Bei der diesjährigen Nachttanzdemo "Für linke selbstverwaltete Zentren in Heidelberg und überall" am 24. Oktober beteiligten sich über 600 TeilnehmerInnen. Ab 18 Uhr sammelten sich auf dem Uniplatz die ersten 400 TeilnehmerInnen. Als es knapp eine Stunde später losging, wurden diese von vier Soundwägen begleitet. Redebeiträge informierten zu der Situation der studentischen und antifaschistischen Freiräume in Heidelberg.
Während der Zwischenkundgebung am Bismarckplatz stellte sich die Initiative Anarres vor, die plant, im Rahmen des bundesweiten Mietshäuser Syndikats ein Haus zu kaufen. Ein vierter Redebeitrag in der Römerstraße erinnerte an das autonome Zentrum, das dort vor zehn Jahren geräumt wurde.
Unmittelbar vor der Demonstration hatte das Ordnungsamt auf direkte Anweisung des Oberbürgermeisters Würzners, entgegen dem Kooperationsgespräch am Montag, neue Auflagen erlassen und die Route gekürzt. Die Polizei, die mit einem Großaufgebot angerückt war, hielt sich zurück, so dass es zu keinen Zwischenfällen kam.
Nach der Auflösung um 22 Uhr vor dem Hauptbahnhof folgte eine Soliparty im Teufel.
PM: Anarres
Pressemitteilung zur Nachttanzdemo am 24. Oktober 2009
Mehr als 600 Menschen tanzten für „linke selbstverwaltete Zentren in Heidelberg und überall“. Rund zehn Jahre nach der Räumung des autonomen Zentrums konnte auch OB Würzners Intervention den Erfolg nicht verhindern. Damit stellte sich die Initiative Anarres, die derzeit nach einem käuflich zu erwerbenden Objekt sucht, zum ersten Mal einer größeren Öffentlichkeit vor.
Die seit einigen Monaten angekündigte Nachttanzdemo fand gestern in Heidelberg großen Anklang. Die mehr als 600 Personen starke Demonstration begann um 18 Uhr auf dem Universitätsplatz in der Heidelberger Altstadt mit einer Auftaktkundgebung. Danach zog der Demonstrationszug, der von vier Wägen musikalisch begleitet wurde, über die Friedrich-Ebert-Anlage zum Bismarckplatz und von dort weiter zum Hauptbahnhof, wo die Demonstration gegen 22 Uhr endete.
Vor Beginn der Demonstration gab die Polizei eine andere Demonstrationsroute vor, als zuvor in einem Kooperationsgespräch mit dem Ordnungsamt und der Polizei vereinbart. Dies geschah nach Angabe des Ordnungsamtes auf Anordnung von Herrn OB Würzner, der anscheinend ein persönliches Problem damit hatte. Wir sehen dies als einen klaren Verstoß gegen dass Versammlungsgesetz. Eine angemeldete Demonstration darf nur eingeschränkt werden, um die öffentliche Sicherheit zu gewährleisten. Da die Polizei ursprünglich kein Problem mit der Demonstrationsroute hatte, war dies nicht gegeben und die Versammlungsfreiheit wurde aus politischen Gründen eingeschränkt. Damit hat die Stadt ein weiteres mal ihren Standpunkt zu einem autonomen Zentrum in Heidelberg ausgedrückt.
Seit der Räumung des autonomen Zentrums vor zehn Jahren gibt es einen Mangel an Räumen für politische Gruppen, Lesungen, Diskussionsabende und ähnliches. Erschwingliche Ateliers und Proberäumen für Bands sowie die Möglichkeit unkommerzielle Partys zu feiern oder Konzerte zu geben, existieren in Heidelberg fast nicht. Auch selbstverwaltete Studierendenhäuser gibt es, anders als in den meisten anderen Universitätsstädten, keine!
Daher hat sich die Initiative „Anarres“ gegründet, die, eingebunden in das Netzwerk des bundesweiten Mietshäuser Syndikats, ein Haus kaufen wird. Dieses Haus soll selbstverwaltet und unkommerziell ein Kultur- und Wohnprojekt beherbergen. Dazu suchen wir noch Spenden und Direktkrediten, sowie nach passenden Immobilien.
Solange es aber noch keine neuen selbstverwalteten Zentren in Heidelberg gibt sind wir gezwungen uns Freiräume zu nehmen, unter anderem indem wir Straßen zu Tanzflächen machen.
www.anarres.blogsport.de