ein­deutig genug, für Sympathisant_innen, für Außen­ste­hende, zumin­dest auf den ersten Blick, unver­fäng­lich. Den­noch gelingt es ihm kaum, seine NS-relativierenden und natio­na­lis­ti­schen Bezüge hin­rei­chend zu ver­schleiern.

 

6. Keine Bühne für die „Limited Booze Boys“!


Der ange­kün­digte Auf­tritt in Berlin beim fünf­jäh­rigen „Blackland“-Jubiläum unter­streicht, dass Bands wie die „Limited Booze Boys“ in weiten Teilen der MC-Szene aktiv umworben werden. Fred Gan­ten­berg („Freddy“) Betreiber des Clubs und Mit­glied des „Born to be wild“-MC (BTBW) sicherte der Band schon früh nach bekannt­werden erster Vor­würfe umge­hende Unter­stüt­zung zu: „Also bei mir im Black­land seid ihr immer herz­lich will­komm, da wir uns ja schon ne ewig­keit kenn“, kom­men­tierte Gan­ten­berg die Absage des Auf­tritts der Band auf dem „Alpen Flair“. Tat­säch­lich gas­tierten die „Limited Booze Boys“ bereits mehr­fach im „Black­land“ (Sommer 2011, Januar 2012 und April 2014) und auch beim jähr­lich von BTBW orga­ni­sierten „Motor­cycle Jam­boree“ bei Jüter­borg (2008, 2009, 2013, 2012, 2015). Auch im Ber­liner „Head­quarter“ des Moto­rad­clubs fand im Jahre 2011 bereits ein Auf­tritt statt.

 

Viele Veranstalter_innen und Motor­rad­clubs, die den „Limited Booze Boys“ in den ver­gan­genen Jahren Auf­tritts­mög­lich­keiten zur Ver­fü­gung gestellt haben, mögen nicht über sämt­liche Hin­ter­gründe der Band im Bilde gewesen sein – anderen werden die neo­na­zis­ti­schen Bezüge der Band schlicht auch wei­terhin egal sein, solange die Mucke stimmt und die Kon­zert­halle voll wird.

 

Fassen wir also nochmal zusammen: Wir haben eine Band, deren ehe­ma­liger Lead­git­ta­rist Hen­ning Haydt in den 1990er als rohr­bom­ben­bau­ender Neo­nazi akten­kundig wurde, noch immer Nazi-Tattoos trägt und sich bis heute nicht glaub­haft von der rechten Szene dis­tan­ziert hat. Wir haben da Sänger und Manager Tom Kro­ne­berger, der gerne rechte Lifestyle-Marken wie Thor Steinar trägt und nicht müde wird zu betonen, dass es sich bei der Kritik an seiner Band ledig­lich um halt­lose Vor­würfe han­dele, wobei er die rechten Ten­denzen bei seinen Band­kol­legen und bei sich selbst kon­se­quent ver­harm­lost. Und zu guter Letzt haben wir da die beiden lang­jäh­rigen „Booze Boys“ Jens Hart­mann und Grün­dungs­mit­glied Mirko Kopper, die im Internet seit Jahren Bei­träge mit ras­sis­ti­schen, natio­na­lis­ti­schen und anti­se­mi­ti­schen Inhalten ver­breiten, von der „Weißen Rasse“ fabu­lieren (Jens Hart­mann) und auch nicht davor zurück­schre­cken NPD-Plakate (Mírko. Kopper) zu posten.

 

Die „Limited Booze Boys“ haben die Öffent­lich­keit damit jah­re­lang an der Nase herum geführt. Als Recher­chen im November 2012 den neo­na­zis­ti­schen Hin­ter­grund des dama­ligen Lead­gi­tar­risten Hen­ning Haydt an die Öffent­lich­keit brachten, erklärte Sänger Tom Kro­ne­berger: „Alle anderen Band­mit­glieder, ein­schließ­lich meiner Person, […] haben mit der rechten Szene nichts zu tun gehabt.“ „Ebenso wenige Fakten konnten gegen die anderen 4 Band­mit­glieder erbracht werden, die eine Bezie­hung zur hie­sigen rechten Szene offen­baren würden.“ „Wir – die Limited Booze Boys — dis­tan­zieren uns von jeg­li­cher rechten, sowie extremen Gesin­nung“ und wei­tere Stel­lung­nahmen der Band, lesen sich mitt­ler­weile wie blanker Hohn. Wie sich heute her­aus­ge­stellt hat, waren es reine Lip­pen­be­kennt­nisse, bei denen immer nur genau das zuge­geben wurde, was eh schon bekannt war. Ob Band­spre­cher Kro­ne­berger heute noch einmal behaupten würde, dass keine Fakten gegen die Band­mit­glieder erbracht werden konnten, „die eine Bezie­hung zur hie­sigen rechten Szene offen­baren würden“? Kro­ne­ber­gers State­ments machen deut­lich, dass nicht etwa nur ein­zelne Mit­glieder der Band das Pro­blem sind, son­dern die „Limited Booze Boys“ an sich. Was werden sich Kro­ne­berger und seine Band­kol­legen diesmal ein­fallen lassen, um das Offen­sicht­liche: Natio­na­lismus, Ras­sismus, Anti­se­mi­tismus und rechten Life­style … , aufs Neue zu leugnen, Kritiker_innen zu dis­kre­dieren und es sich aber­mals in der Opfer­rolle bequem zu machen?

 

Die zusam­men­ge­tra­genen Fakten lassen kein anderes Fazit zu: Hier noch­mals eine Dis­tan­zie­rung der Band von einer wie auch immer gear­teten „Ver­gan­gen­heit“ ein­zu­for­dern, ergibt ange­sichts der Erkennt­nisse keinen Sinn mehr. Die „Limited Booze Boys“ haben kein Pro­blem mit einer rechten Ver­gan­gen­heit ein­zelner Mit­glieder. Sie sind von ihr durch­setzt und tun alles dafür, damit das auch so bleibt. Die neo­na­zis­ti­sche Musiker_innen der „Limited Booze Boys“ müssen nicht erst Rechts­rock spielen und pla­ka­tive Nazi­pa­rolen singen, um von ihrer Szene auf der Bühne als solche wahr­ge­nommen zu werden. Die „Limited Booze Boys“ singen „unpo­li­ti­sche“ Lieder über Kampf („No fight no glory“), Gemein­schaft („Brotherhood of steel“) und nor­di­sche Tra­di­tionen („Viking“) und sehen gleich­zeitig keine Ver­an­las­sung, sich von Neo­nazis im Publikum zu dis­tan­zieren.

 

Biker-Szene und Konzertverantalter_innen müssen sich fragen ob sie damit in Ver­bin­dung gebracht werden wollen, dass sie Leuten eine Bühne bieten, die rechte Ideo­lo­gien auf der einen Seite ver­harm­losen und der anderen offen zur Schau stellen. Wenn „unity“ unter 1%ern bedeutet, gemeinsam mit Rassist_innen zu feiern, dann ist es zu den soge­nannten „Misch­szenen“ nicht mehr weit.

 

Fußnoten:

[1] www.bundestag.de, Abschluss­be­richt vom 2. NSU-Untersuchungsausschuss des Bundes, S. 92
[2] www.thueringer-landtag.de, Abschluss­be­richt vom NSU-Untersuchungsausschuss des Frei­staats Thü­ringen, S. 82
[3] www.thueringer-landtag.de, Abschluss­be­richt vom NSU-Untersuchungsausschuss des Frei­staats Thü­ringen, S. 1858
[4] Gut­achten der „Schä­fer­kom­mis­sion“, im Auf­trag des Frei­staats Thü­ringen, S. 54
[5] www.bundestag.de, Abschluss­be­richt vom 2. NSU-Untersuchungsausschuss des Bundes, S. 92
[6] Die Bombe im Haus des Freibad-Schlägers, MDR Thü­ringen, 30. April 2012
[7] vgl. Split­ter­bombe, Wiki­pedia
[8] www.bundestag.de, Abschluss­be­richt vom 2. NSU-Untersuchungsausschuss des Bundes, S. 92
[9] Polizei fand 1997 Nagel­bombe bei Rechts­ex­tremen, MDR Thü­ringen, 30. April 2012
[10] NSU-naher Rechts­ex­tre­mist hatte eine Bombe, Merkur Online, 30. April 2012
[11] www.thueringer-landtag.de, Abschluss­be­richt vom NSU-Untersuchungsausschuss des Frei­staats Thü­ringen, S. 706
[12] www.bundestag.de, Abschluss­be­richt vom 2. NSU-Untersuchungsausschuss des Bundes, S. 482
[13] NSU-Helfer in Sachsen, gamma – anti­fa­schis­ti­scher News­flyer für Leipzig und Umge­bung, 30. Januar 2012
[14] archive.org, Home­page der „Limited Booze Boys“ zum Treffen des Zeitzer Biker e.V. vom 15. Mai 2013
[15] Iso­liertes Ver­wenden eines Kel­ten­kreuzes strafbar, Anti­fa­schis­ti­sches Info­blatt, 9. Dezember 2008
[16] vgl. Inves­ti­gate Thor Steinar – Die kri­ti­sche Aus­ein­an­der­set­zung mit einer unstrit­tenen Marke, PDF, August 2008
[17] www.thueringer-landtag.de, Abschluss­be­richt vom NSU-Untersuchungsausschuss des Frei­staats Thü­ringen, S. 1765

 

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Erst die Krawallbrüder im Huxleys und jetzt diese Arschlöcher auf' m Prenzelberg. Wie können wir uns die Subkultur zurück erobern in Berlin?

Luft anhalten, ca. 2 Stunden und dann langsam einatmen.

Sehr umfangreiche Recherche.

Vielen Dank!

Am 11. April ver­an­staltet der bekannte Rock– und Metal-Club Black­land in Prenz­lauer Berg ein Kon­zert mit der Band „Limited Booze Boys“. Eine am gest­rigen Tage ver­öf­fent­lichte Doku­men­ta­tion belegt zahl­reiche ras­sis­ti­sche Äuße­rungen der Band­mit­glieder. Anstatt darauf ein­zu­gehen, lässt die Band am fol­genden Tag ein State­ment ver­öf­fent­li­chen, in dem sie über die vor­ge­brachte Kritik hinweg geht und statt­dessen behaupten, ihre Kritiker_innen wollten „aus reiner Sen­sa­ti­ons­lust“ eine Nähe zum NSU kon­stru­ieren. Das Pro­blem sind aller­dings nicht allein die bestä­tigten Ver­wick­lungen des ehe­ma­ligen Band­gi­tar­risten Hen­ning Hadyt in den Bau von Rohr­bomben Anfang der 90er Jahre, was bekannt­lich zu Ermitt­lungen im Zusa­men­hang mit dem thü­ringer NSU-„Trio“ führte, son­dern die poli­ti­schen Aus­sagen ver­blie­bener Band­mit­glieder, bis in die Gegen­wart:

 

„Die Polit­ver­bre­cher wollen das deut­sche Volk und die gesamte weiße Rasse aus­rotten“

Jens Hart­mann, Bas­sist der „Limited Booze Boys“, Dezember 2014

 

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Zitat Anfang:
"Diese unvoll­stän­dige Chro­no­lgie seiner Äuße­rungen und Inter­ak­tionen lässt nur einen Schluss zu: Der Bas­sist der „Limited Booze Boys“, Jens Hart­mann, ist ein Ras­sist, ein Anti­semit, ein Neo­nazi mit geschlos­senem rechten Welt­bild."
Zitat Ende

Frage: Und nun, sollen wir ihn erschlagen, aufhängen, erschiessen oder vierteilen?

ihn mit einer drittklassigen 3/4-nazi-rockband auf die bühne stellen, wäre doch ein anfang.
dann weiss man immerhin, mit wem man es zu tun hat.

Danke für diese gut geschriebene und umfangreiche Recherche!