Warum wir aus Berlin am 21. Juni nach Hannover fahren

halimneu

Weil wir nicht vergessen und auch nicht vergeben

29. Juni 1994: Der 16-jährige Halim Dener klebt zusammen mit einem Freund in der hannoveranischen Innenstadt, nahe dem Steintorplatz, Plakate der kurdischen Befreiungsbewegung.  Wenig später ist er tot, ein Schuss aus der Waffe des SEK-Bullen Klaus T. traf Halim in den Rücken, er verblutete. Der Mörder wird, wie üblich, wenn einer die Uniform seines Staates trägt, freigesprochen. „Der Angeklagte hat den Schuss unter Stress in einer außergewöhnlichen Situation unabsichtlich abgegeben“, heißt es in der Urteilsbegründung. Die widersprüchlichen Zeugenaussagen, die offenkundig falsche erste Aussage des Cops selbst, der Umstand, dass der Todesschütze eine Knarre trug, bei der das "zufällige" Auslösen eines Schusses als nahezu unmöglich gilt - all das spielte keine Rolle für das Gericht.

 

Halim Dener erzählt aber noch andere Geschichten. Die Geschichte von Flucht und Vertreibung in jenem Krieg, den die türkische Regierung - immer fleißig unterstützt von der deutschen und mit Waffen aus deutscher Produktion - gegen die kurdische Bevölkerung führte und führt. Und die Geschichte des Verbots der kurdischen Arbeiterpartei PKK im November 1993, das eine bis heute andauernde Repressionswelle gegen kurdische AktivistInnen einleitete. Erst durch das Verbot und die Hetze gegen "TerroristInnen" wurde das Klima geschaffen, in dem Klaus T. den Abzug drückte, denn schließlich war Plakatekleben nun ein Terrordelikt.

All das wollen wir nicht vergessen, und wir wollen es auch nicht vergeben. Deshalb fahren wir,  nach Hannover.

Sehid namerin!
Halim Dener presente!

Zugtreffpunkt für Berlin: 21.06.2014 / 7:45 Uhr / Berlin Alexanderplatz (Gleis 2)

Unterstützende Gruppen: KOP (Kampagne für Opfer rassistischer Polizeigewalt); Antifaschistischen Revolutionären Aktion Berlin [ARAB] ; North-East Antifascists [NEA] ; Kampagne „Hände weg vom Wedding“; Oury Jalloh Initiative; Solidaritätskomitee Kurdistan; No Justice No Peace

 

http://halimdener.blogsport.eu

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Sonntag 08.06.2014 / 17 Uhr / Biergarten Jockel (Ratiborstr. 14c, Kreuzberg)

Infoveranstaltung: "Tödliche Polizeigewalt in Deutschland"

Anlässlich des 20. Todestages von Halim Dener findet am 21.6. in Hannover eine bundesweite Demonstration statt. Im Rahmen der Mobilisierung organisieren wir eine Veranstaltung über tödliche Poliezigewalt und die Folgen in Deutschland. Es werden Menschen aus der Oury Jalloh Initiative, von der Halim Dener Kampagne, KOP (Kampagne für Opfer rassistischer Polizeigewalt) und dem ehemaligen "No Justive - No Peace" Bündnis anwesend sein.

 


Mittwoch 11.06.2014 / 20 Uhr / Groni50 (Wedding):

Infoveranstaltung: "Der Mord an Halim Dener – die tödlichen Folgen des PKK-Verbots"

Vor 20 Jahren wurde der kurdische Jugendliche Halim Dener in Hannover von einem deutschen Polizeibeamten erschossen. Der 16-jährige war erst wenige Wochen vorher vor dem Krieg in Kurdistan geflüchtet, der Anfang der 1990er Jahre mit großer Brutalität und deutschen Waffen geführt wurde. 4 Millionen Kurdinnen und Kurden mussten aus ihrer Heimat fliehen, da ihre Dörfer vom türkischen Militär systematisch zerstört wurden. Viele der nach Deutschland Geflüchteten blieben der Arbeiterpartei Kurdistans PKK verbunden und demonstrierten mit bis zu Einhunderttausend Menschen gegen die Unterstützung der deutschen Bundesregierung für den türkischen Staat. So auch Halim Dener. In der Nacht vom 30.6.1994 klebte er Plakate der nationalen Befreiungsfront Kurdistans "ERNK", die wie alle PKK-nahen Organisationen seit 1993 in Deutschland verboten war. Bei der Festnahme durch einen ihn dabei beobachtenden Polizeibeamten in zivil traf ihn unter bis heute nicht geklärten Umständen ein tödlicher Schuss in den Rücken. Wie oft in solchen Fällen wurde der Beamte in einem Prozess schließlich freigesprochen. Mit dieser Veranstaltung sollen die Hintergründe des damaligen Geschehens dargestellt und zu einer am 21. Juni in Hannover stattfindenden Demonstration mobilisiert werden. Veranstaltet durch das Kurdistan Solidaritätskomitee Berlin. Referenten: Nick Brauns, Journalist und Elmar Millich, Rechtshilfefonds Azadi.