Offener Brief an Linksextremisten

Erstveröffentlicht: 
03.10.2014

Berlin –  Scheiben einwerfen und Autos abfackeln: In Berliner Nächten gibt es zur Zeit viel Randale. Die Polizei geht davon aus, dass Linksextremisten ihre Hände im Spiel haben. Und unser Autor hat etwas gegen "Kiez-Talibane", die bestimmen wollen, wer wo leben darf.

 

Liebe Linksextremisten,

 

fast jede Nacht ertragen wir Euch. Wir rechnen damit, dass unser Auto abgefackelt wird, machen uns darauf gefasst, dass jemand unser Haus mit Parolen beschmiert, und neuerdings müssen wir Bürger dieser Stadt auch befürchten, dass ein Stein durchs Fenster saust und uns beim Musikantenstadt-Gucken trifft, wenn wir gerade auf dem Sofa sitzen – nur weil wir in die falsche Gegend gezogen sind. Und es wird nicht mehr lange dauern, bis jemand stirbt, wenn wieder einmal Flammen auf ein Haus übergreifen – von einem der Autos, die Ihr angezündet habt, so wie es in der Nacht zum Donnerstag passierte.

 

Furcht zu verbreiten ist Eure Absicht. Und wir (die wir in Euren Augen Spießer sind) freuen uns tatsächlich schon, wenn wir es pünktlich zur Arbeit geschafft haben und nicht auf der Strecke blieben, weil einige von Euch beschlossen haben, die Kette der kapitalistischen Verwertungslogik zu unterbrechen.

 

Dies gelang Euch im August, als Ihr ein Signalkabel der S-Bahn flambiert und den Bahnverkehr gestört habt. In dieser Woche habt Ihr erreicht, dass einige „besserverdienende“ Familien in Mitte über Auszug nachdenken und ein Ladenbesitzer vor dem Ruin steht. Wieder und wieder habt Ihr deren Haus mit Steinen beworfen, weil es neu gebaut ist und Euch nicht passt.

 

Ihr nehmt für Euch in Anspruch, im Namen der von Verdrängung bedrohten Mittellosen zu handeln. Das sind Ausreden für Eure Zerstörungswut, die Ihr wohl im Sandkasten nicht ausleben durftet. Die Verdrängung Armer und das soziale Elend der Stadt sind ernste Themen für die es politischen Drucks bedarf. Euch linksextremistische Kiez-Talibane, die bestimmen wollen, wer wo nicht leben darf, braucht man dagegen nicht. Aber zum Glück seid Ihr ja nicht sehr viele.

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"Sagt nicht das wir wenige sind, sagt nur das wir entschlossen sind" oder so ähnlich von unseren Griechischen Freunden und Freundinnen.

weiterhin viel Erfolg bei der Personalisierung der ökonomischen Verhältnisse!

Ich bin nicht Die Linksextremisten,diese Worte gebrauche ich,weil ich nicht in eine Schublade gesteckt werden möchte,von denen die diese Wort erfunden haben.In ihrem Posting schreiben Sie von wir,woher nehmen Sie sich das Recht alles zu verallgemeinern?ich will und kann nicht auf alle Punkte antworten,aber soviel zu den Kiez Talibanen:Sie und diejenigen,die mal grade eine Altbauwohnung bezogen haben,oder suchen,weil es so Trends ist,fragen Sie,wer da vorher vielleicht schon jahrelang drin gewohnt hat,vielleicht von klein auf an?Stört es Sie,und ihresgleichen wenn mal wieder eine Eckkneipe dicht machen muss,um einem neuen Schickimicki Restaurant zu weichen.Ich koennte viele solcher Punkte anbringen,aber kommen wir zum Punkt:Ihre und ihresgleichen Gleichgueltigkeit ist mein Ansporn fuer eine lebendige Stadt zu kämpfen,in der es weiterhin Freiräume gibt,und nicht alles einem monotonen Einheitsbrei unterworfen ist,Und,seien Sie sich sicher,da bin ich nicht alleine.

Ihr greift auch Häuser an, in denen vorher keine Wohnungen, sondern Büros waren, also niemand verdrängt wurde, und wo die Bewohner eine Ruine saniert haben: Das Bruno Taut-Haus am Engelbecken, erbaut 1927. Es stand 10 Jahre leer, war nie besetzt...mit Vorder- und Hinterhaus, teuren und preiswerteren Wohnungen...also durchmischt.

Viele der Bewohner sind aus Kreuzberg. Sie sind u. A. ins Tauthaus gezogen, weil sie eben gerade niemanden verdrängen wollten und selbst auch nicht mehr von Vermietern verdrängt werden wollen. Die greift Ihr also an. Eure Zerstörung müssen alle im Haus bezahlen, auch die Familien, welche nicht viel Geld haben, da sie alles für diesen Freiraum, den sie sich zusammengespart haben, ausgegeben haben. Warum seid Ihr so intolerant?  

Kurze Frage: Was meint der Autor mit "Musikantenstadt" [Musikantenstadl]? Hat er das mal so aufgeschnappt und zeigt er damit nicht, dass er offenbar keinerlei Hemmung besitzt seine ignorante Meinung mit Inhalten zu unterfüttern, von denen er alleinfalls eine blasse Ahnung hat?