Zusammenfassung:
- Anti-Terror-Operation namens "Operation Pandora" des Spanischen Zentralgerichtes (1) und der katalanischen Polizei (2) gegen anarchistische/ libertäre Bewegung in Barcelona, Provinz Barcelona und Madrid.
- elf Hausdurchsuchungen ab fünf und sechs Uhr morgens in verschiedenen Vierteln in Barcelona, teils in besetzten Häusern: im Kasa de la Muntanya (25 Jahre altes besetztes Haus, ehemalige Polizeikaserne), im Ateneu (3) San Andreu, im Ateneu Anarquista in Poble Sec, sowie acht Wohnungen in Gracia (eine), San Andreu (zwei), Nou Barris (zwei), und jeweils eine in Sabadell, Manresa und in Madrid.
- momentan 12 Festnahmen (11 in Barcelona, 1 in Madrid), mehrere Identifikationen in Barcelona und weiteren Orten. Laut Presse gibt es 15 angeordnete Haftbefehle. Abends 4 Verhaftete in Madrid.
- Begründung u.a.: Suche nach Beweisen für Mitgliedschaft in einer "kriminellen Organisation anarchistischer Art mit terroristischem Ziel" , der diverse Sprengstoffanschläge zugeschrieben werden (Presseinfo)
- Richterliche Anordnung (veranlassender Richter ist Javier Gómez Bermúde in Madrid) gewährt Bullen weitreichende Befugnisse bei Identifizierung von Personen, Durchsuchungen der Räume und "Sicherstellung" von Gegenständen und Daten
- ab 19 Uhr Demo mit über 3000 Leuten durch Gracia, mehrere Banken u.w. angegriffen
- Demos in mehreren anderen Städten in Katalunien und dem spanischen Staat
Die Ereignisse von heute morgen:
700 Bullen der Mossos sind an der geheimen Operation beteiligt, rund ums Kasa Muntanya an die 400. Die Umgebung wurde weitreichend abgesperrt und Personen identifiziert, inklusive Presse. Für den Einbruch ins Casa Muntanya haben die Bullen einen Hubschrauber mit starkem Scheinwerfer über dem Haus gehabt, außerdem wurde ein Baum ausgerissen (nicht abgesägt), sowie Straßenpoller beseitigt.
Ab sieben/ halb acht Uhr morgens blockierten rund 50 solidarische Personen die Hauptstraße nahe des Kasa Muntanya für mehr als eine dreiviertel Stunde lang. Der Verkehr wurde auf sechs Spuren lahm gelegt. Als die Straße zum Kasa Muntanya blockiert wurde (und somit der Weg der Bullen zum Haus/ vom Haus weg) haben Bullen der Brigada Mobil (BriMo) (4) der Mossos d'Esquadra 10 Minuten später die Blockade durch Kesselungsversuch aufgelöst und die Personen teils rennend die Straße in Richtung Plaza Lesseps getrieben. Es gab eine zweite kurze Blockade bis wieder Bullen anrückten. Nach Auflösung der Blockade wurde für 9 Uhr früh zum Plaza Lesseps mobilisiert und es gab eine Versammlung.
Im Kasa Muntanya waren 20 Personen über mehrere Stunden im Sportraum gefangen, bzw. sie haben sich dort zum Beginn des Angriffs eingeschlossen. Zwei Kinder waren zum Zeitpunkt des Einbruchs der Bullen im Haus und durften im Laufe des Vormittags raus, wie auch zwei Erwachsene. Zwei der 20 Personen wurden als Zeug_innen für Durchsuchung der Räume im Haus hinzugezogen. Die Durchsuchung des Hauses dauerte bis 6 Uhr abends an. Bis zum Abend wohl keine Festnahmen im Casa Muntanya. Es wurden neben Computern, Telefonen und weiteren Sachen wie Werkzeugen aus der Elektronik-Werkstatt auch Kinderspielzeuge sichergestellt. Morgen (Mittwoch) um 12 Uhr gibt ein Anwalt vom Kasa Muntanya eine Pressekonferenz. Morgen nach 13 Uhr werden auch einige Gefangene in Sabadell's Zentrale der Mossos ein Statement abgeben, sie werden über Nacht in Zellen der Polizeizentralen in Sabadell und in Cerdanyola gefangen gehalten.
In Nou Barris wurde im Zusammenhang mit der Operation "aus Versehen" die Wohnung eines alten Ehepaars gestürmt, einige Medien finden außerdem erwähnenswert, dass einer der Festgenommenen ein Feuerwehrmann sei.
Rund ums Kasa Muntanya waren schon morgens sehr viele Zivilbullen im Einsatz, die in Pärchen den blockierenden Mob und die spätere Versammlung beobachteten.
Die richterliche Anordnung:
Der Durchsuchungsbescheid der Operation Pandora erlaubt laut Presseinfos:
- zugriff auf Räume der Verdächtigten, sowie Identifikation der umliegenden Räume und Bewohner_innen (d.h. auch Durchsuchung sämtlicher Räume eines ganzen Hauses)
- Clonen und Mitnahme sämtlicher Daten und Datenträger (Computer, Labtops, Handys, Festplatten, USB-Sticks etc.), wohl auch von nicht direkt Beschuldigten
- Identifikation und Durchsuchung sämtlicher Fahrzeuge z.B. auch in Gemeinschaftsgaragen
Das wird zwar auch sonst gemacht, hier ist es jedoch von Anfang an mit weitreichendem Ausmaß angeordnet.
Die Demos heute abend:
Zunächst gab es eine spontane Demo in San Andeu mit 150 Personen, zwei Stunden bevor die Abenddemo begann. Ab 19 Uhr beteiligten sich über 3000 Leute an der Demo für die Freiheit der Gefangenen. Parolen wie "llibertat detingudes anarquistes" (Freiheit für die gefangenen Anarchist_innen), "No hi som totes, falten les preses" (Wir sind nicht alle, es fehlen die Gefangenen!) und "L'únic terrorista, l'estat capitalista" (Der einzige Terrorist ist der kapitalistische Staat), "jo també sóc terrorista" (Auch ich bin Terrorist_in) und "terrorisme és no arribar a final de mes" (Terrorismus ist, zum Ende des Monat nichts mehr zu haben) wurden von mehreren Anwohner_innen von Balkonen mit Applaus und auf-Töpfe-klopfen begleitet.
Es ging vom Plaça Diamant zum Plaça Lesseps, danach weiter durch Gracia, es wurde versucht zum Haus der Spanischen Regierung im Zentrum zu gehen, aber die Mossos blockierten die Straße. Dann auf dem Weg zum Hauptsitz der Regierungspartei verhinderte eine weitere Polizeikettedas weiterkommen. Die Demo teilte sich und löst sich Teils auf. Es wurde begonnen mit Müllkontainern Barrikaden gegen die Bullenfahrzeuge zu bauen und Straßen zu blockieren. Schon vorher wurden nahezu alle Banken und Immobilienbüros entlang der Route angegriffen. Kleinere Gruppen haben in Gracia weitere Ziele angegriffen, u.a. in den Hauptstraßen. An einem Punkt musste sich eine Spontandemo, die zuvor auf der Diagonal lief auflösen, um Angruffen der Bullen zu entgehen. Es gab keine Festnahmen.
Weitere Demos gab es in Girona und Valencia mit 150 und 200 Personen, außerdem in Gijón, Salamanca, Zamora, Bilbao, Valladolid, Sevilla und hundert Personen in Saragossa, die Freiheit für die Gefangenen forderten. In Madrid waren 1000 Menschen auf der Demo, die sich nach einem Bullenangriff auf der Gran Via in mehrere Gruppen aufteilte. Hier gab es wohl 4 Festgenommene.
Unterstützt die Gefangenen, organisiert Solidarität.
Weitere Infos werden folgen, z.B. auf barcelona.indymedia.org
Nachrichten in catalan und castellano, z.B.:
Anti-Terror-Operation "Operation Pandora" des Spanischen Zentralgerichtes (1) und der katalanischen Polizei (2) gegen die libertäre Bewegung: https://directa.cat/operacio-de-laudiencia-nacional-espanyola-mossos-con...
https://directa.cat/actualitat/laudiencia-nacional-va-ordenar-lescorcoll...
http://www.lavanguardia.com/sucesos/20141216/54421474789/operativo-de-lo...
http://www.lavanguardia.com/local/barcelona/20141216/54421490504/mossos-...
https://directa.cat/actualitat/milers-de-manifestants-als-carrers-de-gra...
https://directa.cat/actualitat/una-quinzena-de-mobilitzacions-arreu-de-l...
https://directa.cat/persones-detingudes-en-loperacio-pandora-passaran-ni...
Twitter: Die Zeitung La Directa: https://twitter.com/la_directa und #OperacionPandora
Fußnoten:
(1): Die Audiencia Nacional de Espanja ist ein zentrales Gericht in Spanien, das mit der Verfolgung schwerer Straftaten, namentlich des Terrorismus, betraut ist.
(2): Die Mossos d’Esquadra sind die Polizei für Katalunien. In Spanien ist die Policia Nacional verantwortlich. Das Baskenland hat auch eigene Bullen.
(3): Ein Ateneu ist ein (anarchistisches) Zentrum, wie ein soziales Zentrum oder ein autonomes Zentrum
(4): Die Brigada Mobil (BriMo), Mobile Brigade, ist auf Aufstandsbekämpfung (Antidisturbios) spezialisiert.
fick
den staat und seinen klassenkampf von Oben
Soli-Demo Madrid
Hier ein Video von der Soli-Demo in Madrid:
https://www.youtube.com/watch?v=Ya8hkSkMihE
Spiegelbild
dieser Gesellschaft: Das Wahnwitzige Spektakel des Weinachtsterrors und mittendrin die letzten verstümmelten Reste einer Opposition, gejagt von den Robotern des Systems, unverstanden von den "unbeteiligten Zuschauern", die vermutlich sogar in Tränengasnebel noch versuchen würden, irgendein koloniales Ausbeuterprodukt zu erwerben.