[FR] Einweihung der Säule der Intoleranz

Very Special Guest

Wir haben heute mit 50 Menschen mit einer ironische Protestaktion, die Säule der Intoleranz vor dem Rathaus enthüllt. Hier die Pressemitteilung, der Redebeitrag, Bilder und Presse zur Enthüllung der Säule der Intoleranz.

 

Pressemitteilung der ohneWagengruppe „Sand im Getriebe“ vom 14.7.2014

 

 

Einweihung der Säule der Intoleranz

Glückwunsch Dieter, du hast es verdient!

 

Heute, am 14.07.2014 um 15 Uhr, haben wir die Säule der Intoleranz am Rathausplatz in Freiburg eingeweiht.

Endlich ist der Zeitpunkt gekommen, die Kunst des OB Dieter Salomon, Wohnformen zu diskriminieren, in die Geschichte der Stadt Freiburg einzubetonieren.

 

Es ist schon ein schönes Kunststück, 11 unserer Wägen zu beschlagnahmen (14.4.), obwohl bereits eine Gemeinderatssitzung zum Thema „Sand im Getriebe“ anstand! (Der Gemeinderat positionierte sich am 13.5. dann tatsächlich positiv.)

Dennoch vom Straßenrand weg unsere Wagen zu beschlagnahmen, ist ein Indiz für eine kompromisslos harte Linie gegen Wagenleben in Freiburg.

 

Unsere mittlerweile schon dreimonatige Obdachlosigkeit nehmen wir heute zum Anlass, eine angemessene Zeremonie zu begehen. Dazu haben wir uns ein angemessenes Geschenk ausgedacht:

Die Säule der Intoleranz!

 

Der Feierlichkeit wohnten 50 Menschen bei, unter anderem Dieter Salomon himself*, der die Säule unter frenetischem Applaus dankend enthüllte. „Diese Säule entspricht genau meiner politischen Linie. Danke das endlich jemand meine intolerante Politik würdigt“, so Dieter.

 

Doch diese Säule steht nicht nur für den intoleranten Umgang mit Wägler_Innen, sondern auch für den intoleranten Umgang mit anderen Menschen, die scheinbar nicht der Vorstellung der Stadtverwaltung von Recht und Ordnung entsprechen.

 

Dieter, du hast dir diese Säule wirklich verdient.

 

*In Ermangelung des echten Dieter Salomon durch einen Mensch mit Pappmaske vertreten

 

 


 

 

Redebeitrag


Sehr verehrter Herr Oberbürgermeister!

Hochverehrte Festversammlung!


Zunächst muss ich sagen dass mich ihre Anwesenheit in derart großer Zahl zu tiefest berührt und noch einmal unterstreicht zu welch ehrwürdigem Anlass wir uns heute hier auf dem Freiburger Rathausplatz versammelt haben. Eine ganz besondere Ehre ist es, dass Sie Herr Oberbürgermeister uns heute mit ihrer persönlichen Anwesenheit beglücken.
Heute stimmt es in besonderem Maße wenn ich sage, ich bin stolz auf diese Stadt.
Wir haben zu dieser Feierlichkeit eingeladen, weil es nach nun drei monatiger Beschlagnahmung der Wagen von „Sand im Getriebe“, endlich an der Zeit ist den Verantwortlichen ganz besonderen Dank auszusprechen.


Ich glaube ich spreche für Sie alle, sehr verehrte Damen und Herren wenn ich sage, wie beindruckt wir sind von den vielseitigen Vertreibungs- und Repressionsstrategien, welche die Stadtverwaltung in diesen Zeiten an den Tag legt.
Und damit meine ich nicht nur die konsequente Durchsetzung der Ordnungsinteressen durch das Obdachlosmachen von 15 Menschen, nachdem sie wochenlang von der Polizei observiert wurden, sondern auch alle anderen perfiden Mittel mit denen in dieser Stadt endlich Recht und Ordnung durchgesetzt wird.


Danke Stadtverwaltung! Danke Ordnungsamt!
Ich frage Sie sehr verehrte Damen und Herren, wo kämen wir hin wenn hier jeder machen könnte was er oder sie will?
Richtig! Dorthin wo wir ganz entschieden nicht enden wollen!
Die Intoleranz der Stadt hat auch in diesem Fall Schlimmeres verhindert.


Nicht auszudenken was für Nachahmungseffekte die Toleranz von Wagenleben haben würde. Man stelle sich mal vor, das spricht sich rum und es kommen Fluten von Menschen die in Wägen wohnen aus ganz Deutschland, ja oder womöglich aus der ganzen Welt in unser Städtle weil hier alles erlaubt und alles möglich ist.
Mitglieder der Grünen Fraktion Freiburg haben es einmal auf den Punkt gebracht: “Wer sich nicht anpasst muss damit rechnen vom Mainstream überrollt zu werden.“

Und in dieser Stadt ist ganz schön was im Rollen!
Der Gefahr die von Menschen ausgeht, die wiederrechtlich am Straßenrand Parken und auch noch in ihren Fahrzeugen leben wird staatliche Gewalt entgegensetzt.


Familien werden aus ihren Wohnungen zwangsgeräumt wenn das Arbeitsamt die Miete nicht rechtzeitig zahlt.
Schon kommendes Jahr werden der Kommunale Ordnungsdienst in Form bewaffneter Hilfspolizist_innen und verlängerte Sperrzeiten endlich für Ruhe in der Stadt sorgen.
Demonstrationen werden durch Verfügungen und massive Polizeipräsenz verhindert. Die Menschen müssen lernen, dass das Recht auf Meinungsfreiheit hinter unserem Ordnungsbedürfnis zurückstehen muss!
Die Stadt hat immer wieder aufs Neue bewiesen wie sehr sie diese Säule der Intoleranz verdient hat. Weiter so Freiburg. Für eine intolerante Stadt auf den straken Grundpfeilern von Recht und Ordnung!


Ich möchte aber dennoch nichts verklären sehr geehrte Damen und Herren,
und daher denke ich, dass ein solcher Anlass auch einen Rahmen zur kritischen Reflektion bieten sollte. Zur Reflektion dessen was noch nicht alles in geordneten Bahnen läuft.


So versuchen beispielsweise Menschen immer wieder Sand in das Getriebe dieser Stadt zu streuen, auf ihr Recht zu Versammlungen und freier Meinungsäußerung zu bestehen und Chaos und Unordnung in unsere Straßen zu tragen. Es gibt immer noch öffentliche Plätze die noch nicht gänzlich durch Kameras erfasst werden. Es gibt immer noch Menschen die meinen auf dem Augustienerplatz Spaß haben zu müssen. Es gibt sie immer noch die Menschen die sich nicht anpassen wollen.


Aber da, meine sehr verehrten Damen und Herren sind wir gut aufgestellt, mit unseren Männer und Frauen im Amt für Öffentliche Ordnung unter Vorsitzenden Herr Rubsamen der mit solch einem Engagement gegen potentielle Kriminelle vorgeht einem Oberbürgermeister Salomon, der gerne mal seine Intoleranz bescheiden verdeckt indem er sich bei der Teilnahme auf dem Cristhopher Street Day in Freiburg in Szene setzt.
Wir sagen, Herr Oberbürermeister: es besteht kein Grund zur Bescheidenheit. Sie haben diese Säule wirklich verdienst!
Und das soll dieses Wahrzeichen heute deutlich zum Ausdruck bringen: Freiburg wir sind stolz auf dich
Und darauf Liebe Festgäste lassen sie uns anstoßen.
Ein Prost auf die Kommunale Dekadenz!

 

 


 FUDDER ------ TV SUEDBADEN ------ RDL


 

 

Weitere Informationen zum aktuellen Stand unserer Situation können unter www.sandimgetriebe.noblogs.org eingesehen werden.

 

Seit heute ist auch ein Überblick über die Geschichte von Sand im Getriebe online: www.sandimgetriebe.noblogs.org/chronik/

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hier ein selbstgemachtes video zur aktion

http://vimeo.com/101231555