Eine Blattkritik (Teil 1) : neues deutschland

neues deutschland. Titelseite vom 19. Mai 2014

Das Internet ist die Zukunft. Aber warum sollen Zeitungen nicht auch die Zukunft sein? Keine Frage: Das WorldWideWeb ist aktueller, aber für manch eine_n ist die Tageszeitung nicht weniger aktuell und dafür übersichtlicher. Sie haben eine begrenzte Zahl von Seiten, die einen Gesamtüberblick garantieren. Wochenzeitungen oder Monatsmagazine haben einen anderen Charakter - sie sind nicht in erster Linie auf Aktuallität aus.

 

Die sozialen Bewegungen setzen meist auf Berichterstattung in Medien. Sie machen Pressearbeit - sogar die Autonomen vor dem 1. Mai in Berlin veranstalten Pressekonferenzen. Wohlwollend berichten darüber die linken Medien. Aber gerade der linken Presse, die Hartz IV skandalisiert und auf die kapitalismusinhärente Schere zwischen arm und reich aufmerksam macht, fehlen die großen Unternehmen, die Anzeigen schalten oder finanzkräftige Leser, die sich ein Abo leisten können. Das ist das Leid linker Tageszeitungen.

Nicht erst seitdem eine aus der linken Bewegung erwachsene Zeitung inzwischen AfD-Wahlkampfanzeigen schaltet, gibt es in Deutschland noch zwei linke Tageszeitungen: Die junge Welt und das neue deutschland. Heute nehmen wir uns einmal die Ausgabe des neuen deutschlands vom Montag, 19. Mai 2014 zur Blattkritik aus Bewegungssicht vor.

Aufmacher sind die Proteste in der Türkei nach dem "Mord" an Bergarbeitern in Soma und dem repressiven Vorgehen der Polizei Erdogans. Weitere Texte der Titelseite drehen sich um Gewerkschaftskämpfe und Antimilitarismus (konkret: Das Wettrüsten der Bundesregierung in Asien und die Bestrebungen der Verteidigungsministerin nach mehr Auslandseinsätzen der Bundeswehr).

Aus der Seite 2 ("Tagesthema") geht es um die Blockupy-Proteste. Der Aufmacher (http://www.neues-deutschland.de/artikel/933383.haus-der-wirtschaft-ist-j... ) dreht sich um die Aktionstage in Deutschland und ist überschrieben mit "Haus der Wirtschaft ist jetzt bunter". Dieser süffisante Titel spielt solidarisch auf die Farbbeutel an, die während der Berliner Blockupy-Demo an die Glasfassade der Arbeitgeberverbände, des BDI bzw. BDA geflogen sind. Die Demo in Hamburg gegen das "Prestigeobjekt Elbphilharmonie" ist der Zeitung sogar einen eigenen Artikel (https://www.neues-deutschland.de/artikel/933381.anrennen-gegen-ein-prest... ) wert.

Als einzige Zeitung hat das neue deutschland auch Proteste außerhalb Deutschlands mit einem Beitrag (https://www.neues-deutschland.de/artikel/933382.empoerte-atmen-durch.html ) gewürdigt - schließlich war es ein europaweiter Aktionstag. Korrespondenten aus Spanien und Frankreich berichteten und ehrlicherweise brachen sie nicht in Jubel aus.

Schon einige Tage zuvor begann die Zeitung auf ihrer Online-Auftritt mit einem live-Blog (dasnd.de/blockupy ) über die Aktionstage. Darin wurden zahlreiche Informationen zusammengetragen - über die Aktivitäten in zahlreichen Städten, aus Agenturmeldungen, Presseerklärungen, Tweets und Blogeinträgen. In einer weiteren Rubrik der Zeitung schreiben verschiedene Bewegungsaktivist_innen, darunter in den vergangenen Wochen zwei Beiträge zu Blockupy und den geplanten Aktionen: http://www.neues-deutschland.de/rubrik/in-bewegung

Zurück zur nd-Ausgabe von Montag. Sahra Wagenknecht schreibt über die von der Energieindustrie geplante Vergesellschaftung der Kosten für den AKW-Ausstieg. Und das ist vielleicht das einzige, was bei der Lektüre negativ auffällt: Die Linkspartei ist in dem Blatt etwas zu stark vertreten - vor allem auch auf der Homepage, wo die Partei zusätzlich Anzeigen schaltet.

Aufmacher des Politik-Teils sind auf Seite 5 die Montagsmahnwachen (http://www.neues-deutschland.de/artikel/933350.inforap-und-aluhut.html ). In der Linken sind sie umstritten. Auf der nd-Webseite sind dazu schon zahlreiche kontroverse Artikel veröffentlicht worden. Der lange Artikel in der Montagausgabe beschreibt die Konflikte, kritisiert kritisch die Verschwörungstheorien, stellt aber auch klar, dass die Mahnwachen eine spontane Regung sind, in der viele ihre ersten politischen Erfahrungen zu sammeln scheinen. Ein weiterer Text (https://www.neues-deutschland.de/artikel/933349.die-linke-hat-die-ukrain... ) auf dieser Seite befasst sich mit der Friedensdemo am 31. Mai, zu der linke Gruppen und die Friedensbewegung aufrufen - sich allerdings nicht dazu durchringen konnten, in ihrem Aufruf Inhalte zu vertreten.

Weitere Themen im Politikteil sind Geheimdienste, Soma, der Besuch des türkischen Minsterpräsidenten in Deutschland. Hervorzuheben ist noch ein Text zum "atlantischen Klassenprojekt" TTIP (http://www.neues-deutschland.de/artikel/933294.ein-atlantisches-klassenp... ). Das Thema beschäftigt auch die Linke. Von attac bis zu linksradikalen Gruppen ist das Handelsabkommen zwischen den USA und der EU Gegenstand von Diskussionen und Kritik. Der Autor weißt darauf hin, dass die TTIP-Gegner_innen leicht in eine Falle tappen können: Wenn immer nur die Chlorhühnchen aus den USA kritisiert werden, können die Initiatoren den Protest schnell wegwischen, indem sie verkünden: Der Import von Chlorhühnchen bleibt verboten. Dann ist dem Protest das Argument genommen und die restlichen Machenschaften können widerstandslos umgesetzt werden. Ein Problem, so der Autor, sind die geheimen Verhandlungen und das undemokratische Verfahren. Keiner weiß, was da genau auf uns zukommen wird. Aber schon andere Handelsabkommen wie z.B. CETA könnten die negativen Auswirkungen von TTIP vorwegnehmen.

Das neue deutschland zeichnet sich durch bewegungsnahe Themen aus. Kenntnisreich erstattet es Bericht über Anliegen der Linken. Die Zeitung ist lesenswert für alle, die an ausführlicher Berichterstattung über soziale Proteste und Bewegungsaktivismus interessiert sind. Sie bietet Hintergrundinformationen, die auf linken Webportalen nicht bzw. nicht in der Ausführlichkeit zu finden sind.

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Sehr gute Idee, mal die nicht irrelevanten linken Tageszeitungen zu betrachten. Nur sind es eben Tageszeitungen, jede Ausgabe hat andere Schwerpunkte und Hintergrundinfromationen. Natürlich ist zur Zeit Blockupy ein großes Thema - aber kann man das neue deutschland anhand dieser einen Ausgabe wirklich als "bewegungsnah" bezeichnen? Dazu bietet sich eine längerfristige Betrachtung an.

Das ist Zeitung der DKP und nicht eine Zeitung die bewegungsnah ist. Warum soll den die Parteizeitung der DKP als überparteilich breit in der meinung gwürdigt werden. Mit der jungen Welt verhält sich das anders diese ist bewegungsnah sehr wohl.

Bitte keine Wahlwerbung für die DKP vor dem 25 Mai auf Indymedia posten!!!

und dann Kommentare abzugeben, wenn man schon keinen Schimmer hat.

Das ND steht der LINKEN nah und hat hat mit der DKP exakt gar nichts zu tun. Und worin bei dem Artikel die Wahlwerbung - gleich für welche Partei - bestehen soll, erschließt sich mir auch nicht.

Die ND diskreditieren wollen weil sie angeblich DKP nah sei, obwohl sie eher der Linken nahesteht und im gleichen Atemzug die - im Gegensatz zur ND - wirklich DKP nahe nationalbolschewistische JW anzupreisen und als "bewegungsnah" zu bezeichnen zeugt nicht gerade von Integrität und Sachverstand.