(Saarbrücken) Hinaus zum revolutionären Frauenkampftag!

Still loving feminism

Gegen Sexismus, Homo- und Transphobie – Für den Kommunismus(Feminismus?)

Vor einigen Tagen wurde Özgecan Aslan in der Nähe von Mersin (Türkei) von türkischen Faschisten aus dem Umfeld der „Grauen Wölfe“ brutal ermordet. Özgecan war gemeinsam mit einer Freundin auf dem Nachhauseweg im Bus. Als die Freundin ausgestiegen war, versuchte der Busfahrer Suphi Altindöken eine andere Strecke zu fahren um die junge Frau an einem abgeschiedenem Ort zu überwältigen. 


Özgecan wehrte sich gegen die Vergewaltigungsversuche, indem sie den Täter kratzte und ihm Pfefferspray ins Gesicht sprühte. Als Reaktion auf die Selbstverteidigung stach er ihr mit einem Messer in den Bauch und vollendete seine Tat letztlich mit einer Eisenstange. Nachdem er der jungen Studentin die Hände abgeschnitten und sie ermordet hatte rief er seinen Vater und einen Freund zur Hilfe. Gemeinsam verbrannten sie die Leiche und entsorgten die Reste in einem Flußbett.


Dies war nicht „nur“ ein Übergriff aus sexueller Wollust, sondern ein Angriff auf die Freiheit und Selbstbestimmung einer jeden Frau.

Ruhe in Frieden Özgecan!!!

Am 8. März ist internationaler Frauenkampftag. Er ist ein wichtiger Anlass um feministische Kämpfe zusammenzuführen und diese, trotz der vorerst nur symbolischen Angriffe auf das patriarchale System, sichtbar zu machen. 
Wir werden bereits am 7. März gemeinsam mit unseren Freund*innen von Ciwanen Azad Saarbrücken und weiteren Feminist*innen auf die Straße gehen, um auf den gesellschaftlichen Zustand geschlechtsabhängiger Hierarchien aufmerksam zu machen und diesen anzugreifen.


Wir wollen mehr, als einen staatlich verordneten Feminismus, dessen höchste Errungenschaften Frauenquoten sind. Wir wollen einen revolutionären, antikapitalistischen Feminismus, der sich nicht mit schrittweisen Verbesserungen innerhalb des Patriarchats zufrieden gibt, sondern dessen Ziel die Zerschlagung eben dieses Patriarchats und aller mit ihm einhergehenden Unterdrückungsmechanismen ist.


Deshalb: Nehmt am Samstag, den 7. März, an der feministischen Demonstration unserer kurdischen Genoss_innen in Saarbrücken teil. Treffpunkt ist um 16:00 Uhr an der Europagalerie.

 

Täglich kategorisieren wir Menschen in Männer und Frauen, Jungen und Mädchen. Ein Automatismus, der sich durch das Leben im Patriarchat wie ganz natürlich entwickelt und vor dem auch eine radikale Linke nicht befreit ist. Dabei halten wir es für ganz selbstverständlich den Menschen, die wir da kategorisieren, bestimmte Eigenschaften zu- und abzusprechen. Sind das zum Teil noch positiv besetzte „Vorurteile“, welche in ihrer Rhetorik jedoch nicht weniger falsch sind, so wird aus diesen Ressentiments sehr häufig eine abwertende und menschenverachtende Doktrin geschustert.


Besonders Frauen* sehen sich immer wieder mit sexistischen Angriffen konfrontiert, welche häufig auch in physische Gewalt umschlagen. Die Ursprünge dieses Konstrukts aus Chauvinismus, Mackertum und Gewalt haben sich dabei im Kapitalismus nicht etwa verbessert, sondern haben sich nur den Verhältnissen angepasst. Sie resultieren aus einer Spaltung in einen „öffentlichen“ und einen „privaten“ Bereich innerhalb der kapitalistischen Verwertungslogik.


Der „öffentliche Bereich“ indem sich einerseits die Reichtumsproduktion vollzieht und andererseits die bürgerliche Herrschaft staatlich organisiert und verwaltet wird, wird immer mit „typisch männlichen Attributen“ wie Duchsetzungskraft, Stärke und Mut assoziiert. Ganz im Gegenteil zum „privaten Bereich“ welcher als schwächlich und (zu) Emotional betrachtet wird und somit „typisch weiblichen Attributen“ unterliegt.

Doch ein progressiver Feminismus darf sich nicht nur auf die Bekämpfung von Unterdrückungsmechanismen gegen Frauen* konzentrieren, sondern muss auch den Kampf gegen homo- und transphobe Strukturen führen.  Gerade transsexuelle Menschen müssen sich immer wieder in widerlichster Nazirhetorik von Faschos, Sexisten und der „bürgerlichen Mitte“ bepöbeln und angreifen lassen. 
Auch Homosexuelle werden wieder häufiger zum Ziel menschenverachtender Agitation. Zwar lies sich in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten durchaus eine oberflächliche Akzeptanz für das „Schwulsein“erkennen, jedoch war diese immer nur eine vorgeschobene Gewissensberuhigung des neoliberalen Bürgertums. 


Eine konsequente Akzeptanz würde bedeuten, dass Homosexualität der Heterosexualität in Sachen Aufklärung und Wahrnehmung in nichts nachsteht. Dem ist allerdings nicht so. Versuche den Sexualkundeunterricht offener zu gestalten wurden mit Massenprotesten von „besorgten Eltern“, fundamentalistischen Christen und radikal Rechten Strukturen vorerst zu Nichte gemacht.


All diese Unterdrückungsmechanismen, sei es nun Sexismus, Homophobie oder sonstwas, sind Teil der kapitalistischen Verwertungslogik. Jobs werden, nach klassischen Rollenbildern, die in Zeiten, in denen man Homo- und Transsexuelle nicht mehr auf dem Scheiterhaufen verbrennen kann, um die sexuellen Vorlieben der jeweiligen Jobsucher*innen erweitert werden, vergeben. Ob die Anforderungen für das Individuum von Belang sind spielt dabei keine Rolle. Denn als Herrschaftsverhältnis sorgt die Geschlechterordnung mit für eine Instandhaltung kapitalistischer Produktionsweisen.

 

Unter den Vorzeichen sich ändernder Anforderungen des Kapitals betreibt der Staat munter seine Geschlechter- und Familienpolitik. Gegenwärtig bedeutet das einerseits, dass weiblich sozialisierte Menschen als gleichberechtigte Lohnarbeiter*innen und Kapitalist*innen gebraucht werden. Denn prinzipiell sollen sich alle Menschen in allen Berufsfeldern als nützlich und produktiv erweisen. Andererseits muss der Staat weiterhin die äußeren Bedingungen der Reproduktion der Arbeitskraft und der Vermehrung der Bevölkerung sicherstellen. Die Heterokleinfamilie bleibt zumeist der Ort, an dem das geschieht. Ausgehend von diesem Widerspruch verlaufen die ideologischen Konfliktlinien innerhalb der Politik, die mal zu Gleichstellungsprogrammen und Frauen-Quoten, mal zum Betreuungsgeld und Ehegattensplitting führen.“1

 

Eine emanzipatorische, linksradikale Politik kann nur erfolgreich sein, wenn sie den Kampf gegen Sexismus, Homophobie, Rassismus, Nationalismus und Kapitalismus als einen Kampf erkennt und führt. Die sexuelle Befreiung, sowie die Befreiung der Frau* kann nicht unabhängig von einer Zerschlagung des Kapitalismus von statten gehen, sondern muss als ein gleichlaufender Prozess wirken.

Für ein Leben, Lieben und Lernen in Freiheit!


Für den Kommunismus!

 

1. http://makingfeminismathreat.blogsport.eu/aufruf/

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Jobs werden, nach klassischen Rollenbildern, die in Zeiten, in denen man Homo- und Transsexuelle nicht mehr auf dem Scheiterhaufen verbrennen kann, um die sexuellen Vorlieben der jeweiligen Jobsucher*innen erweitert werden, vergeben. Ob die Anforderungen für das Individuum von Belang sind spielt dabei keine Rolle.

 

Hä? Was meint ihr denn damit?

auch wenn ich überrascht bin, einen in weiten teilen so guten aufruf für eine feministische demo in saarbrücken zu lesen, finde ich die sehr verkürzten ausführungen zu trans*feindlichkeit und heterosexismus doch schade.

erst mal wird der begriff "transsexualität" nicht umsonst immer seltener gebraucht. schließlich handelt es sich nicht um eine sexuelle orientierung, sondern um eine geschlechtsidentität. des weiteren wird "transsexualität" i.d.r. so definiert, dass nur binäre trans*personen gemeint sind (also transfrauen und transmänner). identitäten, die sich zwischen oder außerhalb der zweigeschlechterwelt bewegen oder die eine wechselnde geschlechtliche selbstverortung beinhalten, werden damit ausgeblendet, was im übrigen teil binaristischer unterdrückungsmuster innerhalb und außerhalb der trans*szene ist.

homofeindlichkeit als einzige komponente von heterosexismus zu erwähnen find ich auch nicht so super, knüpft es doch genau an die erwähnte und kritisierte oberflächliche/bürgerliche akzeptanz von homosexuellen identitäten an. diskriminierung und gewalt, die asexuelle, grey-a-personen, bisexuelle, pansexuelle und viele weitere auf grund ihrer (nicht-)sexualität innerhalb wie außerhalb der queer-szene erleben, wird damit völlig ausgeblendet und (unterbewusst) reproduziert.

als letzten punkt finde ich die begriffe "transphobie" und "homophobie" schwierig, da diese implizieren, dass gewalt, herrschaft und diskriminierung gegenüber transgender und homosexuellen auf grund einer angst stattfindet, womit besagte gewalt/herrschaft/diskriminierung quasi entschuldigt und somit relativiert wird. außerdem ist diese rhetorik zumindest strukturell ableistisch, da so menschen, die unter phobien leiden, mit heterosexistischen und trans*feindlichen trotteln auf eine ebene gestellt werden.

Wer so von "strukturellem Ableismus" spricht und dies auf eine Stufe mit der Ideologie der Feindschaft gegen Transpersonen und/oder Homosexuelle stellt, (sowie eben alle -Ismen prinzipiell auf eine Stufe gestellt werden), so inhaltsleer und unnütz sie auch sein mögen (Speziesismus, Ageismus) und das Anhand einer ach so emanzipatorischen "Sprachkritik" tut (Menschen die unter Phobien leiden werden diskriminiert - WTF?) der sollte sich nicht anmaßen überhaupt andere Menschen zu berichtigen. Wer dann noch, trotz solch einer verkorksten "gut gemeinten Berichtigung", "Ableismus" kritisiert und im gleichen Satz andere als "Trottel" bezeichnet der sollte seine beiden Zeigefinger am besten brechen, abschneiden und sie womöglich gegen eine Lesehilfe eintauschen. (Um jetzt nicht irgenwelche "klassistischen" Ressentiments zu reproduzieren, es hilft auch gegebenenfalls, nicht einfach alles nachzuplappern was einem eine Judith Butler, ein Michel Foucault oder der Sprachleitfaden der Humboldt-Universität befiehlt und zur Abwechslung mal selbst darüber nachzudenken und sich mit den Ursachen und Problemen zu beschäftigen, die einen zu dieser Pseudokritik veranlassen. Da ich stark annehme, dass dir diese Polemik missfallen wird und du dir lieber etwas konstruktiveres und netteres gewünscht hättest: Nein, nein - das ist nicht der Feminismus!