Am vergangenem Freitag, dem 22.08.2014, wurde am Abend die bereits vor Jahren entweihte St. Albertus Magnus Kirche besetzt. Seitdem bauten wir in dem seit 7 Jahren leerstehendem Gebäude das Soziale Zentrum Avanti auf. Am Samstag morgen hat die Gemeinde zunächst einmal eine kurzzeitige Duldung ausgesprochen. Seitdem herrschte ein reges Treiben in dem Gebäude, Menschen aus allen Bereichen und jeder Altersklasse gingen ein und aus und gestalteten fleißig mit. Schon am ersten Abend stand das Programm für die gesamte Woche und Ausbesserungsarbeiten waren im vollem Gange. Selbstorganisiert haben wir einen Ort mit für jedermensch sichtbarem Potential geschaffen.
Die Resonanz, die unser Vorhaben seit Samstag erfahren hat, zeigt, wie sehr ein solcher Raum gefehlt hat. In kürzester Zeit haben Menschen aus dem Viertel und weit darüber hinaus gezeigt, dass sie bereit sind, sich für ein selbstverwaltetes Stadtteilzentrum zu engagieren. Uns alle eint die Überzeugung, dass freie Räume genutzt werden wollen und nicht leer stehen sollten.
Wir standen seit Samstag mit dem Eigentümer des Gebäudes – der örtlichen Katholischen Gemeinde – und einem Investor, der auf dem Gelände eine Kindertagesstätte bauen will, in Verhandlungen über die weitere Nutzung. Diese Verhandlungen wurden heute morgen durch die Polizei zunichte gemacht. Um kurz nach 7:00 Uhr umstellte eine Einsatzhundertschaft die besetzte Kirche und begann unter dem Vorwand, Ermittlungen zu einem Vorfall am letzten Samstag führen zu wollen, in das Gebäude einzudringen. Unter dem Deckmantel einer Beschlagnahmung als Tatort hat die Polizei eine Räumung durchgeführt.
Die Polizei zerschlägt damit ein Soziales Zentrum, welches sich Tag für Tag mehr etablierte und zunehmend mehr Zulauf aus der Nachbarschaft und Umgebung bekam. Anstelle von Hüpfburgen und Konzerten hält jetzt wieder der Leerstand Einzug in der ehemaligen Albertus-Magnus-Kirche. Die polizeiliche Räumung stellt eine Eskalation der Situation dar und ist ein Schlag ins Gesicht gegen die vielen Hundert Menschen, die das Gebäude seit Samstag mit Leben füllen.
Wir fordern daher alle solidarischen Mitmenschen dazu auf, in einem Protestzug vom Dortmunder Hbf zum SZ Avanti zu ziehen. Avanti ist eine Chance für uns alle! Wir demonstrieren für die Kunstausstellungen, Konzerte, Hüpfburgen und alles was da noch kommen könnte!
Avanti lebt! Avanti kämpft!
Start: 19 Uhr Katharinentreppen (oberhalb) | Abschlusskundgebung in der Nähe des SZ Avanti, Borsigplatz
Gemeinde will abreissen lassen?
Mit Unglauben entnahm ich der Lokalpresse, dass die Kirchengemeinde dieses wirklich tolle Gebäude abreissen lassen will. Unglaublich. Nichts gegen Kinderbetreuung, gerne multikulturell wie jede andere im Ruhrgebiet auch. Aber, das Kirchengebäude muss wieder besetzt werden.Oder mit Menschenkette umstellt. Ich kenn mich da nicht so aus, was da gemacht werden kann.
Soll die Kirche doch lieber den Kölner Dom abreissen. Der ist eh nur nachgemachte Gotik aus dem 19. Jahrhundert. Aber diese Kirche - ich hab das mal im Nezt nachgesehen - ist authentischer Ausdruck der Zeit, in der sie erbaut wurde.
Und wirklich nochmal Dank an die Besetzer.
Heinzelmännchen in Dortmunds Norden
Es "herrschte reges Treiben" in der ehemaligen Kirche, als fleißige Heinzelmännchen "aus allen Bereichen und Altersklassen" das Gebäude mit "Kunstausstellungen, Konzerten und Hüpfburgen" zum Leben erweckten. Man war auch bereits mit den Eigentümern in Verhandlungen getreten, sodass alles bald in rechtlich einwandfreie Bahnen gelenkt worden wäre. Aber leider hat die Polizei diese Verhandlungen "zunichte gemacht", indem sie völlig grundlos die so friedlichen, harmlosen und sozialverträglichen Besetzerinnen aus dem Haus geworfen hat.
Die Polizei weiß es besser. Im Gegensatz zur Selbstdarstellung der Avanti-Leute ist ihr klar, dass das Bemerkenswerte an einem autonomen Zentrum nicht Hüpfburgen oder Konzerte sind, die man auf jedem Sparkassenfest finden kann, sondern, dass solche Zentren zumindest der Möglichkeit nach auch Brutstätten subversiver Gedanken und Taten sind, deren Ziel es ist, die bestehende Herrschafts- und Ausbeutungsordnung umzustürzen. Deshalb hat sie das Gebäude geräumt. Man braucht dies nicht als "Eskalation der Situation" zu skandalisieren, sie ging damit lediglich ihren Amtsgeschäften nach.
Die Frage ist nur: Wissen die Besetzer dies eigentlich auch und haben es nur im Flugblatt aufgrund ihrer Bauernfängerstrategie verschwiegen, weil sie "die Bevölkerung" nicht verschrecken wollten? Oder sind sie in Wahrheit selbst Bauern, die gar nichts anderes wollen als kostenlose Hüpfburgen?