Gestern haben einige Anarchistinnen und Anarchisten in der Bochumer Innenstadt eine Aktion zum Gedenken an den 100. Jahrestag des ErstenWeltkrieges und zur Mobilisierung für die “Krieg dem Krieg”-Kampagne dieses Wochenende in Dortmund durchgeführt. Dabei wurden viele Pappen mit antimilitaristischen Symbolen, Parolen und Bildern auf dem zentralen Husemannplatz aufgestellt um dem alltäglichenTrott aus Arbeiten und einkaufen zumindest optisch etwas zu durchbrechen und daran zu erinnern, dass vor 100 Jahren ein unfassbares Grauen seinen Lauf nahm.
Für die Anarchist*Innen war es wichtig, auch darauf hinzuweisen dass es immer sowohl in Wirtschaft, Staat und auch in der Bevölkerung Kräfte gibt, die vom Krieg profitieren und ihn wollen. Das gilt damals wie heute und dem gilt es gerade auch aus anarchistischer Perspektive etwas
entgegenzusetzen.
Daneben wurden viele Flyer für die Antimilitarismus-Kampagne der AFRR (Anarchistische Föderation Rhein/Ruhr) an diesem Wochenende in Dortmund verteilt. Dabei entstanden auch einige interessante Gespräche mit Passant*Innen, die der Kampagne keinesfalls nur abneigend gegenüberstehen.
Unser Programm am Wochenende ist folgendes:
Freitag, 1.August 2014
Dortmund – Katharinentreppen (gegenüber vom Hauptbahnhof) 18 Uhr – Kundgebung –“Heute wie vor 100 Jahren – Krieg dem Krieg – Für die soziale Revolution”
Partei- und Nationalfahnen unerwünscht!
Samstag, 2. August 2014
Im Taranta Babu – Dortmund – Humboldtstr. 44 mit veganer KüfA!
19 Uhr – Vortrag – Die „unbekannte Internationale“: Anarchistischer und syndikalistischer Widerstand gegen den 1. Weltkrieg – Institut für Syndikalismusforschung
21 Uhr – Lesung von libertären Schriften und Gedichten – Bringt Eure liebsten Gedichte und Texte mit!
Sonntag, 3. August 2014
Langer August – Braunschweiger Str. 22 – Dortmund
Den ganzen Tag wird es vegan Gegrilltes, Popcorn, Info/Büchertische und
mehr im Hof geben.
12 Uhr – Vortrag – Kriegsausbruch in Dortmund 1914 – Andreas Müller
14 Uhr – Lesung – Deutschland, du sollst die Ermordeten nicht und nicht die Mörder vergessen! – Uwe Neubauer
16 Uhr – Vortrag – “Früher, entschiedener und substanzieller” (Bundespräsident Gauck, 2014) zum Krieg – Wolf Wetzel
18 Uhr – Workshop – Praktischer Antimilitarismus im Alltag
youtube
Sehr sehenswert zu dem Thema ist die Arte Dokureihe "Tagebücher des ersten Weltkriegs". Neben guten schauspieler*innen und guten Szenen die sich in Originalaufnahmen einfügen, erfährt Mensch auch etliches interessantes und auch Zahlenmaterial. Mir gefällt die Reihe sehr gut, weil sie den Wahnsinn deutlich macht, mit dem der erste Weltkrieg die Menschen aus den "relativ ruigen" 20ern gerissen hat.
Dortmund
https://linksunten.indymedia.org/de/node/119809
Krieg der Geschichtsklitterung
Nicht nur "Krieg dem Krieg", sondern auch "Krieg der Geschichtsklitterung".
Denn 100 Jahre nach dem Beginn Deutschlands dunkelster Geschichte scheint es ja zur Gewöhnung zu werden, dass immer mehr höchst fragwürdige "Historiker" daherkommen, die medial auch noch in irgendwelche Quasselrunden eingeladen werden und öffentlich dem damaligen Deutschland eine Unschuld aussprechen und behaupten, Deutschland "sei da nur mit reingezogen worden".
Wenn dem nicht Einhalt geboten wird, wird man in wenigen Jahren auch noch ganz andere Gräueltaten leugnen.
die deutschsparchigen anarchist*innen
... ziehen also nun in den Krieg --- Unabhängig des Ursprunges prangen in manchen Städten heute Transparente mit der Aufschrift: "Krieg dem Krieg"
-- das klingt wie: Mit Gewalt gegen die Gewalt
Gegen die Geschichtsvergessenheit
"Krieg dem Kriege" ist der Titel eines antimilitaristischen Buches aus den 1920er Jahren. Die Lektüre dieses Klassikers hat auch meine persönliche politische Entwicklung mit geprägt (damals in den 90ern) und ist immer noch erschreckend aktuell. Das - übrigens mehrsprachig verfasste - Buch dokumentiert u.a. die Gräuel des vorangegangenen Weltkrieges und kritisiert alltägliche Formen der gesellschaftlichen Militarisierung.
Dass eine Kampagne diesen Titel 100 Jahre nach Beginn des ersten Weltkriegs aufgreift ist m.E. nicht nur inhaltlich stimmig und politisch richtig, sondern zeugt auch von einem wünschenswerten Traditionsbewußtsein.
http://de.wikipedia.org/wiki/Krieg_dem_Kriege
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