[DD] Auswertung vom 07.06.2014 (TddZ)

2014.06.07 Dresden - Neonaziaufmarsch und Proteste
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Extra aus verschiedenen Teilen Deutschlands sind wir angereist, um den Naziaufmarsch und deren "TddZ" zu stören. Auch wollten wir unseren eigenen Standpunkt auf die Straße bringen. Dies alles ist unserer Meinung nach gescheitert, mehr oder weniger.

 


 

Am Bahnhof Neustadt angekommen, bemerkten wir sofort die hohe Polizeipräsens, was aber nicht wirklich verwunderte. Als größerer Gruppe nicht-Dresdner_Innen mussten wir uns erstmal orientieren, und suchten daher einen Kundgebungsort auf. Von dort ging es dann, nachdem ein Lauti forderte, den Platz zu wechseln, in Form einer kleinen Demo (ca. 200) auf die Straße. Mehrere Versuche zum anstimmen von Parolen blieben unbeantwortet, und so ging es fast still den Lauti hinterherlaufend weiter. Als die ersten Bullen auftauchten, und hektisch Polizeiketten bildeten, staunte die Menge nicht schlecht und blieb einfach stillschweigend einige Meter vor den noch unorganisierten Bullen stehen. Als wir und einige andere Personen (ca. 50) versuchten, durch die noch nicht ganz geschlossene Kette (aus etwa 10 Bullen) zu sprinten, schoss auch schon das Pfefferspray durch die Luft. Einige Leute konnten die lockere Kette erfolgreich durchbrechen, standen dann aber alleine hinter den Bullen (auf der richtigen Straßenstelle). Der Rest der "Demo" blieb dann noch mehrere dutztent Minuten dort stehen, bis der Lauti dazu aufrief wieder umzudrehen.

 

Es wäre ein leichtes gewesen, geschlossen die Bullenkette zu durchbrechen, wenn denn alle mitgelaufen wären. So hätte man es leicht auf die mögliche Naziroute geschafft, und hätte sich diesen nähern können, um aktiv zu blockieren oder mehr!

 

Allgemein viel uns an diesem Tag auf, das die vielen Bullen extrem unorganisiert wirkten, besonders die aus NRW wirkten enorm verunsichert, und streiteten sich gar einige male untereinander.

 

Auf der Suche nach Infos und Personenansammlungen liefen wir weiter durch die fast leeren Straßen Dresdens. An einem weiteren Kundgebungsort angekommen, sahen wir die Menge auf einer Wiese sitzent futtern, und begaben uns etwas demotiviert dazu.

 

Als nach fast 60 Minuten immer noch keine anstalten der Menge gemacht wurden, richtung Sammelpunkts der Nazis zu laufen, oder wenigstens mögliche Routen in der Nähe zu blockieren gemacht wurden, zogen wir wieder alleine weiter.

 

Knapp 500 Meter vor den Nazis (welche laut Infoticker zu dieser Zeit Ihre Kundgebung hielten) war dann vorerst schluss, da wirklich jede noch so kleine Gasse abgesperrt war. Dennoch wollten wir zu den Nazis gelangen, um sie aktiv zu stören, und entschieden uns daher, wie wir finden zu einem taktisch klugen Schritt. Wir (ca. 20 Personen aus mehreren Bezugsgruppen) gaben den Bullen an, zu dem Kundgebungsort der Rechten zu wollen, und beharten auf unser Recht, dort hinzudürfen. Die Bullen (NRW) wirkten sichtlich iritiert, und wussten nicht damit umzugehen, gaben aber nach ca. 15 Minuten nach, und begleiteten uns in Richtung der Nazis. Gut 100 Meter vor den Nazis, welche wir bereits hören konnten, haben die Bullen es sich dann aber wohl anders überlegt, da Cops aus Dresden dazu kamen und lange untereinander diskutierten. Schließlich wurde uns dann angeboten, nach einer Personenkontrolle dort hinzugelangen, was wir aber ablehnten, um dann ohne Begleitung der Bullen, welche immer noch Diskutierten, richtung Nord-Osten zu laufen.

 

Um neue Infos zu bekommen, checkten wir die diversen Ticker und nutzten das Infotelefon. Am Telefon hieß es dann, man solle am besten zu einem Kundgebungsort kommen, um sich dort zu sammeln. Da wir dies aber bereits  zwei mal getan haben, entschlossen wir uns, erstmal was essen zu gehen, und hofften darauf, das noch andere Antifaschisten so nah wie wir an die Nazis ran kommen.

 

In der nächsten Stunde passierte dann nicht wirklich viel. Man schlenderte durch die leeren Straßen der Stadt, sah viel Polizei, einige einzelnde Antifaschisten und ein paar Nazis, welche uns aus den Festern filmten. Die meisten waren wohl noch auf den Kungebungen, und genossen dort das gute Wetter, obwohl mittlerweile bekannt war, das die Nazis am laufen sind, wenn auch nur richtung Stadtauswärts.

 

Sichtlich genervt und angepisst von dem Bereich Dresdens, gingen wir zu einer weiteren Kundgebung, wo in nächster Zeit eine Demos stattfinden soll.

Dort angekommen, bemerkten wir die Durchsage des Lautis, welcher gerade nach 3 nicht-vorbestrafte Personen sucht, um Demo-Ordner zu spielen.

 

Nach gut 30 Minuten ging es dann los.

- ca. 500 Teilnehmer_Innen.

- davon ca. 50 welche wir als autonom einschätzten.

- Parolen, welche uns aber vom Inhalt und der Lautstärke & Wirkung nicht wirklich überzeugten.

 

Mit der Zeit wurde auch diese dann wieder beendet, und die Masse fügte sich wieder dem warten und rumsitzen. Als wir und einige andere Genoss_Innen damit aber nicht einverstanden waren, und eine Sponti in Richtung der Nazis starten wollten, wurden wir von einigen Personen (bunt/bürgerlich) angeschnautzt: "Hört doch jetzt auf damit, wir waren doch gerade gelaufen" hieß es in etwa.

 

Mächtig angepisst von alle dem, zogen wir wieder alleine weiter, und bekamen zeitgleich mit, das die Nazis nun Ihre Abschlusskungebung halten, mitten in einem Wohngebiet. Ein letztes mal also zogen wir dorthin, und bemerkten verwundert eine größere Gruppe aus gut 100 Leuten, welche auch zur Kundgebung der Nazis laufen wollten. So kam es dann zu einer kleinen Sponti, welche aber von gut 90% der Teilnehmer_Innen auf dem Bürgersteig lief. Immer mal wieder hörte man ein paar kraftlose Parolen und sah etliche Bullen-Fahrzeuge auf dem Weg dort hin, welche uns aber bloß anschauten.

 

An der Abschlusskungebung der Nazis angekommen, warteten bereits knapp 100 weitere Antifaschist_Innen auf uns, und wir riefen gut 10 Minuten Parolen gegen sie. Ein durchbrechen in Richtung der Nazis war nicht möglich, da die Straße mit Wannen zu gestellt war. Als die Nazis dann nach Hause fuhren, liefen wir mit dem Lauti und knapp 300 Leuten zurück nach DD-Neustadt. Mit der Zeit entwickelte sich das zu einer Demo, an welcher bis zu 600 Personen teilnahmen. Am Goldenen Reiter endete diese mit einer kleinen Kundgebung.

 


 

Was bleibt (vorerst)?

- Blasen an den Füßen.

- Sonnenbrand.

- Wut auf die Organisator_Innen, welche nicht ernsthaft versucht haben, den Nazis die Straße zu nehmen, sondern bloß dazu aufriefen, an Ihren Kungebungen teilzunehmen.

- Millitanz/Wut fehlte fast komplett, bzw. war nicht erwünscht.

(Bsp. Einige unserer Leute riefen den Nazis gegen Ende wütend ein paar Beleidigungen in Form von Parolen zu, daraufhin bekamen wir von einer jungen Frau und einem älteren Mann folgendes zu hören: "Beruhight euch mal!"

 

So viel von uns ... werden Dresden jetzt erstmal schlucken und verdauen müssen.

Fest steht: So jedenfalls in Zukunft nicht mehr mit uns!

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Fotos vom "Tag der Deutschen Zukunft" und dem ganzen Drumherum gibt es hier:
https://www.flickr.com/photos/rene_strammber/sets/72157645061684585/

Danke für den Bericht.

Ich sehe es ähnlich ohne sämtliche Details ausbreiten zu wollen.

Nervig auch das andauernede abhalten von Plenas

Was ich schon aus repressionstechnischen Gründen nicht verstehen kann

mit einer Reihe von unbekannten Leuten zu beraten.

Für den Austausch von Infos reicht es doch aus diese zu sammeln mehr nicht.