Für die Friedrich-Engels-Universität Kaiserslautern

Friedrich-Engels-Universität Kaiserslautern

Ein historischer Text einer studentischen Initiative aus Kaiserslautern aus dem Jahr 1996

 

Ewiges Gedenken dem großen Kämpfer und Lehrer des Proletariats Friedrich Engels!(1)  

(Wladimir Iljitsch Lenin)

 

Wer von Friedrich Engels reden will, muß auch von Karl Marx reden und umgekehrt.

(Franz Mehring(2))

 

Im 150. Geburtsjahr von Friedrich Engels wird die "Zwillingsuniversität"(3) Trier-Kaiserslautern gegründet. Fünf Jahre später, 1975, werden die geisteswissenschaftliche Fakultät in Trier, der Geburtsort von Engels' Kampf­gefährten Karl Marx, und die naturwissenschaftlich-technische Fakultät in Kaiserslautern in zwei eigenständige Hochschulen getrennt.

 

Zusammen mit Karl Marx ist Friedrich Engels der einflußreichste Theoretiker und Organisator des modernen wissenschaftlichen Sozialismus. Mit 21 Jahren besucht er in Berlin während seines Kriegsdienstes Theologie- und Philosophievorlesungen und beteiligt sich an Auseinandersetzungen der Jung­hegelianer. Es beginnt ein reger Briefwechsel mit Karl Marx. Diesen besucht er 1844 in Paris. Seit dem gibt es zwischen ihnen eine lebenslange Freundschaft und eine ständige Zusammenarbeit. Marx arbeitet an der Untersuchung der komplizierten Erscheinungen der kapitalistischen Wirtschaft; Engels beleuchtet in außerordentlich flüssig geschriebenen, oft polemischen Arbeiten die allge­meinsten wissenschaftlichen Fragen und die verschiedensten Erscheinungen der Vergangenheit und Gegenwart im Geiste der materialistischen Geschichts­auffassung und der ökonomischen Theorie von Marx.(4) Mit den "Grundsätzen des Kommunismus" liefert Engels die Vorarbeit für eine der bekanntesten und bedeutesten Schriften von Engels und Marx: Das 1848 erschienene "Manifest der Kommunistischen Partei".

Die Benennung des "Zwillingspaars" in Karl-Marx-Universität Trier und Friedrich-Engels-Universität Kaiserslautern verbindet die Hochschulen vom Namen her. Sie verdeutlicht, daß die eine Universität ohne die andere nicht existieren würde und daß sowohl einer rein geisteswissenschaftlichen, als auch einer rein naturwissenschaftlich-technischen Universität ein Stückchen fehlt. Sie erinnert an die gemeinsamen Wurzeln, die Gründung und die Geschichte beider Hochschulen. Eine entsprechende Namensgebung ehrt die beiden Kommunisten Friedrich Engels und Karl Marx, die bis heute unbestreit­bar große Wirkung in der gesellschaftlichen Debatte hervorrufen.

 

 

Wer die Pfalz nur einmal gesehen hat, begreift, daß eine Bewegung in diesem weinreichen und weinseligen Lande einen höchst heitern Charakter annehmen mußte. Man hatte sich endlich einmal die schwerfälligen, pedantischen altbayerischen Bierseelen vom Halse geschafft und an ihrer Stelle fidele pfälzische Schoppenstecher zu Beamten ernannt. Man war endlich jene tiefsinnig tuende bayrische Polizeischikane los, die dem flotten Pfälzer schwerer auf dem Herzen lag als irgend etwas andres.(5)

(Friedrich Engels)

 

Die Revolution von 1848/49, die in Frankreich ausbricht und auf andere Länder Westeuropas übergreift, veranlaßt Engels und Marx zur Rückkehr aus Paris nach Deutschland. In Köln geben sie die "Neue Rheinische Zeitung" heraus. Keine zwölf Monate nach der Gründung wird ihr "Organ der Demo­kratie" durch die preußische Regierung verboten. Nach Marx' Ausweisungs­befehl vom 16. Mai(6) und Engels Haftbefehl vom 17. Mai 1849 wegen Teil­nahme an einem Aufstand in Elberfeld(7), gehen sie gemeinsam nach Süd­west-Deutschland(8). Am 25. Mai kommen sie in Kaiserslautern an, wo acht Tage zuvor die provisorische Regierung der Pfalz in der Fruchthalle die Los­lösung der Pfalz von Bayern als ihr politisches Ziel proklamierte. Dies war die Antwort der revolutionären Pfälzer/innen auf die Ablehnung der von der Frank­furter Nationalversammlung beschlossenen Reichsverfassung durch die erzkonservative bayerische Regierung. Einen Tag nach der Ankunft in Kaisers­lautern wird Marx von konterrevolutionären Gruppen verhaftet und nach Darm­stadt und Frankfurt am Main transportiert. Engels verläßt die Stadt und kehrt am 3. Juni allein nach Kaiserslautern zurück, "um dort einstweilen als politi­scher Flüchtling zu leben"(9). Er wohnt bis zum 12. Juni im "Hotel zum Donnersberg"(10). In den darauffolgenden Wochen setzt Engels die Bestim­mung der "Neuen Rheinischen Zeitung" als Soldat in der pfälzisch-badischen Armee fort. Mit vier Gefechten ist er unmittelbar an den bewaffneten Pfälzer Aufständen beteiligt. Seine Erlebnisse und Einschätzungen hält er in den Schriften "Die deutsche Reichsverfassungskampagne"(11) und "Revolution und Konter­revolution in Deutschland"(12) detailliert fest.

Engels hat sich in der liebenswürdigen Pfalz trotz der damaligen Verhältnisse sehr wohl gefühlt. Seine Verbundenheit mit der Pfalz ist auch in seiner künfti­gen Heimat England, wo er stets einen guten Tropfen Pfälzer Wein im Hause hatte, nicht verloren gegangen. Die Benennung der hiesigen Universität nach Friedrich Engels setzt dem Pfälzer Kämpfer ein Denkmal in Kaiserslautern, Ausgangs­punkt und Zentrale der Pfälzer Revolution von 1849.

 

 

Marx und ich waren wohl ziemlich die einzigen, die die bewußte Dia­lektik in die materialistische Auffassung der Natur hinübergerettet hatten. Die Natur ist die Probe auf die Dialektik, und wir müssen es der modernen Naturwissenschaft nachsagen, daß sie für diese Probe ein äußerst reichliches sich täglich häufendes Material gelie­fert und damit bewiesen hat, daß es in der Natur, in letzter Instanz, dialektisch und nicht metaphysisch hergeht.(13)

(Friedrich Engels)

 

Ab Herbst 1849 lebt Friedrich Engels in London und Manchester. Einer seiner Arbeitsschwerpunkte werden die Naturwissenschaften. Sein großes Ziel ist es nachzuweisen, daß Natur, Gesellschaft und Denken von erkenn­baren Gesetzen beherrscht werden, derart, daß das Bestehen der Welt aus sich heraus bewiesen werden kann. In "Herrn Eugen Dührings Umwälzung der Wissenschaft (Anti-Dühring)"(14) aus den Jahr 1878 - geschrieben im Auftrag der deutschen Sozialdemokratie -, verteidigt und entwickelt Engels in beißen­der Polemik gegen den theoretisch hochstapelnden Professor Eugen Dühring auf dem Gebiet der Naturwissenschaften, der Philosophie, der Geschichte und der politischen Ökonomie, die Grundlagen des wissenschaftlichen Sozialis­mus. In einem seiner grundlegenden Werken, der "Dialektik der Natur"(15) von 1883, entwickelt Engels vor allen den dialektischen Materialismus gegen die bürgerlichen Verdrehungen und Spekulationen auf dem Gebiet der Naturwis­senschaften. Darin schildert er auch die zunehmende Umweltvernichtung durch die Industrie auf dem Lande und warnt vor einer Naturkatastrophe, dem Tod der Erde und ihrer Lebewesen.(16)

Die Gefahr im kapitalistischen Umgang mit der Natur wird auch einhundert Jahre nach Friedrich Engels' Tod nur von den wenigsten erkannt und bedacht. Gegen die wachsende Umweltzerstörung sind von der modernen Naturwissen­schaft ökologische Lösungen gefragt. Engels verstand, die gesellschaftlichen Verhältnisse in das sie umgreifende Naturverhältnis des Menschen einzubetten und gesellschaftspolitisch-strategisch zu berücksichtigen. Er hat nie das ernste Hinterfragen der herrschenden Lehrmeinung vergessen und maßgeblich für eine fortschrittliche Entwicklung in den Naturwissenschaften gestritten. Passender Namensgeber der naturwissenschaftlich-technischen Universität Kaiserslautern ist der Wissenschaftler Friedrich Engels.

 

 

Endlich ist kein andrer Krieg für Preußen-Deutschland mehr möglich als ein Weltkrieg, und zwar ein Weltkrieg von einer bisher nie geahn­ten Ausdehnung und Heftigkeit. Acht bis zehn Millionen Soldaten werden sich untereinander abwürgen und dabei ganz Europa so kahlfressen, wie noch nie ein Heuschreckenschwarm. Die Ver­wüstungen des Dreißigjährigen Kriegs zusammengedrängt in drei bis vier Jahre und über den ganzen Kontinent verbreitet.(17)

(Friedrich Engels)

 

Engels verfaßt eine Fülle von bedeutenden militärwissenschaftlichen Arbei­ten über Strategie und Taktik des Kriegführens. Er schöpft dabei auf seine wertvollen Erfahrungen, die er in der Pfalz beim bürgerlich-demokratischen Revolutionsfeldzug gewonnen hat. Seine Berichte über den Krim-Krieg, den amerikanischen Bürgerkrieg und den deutsch-französischen Krieg werden sehr geschätzt und tragen ihm den Spitznamen "General" ein. Mit großer Sorge verfolgt Friedrich Engels die zunehmende Verschärfung der internationalen Lage, die durch die herrschende Politik zur Aufrüstung und Militarisierung führte. 1887 warnt Engels durch eine verblüffend klare Voraussage(18) vor einem vom preußisch-imperialistischen Deutschland ausgelösten Ersten Welt­krieg. Zwei Jahre vor seinem Tod, 1893, setzt sich Engels mit einer Artikel­serie im "Vorwärts" unter dem Titel "Kann Europa abrüsten?" für die Sicherung des Friedens durch Reduzierung der ständigen Heere unter deutscher Initiative ein.

Von bestürzender Aktualität zeugen die Schriften des Zeitgenossen Engels aus dem ausgehenden 19. Jahrhundert. Führende deutsche Politiker reden heute einem Weltkrieg das Wort(19): Die Einheit Europas entscheide über Frieden oder Krieg. - Die Alternative der künftigen Entwicklung ist Sozialismus oder Barbarei. Friedrich Engels war keineswegs sicher, welche der beiden Richtun­gen sich durchsetzen würde. Aber er glaubte - er wußte es nicht, er hoffte fest ­ an den Sieg des Sozialismus. Gegenwärtig besteht keine Aussicht auf einen baldigen Sieg des Sozialismus, aber wir sollten voller Hoffnung auf eine nicht allzu ferne Verwirklichung des Sozialismus sein.(20) Die Benennung unserer Hochschule nach dem Gegner aller imperialistischer Kriege Friedrich Engels ruft die hier angesiedelte Forschung für militärische und kriegerische Zwecke ins Gedächtnis und fordert zu einer kritischen Auseinandersetzung mit den Lehr- und Forschungsinhalten der Universität Kaiserslautern auf. Mit der Ent­scheidung für die Friedrich-Engels-Universität Kaiserslautern wird Position gegen die Barbarei und für den Sozialismus bezogen, für dessen Verwirk­lichung wir schon heute alles tun sollten - mit all unserer Kraft.

Wir erleben derzeit eine kapitalistische Krise besonderer Art.(21) Die Folgen sind steigende Arbeitslosigkeit und Sozialabbau, von denen unter vielen anderen auch Studierende, die nicht der besitzenden Klasse angehören, be­troffen sind. Vielen geht es immer schlechter, wenigen dagegen immer besser. Grundlage dafür ist die Ausbeutung des Menschen durch den Menschen. Die momentanen politischen Zustände werden nicht auf Dauer bestand haben. Wir streben nach einer Gesellschaftsform, die die Menschen von jeglicher Unter­drückung und Ausbeutung befreit, sie von den Schrecken der Kriege erlöst und ihnen eine Ordnung bringt, in der Freiheit und Frieden, Gerechtigkeit und Gleichheit aller Völker herrschen. Dazu ist eine radikale gesellschaftliche Ver­änderung durch gewaltsamen revolutionären Umsturz aller bisherigen Ordnung notwendige Voraussetzung. Friedrich Engels und Karl Marx haben die theoreti­sche Grundlage dazu geschaffen. Es liegt an uns sie in Praxis umzusetzen. Dieser Text mit den darin aufgeworfenen Forderungen stellt hierzu einen ersten Schritt dar.

 

Die Universitäten Trier und Kaiserslautern haben nichts zu verlieren. Sie haben Namen zu gewinnen.


 

Anmerkungen

  1. Lenin, Wladimir Iljitsch: Friedrich Engels, 1895, Werke, Band 2

  2. Mehring, Franz (1846 - 1919): Karl Marx, Geschichte seines Lebens, Leipzig 1933

  3. Die Rheinpfalz, 4. August 1970, Ludwigshafen 1970. In der gleichen Woche, am 1. August 1970, nehmen die Universitätsverwaltungen in Trier und Kaiserslautern ihre Tätigkeit auf. Am 5. August 1970 jährt sich Friedrich Engels Todestag zum 75. Mal.

  4. Lenin, Wladimir Iljitsch: Friedrich Engels, 1895, Werke, Band 2

  5. Engels, Friedrich: Die deutsche Reichsverfassungskampagne, Berlin/DDR 1969, auch in MEW, Band 7

  6. Das Museum Karl-Marx-Haus, Brückenstraße 10, 54290 Trier, datiert den Ausweisungsbefehl mit dem 11. Mai.

  7. Müller (Hrsg.): Anzeiger für die politische Polizei Deutschlands auf die Zeit vom 1. Januar 1848 bis zur Gegenwart. Ein Handbuch für jeden deutschen Polizeibeamten, Dresden 1855, S. 191. Engels wird darin als eigentlicher "Leiter der Elberfelder Mairevolution" geführt.

  8. Museum Karl-Marx-Haus. Engels und Marx durchreisen dabei Frankfurt/Main 19./20. Mai, Mannheim 21. Mai, Ludwigshafen 22. Mai, Karlsruhe 23724. Mai, Speyer 25. Mai 1849.

  9. Engels, Friedrich: Die deutsche Reichsverfassungskampagne, Berlin/DDR 1969, auch in MEW, Band 7

  10. Karcher, Friedrich A.: Die Freischärlerin, Frankfurt/Main 1977. Das Gasthaus, nach 1945 "Stadtschänke", befand sich in der Steinstraße 5, keine 100 Meter von der Fruchthalle entfernt.

  11. Engels, Friedrich: Die deutsche Reichsverfassungskampagne, Berlin/DDR 1969, auch in MEW, Band 7

  12. Engels, Friedrich: Revolution und Konterrevolution in Deutschland, Berlin/DDR 1963, auch in MEW, Band 8

  13. Marx, Karl/Engels, Friedrich: Werke, Band 20

  14. Engels, Friedrich: Herrn Eugen Dührings Umwälzung der Wissenschaft (Anti-Dühring), in MEW, Band 20

  15. Engels, Friedrich: Dialektik der Natur, in MEW, Band 20

  16. Fetscher, Iring: Friedrich Engels. In: Jacoby, Edmund (Hrsg.): Lexikon Linker Leitfiguren, Frankfurt/Main-Wien 1989

  17. Engels, Friedrich: Einleitung zu Borkheims "Zur Erinnerung für die deutschen Mordspatrioten", in MEW, Band 21

  18. Ebenda

  19. So exemplarisch Helmut Kohl in seiner Neujahrsansprache am 31. Dezember 1995: "Wir brauchen Europa um Frieden und Freiheit heute und im 21. Jahrhundert zu bewahren" und in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom 12. November 1993 zum gleichen Thema: "Wir brauchen die politische Union. Dies ist nach meiner festen Überzeugung auf lange Sicht auch eine Frage von Krieg und Frieden."

  20. Kuczynski, Jürgen: Wann fällt der Kapitalismus in Barbarei? In: junge Welt 53/96, Berlin 1996

  21. Ebenda

Weiterführende Literatur

  1. AStA Uni Trier (Hrsg.): Vortragsreihe 'Bürger und Studenten für Karl-Marx-Universität Trier', Trier 1981

  2. Baumann, Kurt: "Friedrich Engels und der pfälzische Aufstand 1849", in "Die Rheinpfalz" Nr. 270 bzw. 281/1970, Speyer 1970

  3. Baumann, Kurt: Marx, Engels und die Pfälzische Revolution im Sommer 1849. In Baumann, Kurt: Von Geschichte und Menschen der Pfalz, Speyer 1984

  4. Freundeskreis der Universität Kaiserslautern (Hrsg.): Uni Spectrum Universität Kaiserslautern Nr. 4/1995. Sonderausgabe 25 Jahre Universität Kaiserslautern, Kaiserslautern 1995

  5. Friedrich-Ebert-Stiftung, Forschungsinstitut (Hrsg.): Friedrich Engels 1820-1970. Referate, Diskussionen, Dokumente, Bonn Hannover 1971

  6. Gegen die Strömung 12/95, Frankfurt/Main 1995

  7. Hirsch, Helmut: Engels, Hamburg 1968

  8. Ich erinnere mich gern..., Zeitgenossen über Friedrich Engels, Frankfurt am Main 1970

  9. Marxistische Blätter 4-95, Essen 1995

  10. Ministerium für Unterricht und Kultus (Hrsg.): Universitätsgründung Trier-Kaiserslautern, Neustadt/Weinstraße 1971

  11. Museum für Deutsche Geschichte: Karl Marx und Friedrich Engels. Ihr Leben und Ihre Zeit. Berlin (Ost) 1978

  12. Präsident der Universität Kaiserslautern (Hrsg.): 20 Jahre Universität Kaiserslautern - 1970-1990 - Eine Dokumentation, Kaiserslautern 1991

  13. Z. Zeitschrift Marxistische Erneuerung Nr. 22, Juni 1995, Frankfurt 1995

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Die studentischen Initiativen an der Universität Trier, die sich für eine "Karl-Marx-Uni" aussprechen gibt es bis heute. Sie haben es sogar auf Wikipedia geschafft:

https://de.wikipedia.org/wiki/Universit%C3%A4t_Trier#Neugr.C3.BCndung

 

Und vor ein paar Jahren in den Spiegel:

http://www.spiegel.de/unispiegel/wunderbar/karl-marx-uni-trier-rabatz-um...

 

Das Logo hat der Uni-AStA auf seiner Homepage:

http://asta-trier.de/

 

Viel Erfolg!

Vor mir liegt ein altes Buch: das Liederbuch Friedrich Engels', eben jenes Mannes, der mit Karl Marx zusammen das wissenschaftliche Rüstzeug des Sozialismus geschaffen hat. Das Buch ist vergilbt, aber nur an einigen häufiger gebrauchten Stellen zerfleddert, der feste Deckel hat einen Lederrücken und je vier metallene Knöpfe auf jeder Seite, um den Einband beim Auffliegen des Buches auf feuchten Tischen zu schonen. Es heißt "Allgemeines Deutsches Commersbuch" und stammt aus dem Verlage M. Schauenburg u. Co., Lahr, der es im Jahre 1869 herausgegeben hat: in zwölfter Auflage übrigens, die erste war bereits 1858 erschienen und Ernst Moritz Arndt gewidmet worden, dessen kerndeutsche Antwort im Faksimiledruck ward das Buch "unter musikalischer Redaktion von Friedrich Silcher und Friedrich Erk,", es hat rund fünfhundertsiebzig Seiten voller Volks- und Studentenlieder nebst den dazugehörigen Noten, die die Melodie für einhändige Klavierbegleitung andeuten. In der Vorrede wird gesagt, daß die Auswahl der Lieder von den deutschen Studenten selbst getroffen worden sei: Durch Rundschreiben in alle deutschen Gaue habe man deren Mitarbeit erbeten und erhalten. So enthält das Buch nicht nur die bekanntesten Volkslieder und patriotischen Gesänge, sondern auch so manches unbekanntere Studentenlied, Spottlied und Liebeslied. Es hat durch seine Verbreitung zweifellos die Hoffnung erfüllt, die Verlag und Herausgeber im Vorwort ansprechen: es möchte ein echtes Volksbuch werden.

 

Dieses alte Buch nun, das eingehender zu beschreiben der Platz nicht erlaubt, befand sich im Nachlaß Friedrich Engels'. Es ist mir aus der Hand derjenigen Frau zugekommen, die die letzten seiner fünf Lebensjahre, von 1890 bis 1895, um ihn war, ihn versorgt, mit ihm gearbeitet hat, der letzte Mensch seines vollen Vertrauens unter den heute [1937] noch Lebenden ist. Louise Freyberger, heute achtundsiebzig Jahre alt und in London noch auf derselben Straße wohnhaft, in der Engelslebte und wirkte, berichtet dazu, daß sich das Buch nicht etwa wie manches andere unter seiner Hinterlassenschaft befunden habe, sondern versichert, daß es selbst für den gealterten Mann ein Gegenstand ständiger Freude und Benutzung gewesen sei. Hierzu muß der Vollständigkeit halber und weil es da gar nichts zu bemänteln gibt, bemerkt werden, daß das Buch eine handschriftliche Inschrift aufweist, aus der hervorgeht, daß es von einem Konkneipanten Engels' einer Stammtischrunde geschenkt worden war - Engels war erst 1870 nach London übergesiedelt - und daß eine Reihe anderer Handschriften sich mit feuchtfröhlichen Bleistiftbemerkungen wie "Vivat Kneipe!" und "Pernambuco" - so hieß offenbar das Kneiplokal wirklich oder im Munde der Freunde! - auf den weißen Blättern bemerkbar machen.

 

Nun ist es (zum Beispiel für den Leser des Marx-Engelsschen Briefwechsels) nichts Neues, daß Friedrich Engels einem guten Tropfen zur rechten Stunde keineswegs abgeneigt war. Überdies wissen wir, daß er in seinen jungen Jahren auch hier und da recht kräftig eins über den Durst zu trinken verstand. Er war in dieser Hinsicht ein echter Deutscher, und er war es - wüßten wir's nicht ohnehin, so könnten wir's aus diesem Liederbuch erfahren! - auch sonst. Zum Beispiel was den Gesang angeht, den Engels über alle Maßen liebte. Er sang gern, laut und unsagbar falsch.

 

Das Liederbuch, Walther Victor (1895 - 1971), geschrieben in der Emigration, England, 1937

Nämlich nur eine Friedrich-Engels-Universität. Und zwar in Wuppertal. Wie die meisten Unis in NRW wurde Bergische Universität gegründet, um den Strukturwandel voranzutreiben. Da passt die Erinnerung an die Familie Engels, stellvertretend für jene Industriellenfamilien, welche um die Wende zum 19. Jhd. die Industrialisierung Wuppertals vorantrieben, sehr gut: Wuppertal konnte es einmal, es kann es wieder. Und dass erfolgreiche unternehmerische Tätigkeit durchaus im Sinne einer Universität vereinbar ist mit Kritik der Bürgerlichen Gesellschaft - dafür steht nun einmal Friedrich Engels. So sehr, dass die VR China der Stadt Wuppertal sogar ein Engels-Denkmal schenkte. Die erwähnte Kombination ist in Kreisen der chinesischen KP offenbar hoch angesehen.

 

Vorwärts im Geiste der FEU Wuppertal! Nieder mit den sektirerischen AbweichlerInnen in Kaiserslautern!